Ghost of Tsushima - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PlayStation5, PC
Als Freund des Alten Japan und seiner Mythologie habe ich selbst nach einem Jahr einfach nur sehr gute Erinnerungen an Ghost of Tsushima - wobei vor allem die tolle Landschaft, die spannenden Duelle und die stillen Momente dominieren: darunter nicht nur die Ruhe vor dem Schlag, sondern auch die idyllischen Abstecher in die Natur. Obwohl es sich "nur" um eine weitere offene Welt mit Sammelkram handelte, obwohl die KI manchmal ernüchterte, hat mich dieses Spiel bis ins Finale besser unterhalten als ähnliche Titel. Es kommt auch innerhalb eines Subgenres immer auf die feinen Unterschiede an, zumal der persönliche Standpunkt mit all seinen Erwartungen und Prägungen genau auf diese Nuancen trifft.
Die goldene Mitte
Fazit des Hauptspiels
• 9,99 € (technisches Upgrade samt Erweiterung mit exklusiven Features)Obwohl die offene Welt im technischen Detail nicht allerhöchstes Niveau und die Gegner-KI große Schwächen zeigt, entsteht eine vom Wind berauschte Atmosphäre: Wenn man zwischen Nebelfetzen in einem goldenen Wald sein Katana zieht, um mit tödlichen Hieben in Zeitlupe durch zwei, drei Feinde zu tanzen, hört man das entfernte Echo von Akira Kurosawa.
Auch wenn das natürlich keine historische Simulation ist: Egal ob Haiku, Kami oder Bushido – viele Facetten dieser fernöstlichen Kultur werden sichtbar.
Hier entsteht nicht die Vielfalt oder der hohe Anspruch eines Nioh 2 oder gar Sekiro, auch die Akrobatik samt Kletterhaken oder die Stealth-Action mit Ninjaflair sind eher light zu nennen. Aber dafür wird Jins Geschichte besser erzählt, sie überrascht mit Charakteren und Geschichten, zeigt zudem kreative Mechaniken en detail.
Sucker Punch trifft für mich die goldene Mitte aus Erkundung, Storytelling, Sammelei, Quests und Action. So entsteht über 40 Stunden ein sehr guter Spielfluss in malerischen Landschaften. Ich kann euch nur empfehlen, dem Weg dieses Kriegers zu folgen!"
Jetzt geht der Kampf also für Jin Sakai weiter, obwohl er doch ganz Tsushima befreit und literweise Blut im Sommergras vergossen hat? Wo und wie will Sucker Punch diesen Katana-Superhelden fordern? Dass man sich für eine neue Insel entscheidet, war naheliegend - zumal Iki tatsächlich nur etwa 20 Kilometer südöstlich von Tsushima auf euch wartet. Wer dorthin will, muss mindestens das zweite Kapitel des Hauptspiels erreicht haben; ein Durchspielen bis zum Finale ist also nicht zwingend erforderlich, aber ich würde es aus erzählerischer Sicht empfehlen, denn die Mongolen des Adler-Stammes sorgen für eine neue Art der Bedrohung.
Der Weg nach Iki
Bessere Technik, neue Controller-Features
Den Spielstand von der PS4 kann man leicht auf die PS5 übertragen, falls man ihn mit PS Plus in der Cloud oder auf einem USB-Laufwerk gesichert hat. Falls jemand das Abenteuer noch nicht finalisiert hat, wird er in den folgenden Stunden auch abseits der Insel Iki von einigen Verbesserungen wie 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde, schnelleren Ladezeiten sowie 3D-Audio profitieren. Wobei als Erstes das Feedback des DualSense auffällt: Sucker Punch hat sowohl die Erkundung als auch den Kampf an die Möglichkeiten des Controllers mit seinen adaptiven Triggern und Lautsprechern angepasst. Es gibt spürbare Unterschiede zum Erlebnis auf der PS4: Jetzt hört man den leitenden Wind um seinen Kopf herum tosen, fühlt Regentropfen oder die Wucht der Klingen beim Aufprall in der Handfläche.
Aber nicht nur die Technik, auch die Story und das Spiel selbst haben einige Überraschungen zu bieten. Zur Erzählung sei nur so viel gesagt: Zwar sind die Mongolen ebenfalls eine Bedrohung, denn sie wollen erst Iki und dann Tsushima erobern. Aber es geht vielmehr um die erwähnte Vergangenheit des Helden. Diese wurde ja schon angeschnitten, aber jetzt wird die Biographie von Jin inklusive tragischer Momente und emotionaler Erlebnisse weiter vertieft.
Mehr Blut im Sommergras
Was ist sonst noch neu? Losgelöst vom Kauf der Erweiterung sind da die kleinen Ergänzungen durch den aktuellen Patch: Der sorgt u.a. für alternative Controller-Belegungen, man kann Feinde im Kampf anvisieren sowie den Köcher ausblenden. Hinzu kommen die exklusiven Features des Director's Cut: Da wäre zum Beispiel die Rüstung für die Pferde, die jetzt auch Fähigkeiten haben.
Neue Biome und Minispiele
Last but not least sei die wunderschöne Landschaft von Iki erwähnt, die der ohnehin tollen Kulisse weitere ansehnliche Facetten über neue Biome sowie Tierarten hinzufügt - auch wenn die Darstellung des Wassers eher ernüchtert und man hinsichtlich der Texturen keine großen Unterschiede zwischen PS4 und PS5 erkennt. Gleich zu Beginn begegnet man am Strand spielenden Makaken, fühlt sich zwischen Palmen fast an die Südsee erinnert, wandert dann durch den dicht bewachsenen Dschungel und entdeckt vernebelte Gebirgszüge in der Ferne. Bei aller Tragik um Jin und all dem Blut im Sommergras, das man schon kennt: Dieses Japan ist auch im Director's Cut einfach nur wunderschön. Den Multiplayer-Modus „Legends“ konnten wir noch nicht spielen, da er erst ab dem 20. August erhältlich sein wird. Außerdem wird es ab 3. September einen Gratis-Modus namens „Rivals“ geben.
Fazit
Das ist viel mehr als ein Director's Cut, sondern eine klasse Erweiterung! Wer Ghost of Tsushima auf der PlaySation 4 oder 5 spielt, erlebt ein technisch und inhaltlich sehr gutes Abenteuer, das innerhalb der offenen Welten eigene ästhetische Akzente setzen kann. Zwar hat man die KI-Defizite in dieser Erweiterung nicht behoben, aber das Action-Adventure wird durch die Ereignisse auf der neuen Insel Iki vor allem erzählerisch, aber auch landschaftlich sowie in kleinen Aspekten spielerisch bereichert. Hinzu kommt das spürbare Feedback des DualSense-Controllers, das so einige Situationen angenehm intensiviert. Wer sich für die Samurai interessiert, darf sich auf eine Hommage freuen, die der Tradition des Alten Japan würdig ist. Mir hat dieser Ausflug jedenfalls richtig Spaß gemacht - das war mal wieder sehr gute Arbeit, Sucker Punch! Man darf gespannt sein, was dieses Studio in Zukunft für PlayStation 5 entwickelt.