Tony Hawk's Pro Skater 1+2 - Test, Sport, XboxSeriesX, XboxOne, PlayStation5, Switch, PC, PlayStation4

Tony Hawk's Pro Skater 1+2
31.03.2021, Matthias Schmid

Test: Tony Hawk's Pro Skater 1+2

Trendsport fast ohne Ladezeiten

Ist der Name dieser Spieleserie noch zu retten? Das fragte ich mich vor dem Test von Tony Hawk's Pro Skater 1+2 (ab 23,00€ bei kaufen) im letzten September. Mittlerweile weiß ich: Der Tony kann es noch. Vicarious Visions hat den einstigen Trend(sport)setter formidabel modernisiert und ein Remaster allererster Güte fabriziert. Wie aber schlägt sich die Neuauflage auf PS5 und Xbox Series X?

1999 traf ein gewisses Rollbrettspiel von Neversoft den Nerv einer ganzen Zockergeneration - der späte PlayStation-Hit wurde nicht nur in kurzer Zeit für N64 und Dreamcast umgesetzt, sondern brachte innerhalb von nur drei Jahren drei Nachfolger hervor - Tony Hawk's Pro Skater 4 erschien bereits 2002. Auch danach rollte das Brett im Jahrestakt über Halfpipes und Rampen: Underground 1 & 2, American Wasteland, Project 8 und Proving Ground. Dazu Downhill Jam auf Wii und DS. Alles von 2003 bis 2007. Starken Abnutzungserscheinungen zum Trotz wurde jeder Trend und damit die Marke zu Tode geritten: Die mit Skateboard-Controller ausgelieferten Bewegungssteuerungs-Episoden Ride und Shred versetzten der Serie 2009/10 den Todesstoß. Daran änderte auch Tony Hawk's Pro Skater 5 anno 2015 nichts - der letzte Lizenz-Melk-Vorgang, kurz bevor der Vertrag mit dem Namensgeber auslief, verdiente sich nur bescheidene 59% in unserem Test.

Skate or Die!

Wer glaubt, dass die aktuelle Neuveröffentlichung in überholter Form ein Novum für die Serie darstellt, der unterschätzt Activision: Bereits 2001 verquickte Treyarch (ja, die Call of Duty: Black Ops-Macher) die Inhalte der beiden ersten Teile zu Tony Hawk's Pro Skater 2X, einem US-exklusiven Launch-Titel für die erste Xbox. Und 2012 erschien mit Tony Hawk's Pro Skater HD ein Best-of von THPS 1 & 2 für Xbox 360, PS3 und PC. Tester Paul bescheinigte dem Titel einen „Riesenspaß bei entsprechend gefärbter Nostalgiebrille“ und immerhin 71%. 2017 nahm Activision das Downloadspiel übrigens aus allen digitalen Ladenregalen.

Nicht jedes Areal profitiert gleich von der Next-Gen-Power: Dieser Schulhof mit grellem Tageslicht sieht auf PS5 fast wie auf PS4 aus.
Doch zurück zum aktuellen Titel: Tony Hawk's Pro Skater 1+2. Damit hat das in New York beheimatete Studio Vicarious Visions gute Arbeit abgeliefert, soviel sollte mittlerweile bekannt sein. Die harten Fakten lauten: Im Spiel stecken alle neun Kurse aus THPS1, alle zehn Kurse aus THPS2 (davon zwei nicht vom Start weg), ein Skatepard-Editor plus ein Mehrspieler-Modus (online und lokal). Die Levels beider Serienteile müssen wie anno dazumal in fester Reihenfolge hintereinander gemeistert werden - dazu kommt eine Art Überbau mit allerlei Personalisierungskram, Klamotten, Auflevelsystem und Challenges über alle Modi hinweg. Und die Mucke? Bis auf drei Songs haben es zum Glück alle ikonischen Lieder der ersten beiden Teile in die Remaster-Collection geschafft - darunter auch Goldfingers legendäres Superman, das schon nach wenigen Sekunden für Retro-Glücksgefühle sorgt. Zusätzlich gestellen sich drei Dutzend frische Tracks zum klasse aufspielenden Soundtrack - der trumpft obendrein mit frei konfigurierbarer Playlist auf und ist neuerdings so „intelligent“, dass Lieder auch über Restarts und Menüs hinweg fortgesetzt werden; eine angenehme Neuerung.

Sattere Farben, kräftigere Farben, bessere Schattenwürfe - das Level Lagerhalle sieht auf PS5 (rechte Bildhälfte) schon ein Stückchen besser aus als auf PS4 (linke Bildhälfte).
Zu den 13 alten (und auch visuell gealterten) Rollbrett-Helden - darunter Muska, Burnquist, Lasek, Steamer oder Mullen - kommen acht neue Profis, plus Officer Dick und - sofern man sich die Digital Deluxe Edition gönnt - ein Skelett. Alle echten Sportlern kann man diverse (freispielbare) Outfits anziehen, die enorme Masse an mit Ingame-Währung kaufbaren Shirts, Hosen, Schuhen, Decks, Tapes oder Rollen ist aber dem Eigenbau-Skater vorbehalten. Die Liste an Herausforderungen erinnert in ihrem Ausmaß an ein Call-of-Duty-Spiel: Es gibt buchstäblich hunderte von Challenges für alle Skater, für alle Levels und viele andere Zusatzziele - das führt während des Herumrollens schon mal dazu, dass man von aufploppenden Einblendungen erschlagen wird, erhöht für Profis aber die Langzeitmotivation. Mit jeder geschafften Challenge rückt man der nächsten Level-Stufe ein Stückchen näher und kann sich vielleicht ein neues Ausrüstungsteil kaufen.

Sk8erboys & -girls

Zudem wird auch das Fahren mit einem bestimmten Profi belohnt, denn das bringt Punkte für den Charakter - so kann man zehn Werte wie z.B. Flip-Geschwindigkeit, Rail-Balance oder die allgemeine Geschwindigkeit verbessern. In den 19 Stages selbst locken die altbekannten Aufgaben, deren Platzierung akkurat von den Originalspielen übernommen wurde: Man sammelt SKATE-Buchstaben, geheime Tapes, meistert besondere Gaps und kümmert sich natürlich um Punkte-Vorgaben. Interessanterweise bekamen die Stages aus dem Erstling neue Aufgaben spendiert, damit die Liste genauso lang ist wie bei den Schauplätzen aus Teil 2. Nur wer das Gros der Prüfungen schafft, kann die folgenden Levels freischalten - in diesem Punkt ist das Remaster bewusst altmodisch und streng. Wem das zu stressig ist, der kann im Freeskate-Modus von Anfang an alle Stages ohne Zeitbegrenzung anwählen. Zeitbegrenzung? Richtig. In den alten Tony-Hawk-Teilen war man nämlich stets nur zwei Minuten pro Versuch unterwegs - wer in dieser Zeitspanne z.B. nur 4 von 5 Buchstaben findet oder knapp an der gewünschten 100.000-Punkte-Marke scheitert, der muss nochmal von vorn ran. Aber natürlich lernt man bei jedem Lauf dazu: Man prägt sich die besten Lines ein, notiert im Kurzzeitgedächtnis die Platzierung von Buchstaben oder anderen Sammelgegenständen - und kennt die überschaubar großen, aber hervorragend designten Levels bald in- und auswendig.

Spielstand von PS4 auf PS5 bzw. von Xbox One auf Series X übertragen? Der Screenshot verrät, wie das geht.
Wer mit der Steuerung/Buttonbelegung, die sich mehr an Teil 3 bzw. 4 orientiert, nicht zurechtkommt, kann im Menü unter „Bewegungssets“ zu den Originaleinstellungen von damals wechseln. Und er darf (im Untermenü „Mods“) sogar regeln, ob automatisch die Rail-Balance gehalten wird oder eure Skater gar nicht stürzen. Neben dem ordentlichen Tutorial dürfte einigen Spielern auch das Skatepark-Editor gefallen. Die Eigenbau-Kreationen sehen letzten Endes zwar immer spartanischer aus als die Standard-Levels, dafür kann man sich auf diese Weise reichlich Nachschub aus der Community holen. Und schließlich lockt noch der Mehrspieler-Part: Lokal tritt man im Splitscreen-Modus gegen einen Kontrahenten an und macht z.B. Jagd auf die LOSER-Buchstaben, online misst man sich mit bis zu sieben Mitspielern in klassischen Varianten wie Score-Challenge, Kombo-Mambo oder Graffiti. Das Matchmaking funktioniert klasse, die Wartezeiten sind kurz.

Was in vollem Tempo vielleicht untergeht, wird deutlich, wenn man innehält - die Texturen von Kleinigkeiten wie diesem Müll wurden sichtbar verbessert.
In puncto Aufbau und Leveldesign bleibt Vicarious Visions erfreulich nah am Original - derweil sorgen sorgen die knackige, arcadige Steuerung und das hohe Tempo bei konstanten 60 Bildern pro Sekunde für ein allgemein sehr angenehmes Spielgefühl. Das Remaster lässt also, auf jedweder Hardware, die grobschlächtigen 32-Bit-Originale meilenweit hinter sich und sieht auch deutlich besser als das HD-Upgrade von 2012 oder Teil 5 aus dem Jahr 2015. Der Unterschied zwischen der PS4- und Xbox-One-Version vom letzten Herbst und den neuen Fassungen für PS5 und Xbox Series X ist jedoch weniger augenscheinlich: Beide Next-Gen-Konsolen bieten im „Wiedergabetreue“-Modus native 4K-Auflösung mit 60 FPS oder, ein geeignetes TV-Gerät vorausgesetzt, im "Leistungsmodus" 1080p-Auflösung mit 120 Bildern pro Sekunde. In allen Varianten sieht Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 auf PS5 und Xbox Series X knackscharf aus und glänzt mit etwas besseren Texturen, satteren Schatten und verfeinerten Lichteffekten. Hält man seinen Skater an und lässt den Blick durch die Level gleiten, sind dann auch Detailunterschiede zur vorigen Generation sichtbar - ich habe dazu zigfach zwischen PS4- und PS5-Fassung auf zwei HDMI-Kanälen umgeschalten und mir mehrere Stages im Detail angeschaut. Allzu deutlich und oder buchstäblich augenscheinlich sind diese Verbesserungen aber leider nie. Die Neuauflage sah eben schon auf der letzten Generation richtig gut aus. Dafür wurden die Ladezeiten dramatisch verkürzt: Statt knapp 20 Sekunden auf ein Level warten zu müssen, geht es nun schon nach drei bis vier Sekunden los. Der enttäuschend schwache Trigger-Effekt im PS5-Controller lohnt übrigens keine zusätzliche Ausgabe.

Die liebe Technik

Zusätzliche Ausgabe? Nur wer die Digital Deluxe Edition des Spiels auf PS4 oder Xbox One gekauft hatte, erhält ein kostenloses Upgrade für die jeweilige Nachfolge-Plattform. Alle anderen müssen für das Cross-Gen-Update 10 Euro löhnen. Es sei denn, sie sind Besitzer einer Disc-Fassung für die Xbox One - dann ist nur der komplette Neukauf für Xbox Series X möglich; auf der PS5 blüht dieses Schicksal immerhin nur denjenigen die zur PS5-Konsole ohne Laufwerk griffen. Wer noch gar kein Exemplar des Spiels besitzt, wird zum Kauf des Cross-Gen-Deluxe-Bundles gedrängt, das mit einem Preis von 55 Euro um 10 Euro teurer ausfällt als die letztjährige Old-Gen-Fassung. Praktischerweise hat Activision das komplizierte Prozedere auf einer eigenen Webseite zusammengefasst. Die Switch-Version übrigens hat indes immer noch keinen genaueren Termin als „irgendwann 2021“.

Fazit

Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 ist nicht perfekt, als Remaster zweier klassischer Trendsport-Titel aber ziemlich nah dran. Bei diesem Fazit (der PS4- und Xbox-One-Fassung) bleibe ich auch auf den Next-Gen-Konsolen. Die Grafik ist nun noch etwas schicker und die Ladezeiten sind fast passé - das ist löblich und angenehm, hebt das ohnehin sehr starke Gesamtpaket aber nicht gleich auf eine neue Ebene! Die alten Kult-Areale wurden in puncto Geist und Spielgefühl vortrefflich in die Moderne übertragen - meine alten Lieblingsstages wie das Einkaufszentrum oder Downhill Jam kann ich in dieser Form locker 20 oder 30 mal am Stück zocken, ohne dass mir langweilig wird. Die Areale sind einfach so stark designt, locken Punktejäger und Kombo-Könige mit so vielen Spots, dass es eine Wucht ist. Das schnelle, arcadige Spielgefühl tut das Übrige - man fällt in den ersten Stunden zwar ständig auf die Schnauze, berappelt sich aber ebenso rasch. Auch das Grindsystem schätze ich sehr: Es mag haarsträubend unrealistisch sein, wie leicht man auf Geländern oder Mauerabsätzen entlangrutschen kann, ist in spielerisch Sicht aber viel erfüllender als z.B. jüngst in Skater XL. Zudem finde ich klasse, dass alle Levels für den Freeskate-Modus schon freigeschaltet sind - denn allen lobenden Ausführungen zum Trotz habe ich mit dem Prinzip des Zwei-Minuten-Runs auf Dauer nicht mehr ganz so viel Spaß wie anno 2000 auf Dreamcast.

Pro

  • hervorragende Steuerung
  • exzellent designte Areale
  • superkurze Ladezeiten
  • Grinden geht klasse von der Hand
  • grafisch stark generalüberholte Stages
  • Manuals zum Verbinden von Tricks
  • Schatten, Lichteffekte & Texturen noch etwas besser
  • viele Stürze, schnelles Aufstehen
  • Free-Skate-Modus, wo schon alles freigeschaltet ist
  • starker Soundtrack mit fast allen alten Stücken
  • Auflevelsystem über die Inhalte beider Spiele hinweg
  • stabiler, schneller, spaßiger Online-Modus
  • Offline-Versus-Modus im Splitscreen
  • alle alten Helden plus neue Profis dabei
  • viele Kleidungsstücke bekannter Marken
  • Spielfortschritt der alten Version kann übernommen werden

Kontra

  • 2
  • Minuten
  • Korsett fühlt sich schon altmodisch an
  • Profi-Skater nicht frei mit Klamotten ausrüstbar
  • keine Einstellungsmöglichkeiten für Online-Partien
  • die vielen Challenges können überfordern
  • Trigger-Effekt auf PS5 kein Mehrwert

Wertung

XboxSeriesX

Technisch wie spielerisch sehr gelungenes Remaster zweier Skateboard-Klassiker - auf PS5 und Xbox Series X noch einen Tick schärfer und mit sehr kurzen Ladezeiten.

PlayStation5

Technisch wie spielerisch sehr gelungenes Remaster zweier Skateboard-Klassiker - auf PS5 und Xbox Series X noch einen Tick schärfer und mit sehr kurzen Ladezeiten.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
  • Käufe haben keine Auswirkungen auf das Spieldesign.
Kommentare
fflicki

Wusste nicht das einem auf der Xbox das 10 Euro Update nicht angeboten wird, und das ist dann natürlich ärgerlich wenn es auf der Konkurrenzplattform doch auch geht.

vor 3 Jahren
Fox81

Immer wieder lustig zu Lesen wie permanent gejammert wird wenn es ein Spiel auf eine neuere Konsole schafft wo es dadurch von den modernen Fähigkeiten Profitiert.

Ihr braucht gar nicht neu zu Kaufen, ihr müsst gar keine zusätzlichen 10 Euro mehr bezahlen, mit dem Kauf der Last Gen Version habt ihr doch genau das bekommen was euch für euer Geld angeboten wurde.
Habt doch einfach Spass an euren Games oder lasst es bleiben und kauft besser keine mehr, dann läuft man jedenfalls keine Gefahr was veraltetes gekauft zu haben.

Was hab ich schon Spiele in meiner Zockerkarriere gekauft, die es auch mal auf modernere Plattformen geschafft hatten und dort von den neueren Features un Technik profitierten?
Da bin ich auch noch nie auf die Idee gekommen rumzuheulen warum ich da jetzt mit einer so altmodischen Version zurecht kommen muss.
Mich ärgert hier vor allem der Unterschied der gemacht wird. Als PS4 User uns Disc besitzer und alle digital Besitzer brauchen nur 10 € für das upgrade zahlen. Aber hast du die Disc für die Xbox gekauft, tja dann "muss" man halt das Spiel komplett neu kaufen.

vor 3 Jahren
4P|Matthias

keine prozentpunkte?
Nein, hatten wir im letzten Herbst mit der Version für PS4 und One auch so gehandhabt. Weil ja ne Art Collection - und die bekommen immer nur ne Schulnote.

vor 3 Jahren
Antimuffin

Weiß jemand ob es das Remaster irgendwann bei Steam geben wird?

vor 3 Jahren
JudgeMeByMyJumper

Seitdem die Originale kamen nicht mehr gespielt, aber so langsam reizt es mich doch. Das sieht schon nach enorm viel Spaß aus.

vor 3 Jahren