Say No! More - Test, Arcade-Action, Switch, PC, iPhone, Mac, iPad

Say No! More
13.04.2021, Alice Wilczynski

Test: Say No! More

Spielerisch zum Neinsager

Das deutsche „Studio Fizbin“ versucht sich mit Say No! More (ab 13,49€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) an einer Simulation, in der man lernen soll, auch mal nein zu sagen. Das gesamte Spiel kann mit einer Taste gesteuert werden, da sich die selbst erstellte Figur von alleine durch den Bürokomplex bewegt. Was die Entwickler zu dieser Idee bewegt hat und ob das Spiel überzeugen kann, verrät der Test.

Obwohl es sich um ein kleines Indiespiel handelt, konnte ich meinen Charakter in einem umfangreichen Editor mit Shirts, Frisuren, Körperformen und Hautfarben gestalten. Hier bekommt man auch den ersten Eindruck des gelungenen Block-Designs, das von Spielen der 90er inspiriert wurde und für viele witzige Momente sorgt. Wenn etwa eine Gruppe von wütenden Mitarbeitern zum Mittagessen rennt und dabei steif ihre Beine schwingt, oder wenn Charakteren ganze Tränenbäche herunterfließen. Die Mimik wurde trotz der technischen Limitierung mit viel Liebe zum Detail gestaltet und auch der gelungene Jazz-Soundtrack schafft einen gemütlichen Retro-Rahmen für die Simulation.

Tolle Details

Guten Freunden einen Wunsch abzuschlagen, kann manchmal besonders schwer sein.
Und in der geht es darum, die Angst vor dem Neinsagen zu überwinden. Bevor ich meinen ersten Tag als Praktikantin in einer großen Firma antreten konnte, überreichte mir ein Freund noch eine extra für mich angefertigte Brotdose. Diese freundliche Geste wurde jedoch mit dem Satz „Kannst du nochmal die Miete für mich zahlen?“ garniert. Und auch die erste Begegnung mit meinen neuen Kollegen lief nicht besser: „Koch mal Kaffee, kopier diese Dokumente, bring mir mein Essen“, während mein Vorgesetzter betonte, dass das Jasagen in dieser Firma großgeschrieben wird. Meine Mitpraktikanten schien dieser blinde Gehorsam nicht zu stören und als auch noch meine Brotdose geklaut wurde, stellte ich mich mental schon mal auf einen grauenhaften Tag ein.

Aus dem Leben einer Praktikantin

Doch zum Glück kam alles anders, denn in meiner Schreibtischschublade fand ich eine Kassette, in der mich ein muskulöser Motivationscoach in die Kunst des Neinsagens einführte. Automatisch bewegt sich die Spielfigur durch die Level und kann via Knopfdruck alle nervigen Anfragen der Kollegen mit einem lauten Nein beantworten. Ja, auf dem Papier mag das albern klingen, aber es ich hatte meine Freude daran, einen nervigen Mitarbeiter nach dem nächsten mit einem Nein! gegen die Wand zu werfen.

Mit dem Motivationscoach trainiert man das Neinsagen und lernt ein paar neue Aktionen.
Nach und nach kommen neue Aktionen wie das Klatschen, Auslachen oder ein besonders mächtiges Nein hinzu. Sehr hinterhältig ist auch die Aktion „Nicken“, bei der man Verständnis vortäuscht, nur um dann doch ein heftiges „Nein!“ hinterher zu werfen. Spielerisch gefordert wird man bis zum Ende nicht, es geht vielmehr darum der Geschichte zu lauschen und sich daran zu erfreuen, einfach mal nein zu sagen und nicht alles einfach so hinzunehmen. Je nach Überarbeitungsgrad könnte Say No! More bei einigen vielleicht sogar eine therapeutische Wirkung haben.

Die englische Sprachausgabe ist gelungen, wird mit jeder Menge Witz vorgetragen und der allgemeine Humor brachte mich immer wieder zum Schmunzeln. Selbst der sehr deutsche Akzent einiger Charaktere passt hier außerordentlich gut. Wer möchte kann auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch oder Französisch „Nein!“ rufen.

Und die Moral von der Geschicht'

Andauernd trifft man auf Kollegen, die einen mit Aufgaben nerven. NEIN!
Neben den vielen albernen Momenten, in denen ich wegen meines mächtigen Neins sofort befördert wurde, oder andauernd Bürowände zum Einsturz brachte, schlägt das Spiel zum Ende einen ernsteren Ton an: Neben der Emanzipation vor dem Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter ausnutzt und nicht ernst nimmt, lernen die Figuren, dass auch Freunde mal ein deutliches „Nein“ hören müssen.

Leider merkt man dem letzten Kapitel zu sehr an, dass hier die „große Botschaft“ vermittelt werden sollte, so dass ich vor kitschiger Ansprache etwas die Augen verdrehen musste, als Sätze wie „Sei die beste Person, die du sein kannst“ fielen. Generell lassen der Witz und die kreative Erzählweise im Verlauf des Spiels leider immer mehr nach, was bei einem Titel der spielerisch nur wenige Aktionen bietet, besonders auffällt.

Auf der Suche nach der gestohlenen Brotdose geht es auch der Chefin an den Kragen!
Auf Nachfrage, was die Entwickler zur Spielidee inspiriert hat, erzählte mir Game Director Marius Winter, dass zwar niemandem beim Praktikum die Brotdose geklaut wurde. Dennoch flossen Autor Brenden Gibbons schlechte Erfahrungen in der Spielebranche mit ein, in der Überstunden normal und Gewerkschaften als etwas Schlechtes galten. Auch das Problem von introvertierten Personen diente als Inspiration, denen es häufig schwerer fällt, ohne schlechtes Gewissen eine Einladung von Freunden abzulehnen. Auch der generelle Druck immer positiv zu sein, sich behaupten zu müssen und Ja zu sagen, war eine Erfahrung, die das ganze Team bereits gemacht hat.

Die Hintergründe des Nein-Sagens

Fazit

Say No! More macht vor allem Spaß, um einfach mal eine Runde Dampf abzulassen und endlich mal die Kontrolle in einer fiktiven Firmenwelt zu übernehmen. Spielerisch wird man zwar wenig gefordert und auch die Geschichte um eine ausbeuterische Führungsperson ist nicht unbedingt was Neues. Dennoch wird alles mit so viel Witz und tollem Design präsentiert, dass ich gut unterhalten wurde. Dabei nimmt sich das Spiel zum Großteil nicht zu ernst, versucht gleichzeitig aber auch zum Nachdenken anzuregen. Egal ob nervige Arbeitgeber, die einem zu viel abverlangen, oder Freunde, auf deren Party man eigentlich keine Lust hat. Zwar wird die Story zum Ende hin etwas klischeehaft und das Spieldesign ist extrem einfach gehalten. Dennoch war es eine witzige Abwechslung, einfach mal nur auf einen Knopf drücken zu müssen und eine Reihe von Mitarbeitern mit einem heftigen „Nein!“ an die Wand zu klatschen.

Pro

  • gelungenes Design im Stil der 90er
  • witzige Dialoge und tolle Sprachausgabe
  • toller Jazz-Soundtrack
  • simple Steuerung über eine Taste
  • kreatives und wichtiges Thema
  • Spaß an Zerstörung und Kollegen wegklatschen

Kontra

  • Humor flacht mit der Zeit etwas ab
  • die Geschichte wird zum Ende sehr kitschig und die Moral zu offensichtlich vermittelt
  • Spielmechanik wird auf Dauer etwas einseitig

Wertung

PC

Witzig präsentierte Simulation, in der man spielerisch eher wenig gefordert wird, dafür aber lernt, seine Mitarbeiter mit einem "Nein!" an die Wand zu klatschen.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
ChaoticSonic

Nein, einfach nur nein!

vor 3 Jahren
4P|Alice

Lol achsooo, ich hatte zuerst sogar überlegt, nein zu schreiben, aber hatte Sorge, dass dann jemand beleidigt ist
Ich wäre ja fast geneigt zu sagen "Hast Du denn gar nichts aus dem Spiel gelernt?" aber das wäre mir an einem Dienstagabend zu Meta Schöner Test jedenfalls!
Es war halt das kalte Nein mit einem zustimmenden Nicken davor
Eindeutig!!!!!!

vor 3 Jahren
Tas Mania

Respekt, dass Ihr überhaupt das Spiel gefunden habt :0

vor 3 Jahren
Jazzdude


Ok, dann war meine Vorlage zu subtil. Nächstes mal. Nächstes mal...
Nein
Gibts da ne Mod für?
Nein

vor 3 Jahren