Knockout City - Test, Arcade-Action, Switch, PC, PlayStation4, PlayStation5, XboxOne, XboxSeriesX

Knockout City
28.05.2021, Matthias Schmid

Test: Knockout City

Coole Kids im EA-Bällebad

Knockout City inszeniert eine flotte Mischung aus Deathmatch und Völkerball: In bunten Arenen werfen sich Online-Spieler die Bälle um die Ohren. Wir haben den Titel, der noch bis Sonntag gratis spielbar ist, auf Herz und Nieren getestet.

Bei Knockout City handelt es sich erst um das zweite Spiel der noch jungen Velan Studios (nach Mario Kart Live: Home Circuit) - trotzdem wirkt der Titel wie aus einem Guss: Die Tutorials sind professionell, die Menüs übersichtlich, das Match-Making flutscht und alle Online-Partien laufen flüssig und ohne jegliche Problemchen. Ob das nun dem Geldhahn zu verdanken ist, der bei einem EA-Originals-Titel sicher weiter offen ist als bei den meisten anderen Indiespielen, oder der Expertise der Velan-Bosse Karthik und Guha Bala, die lange Jahre dem Activision-Studio Vicarious Visions vorstanden, kann ich nicht sagen. Fakt ist aber, dass der Titel rundum poliert wirkt - das gilt auch für die Steuerung, die sich exzellent anfühlt und rasch in Fleisch und Blut übergeht.

Sitzt, passt, flutscht

Das Angebot im Ingame-Shop ist überschaubar, die Preise sind, in Echtgeld umgerechnet, aber gesalzen. Das Design der Figuren wirkt sehr beliebig.
Um im umkämpften Online-Action-Sektor nicht gleich zwischen Fortnite und Rocket League zerrieben zu werden, startete Knockout City mit einer kostenlosen Anspielphase, die das Studio Block Party nennt - weil eben jeder gratis vorbeischauen kann. Vom Release-Tag, dem 21. Mai, bis einschließlich 30. Mai (kommender Sonntag) kann Knockout City für lau heruntergeladen und in Gänze gezockt werden - es gibt auch keinerlei Einschränkungen hinsichtlich der Übernahme des Fortschritts. Ab Montag, den 31. Mai, kostet das Spiel dann 19,99 Euro. Wer sich schon jetzt für den Kauf entscheidet und die Block-Party-Edition erwirbt, erhält zudem ein paar optische Items plus ein virtuelles Währungspaket im Wert von 5 Euro. Für 10 Euro mehr winken in der Deluxe-Edition einfach mehr kosmetische Items und mehr virtuelle Währung. Außerdem ist Knockout City auch im Xbox Game Pass Ultimate enthalten. Die mit Echtgeld im Spiel kaufbaren Dinge haben zum Glück rein kosmetischen Charakter, stets gibt es im Shop nur eine Hand voll Items, die täglich wechseln - macht euch aber auf absurd hohe Preise gefassst, wie etwa sechs Euro für eine neue Frisur oder ein anderes Auto, das circa drei Sekunden zu sehen ist, wenn euer Team am Rundenanfang vorgestellt wird.

Knockout City verfügt über einen Battlepass, der für jeden Aufstieg eures Straßenranges kleine Belohnungen ausspuckt - im Gegensatz zu CoD & Co. kostet der nichts extra, der Wow-Faktor der dadurch erhaltenen Gimmicks (vom Emote bis zum XP-Booster) hält sich aber in Grenzen; immerhin gibt es regelmäßig ein paar Holobux - dann kann man sich mal im Online-Shop etwas kaufen, ohne echtes Geld ausgeben zu müssen. Zum Release gab es fünf Karten, mit dem Start der ersten Season am 25. Mai kam gleich eine weitere Map dazu - außerdem der wilde Spielmodus "Ballform-Keilerei" und Liga-Matches. Neun Wochen dauert die erste Saison, für die zukünftigen verspricht Entwickler Velan wenig überraschend neue Karten, Spielvarianten und Balltypen.

Hat man einen Wurf aufgeladen, schimmert der Ball rot - Feinde werden automatisch anvisiert.
Doch genug der Vorrede und Fakten, jetzt geht es auf den Platz: Zwei Teams à drei Spieler rennen auf mittelgroßen Maps umher, sammeln an Spawn-Punkten erscheinende Bälle auf und versuchen damit, die Mitglieder der jeweils anderen Mannschaft abzuwerfen. Die grundlegende Mechanik von Knockout City ist simpel und schnell verstanden: Man kann rennen, werfen, springen und dashen - ist man in der Luft, sorgt ein anhaltender Druck auf die Sprungtaste dafür, dass die Figur einen Gleitschirm auspackt und elegant durch die Arena segelt. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, vom Gegner geworfene Bälle zu fangen, per Sprungrolle auf höhere Plattformen zu gelangen, einen Wurf nur anzutäuschen oder Widersacher wegzurempeln. Für einen Energy-Abzug reicht letztere Aktion nicht, dass geht nur mit Würfen. Eine praktische rote Bildschirm-Umrandung samt Richtungs-Indikator zeigt an, wenn man sich im Visier eines Werfers befindet - dann sollte man schleunigst um eine Ecke biegen oder sich wenigstens dem Feind zuwenden, damit man die Möglichkeit hat, die Pille abzufangen. Die Spielgeschwindigkeit würde ich als mittel beschreiben - man braucht keine übermenschlichen Reflexe, um sich zurechtzufinden. Zielen muss man übrigens nur sehr rudimentär, denn nahestehende Feinde werden automatisch anvisiert und dann auch von eurem Ball getroffen.

Ballsport ist Mord

In der Praxis fetzt man also über die Maps, deren Eigenheiten schon nach wenigen Partien verinnerlicht sind: Auf der einen fahren Autos herum, auf der anderen schwingt eine riesige Abrissbirne durchs Zentrum; am besten gefällt mir die Karte Hochdach-Höhen, weil man dort zwischen zwei Hausdächern hin- und hersegeln kann und die Brücke in der Mitte stets gut besucht ist. Nach einigen Sekunden ohne Ball stolpert man meist über einen der Spawnpunkte, wo das Sportgerät regelmäßig auftaucht. Dann sollte man sich der Action zuwenden, auf allen Karten gibt es Hotspots, wo sich viele Spieler bevorzugt aufhalten. Wer einen Feind anvisiert und dadurch seinen Ball für einen temporeicheren Wurf auflädt, verliert enorm an Bewegungsgeschwindigkeit - zwar kann man aufgeladene Würfe jederzeit abbrechen, dennoch sollte man gut abwägen, wann und aus welcher Entfernung man schon in den Aufladen-Modus wechselt. Wer einen feindlichen Ball abbekommt, verliert einen Lebenspunkt, beim zweiten Treffer ist man ausgeknockt und muss ein paar Sekunden auf den Respawn warten. Wer einen Wurf hingegen fängt, kann ihn (etwas schneller sogar) zurückpfeffern oder natürlich die Kugel einfach behalten und nach einem anderen Feind Ausschau halten. Pässe zu Teamkollegen sind ebenfalls möglich, allerdings greifen im realen Matchbetrieb viel zu wenige Online-Spieler darauf zurück - generell hatte ich nur selten das Gefühl, in einem Team zu spielen. Audiochat sowie die Möglichkeit, sich zu sportlichen Clans zu verbinden, gibt es aber natürlich.

Der Scharfschützen-Ball braucht ein Weilchen zum Anvisieren - dann ist diese Pille aber eine starke Waffe und die einzige, die große Distanzen überbrückt.
Neben den Standardbällen tauchen, je nach Spielvariante mehr oder weniger häufig, auch Spezialbälle auf: Mit dem Käfigball kann man Gegner einfangen (und dann in den Abgrund schleudern), mit der Sniper-Variante Feinde von weitem anvisieren und blitzschnell abwerfen. Die Bombenball-Version explodiert beim Aufschlag, der Mondball sorgt für elegante Schwebesprünge und der Multiball ist besonders stark, weil man dreimal rasch hintereinander werfen kann - was für einen einzelnen Gegner fast immer den Untergang bedeutet. Zusätzlich zu diesen Varianten darf sich jeder Spieler auf Knopfdruck auch selbst zu einer Kugel zusammenkrümmen - rolle ich dann in ein Teammitglied hinein, hat der mich sofort in der Hand in der Hand und kann mich als Wurfgerät verwenden. Wer einen solchen Wurf zusätzlich auflädt, freut sich über ein Bombengeschoss, das mit explosiver Wucht vom Himmel regnet. Alle Kniffe werden in mehreren Tutorials vernünftig erklärt, es braucht aber schon ein paar Matches, bis man sie auch in der Praxis anwendet. Ähnlich wie das Passspiel finde ich auch die Option, selbst zum Ball zu werden, in der aktuellen Community fast verschenkt - ich habe immer wieder versucht, mich meinen Mitspielern als Ball anzubieten, andere machen das nur sehr selten.

Balla balla

Das Umherfliegen per Gleiter ist praktisch, um rasch die Arenen zu durchqueren - in der Praxis sind die meisten Spieler aber nur zu Fuß unterwegs.
Das Spielniveau ist dabei aber trotzdem nicht gerade niedrig: Viele Gegner sind schon ziemlich fix beim Auffangen von Bällen oder nutzen z.B. die Dash-Funktion nicht nur zum Leute-Rammen oder Entkommen, sondern auch zum Abblocken von Würfen. Auch das Andeuten eines Wurfes in Kombination mit gedrehten Flugkurven (z.B. über Deckung hinweg) sorgt für manch Nerven aufreibendes Duell. Wird man erwischt, dotst der Ball in die Luft und kann oft vom getroffenen Spieler für einen Konter genutzt werden - das sorgt in Kombination mit der 2-Leben-Energieleiste für spannende Duelle, in denen jeder auf den tödlichen Wurf spekuliert. In der Theorie gibt es mit z.B. der Diamantenjagd zwar Spielmodi, die einen Schritt weggehen vom reinen Abwerfen, allerdings sorgen die drei aus einem Spieler purzelnden Juwelen kaum für andere Matchtaktiken. Dann gewinnt halt nicht das Team, das zuerst zehn Abwürfe schafft, sondern das, das 30 Diamanten hortet. Allen Spielarten gemein ist die Tatsache, dass stets im Best-of-3-Modus gespielt wird - das Team, das zuerst zwei Runden für sich entschieden hat, ist der Sieger.

Fazit

Selten zuvor habe ich im Haupttext eines Tests so wenig wertende Worte eingebaut. Das liegt zum einen daran, dass Knockout City technisch blitzsauber läuft und die Ballspiel-Mechanik auch wirklich so funktioniert wie gedacht. Zum anderen fiel mir bei der Beschreibung auf, dass dieses recht simple Onlinespiel sich rein textlich relativ komplex anhört - mit seinen Wurfvarianten, den verschiedenen Bällen und den fortgeschrittenen Team-Techniken. In der Praxis fühlt sich das allerdings nicht so an - vielmehr fehlte es mir an Tiefgang und an spielerischen Kniffen. Das heißt nicht, dass ich stets supergut abschnitt, aber fast alle Matches plätschern mit einigen guten Aktionen, aber auch viel Leerlauf so dahin. Die Karten sind weder besonders einfallsreich noch gibt es Spots darauf, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Und dann ist da noch das Problem, dass sich Treffer nie so befriedigend anfühlen wie ein guter Kill in einem Ego-Shooter, ein schönes Tor in Rocket League oder ein fettes Ramm-Manöver in Destruction AllStars. Ja, dem Element des sich Gegenüberstehens und Wartens auf den Wurf wohnt etwas von der Spannung eines Western-Duells inne - trotzdem verspürte ich nach einer Partie fast nie den Wunsch, gleich die nächste Runde anzugehen. Und das hätte ich mir von einem sportlichen Online-Actionspiel schon gewünscht! Weitere Gründe, die dafür sorgen könnten, dass Knockout City nur unwesentlich länger durchhält als EAs Rocket Arena sind das sehr beliebige Artdesign, das Fehlen eines Offline-Bot-Modus, der nicht überraschende, aber trotzdem nervige Einbau von teuren kosmetischen Items und der schmale Umfang von nur sechs Karten.

Pro

  • in der Theorie eine gute Idee: Völkerball-Mechanik trifft Deathmatch
  • sehr griffige Steuerung
  • läuft technisch blitzsauber
  • teils coole, durchschlagende Ballvarianten
  • elegantes Fliegen, Antäuschen und Wurf-Abbrechen
  • keine Extrakosten für Battlepass-Belohnungen
  • bis zu 32 Spieler können eine Crew bilden
  • sehr viele Ingame-Challenges, die auch XP bescheren

Kontra

  • in der Praxis überschaubar spannendes Spielprinzip
  • Maps bieten kaum ikonische Spots
  • aktuell nur 6 Maps am Start
  • 08/15-Charakterdesign
  • private Matches nicht konfigurierbar
  • Auflevel-Mechanik nicht sonderlich motivierend
  • Teamwork aktuell kein besonderer Faktor
  • kein Modus mit Bots

Wertung

PC

Technisch sauberer Hybrid aus Ballsport und Online-Action - trotz makelloser Steuerung kommt auf den sechs unspektakulären Karten nie das Nur-noch-ein-Match-Gefühl auf.

PlayStation4

Technisch sauberer Hybrid aus Ballsport und Online-Action - trotz makelloser Steuerung kommt auf den sechs unspektakulären Karten nie das Nur-noch-ein-Match-Gefühl auf.

XboxOne

Technisch sauberer Hybrid aus Ballsport und Online-Action - trotz makelloser Steuerung kommt auf den sechs unspektakulären Karten nie das Nur-noch-ein-Match-Gefühl auf.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
  • Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
  • Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
Kommentare
Creasy

Selten so viel Spaß mit einem Multiplayer gehabt. Muss hetzt bis nächste Wiche warten auf due Psn Angebote, aber dann geht's endlich weiter

vor 3 Jahren
Scorplian

Ich habs die Tage auch mal im aktuellen Free Trial angetestet und finde es auch nicht schlecht. Aktuell hab ich zwar wenig Lust auf diese Deathmatch Geschichten, aber das hier hat mir deutlich mehr Laune gemacht, als jeder Arena Shooter. Gerade das Auffangen eines geworfenen Balls ändert die Sache wirklich enorm. Ich hatte gerade, eben entgegen der oben zitierten Stelle, mehr Erfolgsgefühl bei einem Knock Out, als bei einem Kill in einem Shooter (ein Tor in Rocket hingegen...).

vor 3 Jahren
Modern Day Cowboy

Und dann ist da noch das Problem, dass sich Treffer nie so befriedigend anfühlen wie ein guter Kill in einem Ego-Shooter, ein schönes Tor in Rocket League oder ein fettes Ramm-Manöver in Destruction AllStars.
Wie ich gerade eben rechts neben der Wertung gesehen habe, hat Rocket League zum Start hier auch nur 70% bekommen ... also könnte das langfristig doch was mit Knockout City werden.
Knockout City schneidet im Durchschnitt bei den anderen auch jetzt schon besser ab, für gewöhnlich werden diese Spiele ja mit der Zeit umfangreicher, allerdings ist es beim Rocket League 4P Test der Fall dass damals die Serverprobleme abgestraft wurden.

Ich hab jedenfalls überraschend viel Spass an Knockout City, es ist einfach dieses klassische "Easy to Pickup" und ein relativ unverbrauchtes Konzept (Dodgeball). Geld hätte ich nicht dafür gezahlt aber ich hab ja zum Glück den Game Pass wo das sofort drin ist.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
MaxDetroit

Und dann ist da noch das Problem, dass sich Treffer nie so befriedigend anfühlen wie ein guter Kill in einem Ego-Shooter, ein schönes Tor in Rocket League oder ein fettes Ramm-Manöver in Destruction AllStars.
Wie ich gerade eben rechts neben der Wertung gesehen habe, hat Rocket League zum Start hier auch nur 70% bekommen ... also könnte das langfristig doch was mit Knockout City werden.

vor 3 Jahren