Shin Megami Tensei 3 Nocturne HD Remaster - Test, Rollenspiel, Switch, PC, PlayStation4

Shin Megami Tensei 3 Nocturne HD Remaster
25.05.2021, Jens Bischoff

Test: Shin Megami Tensei 3 Nocturne HD Remaster

Die Dämonen sind zurück

18 Jahre nach dem PS2-Debüt in Japan veröffentlichen Atlus und SEGA mit Shin Megami Tensei 3 Nocturne HD Remaster (ab 16,51€ bei kaufen) eine Neuauflage des okkulten Endzeit-Rollenspiels, das hierzulande den Untertitel Lucifer's Call trug. Wir haben uns die dämonischen Invasoren auf der PS4 erneut zur Brust genommen.

Eigentlich wollte man ja nur seine Lehrerin im Tokioter Krankenhaus besuchen. Doch dann wird man plötzlich Zeuge einer apokalyptischen Auslöschung der Menschheit durch Dämonen. Auch man selbst wird in einen Dämon verwandelt, der aber entscheidend Einfluss darauf nehmen kann, in welche Richtung sich die neue bizarre Welt entwickeln soll. Je nachdem, welche Gesinnung man verfolgt, sind bis zu sechs verschiedene Ausgänge möglich.

Das Ende der Welt

Der interessante Weg dorthin kann aber nach wie vor zermürbend sein, da man alle paar Schritte in altmodische Zufallskämpfe verstrickt wird, die Orientierung teils zu wünschen übrig lässt und die Spielbalance ein paar heftige Stoplersteine bereithält. Die taktischen Rundenkämpfe sind nach wie vor unterhaltsam, lassen aber moderne Komfortfunktionen wie eine Anzeige bereits herausgefundener Schwachstellen vermissen. Außerdem lassen sich Ereignisse und Dialoge nach wie vor nicht abbrechen, was beim Wiederholen besonders schwieriger Passagen sehr nerven kann.

Den neuen Schwierigkeitsgrad "gnädig" kann sich jeder kostenlos herunterladen.


Gnädiges Angebot

Neben den beiden Standard-Schwierigkeitsgraden "normal" und "schwer" kann man neuerdings auch eine dritte Stufe mit der Bezeichnung "gnädig" als kostenlosen DLC herunterladen und den Schwierigkeitsgrad jederzeit im Menü ändern. Außerdem kann man den Spielstand dank Quick-Save-Funktion nicht länger nur an speziellen Terminals, sondern abseits von Kämpfen, Story-Sequenzen und Dialogen quasi überall sichern. Allerdings gibt es dafür nur einen Speicherplatz und der wird nach dem Laden direkt wieder gelöscht, so dass er leider keine zusätzliche Sicherheit bietet oder Experimente erlaubt.

Dabei laden viele Elemente allein schon wegen den weitreichenden Auswirkungen der Mondphase geradezu zum Experimentieren ein. So kann man Gegner nicht nur durch Kampfaktionen bezwingen, sondern auch in Gespräche verwickeln, um sie mit passenden Gesprächspartnern und Zugeständnissen zum Überlaufen zu bewegen. Auch das Züchten neuer Kampfbegleiter mittels Dämonenfusionen bietet nach wie vor viele Freiräume und Überraschungen - ebenso wie die Charakterentwicklung.

Ein Treffen mit Dante gibt's nur für Käufer der Deluxe Edition oder des entsprechenden DLC.


Aus einer anderen Zeit

Die grafische Überarbeitung der Neuauflage hält sich in Grenzen: Die Kulissen und Texturen sind wenig detailliert, die Effekte betagt, die Animationen hölzern. Trotzdem ist die Bildrate bei Kameraschwenks holprig. Die Dungeons wirken steril und generisch, die begehbare Weltkarte mit ihren symbolischen Markern war schon damals kein Highlight und die Videosequenzen werden in antiquiertem 4:3-Format mit verschwommenen Seitenrändern abgespielt. Immerhin gibt es mittlerweile sowohl eine japanische als auch englische Tonspur. Allerdings sind nur wenige Dialog tatsächlich vertont und der Protagonist bleibt befremdlich stumm. Auch bei den deutschen Bildschirmtexten gibt es nach wie vor Platz für Verbesserungen.

Konnte man im PS2-Original von Shin Megami Tensei: Lucifer's Call noch auf Dante aus Devil May Cry als Gastcharakter treffen, ist dieses Mal wie damals in Japan Raidou Kuzunoha aus Devil Summoner mit von der Partie. Dante gibt's trotzdem noch - allerdings nur als kostenpflichtigen DLC sowie für Käufer der Digital Deluxe Edition, die mit "Wo das Halbscheusal geboren wurde" und "Zentrum der Empfängnis" außerdem zwei Bonus-Dungeons umfasst sowie einen erweiterten Soundtrack mit Musikstücken aus anderen Shin-Megami-Tensei-Teilen bietet, die man aber auch als DLCs dazukaufen kann. Weitere Einzelheiten zum Spiel können im ausführlichen Originaltest nachgelesen werden.

Fazit

Viele kennen vermutlich nur die Persona-Ableger der vor 15 Jahren mit Shin Megami Tensei: Lucifer's Call erstmals auch im Westen erschienenen Hauptreihe von Atlus' okkulter Dämonensaga, die noch dieses Jahr auf Nintendo Switch in die fünfte Runde gehen soll. Zwar überzeugt auch Teil drei nach wie vor mit seinem bizarren Szenario und Charakterdesign, aber in punkto Technik und Inszenierung ist selbst die Neuauflage mit ihren nervigen Zufallskämpfen, Balance-Schwankungen und Speichereinschränkungen kaum noch zeitgemäß. Zwar gibt es jetzt einen zusätzlichen leichten Schwierigkeitsgrad sowie erstmals eine englische und japanische Vertonung, aber deren Umfang hält sich in Grenzen und der Protagonist bleibt sogar gänzlich stumm. Doch auch spielerisch ist die Franchise trotz nach wie vor spannender Kämpfe, Verhandlungen und Zuchtexperimente inzwischen schon viel, viel weiter. Inhaltlich ist zumindest die Deluxe Edition interessant, da sie neben Raidou Kuzunoha aus Devil Summoner auch Dante aus Devil May Cry als Bonus-Charakter umfasst und darüber hinaus zusätzliche Musik und zwei Bonus-Dungeons bietet, die man sich allesamt aber auch als DLC dazukaufen kann.

Pro

  • nach wie vor interessantes Szenario und Charakterdesign
  • neuer gnädiger Schwierigkeitsgrad (DLC)
  • erstmals mit englischer und japanischer Vertonung
  • zusätzliche Spielinhalte (DLC & Deluxe Edition)

Kontra

  • angestaubte Technik und Inszenierung
  • antiquierte Zufallskämpfe
  • beschränktes Speichersystem
  • keine abbrechbaren Sequenzen

Wertung

PlayStation4

Erzählerisch nach wie vor interessante, aber technisch und spielerisch spürbar angestsaubte Neuauflage des okkulten Endzeit-Rollenspiels.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
Kommentare
Alex_Omega

Ich habe es ein wenig gespielt und finde es nett die bekannten Dämonen aus Persona alle zu kennen, aber boy ist das altbacken. Ich fürchte das sind so Spiele, die muss man damals erlebt haben um ihre Faszination verstehen zu können.

Ich konnte nach P4 auch mit P3 nichts anfangen weil es einfach so "clunky" und unkomfortabel wirkte. Bei FF ist es bestimmt ähnlich, wen erst mit 12 oder 15 begonnen hat, wird Teil 7 wohl kaum was abgewinnen können.

Bei SMT3 sieht alles gleich aus, man rennt durch das Krankenhaus durch immer gleiche Flure in immer gleiche Räume und in den Meisten ist einfach nichts.

Ich habe beide Sprachversionen probiert und beides klingt furchtbar gezwungen und aufgesetzt. Alles wirkt steif und emotionslos. Hätte ich das damals gespielt oder andere Teile, wäre das womöglich anders und grundsätzlich finde ich es gar nicht schlecht, jedenfalls viel besser als zuletzt Strikers, trotz P5 Setting und auch besser als dieses Tokyo Mirage Sessions. Vermutlich bin ich mit einem moderneren SMT5 da besser bedient.

Es sei denn, das moderne besteht dann wieder aus Echtzeitkämpfen...
Ja, altbackem trifft es in der Tat sehr gut. Vor allem wenn man bedenkt das im selben Zeitraum auch Final Fantasy 10 erschien welches auch heutge JRPGs noch alt aussehen lässt. Ich glaube SMT3 war damals schon altbacken.

Alleine das es einen Menüpunkte gibt um mir einmal meine Truppe inklusive Stats und Skills anzusehen, aber wenn ich wissen will welchen Effekte ein Skill hat muss ich da raus und zu einem anderen Menüpunkt wechseln Und dann werden die auch einfach random reingeworfen ohne jegliche Ordnung und man muss immer wieder hin und her scrollen um den Skill zu finden den man gerade sucht Wer sich das ausgedacht hat... Das ganze Spiel fühlt sich fummelig und unelegant an einfach.

Auch wenn das Spiel seine Qualitäten hat, hat man das Gefühl die wollen es dem Spieler absichtlich schwer machen das Spiel gerne zu spielen. Es strengt an

vor 3 Jahren
Alex_Omega

Neuauflage mit ihren nervigen Zufallskämpfen, Balance-Schwankungen und Speichereinschränkungen kaum noch zeitgemäß.
Ich mag es generell nicht wenn man Worte wie "zeitgemäß" in diesem Kontext äußert, als wären diese Eigenschaften universell schlecht und durch etwas besseres abgelöst worden. Also Balance-Schwankungen generell findet man nicht nur in alten Spielen ich würde sogar fast das Gegenteil behaupten, in neueren Spielen wird man seltener eine gute Balance finden, weil eine gute Balance schlichtweg kein gutes Mainstream Verkaufsargument ist, da geht es eher um Schauwerte und schon Serien wie Pokemon oder The Legend of Heroes zeigen sehr deutlich dass das einen Großteil der Spieler eigentlich egal ist. (zumindest wenn sie zu Seiten der Spieler sind)

Speichereinschränkungen sind generell absolut nicht was man ankreiden sollte, nicht wenn man hier einen lupenreinen Dungeon-Crawler spielt, der eben auch den Fokus auf Ressourcenmangement und situative Spannung legt, jeder Zeit speichern zu können würde doch einen Großteil dieser Anspannung zunichte machen. Zu glauben dass manuelle Quicksaves eine überlegenere Designentscheidung darstellen finde ich vermessen und würde bei vielen Spielen eine Menge Potenzial untergraben. Bei Dark Souls kreidet man doch auch nicht an dass man vor jedem Gegner erst mal einen Save setzen kann oder nicht?

Last but not least Zufallskämpfe. Zufallskämpfe sind auch einfach nur eine Eigenart und keine technische Einschränkung, im Gegensatz zu sichtbaren Gegnern kann man Zufallskämpfen NICHT entrinnen, die Fluchtoption wird damit sehr viel gewichtiger und man muss abwägen ob man eine fehlgeschlagene Flucht riskiert oder doch lieber den Rest seiner Ressourcen für das bekämpfen der Gegner investiert. Das zwanghafte konfrontieren mit Feinden sorgt letztlich für eine völlig eigene Dynamik, würde man all diese Aspekte am Spiel ändern, wäre es nicht mehr das Spiel was es mal war.

Ich finde das schade dass man mittlerweile eine Blaupause im Kopf hat wie ein Spiel zu sein hat, anstatt auch einfach offener für eigenwilligere Designentscheidungen ist, die schon damals im Kontext ihrer Zeit sinn gemacht haben und bei einem RPG wie diesen nicht veraltet sein können, denn was hat sich denn groß in den letzten 15 Jahren verändert? Ernsthaft?
Spiele es auch gerade ohne das PS2 original zu kennen und ganz ehrlich, er hat völlig Recht.

Das Spiel ist teilweise einfach nur unfassbar nervig. Nicht schwer, sondern nur nervig wenn es dich zwingt ständig hin und her zu laufen um dich zu heilen und du unterwegs diese langwierigen Zufallskämpfe immer hast, welche sich unnötig lange ziehen wenn du versuchst MP zu sparen... damit du nicht ständig hin-und her laufen musst um deine MP zu heilen

Das empfinde ich einfach nur als Spaßkiller und ist auch nicht anspruchsvoll. Und ja, das kann man durchaus allgemeingültig so benennen. Man bekommt halt ständig unnötigerweise einen Stock in die Speichen geworfen um repitive Dungeons zu strecken. Das wäre seinerzeit schon todesnervig gewesen.

Und ja, die Zeit mit festen Speicherpunkten ist vorbei, sie ist einfach vorbei. Das geht heute gar nicht mehr

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
4P|Jens

Als (kostenloser) DLC gibt es das da nicht? Schon frech.
Gibt es auch als kostenlosen Einzel-Download: https://store.playstation.com/product/E ... FICULTY000

vor 3 Jahren
Ploksitural

Als (kostenloser) DLC gibt es das da nicht? Schon frech.
auf der Produktseite steht nichts davon. Aaaaber, hab jetzt mal gezielt danach gesucht und ja doch, es gibt diesen auch separat als kostenloser Download: https://store.playstation.com/de-at/pro ... FICULTY000

Coole Produktseite von Sony. Nunja. Aber danke dir, hätte sonst nicht extra danach gesucht. :O)

vor 3 Jahren
Ryan2k22

Als (kostenloser) DLC gibt es das da nicht? Schon frech.

vor 3 Jahren