In Rays of the Light - Test, Adventure, PlayStation4, PlayStation5, XboxOne, Switch
Ein verlassener Rohbau aus den frühen Achtzigern, fatalistische Kritzeleien über die zerstörerische Kraft unserer Spezies und keine Menschenseele weit und breit – oder etwa doch? Mit dieser Prämisse lässt In Rays of the Light den Spieler vor allem zu Beginn auf angenehme Weise im Unklaren darüber, was ihn rund um die schroff aus dem Grün ragende Bauruine erwartet. Hat man sich erst einmal Zugang zum Keller des Bildungskomplexes verschafft und mehrere Botschaften analysiert, lässt sich irgendwann erahnen, was sich hier abgespielte. Die gebrochen übersetzten Kritzeleien können den Spieler allerdings schon mal in die Irre schicken.
Finstere Vorahnung
Technischer Renovierungsbedarf
Die Stimmung stimmt
Der Ausflug führt durch keine große offene Welt. Sie bietet aber genügend Raum, um ein authentisches Präsenzgefühl auf dem fremden Anwesen zu erzeugen. Mal ermöglicht ein gefundener Gegenstand den Einbruch in einen alten Schulbus, parallel muss man anderweitig nachhelfen, um an eine Reihe von Schlüsseln zu gelangen. Auch kleine Schieberätsel und ein verwüstetes Auditorium spielen eine wichtige Rolle bei der Instandsetzung der Technik. Komplexe Puzzles fehlen leider, aber die wenigen vorhandenen gliedern sich schön in den Rhythmus der Erkundung ein.
Meditative Erkundung
Irgendwann kippt die Stimmung, was für einen willkommenen Tempowechsel sorgt. Die zunehmend surreale Wahrnehmung weckt manchmal sogar Erinnerungen an Twin Peaks. Es verwundert nicht, dass die Regie des kleinen Projekts bei weitem nicht so virtuos anmutet wie die übernatürliche Bildgewalt von David Lynch und Mark Frost. Wer sich gerne in Stimmungen fallen lässt und eigene Deutungen vornimmt, wird sich aber wohlfühlen.
Nervenstrapazen im finsteren Keller
Im Vergleich zum nach wie vor kostenlos erhältlichen PC-Original „The Light“ in russischer Sprache (z.B. auf Indiedb.com ) wirken nicht nur Beleuchtung und Detailfülle aufwändiger. Auch manche Puzzles und Objekte in der Welt wurden ein wenig abgeändert. Die frühere Maus-Steuerung wirkte übrigens noch ein wenig wirrer, da man auch im Vollbildmodus gelegentlich mit dem stets sichtbaren Mauszeiger außerhalb des Bildes landete. Vor einem Jahr folgte bereits die PC-Neuauflage „The Light Remake“, das derzeit auf Steam für 3,99 Euro angeboten wird. Die Konsolenfassung für Xbox One, PlayStation 4, PlayStation 5 und Switch schlägt mit 7,99 Euro zu Buche.
Fazit
Vor allem in der ersten Hälfte seiner zwei bis drei Spielstunden erschafft In Rays of the Light eine angenehm abgeschiedene Adventure-Atmosphäre. Wer selbst schon einmal ein leer stehendes Bauwerk erforscht hat oder ein Faible für Videos verlassener Orte besitzt (häufig „Lost Places“ genannt), dürfte sich sofort wohl fühlen. Der Großteil der Puzzles ist zwar simpel gehalten, sorgt aber für einen angenehmen Rhythmus beim Erkunden. Das gilt allerdings nicht mehr für die zweite Spielhälfte. Der Abstieg zu noch finstereren Themen sorgt zwar für einen willkommenen Wechsel in der Dramaturgie, dann stehen allerdings auch verwirrende Touren durch verwinkelte Keller an. Hier hätte es vermutlich geholfen, wenn sich Noskov fürs Remake zusätzliche Hilfe für den Feinschliff beim Rätsel- und Leveldesign organisiert hätte. Weniger störend wirken die vielen kleinen grafischen Macken, die vor allem auf den technisch schwächeren Systemen wie der PS4 Pro oder der Switch auftreten. Wer für die Qualitäten eines Geheimtipps auch mal die Zähne zusammenbeißt, dürfte also trotz einiger Unzulänglichkeiten auf seine Kosten kommen! Eine Xbox-One-Fassung wird übrigens ebenfalls angeboten.
Pro
- bedrückende Atmosphäre mit plötzlichen Stimmungsschwankungen
- über Fundstücke erzählte Story weckt die Neugier
- passend kleines, aber offenes Areal
- immersive Präsentation mit nur seltenen HUD-Elementen
- gefühlvolle, sporadisch eingestreute Musik
Kontra
- ein paar frustrierende Wegfindungs-Rätsel
- Weg zum alternativen Ende spielerisch schlecht eingebunden
- keine komplexen Puzzles
- hölzerne Übersetzung kann mitunter verwirren
- es ruckelt selten (PS5) bzw gelegentlich (PS4 Pro)
- Switch-Fassung leidet unter grobpixeligen Kulissen und Schatten sowie langen Ladezeiten
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