Realme GT - Test, Hardware, Android, Stadia
Ein Blick unter die Haube dürfte bei Kennern bereits für leuchtende Augen sorgen: Im Inneren des Realme GT verrichtet ein Qualcomm Snapdragon 888 seinen Dienst und damit einer der aktuell schnellsten Prozessoren, den man in Mobilgeräten mit Android-Betriebssystemen finden kann. Ausgestattet mit acht Kernen (mit Taktfrequenzen von bis zu 2,84 GHz) und einer Adreno 660 GPU protzt das Smartphone zumindest in dieser Hinsicht mit einer Ausstattung, die man eigentlich nur in den Top-Modellen anderer Hersteller vorfindet. Die beeindruckende CPU-Leistung, die man mit der Aktivierung des so genannten GT-Modus sogar noch etwas weiter steigern kann, spiegelt sich logischerweise auch in diversen Benchmark-Tests wider: Bei Geekbench lässt das Realme GT z.B. namhafte Konkurrenten wie das Samsung Galaxy S21 Ultra 5G oder direkte Konkurrenten wie das OnePlus 8 Pro sowohl beim Ergebnis für Single Core als auch beim Multi-Core hinter sich, wenn auch teilweise nur sehr knapp. Auch beim 3D Mark begeistert das Handy mit Traumwertungen in den diversen Performance- sowie Stresstests und verweist vergleichbare Modelle wie das Xiaomi Mi 10T Pro 5G auf die hinteren Plätze. Damit unterstreicht Realme das selbst gesteckte Ziel, mit dem GT prozessortechnisch eines der aktuell schnellsten Handys der Welt abgeliefert zu haben. Weitere Ergebnisse unserer Benchmark-Tests gibt es hier.
Leistungsfähiger „Motor“
Doch auch die restliche Ausstattung kann sich sehen lassen: Je nach gewähltem Modell erhält man entweder eine Kombination aus 128 Gigabyte internem Speicherplatz und acht Gigabyte RAM oder satte 256 Gigabyte Speicherplatz mit einem vergrößerten Hauptspeicher von 12 Gigabyte. Als Testgerät wurde uns erstere Variante zur Verfügung gestellt. Eine Erweiterung des Speicherplatzes durch SD-Karten ist in beiden Fällen aber leider nicht möglich. Dafür dürfen für die Telefonie immerhin bis zu zwei Nano-Simkarten eingesetzt und gleichzeitig verwendet werden.
Kräftige Farben, schnelle Reaktion
Schwachpunkt Kamera
Bei der Verarbeitungsqualität mussten ebenfalls Kompromisse eingegangen werden: Statt eines Metallgehäuses bekommt man hier lediglich einen Rahmen aus Kunststoff geboten – lediglich die Premium-Variante bietet Kunstleder auf der Rückseite und verhindert dadurch lästige Fingerabdrücke. Dafür ist das Gerät angesichts der verbauten Technik mit gerade mal 186 Gramm angenehm leicht und überzeugt mit einem kompakten Design. Als Folge dessen liegt das Handy sehr gut in der Hand und lässt sich prima bedienen. Dazu trägt auch der Fingerabdrucksensor im unteren Display-Bereich bei, der bei der Einrichtung zwar noch etwas träge, im späteren Betrieb dafür umso flotter und zuverlässig reagiert. Etwas suboptimal ist höchstes der relativ mittig platzierte Ein-/Ausschalter am rechten Rand, der im Zusammenspiel mit einer Controller-Handyhalterung für Probleme sorgen könnte, weil er sich im Gegensatz zu den Lautstärke-Tasten auf der gegenüberliegenden Seite etwas schlechter erreichen lassen könnte. Schön dagegen, dass zum Lieferumfang nicht nur eine bereits angebrachte Display-Schutzfolie, sondern auch eine transparente Schutzhülle gehört. Einen Kopfhörer wird man in der Packung allerdings nicht finden, doch lassen sich an der 3,5mm-Buchse ohnehin zahlreiche Kopfhörer per Kabel anschließen, falls man keine drahtlose Verbindung via Bluetooth bevorzugt. Die verbauten Stereo-Lautsprecher bieten sich ebenfalls als Alternative an, doch sollte man hier trotz Zertifikaten für Dolby Atmos und Hi-Res Audio nicht zu viel vom Klang erwarten. Vor allem in höheren Lautstärken wirkt der Ton zunehmend blechern – da liefert selbst das betagte Google Pixel 3a im direkten Vergleich ein schöneres und klareres Audio-Erlebnis.
Ein Leichtgewicht
Flottes Laden
Das Durchhaltevermögen des Akkus ist wie immer von der Nutzung abhängig. Vor allem Spiele-Anwendungen sind in der Regel ziemlich energiehungrig und auch in unseren Tests gingen die Reserven beim Zocken von technisch anspruchsvolleren Beispielen wie Call of Duty Mobile oder Mario Kart Tour deutlich schneller zur Neige als beim Surfen im Browser oder Ansehen von Youtube-Videos. Insgesamt hinterlässt das Durchhaltevermögen des Akkus lediglich einen durchschnittlichen Eindruck, wenn man die Zeit am Handy hauptsächlich mit Spielen verbringen will – hier kann es abhängig vom Spiel bereits nach vier bis fünf Stunden Dauernutzung mit hellem Bildschirm langsam eng werden. In diesem Fall gilt es auch zu bedenken, dass die Dauer zum Laden des Akkus massiv länger ausfällt, wenn man unterwegs eine Powerbank nutzt. Vorsicht ist zudem bei Nässe, Staub und Feuchtigkeit angebracht: Das Realme GT besitzt keine IP-Zertifizierung und ist daher nicht einmal spritzwasserfest, geschweigedenn wasserdicht.
Richtet man den Fokus dagegen auf den Einsatz als Spielegerät, gehört das Realme GT zweifelsohne zu den attraktivsten Geräten, die es derzeit gibt – insbesondere mit dem Blick auf das Preis-/Leistungsverhältnis. Egal ob Call of Duty Mobile, PUBG, Forza Street, Real Racing 3, Mario Kart Tour, Super Mario Run, PES 2021 oder CSR 2: Dem Realme GT geht niemals die Puste aus und das Gerät scheint selbst technisch anspruchsvolle Spiele mit Leichtigkeit zu jonglieren. Dass der Snapdragon 888 ein bisschen schaffen muss, merkt man höchstens an der zunehmenden Wärmeentwicklung auf der Rückseite. Zwar merkt man deutlich den Temperaturanstieg, aber zu heiß wird das Gehäuse zum Glück nicht.
Handy als Handheld
Wer sich die mitunter widerliche Monetarisierung und die penetranten Nachrichtenhinweise der meisten Mobil-Spiele nicht länger antun möchte, findet als Zocker in diversen Streaming-Apps eine willkommene Alternative, mit denen sich auch PC- und Konsolenspiele am Handybildschirm erleben lassen. Dazu gehören etwa Cloud Gaming über Xbox Game Pass, Geforce Now und selbst Googles Stadia-App ist kompatibel zum Realme GT. Mittlerweile bieten zumindest ausgewählte Spiele im Game Pass und die gesamte Stadia-Bibliothek sogar eine experimentelle Touch-Steuerung für die mobile Nutzung an.
Streaming statt Mobile Games
Alternativ lassen sich aber selbstverständlich auch Controller via Bluetooth oder Kabel am Handy verwenden. Mit den Standardeinstellungen hatte ich das Handy aber zunächst geweigert, verkabelte Controller zu erkennen – lediglich die Kombination aus Stadia-Controller und Stadia-App funktionierte. Erst eine gut versteckte Option zur OTG-Verbindung unter den zusätzlichen Einstellungen ermöglichte schließlich die Verwendung von Xbox- und PS4-Controllern sowie die Nutzung des Stadia-Controllers in anderen Apps. Bei manch anderen Smartphones ist dieser Schritt nicht nötig und Controller werden beim Anschließen umgehend erkannt.
Nützliche Bloatware?
Fazit
Das Realme GT reiht sich in die Smartphones anderer chinesischer Hersteller wie Xiaomi oder OnePlus ein, bei denen Oberklasse-Technik zu einem relativ günstigen Preis angeboten wird. Herzstück und Höhepunkt ist ohne Zweifel der Snapdragon 888 und damit der stärkste Prozessor, den man derzeit in Android-Mobilgeräten finden kann. Dieses enorme Leistungspotenzial ist zusammen mit dem farbkräftigen AMOLED-Bildschirm freilich prädestiniert für Spiel-Anwendungen. Dabei macht das GT seinem Namen alle Ehre: Selbst bei technisch anspruchsvollen Titeln wie CoD Mobile, PUBG, Real Racing 3 & Co geht diesem Kraftpaket niemals die Puste aus! Das gilt dann schon eher für den Akku, der bei Dauerbelastung deutlich schneller zur Neige geht, aber trotzdem für die eine oder andere mehrstündige Session durchhält. Persönlich kann ich mit den meisten Mobil-Spielen aufgrund ihrer Qualität, Monetarisierung und Steuerung nicht viel anfangen. Daher freut es mich, dass ich das Realme GT neben Geforce Now und Xbox Game Pass auch mit Stadia fürs Cloud Gaming einspannen darf. Betrachtet man das Realme GT als Handheld-Alternative und reines Spielgerät, verdient sich die Kombination aus starker Ausstattung, überwältigender Performance und kompaktem Design eine sehr gute Wertung. Als Komplettpaket würde es sich dagegen eher in einem gutem Bereich einfinden, weil die Abstriche bei Kamera und Material ins Gewicht fallen. Das ist dann ein bisschen so, als würde man einen Ferrari-Motor in einen Opel Corsa einbauen. Wer eine Vorliebe für Mobile Games hat und dem neuen 5G-Standard entgegen fiebert, bekommt mit dem Realme GT dennoch einen starken Begleiter mit einem hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnis.