Black Legend - Test, Taktik & Strategie, Switch, PlayStation5, XboxSeriesX, PC, PlayStation4, XboxOne

Black Legend
06.05.2021, Jens Bischoff

Test: Black Legend

Taktik im 17. Jahrhundert

Das Ende März erschienene Strategie-Rollenspiel Black Legend vom belgischen Entwickler Warcave hat die Abstimmung für den Wunschtest April gewonnen und wird daher von uns mit einem nachträglichen Test bedacht: Lohnt der rundentaktische Trip ins 17. Jahrhundert?

Black Legend entführt in den von einem alchemistischen Kult besetzten, aber nach wie vor sehr wohlhabenden Stadtstaat Grant, den man als Söldner infiltrieren und zusammen mit einer im Verborgenen agierenden Widerstandsbewegung befreien soll, um selbst Freiheit zu erlangen. Man durchstöbert die von Kämpfen gezeichneten Straßen nach Waffen und Hilfsmitteln, erfüllt Aufträge für einheimische Überlebende, dringt in neue Stadtviertel vor und bekämpft marodierende Kultisten, die überall Galgen errichtet und Einwohner aufgeknüpft haben.

Alchemistische Schreckensherrschaft

Die Erkundung der Stadt erfolgt wahlweise aus einer frei justierbaren Verfolger- oder Vogelperspektive, bei der man den zuvor selbst erstellten Hauptcharakter direkt steuert, während das Gefolge frei umherstreift, aber bei jedem Feindkontakt sofort zur Stelle ist. Die Kultisten und andere Kreaturen wie wilde Hunde oder Nekker sind ebenfalls in verschieden großen Gruppen unterwegs, patrouillieren aber meist nur sehr kleine Bereiche. Ihre farblich eingeblendeten Sichtkegel sind ebenfalls überschaubar, so dass man sie zum Teil auch kampflos umgehen kann.

Über einen simplen Charaktereditor kann man sich im Nu seine eigene Spielfigur kreieren.
Sobald man selbst in einen gegnerischen Sichtbereich tritt, wird ein schachbrettartiges Raster über die Spielumgebung gelegt und direkt an Ort und Stelle ein Kampf initiiert, bei dem man eingangs alle Gruppenmitglieder in einem vorgegebenen Startbereich frei positionieren kann. Danach wählen Feinde und Verbündete gemäß einer sich dynamisch anpassenden Zugfolgenleiste Aktionen aus, die umgehend umgesetzt werden, bis eine Seite vollständig ausgelöscht wurde.

Klassische Rundenkämpfe

Jeder Kampfteilnehmer hat ein bestimmtes Kontingent an Aktions- und Bewegungspunkten, die relativ frei eingesetzt werden können. So kann man sich z. B. hinter einen Gegner bewegen, eine Nahkampfattacke ausführen, sich wieder zurückziehen und den Zug mit einem Distanzangriff abschließen. Darüber hinaus kann man auch noch ausgerüstete Objekte wie Heiltränke oder Wurfmesser einsetzen, die gar keine Aktionspunkte verbrauchen.

Die in klassischer Rundenmanier ablaufenden Kämpfe bieten interessante Alchemie-Elemente.
Außerdem spielen Blick- und Angriffsrichtungen, Höhenunterschiede sowie benachbarte Verbündete eine Rolle. Das Highlight des Kampfsystems ist allerdings eine alchemistische Vier-Säfte-Lehre, die fast jedem Angriff eine entsprechend gefärbte Instabilität hinzufügt, die mit gleichartigen Angriffen verstärkt oder mit benachbarten kombiniert und anschließend zu massiven Schadensboni katalysiert werden können. Entgegengesetzte Instabilitäten gewähren hingegen keine Boni. Entsprechend wichtig ist es, seine Gruppe und deren Kampffertigkeiten gut aufeinander abzustimmen.

Durch das Erbeuten entsprechender Ausrüstung können 15 Charakterklassen mit individuellen Stärken, Schwächen, Fertigkeiten und Talenten freigeschaltet werden, die außerdem Auswirkungen auf die Weiterentwicklung der Charakterwerte, wie Stärke, Treffsicherheit, Geschicklichkeit und Beweglichkeit haben. Mit bestimmten Klassen verknüpfte Fertigkeiten und Talente können durch Verwendung im Kampf übrigens dauerhaft erlernt und dadurch später auch mit anderen Klassen verwendet werden, wodurch die Gruppe zunehmend flexibler wird.

Steigende Flexibilität

Der Pool an ausrüstbaren Fertigkeiten anderer Klassen ist allerdings sehr begrenzt. Bei Charakterwechseln wird immer die bestmögliche Ausrüstung automatisch angelegt. Speicherbare Sets gibt es nicht, manuelle Anpassungen sind aber jederzeit möglich. Das verwendbare Waffenarsenal reicht von Schwertern und Dolchen über Äxte und Hellebarden bis hin zu Armbrüsten und Musketen. Je nach Waffengattung können auch zwei Waffen gleichzeitig verwendet werden. Im Kampf sind allerdings keine Klassen-, Skill- oder Ausrüstungswechsel möglich.

Zugrücknahmen oder Fluchtversuche sind ebenfalls tabu. Facettenreiche Änderungen am Schwierigkeitsgrad hingegen nicht - allerdings nur zu Spielbeginn... Immerhin kann man das Kampftempo jederzeit in drei Stufen variieren. Ansonsten sind Inszenierung und Ablauf der Kämpfe aber eher steif und altbacken. Die Kamera kommt mit den Aktionen oft gar nicht mit, während die KI auch mal planlos hin- und herrennt oder die Kollisionsabfrage wilde Teleportationen veranstaltet - fatales Festhängen der eigenen Spielfigur und Abstürze inklusive, wenn auch zum Glück nicht sehr häufig.

Praktisch: Bei jedem Klassenwechsel wird automatisch die bestmögliche Ausrüstung angelegt.
Auch grafisch kocht Black Legend auf Sparflamme: Die Kulissen sind zwar durchaus stimmungsvoll, aber statisch und steril, die Animationen hölzern, die Effekte unspektakulär. Die Interaktionsmöglichkeiten mit der Spielumgebung halten sich ebenso in Grenzen: Hier mal eine Türe oder Kiste öffnen, besiegte Gegner plündern oder Kisten erklimmen - das war's. Außerdem kann man sich an speziellen Bäumen heilen sowie im Unterschlupf der Widerstandsbewegung Gruppenmitglieder wechseln und Handel treiben.

Kein Hingucker

Orientierung und Navigation fallen aber oft unnötig schwer. Zwar gibt es praktische Wegschilder und einen Kompass, aber auf der aufrufbaren Stadtkarte wird nicht einmal die aktuelle Position der Gruppe angezeigt, so dass man gerade in neuen Gebieten völlig planlos umherirrt. Auch die Menüführung ist teils sehr sperrig und unübersichtlich - egal, ob man mit Maus und Tastatur oder Controller spielt. Immerhin gibt es solide englische Sprachausgabe und deutsche Bildschirmtexte.

Fazit

In Black Legend soll man als Anführer eines kleinen Söldnertrupps die verfluchte Hafenstadt Grant aus den Fängen eines alchemistischen Kults befreien. Man erkundet die besetzten Viertel, erfüllt Aufträge für eine Widerstandsbewegung und bestreitet klassische Rundenkämpfe, während man neue Charakterklassen und Fähigkeiten freischaltet. Das im 17. Jahrhundert verortete Dark-Fantasy-Szenario wirkt mit seinen Degen und Musketen vergleichsweise unverbraucht, das Entdecken und Kombinieren neuer Klassen und Fertigkeiten motiviert und die Gefechte bieten dank ungewöhnlicher Auflademechanik für alchemistische Instabilitäten sogar kreative Akzente. Nichtsdestotrotz sind die zugrundeliegenden Spielabläufe reichlich altbacken, die Inszenierung schmucklos und die Technik holprig. Selbst Orientierung, Bedienung und Navigation sind zäh und umständlich. Wer darüber hinwegsehen kann, wird aber noch knapp auf befriedigendem Niveau unterhalten.

Pro

  • interessantes Szenario
  • klassische Rundentaktik mit kreativer Auflademechanik
  • freischaltbare Charakterklassen und transferierbare Fertigkeiten

Kontra

  • holprige Technik
  • angestaubte Inszenierung
  • umständliche Orientierung und Navigation

Wertung

PC

Düstere Rundentaktik mit interessanter Auflademechanik, aber holpriger Technik und Navigation.

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Kommentare
Dat Scharger

Lasst euch gesagt sein, dass das Spiel recht buggy ist. Gott sei Dank keine Gamebreaker, aber durchaus ärgerliche Sachen wie nicht funktionierende Skills und Waffeneigenschaften und es scheint nicht so auszusehen, als ob das in naher Zukunft gepatcht werden würde.

vor 3 Jahren
Dr. Kuolun

Null auf meinem Radar gewesen. Danke für das Ins-Blickfeld-Rücken mit dem Test. Appreciate it.

vor 3 Jahren
4P|Jens

Ah ok, danke. Hatte gedacht das sie das mit dem Patch hinzu gefügt haben.
Karte und Mini-Map wurden meines Wissens schon Mitte April mit Patch 3 eingeführt und mit Patch 4 Anfang Mai lediglich leicht angepasst
Also prüfen wir ab sofort, wie gut sich Black Legend schlägt - Jörg wird sich das belgische Taktik-RPG zur Brust nehmen.
Voll jelogen!

Danke für den Test.
War auch so geplant, doch dann hatten Returnal und Resident Evil was dagegen

vor 3 Jahren
Ryan2k22

Also prüfen wir ab sofort, wie gut sich Black Legend schlägt - Jörg wird sich das belgische Taktik-RPG zur Brust nehmen.
Voll jelogen!

Danke für den Test.

vor 3 Jahren
Solon25

Jup, ging mir mit Mordheim auch so und Black Legend hat mich ein wenig daran erinnert.

vor 3 Jahren