Pac-Man 99 - Test, Musik & Party, Switch
Manch einer dürfte es aufgrund der Stadia-Exklusivität verpasst haben, doch schon Pac-Man Mega Tunnel Battle von Heavy Iron Studios (SpongeBob SquarePants: Battle for Bikini Bottom) ermöglichte im November 2020 Battle-Royale-Kämpfe mit dem gelben Pillenfresser. Dort waren „nur“ 64 Teilnehmer unterwegs, zumal auch das Artdesign nicht so stilsicher anmutete. Ein Vorteil war allerdings, dass die Teilnehmer in die Labyrinthe der Mitspieler einfallen konnten, um alles und jeden aus dem Weg zu mampfen – sogar andere Pac-Men! Diese direkte Interaktion mit menschlichen Spielern sorgte auch in Super Bomberman R Online für viele lustige Momente!
Schon das zweite Battle Royale?
In Pac-Man 99 für die Nintendo Switch fehlt all das. Stattdessen schickt man anderen Spielern lediglich fiese ausbremsende „Jammer-Pacmans“ auf ihre Spielfelder hinüber, die am Rand als kleine Rechtecke zu sehen sind. Das System ähnelt also Tetris 99. Kein Wunder: Beide Spiele wurden schließlich von Arika (Street Fighter EX, Tetris: The Grand Master) entwickelt – und besitzen ähnliche Stärken und Schwächen. Ein Vorteil ist die saubere Performance trotz der hohen Spielerzahl von 99 Teilnehmern. Hinzu kommt die Komplexität der Spielregeln, die dem Oldie einen angenehm modernen Dreh verpassen. Trotz des uralten Grundprinzips werden eine Menge Taktiken möglich, um sich möglichst lange und sicher durchs Labyrinth zu mümmeln und nebenbei dafür zu sorgen, dass möglichst viele Mitspieler aus der Runde fliegen.
Der Geisterzug kommt ins Rollen
Oder ich sorge mit „Stronger“ dafür, dass die Störer-Pac-Men mir weniger ausmachen und ich beim Fressen mehr davon an meine Gegner sende – im Gegenzug wird der Held aber langsamer und die Pille wirkt kürzer. Mein Favorit ist aber „Train“, mit dem sich mehr schlafende Gespenster an einen Geisterzug hängen. All das lässt sich schön kombinieren, sofern der Spieler passende Reflexe und gutes Multitasking entwickelt. Hinzu kommt die Möglichkeit, auf dem Touchscreen einzelne Gegner für verschickte Gemeinheiten auszuwählen (im Handheld-Betrieb). Dabei sehe ich allerdings nicht einmal die Namen der zufällig vermittelten Gegner – ziemlich unpersönlich! Alternativ kann ich meine Opfer auch automatisiert wählen – mit vier verschiedenen Algorithmen. So lassen sich z.B. erfolgreiche Spieler jagen, Angriffe kontern oder bedrängte Gegner leichter rauswerfen. Hinzu kommt eine Jagd nach „Shield Badges“, die man für Knockouts erhält und die ein wenig vor fremden Angriffen schützen.
Verwirrender Einstieg
Wer nicht nur kostenlos online mit Fremden spielen will, kann für 14,99 Euro zu einem Zusatzpaket mit Passwort-Privatrunden sowie drei Offline-Modi greifen. Die enthaltenen Einzelspieler-Modi „Score Attack“ und „Blind Time Attack“ bauen zwar auf den Mechaniken des Hauptspiels auf, die kurzen Zeit- und Punktejagden mit Bestenlisten konnten mich aber nicht besonders lange motivieren. Unterhaltsamer wird es im „CPU Battle“, in dem sich der imitierte Online-Modus auch ohne Internet mit Bots trainieren lässt, mit individuellen Einstellungen bei Schwierigkeitsgrad, Geschwindigkeit und Schilden. Zusätzlich gibt es auch ein „Deluxe Pack“ für 29,99 Euro mit allerlei kosmetischen Grafik-Themen. Diese speziellen Designs für Levels und Figuren lassen sich auch einzeln erwerben und verwandeln das Spielfeld z.B. in Dig-Dug-Höhlen, in denen plötzlich Pooka-Monster herumwuseln. Oder wie wäre es stattdessen mit einem Galaga-Schiff und seinen insektenartigen Gegnern? Schade, dass diese coolen Designs primär käuflich zur Verfügung stehen und die anfangs verfügbaren Standard-Designs bei weitem nicht so cool oder albern aussehen.
Kostenpflichtige DLC-Pakete
Fazit
Pac-Man 99 besitzt für einige Runden zwischendurch einen ähnlich hohen Suchtfaktor wie Tetris 99 vom gleichen Entwickler. Wer ohnehin schon das Nintendo-Online-Abo besitzt, kann also nicht allzu viel falsch machen, wenn er Lust auf ein paar hektische Arcade-Schlachten im modernisierten Pac-Man-Stil hat. Wer noch kein Abo besitzt, sollte aber erst abwägen, ob ihm das Gebotene die Gebühr plus ggf. 14,99 bis 29,99 Euro (für DLCs) wert ist. Das minimalistische Drumherum und ein paar ärgerliche Versäumnisse haben mir den Spaß wieder ein wenig verhagelt. Ist wirklich niemandem aufgefallen, wie nervig auf Dauer die wenigen Musikstücke und die fehlenden Sound-Optionen werden? Und warum werden die verhältnismäßig anspruchsvollen Regeln fast gar nicht erklärt? Zudem wirkt auch die Präsentation etwas altbacken, vor allem im Vergleich zu Tetris Effect, Pac-Man Championship Edition (2) oder Lumines. Im Kern steckt aber immerhin ein solides Arcade-Gemetzel.
Pro
- spannende schnelle Arcade-Matches um den besten Platz
- saubere Performance trotz beachtlichen 99 Spielern
- Privat-Matches und Offline-Übungsrunden mit diversen Optionen (kostenpflichtiger DLC)
Kontra
- Fehlen von Anleitung oder Tutorials sorgt für Verwirrung
- wenige Musikstücke wiederholen sich ständig und lassen sich nicht stummschalten
- Präsentation und Animationen lange nicht so cool wie in Pac-Man Championship Edition (2)
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt u.a. Käufe für einige Offline-Modi und Spielfeld-Designs. Kein Vorteil im Wettbewerb durch Käufe.