World of Demons - Test, Prügeln & Kämpfen, iPhone, iPad

World of Demons
12.04.2021, Jörg Luibl

Test: World of Demons

Okami lässt grüßen

Bereits im Frühling 2018 wurde World of Demons angekündigt. Die "Dramatic Samurai Action" sollte sogar schon einige Monate später für iOS sowie Android als Free-to-play mit Mikrotransaktionen erscheinen. Aber nach der Enthüllung wurde es still um das Spiel von Platinum Games. Jetzt ist es drei Jahre später, dafür ohne Käufe, für Apple Arcade erschienen. Lohnt sich der tödliche Tanz mit den Yokai?

Manchmal schmerzt einen Spieldesign schon lange vor dem Release. Vor allem, wenn sich gute Entwickler mit einem interessanten Konzept zu Unfug hinreißen lassen. Als ich damals die ersten Szenen von World of Demons sah und dazu den Plan der Mikrotransaktionen, habe ich sofort abgewunken: so eine Verschwendung! Aber jetzt hat Platinum Games das Spiel über Apple Arcade veröffentlicht - wo bekanntlich nur Spiele erscheinen, die einen nicht nochmal zur Kasse bitten. Das ist gut so und das macht mich wieder neugierig.

Keine In-Game-Käufe? Geht doch!

In der Rolle eines Samurai stellt man sich zig Yokai und einem Oberbösewicht. Die Texte wurden auch auf Deutsch übersetzt.
Innerhalb des Abo-Service von Apple, der kürzlich um einige Klassiker erweitert wurde, gehört World of Demons neben Fantasian sicher zu den interessantesten Neuzugängen. Immerhin sind hier die Macher des weltweit gefeierten Bayonetta am Werk - und die verstehen etwas von rasanter Action in üppiger Inszenierung. Hinzu kommt der Fokus auf japanische Folklore sowie ein Artdesign, das mit seinen dicken Pinselstrichen im kalligraphischen Stil sowie dem mythologischen Thema natürlich sofort an den Klassiker Okami erinnert.

Erzählerisch geht es daraum, dass die Grenze zwischen Menschen und Dämonen aufgehoben wurden- so dass die Yokai jetzt überall ihr Unwesen treiben. Also muss ein Held her, der sie aufhält und den verantwortlichen Bösewicht, den Oni Shuten Doji, zur Strecke bringt. Die Story ist zwar nicht der Rede wert, aber nimmt sich in den lustigen, auf Deutsch untertitelten Gesprächen auch nicht zu ernst.

Kalligraphie und Mythologie

Es gibt einige coole Fähigkeiten wie etwa den Wasserwirbel, den die verbündeten Yokai auslösen.
Wichtiger ist ohnehin, dass hier fast alle bekannten Yokai lebendig werden - und zwar im traditionellen Stil der Holztafeldrucke, wie es in alten Schriftrollen zu sehen ist. Freut euch also auf Oni sowie Kappa, Kitsune & Co in all ihrer bizarren Art, die auch ihre berüchtigten Fähigkeiten einsetzen. Ihr wollt mehr über diese Wesen erfahren? Dann schaut euch mal diese Einführung in die japanische Mythologie an.

Im Spiel geht es sofort zur Sache: Kaum rennt man mit seinem Samurai in eine tintenschwarze Wolke, öffnet sich ähnlich wie in Okami von 2007 eine Arena, in der man schnell und komboreich gegen Dämonen kämpft. Man kann Feinde fixieren, leichte oder schwere Hiebe landen und wer rechtzeitig ausweichen, darf effektiv kontern. Je nach Art des Katana sowie Entwicklung des Helden, stehen einem elementare Boni sowie Spezialattacken zur Verfügung, die den Kombozähler weiter nach oben treiben.

Gefechte mit und gegen Yokai

Man erkundet die Landschaft in Schultersicht.
Das Besondere ist, dass man die besiegten Yokai nicht nur hübsch illustriert in einer vergilbten Schriftrolle sammelt, sondern dass man sie in Kämpfen als Begleiter einsetzen kann. Sie sehen nicht nur skurril aus, sondern sind Elementen wie Feuer, Wasser, Luft etc. zugeordnet, können effizient kombiniert werden und ganz unterschiedliche Attacken auslösen - von der lang gepeitschten Zunge, die Feinde heranzieht, über die Vereisung aus der Distanz bis zum flammenden Rad, das auf Feinde zurollt.

Während man mit seinem Katana zuschlägt, hat man also weitere Möglichkeiten, indem man seine Waffen, Spezialhiebe sowie vor allem die dämonischen Unterstützer entsprechend einsetzt. Zwar gibt es auch mal eine Pause, so dass man z.B. nach der Wahl eines Yokais die Richtung seines Angriffs einstellen kann. Aber World of Demons ist nichts für besonnene Taktiker, denn es inszeniert ein effektreiches und rasantes Hack'n Slay in Echtzeit. Das ist vor allem in den ersten Gebieten auch für Einsteiger durch Buttonmashing mit etwas Ausweichen zu meistern.

Hack'n Slay mit leichter Taktik

Man trifft auch auf menschliche Feinde und erweitert sein Arsenal an Verbündeten.
Das Geschlitze und Gezauber sieht auf den ersten Blick fulminant aus, aber es gibt einige Probleme. Zum einen kann die Kamera schonmal zicken. Zwar darf man ihre Empfindlichkeit anpassen sowie Zielfixierungen wechseln, aber so ganz präzise läuft das nicht; auch an das Umschauen und Wechseln der Perspektive muss man sich etwas gewöhnen. Trotz dieser Nicklichkeiten kann man das Geschehen über Touch solide steuern; als Alternative bietet sich natürlich ein Gamepad an, das bei allen Spielen für Apple Arcade unterstützt wird.

Die Yokai werden authentisch im alten Stil illustriert. Hier: Nure-onna.
Zum anderen gibt es grobe Grafikfehler während der Gefechte, wenn manche Übergänge zwischen den coolen Animationen plötzlich schwarz werden, die Kamera wild dreht oder einige Yokai scheinbar gar nicht treffen - sie schlagen zu, aber irgendwie passiert nix. Das wirkt fast etwas unfertig und gerade für ein Spiel von Platinum Games fehlt mir hier der letzte Feinschliff in der Choreografie, denn so macht das Zusehen natürlich weniger Spaß.

Grafikfehler und Dialoge ohne Yokai

Außerdem leidet die Stimmung erheblich darunter, dass man in den Dialogphasen die Yokai nicht zeigt. Da spricht man also nach einem Kampf mit einem dieser faszinierenden Wesen, aber die Kamera zeigt tatsächlich nur die fade Landschaft - das wirkt fast so komisch als wäre es ein Bug. Warum sollte man die Gesprächspartner nicht wenigstens als statische Zeichnung eingeblenden? So verliert World of Demons einiges an Faszination und wirkt in der Inszenierung sogar monoton.

Die Yokai, skurrile Wesen der japanischen Mythologie, sind die Stars des Spiels.
Zwar wirken auch die Landschaften trotz toller Hintergründe im Stile von Hokusais berühmter Welle manchmal etwas fade, aber es gibt durchaus Erkundungsreize und sogar kleine Rätsel. Man kann nicht nur Kisten zerdeppern und Beute einsammeln, sondern muss auch mal gezielt die Fähigkeien eines Yokai einsetzen, um z.B. eine blockierende Feuerwand mit Wasser zu löschen, eine weit entfernte Schatzkiste mit Wind zu öffnen oder diese eine nicht brennende Fackel zu entzünden, damit dort plötzlich ein Händler erscheint.

Leichte Erkundungsreize, viel Aufrüstungen

Die Langzeitmotivation besteht letztlich darin, möglichst alle Yokai zu sammeln, die Gebiete zu komplettieren und natürlich auch seine Helden, Waffen und Yokai weiter zu entwickeln. Denn es gibt immer fette Beuet und nahezu alles lässt sich fast à la Nioh 2 aufrüsten. Erreicht eine Klinge z.B. den fünften Level, schaltet man einen weiteren Spezialhieb frei. So entstehen mit der Zeit vielfältige Möglichkeiten und man hat natürlich immer Auswahl, welche zwei Yokai man zu Beginn einer Mission mitnehmen möchte.

Fazit

Lust auf rasante Action mit einem Hauch von Okami und Nioh 2? Dann solltet ihr einen Blick auf World of Demons werfen. In der Rolle eines Samurai schnetzelt, sammelt und entwickelt man sich, indem man fulminante Kämpfe zusammen mit und gegen die dämonischen Yokai bestreitet. Die faszinierenden Wesen der japanischen Mythologie sind die Stars des Spiels, zumal sie im traditionellen Stil illustriert werden und als Koop-Partner für ein wenig taktische Überlegungen sorgen. Abseits der Action gibt es nur wenige Erkundungsreize, aber immerhin kleine Rätsel. Letztlich können jedoch weder die Story noch die Spielwelt begeistern. Hinzu kommen Probleme mit der Kamera, seltsam fade inszenierte Dialoge sowie sehr ärgerliche Grafikfehler in den Gefechten - all das raubt der Inszenierung auf Dauer den Glanz. Unterm Strich ist das noch gute Unterhaltung, aber für Platinum Games war dieser Ausflug in die Welt von iOS scheinbar nur eine Fingerübung, die man nicht großartig polieren muss. Schade, da war mehr drin!

Pro

  • rasante Kämpfe mit tollen Kombos
  • toller kalligraphischer Stil erinnert an Okami
  • Yokai sammeln und als Partner einsetzen
  • Helden, Waffen, Yokai weiter aufrüsten
  • kleinere Rätsel mit Fähigkeiten
  • deutsche Texte
  • mit Gamepad spielbar

Kontra

  • grobe Grafikfehler in den Gefechten
  • keine Yokai in den monotonen Dialogen sichtbar
  • Kamera kann Zicken machen
  • meist recht fade Landschaft

Wertung

iPad

Rasante Katana-Action mit den Yokai als sammelbare Stars und einem Hauch von Okami, der leider Feinschliff und Politur in der Inszenierung fehlt.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
Khorneblume

Werde ich mal antesten. Dies und Fantasian sind zwei gute Gründe für Apple Arcade.

vor 3 Jahren
darkchild

Schade. Aber noch nen Abo ist nicht drin.
Dies plus das, was Tas Mania schreibt. Würde gerne das auch hier damals gelobte "Dungeon Raid" wieder zocken, aber auch das ist nicht mehr auffindbar (also theoretisch doch auf Android, aber leider nicht wirklich spielbar)

Achso und Touch-Steuerung. Ist das Einzige, was für mich in Frage käme und bei derlei Spielen leider keine Option ist. Bleibt die Hoffnung, dass es vielleicht doch irgendwann mal für 'ne andere Plattform erscheint.

Es sieht wirklich toll aus.

vor 3 Jahren
Xris

Schade. Aber noch nen Abo ist nicht drin.

vor 3 Jahren
MrLetiso

Das Artdesign sieht ja mal richtig, richtig gut aus!

vor 3 Jahren
Tas Mania

Apple Arcade hat ein sehr faires Preis Modell. Wobei ich, das Spiel trotzdem besitzen möchte. Als Apple von x86 gewechselt ist sind einige mobile Spiele Perlen verloren gegangen. Mein altes ipad hab ich deswegen behalten und nie geupdatet. Horn, Original Flappy Bird, Infinity Blade und viele mehr wirst du nie wieder bekommen.

vor 3 Jahren