Shin Megami Tensei 3 Nocturne HD Remaster - Test, Rollenspiel, Switch, PC, PlayStation4
Eigentlich wollte man ja nur seine Lehrerin im Tokioter Krankenhaus besuchen. Doch dann wird man plötzlich Zeuge einer apokalyptischen Auslöschung der Menschheit durch Dämonen. Auch man selbst wird in einen Dämon verwandelt, der aber entscheidend Einfluss darauf nehmen kann, in welche Richtung sich die neue bizarre Welt entwickeln soll. Je nachdem, welche Gesinnung man verfolgt, sind bis zu sechs verschiedene Ausgänge möglich.
Das Ende der Welt
Der interessante Weg dorthin kann aber nach wie vor zermürbend sein, da man alle paar Schritte in altmodische Zufallskämpfe verstrickt wird, die Orientierung teils zu wünschen übrig lässt und die Spielbalance ein paar heftige Stoplersteine bereithält. Die taktischen Rundenkämpfe sind nach wie vor unterhaltsam, lassen aber moderne Komfortfunktionen wie eine Anzeige bereits herausgefundener Schwachstellen vermissen. Außerdem lassen sich Ereignisse und Dialoge nach wie vor nicht abbrechen, was beim Wiederholen besonders schwieriger Passagen sehr nerven kann.
Gnädiges Angebot
Neben den beiden Standard-Schwierigkeitsgraden "normal" und "schwer" kann man neuerdings auch eine dritte Stufe mit der Bezeichnung "gnädig" als kostenlosen DLC herunterladen und den Schwierigkeitsgrad jederzeit im Menü ändern. Außerdem kann man den Spielstand dank Quick-Save-Funktion nicht länger nur an speziellen Terminals, sondern abseits von Kämpfen, Story-Sequenzen und Dialogen quasi überall sichern. Allerdings gibt es dafür nur einen Speicherplatz und der wird nach dem Laden direkt wieder gelöscht, so dass er leider keine zusätzliche Sicherheit bietet oder Experimente erlaubt.
Dabei laden viele Elemente allein schon wegen den weitreichenden Auswirkungen der Mondphase geradezu zum Experimentieren ein. So kann man Gegner nicht nur durch Kampfaktionen bezwingen, sondern auch in Gespräche verwickeln, um sie mit passenden Gesprächspartnern und Zugeständnissen zum Überlaufen zu bewegen. Auch das Züchten neuer Kampfbegleiter mittels Dämonenfusionen bietet nach wie vor viele Freiräume und Überraschungen - ebenso wie die Charakterentwicklung.
Aus einer anderen Zeit
Die grafische Überarbeitung der Neuauflage hält sich in Grenzen: Die Kulissen und Texturen sind wenig detailliert, die Effekte betagt, die Animationen hölzern. Trotzdem ist die Bildrate bei Kameraschwenks holprig. Die Dungeons wirken steril und generisch, die begehbare Weltkarte mit ihren symbolischen Markern war schon damals kein Highlight und die Videosequenzen werden in antiquiertem 4:3-Format mit verschwommenen Seitenrändern abgespielt. Immerhin gibt es mittlerweile sowohl eine japanische als auch englische Tonspur. Allerdings sind nur wenige Dialog tatsächlich vertont und der Protagonist bleibt befremdlich stumm. Auch bei den deutschen Bildschirmtexten gibt es nach wie vor Platz für Verbesserungen.
Konnte man im PS2-Original von Shin Megami Tensei: Lucifer's Call noch auf Dante aus Devil May Cry als Gastcharakter treffen, ist dieses Mal wie damals in Japan Raidou Kuzunoha aus Devil Summoner mit von der Partie. Dante gibt's trotzdem noch - allerdings nur als kostenpflichtigen DLC sowie für Käufer der Digital Deluxe Edition, die mit "Wo das Halbscheusal geboren wurde" und "Zentrum der Empfängnis" außerdem zwei Bonus-Dungeons umfasst sowie einen erweiterten Soundtrack mit Musikstücken aus anderen Shin-Megami-Tensei-Teilen bietet, die man aber auch als DLCs dazukaufen kann. Weitere Einzelheiten zum Spiel können im ausführlichen Originaltest nachgelesen werden.
Fazit
Viele kennen vermutlich nur die Persona-Ableger der vor 15 Jahren mit Shin Megami Tensei: Lucifer's Call erstmals auch im Westen erschienenen Hauptreihe von Atlus' okkulter Dämonensaga, die noch dieses Jahr auf Nintendo Switch in die fünfte Runde gehen soll. Zwar überzeugt auch Teil drei nach wie vor mit seinem bizarren Szenario und Charakterdesign, aber in punkto Technik und Inszenierung ist selbst die Neuauflage mit ihren nervigen Zufallskämpfen, Balance-Schwankungen und Speichereinschränkungen kaum noch zeitgemäß. Zwar gibt es jetzt einen zusätzlichen leichten Schwierigkeitsgrad sowie erstmals eine englische und japanische Vertonung, aber deren Umfang hält sich in Grenzen und der Protagonist bleibt sogar gänzlich stumm. Doch auch spielerisch ist die Franchise trotz nach wie vor spannender Kämpfe, Verhandlungen und Zuchtexperimente inzwischen schon viel, viel weiter. Inhaltlich ist zumindest die Deluxe Edition interessant, da sie neben Raidou Kuzunoha aus Devil Summoner auch Dante aus Devil May Cry als Bonus-Charakter umfasst und darüber hinaus zusätzliche Musik und zwei Bonus-Dungeons bietet, die man sich allesamt aber auch als DLC dazukaufen kann.
Pro
- nach wie vor interessantes Szenario und Charakterdesign
- neuer gnädiger Schwierigkeitsgrad (DLC)
- erstmals mit englischer und japanischer Vertonung
- zusätzliche Spielinhalte (DLC & Deluxe Edition)
Kontra
- angestaubte Technik und Inszenierung
- antiquierte Zufallskämpfe
- beschränktes Speichersystem
- keine abbrechbaren Sequenzen
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.