Legend of Mana - Test, Rollenspiel, PC, Switch, PlayStation, PlayStation4

Legend of Mana
18.08.2021, Jens Bischoff

Test: Legend of Mana

Späte Europa-Premiere

Die Ende Juni erstmals in Europa erschienene Neuauflage von Legend of Mana hat die Abstimmung für den Wunschtest Juli gewonnen und wird daher von uns mit einem nachträglichen Test bedacht: Wie gut ist der Action-Rollenspiel-Oldie gealtert?

Legend of Mana markierte vor über zwanzig Jahren das PlayStation-Debüt der Mana-Reihe - allerdings nicht in Europa. Hierzulande feiert Teil vier der Rollenspielsaga erst mit der jetzigen Neuauflage seine Premiere. Entsprechend groß dürfte die Neugier auf den heute noch interessant konzipierten Oldie sein. Statt einer vorgefertigten Spielwelt, bastelt man sich diese nämlich Stück für Stück selbst zusammen - und zwar aus erbeuteten Artefakten, die man durch das Meistern verschiedener Aufgaben erhalten kann.

Eine Welt entsteht

Zunächst muss man sich allerdings für eine weibliche oder männliche Hauptfigur entscheiden, ein Platz für das eigene Zuhause auf der leeren Weltkarte von Fa'Diel wählen und kurz darauf mit einem ersten vermachten Artefakt ins Ungewisse aufbrechen. Eine traditionelle Erzählstruktur gibt es dabei nicht. Stattdessen erlebt man viele kleine Abenteuer, die schrittweise ein größeres Szenario mit insgesamt drei Hauptgeschichtssträngen bilden.

Die Spielwelt nimmt durch das Platzieren von Artefakten nach und nach Form an.
Manche Artefakte lassen eine Stadt entstehen, in der man Informationen einholen oder einkaufen kann. Andere wiederum legen Wälder, Höhlen oder alte Ruinen frei, in denen man auf gefährliche Monster oder andere Reisende trifft. Ein großes Ziel stellt dabei die Suche nach dem mystischen Mana-Baum dar, die aber je nach getroffenen Entscheidungen und Ereignisreihenfolgen auf sehr unterschiedlichen Pfaden erfolgen sowie zu verschiedenen Ausgängen führen kann.

Während die handgemalten Schauplätze neuerdings in HD erstrahlen, hat man die Figuren in kruder Pixeloptik belassen, was grafisch für eine entsprechende Diskrepanz sorgt und stilistisch wenig homogen wirkt. Bei der Soundkulisse hat man hingegen die Wahl, ob man lieber einem unter der Leitung von Original-Komponistin Yoko Shimomura neu arrangierten oder dem unveränderten Original-Soundtrack lauschen möchte, die beide absolut hörenswert sind. Sprachausgabe erklingt hingegen nach wie vor keine.

Tradition verpflichtet

Die deutsche Lokalisierung ist gelungen, zwischen den hochauflösenden Kulissen und grobpixeligen Figuren gibt es jedoch eine unschöne Diskrepanz.
Dafür gibt es aber erstmals eine deutsche Übersetzung der Texte, die insgesamt eine sehr solide Figur macht und auch verschiedene sprachliche Besonderheiten gut abbildet. Zudem hat eine Galerie-Funktion mit Illustrationen und anderen Exponaten ihren Weg ins Spiel gefunden. Schön ist auch, dass man neuerdings fast jederzeit den Spielstand sichern sowie auf eine automatische Speicherfunktion vertrauen kann. Wer will, kann im Optionsmenü sogar gewöhnliche Feindkontakte deaktivieren und so ohne lästige Kampfunterbrechungen die Umgebung erkunden.

Ansonsten werden Kämpfe nach einem Aufeinandertreffen direkt an Ort und Stelle in Echtzeit ausgetragen bis eine Seite siegreich ist. Neben der eigenen Spielfigur können auch ein weiterer Charakter und ein tierischer Begleiter mitmischen. Dank lokalem Koop-Modus kann dabei jederzeit ein Mitspieler die Kontrolle über den zweiten Charakter übernehmen. Die in klassischer Action-Rollenspiel-Manier ausgetragenen Auseinandersetzungen sind flott und unkompliziert.

Auf ins Getümmel

Man kann schnelle und starke Angriffe ausführen, Kombos und Synchro-Effekte auslösen sowie vorher festgelegte Fertigkeiten einsetzen, die sowohl Sprüngen, Blocks und Ausweichmanövern als auch waffenspezifische Spezialangriffe umfassen, die man z. B. durch wiederholten Einsatz der entsprechenden Waffengattung lernt. Letztere reichen von Schwertern und Äxten über Stäbe und Speere bis hin zu Flegeln und Bögen - darunter auch ein paar neue Exemplare. Einzige Wermutstropfen: Die oft holprige Kollisionsabfrage und Bildrate.

Das VMU-artige Minispiel Ring Ring Land feiert seine Premiere im Westen.
Schade auch, dass es weder Maussteuerung am PC, noch Touch-Unterstützung auf der Switch gibt. Dafür wurde mit Ring Ring Land ein Minispiel implementiert, das noch nie zuvor im Westen erhältlich war. Darin kann man einen Begleiter verschiedene Herausforderungen absolvieren lassen, die an Virtual-Memory-Unit-Einsätze aus der Dreamcast-Ära erinnern. Nichts Spektakuläres, aber ein netter Bonus zum Leveln und Beutesammeln.

Entdecke die Möglichkeiten

Außerdem kann man in der Schmiede neue Ausrüstung herstellen und alte anpassen, in der Werkstatt magische Instrumente fertigen oder im Golem-Labor maßgeschneiderte Begleiter erschaffen. Für Letztere gibt’s auch ein Freiluftgehege, während im Obst- und Gemüsegarten Samen gepflanzt und später entsprechende Früchte geerntet werden können. Im Schlafzimmer führt hingegen ein aufmerksamer Kaktus heimlich Tagebuch.

Nur wer die Sprache der Mäuse beherrscht, versteht, was hier gesagt wird.
Quests, Ereignisse und Figuren sind oft liebevoll designt und charmant verzahnt. Mal muss man diplomatisches Geschick an den Tag legen, mal sogar die Grundlagen einer Tiersprache lernen, um Erfolg zu haben. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Der dynamisch ansteigende Schwierigkeitsgrad ist meist moderat und kann erst in weiteren Spieldurchgängen angehoben werden. Bei der Navigation hätte ich mir hingegen mehr Komfortoptionen gewünscht, da es weder eine Kartenfunktion, noch andere Orientierungshilfen gibt.

Fazit

Legend of Mana ist auch heute noch ein interessant konzipiertes und weitestgehend gut spielbares Action-Rollenspiel alter Schule: Man bastelt sich durch das Platzieren erbeuteter Artefakte seine eigene Spielwelt, bestreitet kleine kompakte Abenteuer, die sich dank charmant verzahnter Ereignisse und Charaktere zu einem spannenden Gesamtszenario verflechten. Es gibt sogar zusätzliche Inhalte wie das an spielbegleitende VMU-Abenteuer auf Dreamcast erinnernde Minispiel Ring Ring Land. Außerdem kann man freier Speichern und Kämpfe umgehen. Gerade Letztere sorgen aufgrund der hakeligen Kollisionsabfrage aber auch für Unmut - ebenso wie die optische Diskrepanz zwischen hochauflösenden Kulissen und grobpixeligen Figuren. Beim Soundtrack darf man hingegen frei zwischen neu arrangierter und Original-Musik wählen. Außerdem wäre mehr Komfort hinsichtlich Bedienung und Orientierung wünschenswert gewesen. Insgesamt wurde ich trotzdem gut unterhalten und Fans der Mana-Reihe, die das Original nie importiert haben, müssen so oder so zuschlagen.

Pro

  • durch Platzieren von Artefakten entstehende Spielwelt
  • charmant verzahnte Ereignisse und Charaktere
  • freie Wahl zwischen neu arrangierter und Originalmusik
  • zusätzliche Spielinhalte, wie z. B. neue Ausrüstung und das Minispiel Ring Ring Land
  • neue Spielfunktionen, wie z. B. deaktivierbare Kämpfe und Quick-Saves

Kontra

  • holprige Kollisionsabfrage und Bildrate
  • optische Diskrepanz zwischen HD-Hintergründen und Pixel-Figuren
  • keine Kartenfunktion oder andere Orientierungshilfen
  • keine Touch-Unterstützung (Switch)
  • keine Mausunterstützung (PC)

Wertung

PC

Nach wie vor interessantes Action-Rollenspiel mit Abstrichen bei Technik und Spielkomfort.

Switch

Nach wie vor interessantes Action-Rollenspiel mit Abstrichen bei Technik und Spielkomfort.

PlayStation4

Nach wie vor interessantes Action-Rollenspiel mit Abstrichen bei Technik und Spielkomfort.

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Kommentare
muecke-the-lietz

Wunderbar, vielen Dank für den Test. Dieses Spiel gehört wirklich ins (Test)-Archiv.
Auf jeden Fall.

vor 3 Jahren
JudgeMeByMyJumper

Wunderbar, vielen Dank für den Test. Dieses Spiel gehört wirklich ins (Test)-Archiv.

vor 3 Jahren