Ghost of Tsushima - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PlayStation5, PC

Ghost of Tsushima
19.08.2021, Jörg Luibl

Test: Ghost of Tsushima

Mehr als ein Director's Cut

Ghost of Tsushima (ab 28,69€ bei kaufen) war als neue Spielwelt sehr erfolgreich - über fünf Millionen mal hat es sich bis Ende November 2020 für PlayStation 4 verkauft. Kein Wunder also, dass Sony und Sucker Punch das Samurai-Abenteuer um ein Kapitel erweitern sowie für die PlayStation 5 umsetzen. Warum dieser "Director's Cut" mehr ist als nur eine modernisierte Version, klärt der Test.

Als Freund des Alten Japan und seiner Mythologie habe ich selbst nach einem Jahr einfach nur sehr gute Erinnerungen an Ghost of Tsushima - wobei vor allem die tolle Landschaft, die spannenden Duelle und die stillen Momente dominieren: darunter nicht nur die Ruhe vor dem Schlag, sondern auch die idyllischen Abstecher in die Natur. Obwohl es sich "nur" um eine weitere offene Welt mit Sammelkram handelte, obwohl die KI manchmal ernüchterte, hat mich dieses Spiel bis ins Finale besser unterhalten als ähnliche Titel. Es kommt auch innerhalb eines Subgenres immer auf die feinen Unterschiede an, zumal der persönliche Standpunkt mit all seinen Erwartungen und Prägungen genau auf diese Nuancen trifft.

Die goldene Mitte

Die Insel Iki liegt südöstlich von Tsushima.
Sucker Punch hatte nicht nur mit seinem historischen Ansatz (mehr dazu im Video) sowie seiner Ästhetik à la Akira Kurosawa (1910 - 1998) meinen Nerv, sondern auch spielmechanisch diese goldene Mitte getroffen, die für einen angenehmen Spielfluss samt Erkundungsflair sorgt. Wer sich für die komplette Analyse interessiert, findet alle Informationen zu Story, Kampf, Entwicklung sowie Pros und Kontras in meinem zehnseitigen Test vom 14. Juli 2020. An dieser Stelle zitiere ich lediglich das Fazit, um nochmal zu verdeutlichen, warum ich trotz einiger Defizite einen Gold-Award mit 86% vergeben habe - und warum ich selbst Skeptikern dieser Spielart diese Reise empfehle:

Iki hat landschaftlich einiges zu bieten, es gibt neue Tierarten wie die Makaken.
"Was für eine zauberhafte, teilweise poetische Stimmung! Ghost of Tsushima ist ein wunderschönes Abenteuer. Wer sich für die Samurai interessiert, darf sich auf eine ästhetische und spielerische Eleganz freuen, die der Tradition des Alten Japan würdig ist.

Fazit des Hauptspiels

• 9,99 € (technisches Upgrade samt Erweiterung mit exklusiven Features)Obwohl die offene Welt im technischen Detail nicht allerhöchstes Niveau und die Gegner-KI große Schwächen zeigt, entsteht eine vom Wind berauschte Atmosphäre: Wenn man zwischen Nebelfetzen in einem goldenen Wald sein Katana zieht, um mit tödlichen Hieben in Zeitlupe durch zwei, drei Feinde zu tanzen, hört man das entfernte Echo von Akira Kurosawa.

Auch wenn das natürlich keine historische Simulation ist: Egal ob Haiku, Kami oder Bushido – viele Facetten dieser fernöstlichen Kultur werden sichtbar.



Editionen und Upgrades:

Der Director’s Cut enthält das Hauptspiel plus alle DLC sowie die Erweiterung “Die Insel Iki”.

• PS4 - 69,99 €

• PS5 - 79,99 €

Besitzer von Ghost of Tsushima können die Erweiterung “Die Insel Iki" dazukaufen:

• PS4 - 19,99 €

• PS5 - 29,99 € (alle technischen Upgrades auf die PS5-Version mit exklusiven Features)

Man kann später von der PS4- auf die PS5-Version des Director’s Cut aufrüsten:

Hier entsteht nicht die Vielfalt oder der hohe Anspruch eines Nioh 2 oder gar Sekiro, auch die Akrobatik samt Kletterhaken oder die Stealth-Action mit Ninjaflair sind eher light zu nennen. Aber dafür wird Jins Geschichte besser erzählt, sie überrascht mit Charakteren und Geschichten, zeigt zudem kreative Mechaniken en detail.

Sucker Punch trifft für mich die goldene Mitte aus Erkundung, Storytelling, Sammelei, Quests und Action. So entsteht über 40 Stunden ein sehr guter Spielfluss in malerischen Landschaften. Ich kann euch nur empfehlen, dem Weg dieses Kriegers zu folgen!"

Jetzt geht der Kampf also für Jin Sakai weiter, obwohl er doch ganz Tsushima befreit und literweise Blut im Sommergras vergossen hat? Wo und wie will Sucker Punch diesen Katana-Superhelden fordern? Dass man sich für eine neue Insel entscheidet, war naheliegend - zumal Iki tatsächlich nur etwa 20 Kilometer südöstlich von Tsushima auf euch wartet. Wer dorthin will, muss mindestens das zweite Kapitel des Hauptspiels erreicht haben; ein Durchspielen bis zum Finale ist also nicht zwingend erforderlich, aber ich würde es aus erzählerischer Sicht empfehlen, denn die Mongolen des Adler-Stammes sorgen für eine neue Art der Bedrohung.

Der Weg nach Iki

Es gibt einige neue Fähigkeiten bzw. Minispiele.
Wie kann man die Erweiterung aktivieren? Einfach im Spiel das Pausemenü öffnen, im Tagebuch "Geschichten von Iki" aktivieren, dann die Quest "Reise in die Vergangenheit" wählen - zunächst folgt man dem Wind zu einem Lager in Tsushima, in dem Leute scheinbar wahnsinnig geworden sind. Dort lauern mongolische Schamanen, die Krieger in einen Rausch versetzen und schon geht es zur Sache. Weil man diese etwa fünfzehnstündige Erweiterung sowohl als Einsteiger als auch Veteran nach dem Finale erleben kann, passt sich der Anspruch im Kampf automatisch eurer aktuellen Stufe an; am Figurenverhalten hat Sucker Punch übrigens keine Verbesserungen vorgenommen, so dass Infiltrationen von Lagern ebenso simpel bleiben wie das Sammeln von Beute vor Bewohnern ungeahndet.

Um den Hirsch zu beruhigen, muss man den Controller im Takt der Flötenmelodie auf und ab bewegen.
Hinsichtlich des Anspruchs kann natürlich die Wahl des grundsätzlichen Schwierigkeitsgrades etwas abhelfen. Aber sobald man mit einem Schiff die neue Insel erreicht, ist es ohnehin etwas kniffliger: nicht nur, weil die Mongolen von Schamanen unterstützt werden, die zusätzlich zu den Bogenschützen aus der Distanz ihren Singsang anstimmen. Sondern weil man ohne das im Sturm verschollene Pferd startet und selbst die Japaner vor Ort die Samurai abgrundtief hassen. Jin sollte vor allem seine Sakai-Rüstung nicht offen anlegen, weil sein Clan dort tabu ist - immerhin töteten die Einheimischen seinen Vater, der ihre Insel erobern wollte. Und schneller als ihm lieb ist, holen ihn nicht nur die rachsüchtigen Geister dieser Zeit ein, sondern auch unheilvolle Taktiken der Mongolen. Das ist kein Hack & Slay: Wer in Ghost of Tsushima einfach plump draufhaut, wird gegen ihre Trupps frühzeitig das Zeitliche segnen. Man muss clever die Waffen wechseln, rechtzeitig ausweichen, die richtigen Konterhaltungen einnehmen und ihre Reihen möglichst aus der Distanz dezimieren.

Bessere Technik, neue Controller-Features

Den Spielstand von der PS4 kann man leicht auf die PS5 übertragen, falls man ihn mit PS Plus in der Cloud oder auf einem USB-Laufwerk gesichert hat. Falls jemand das Abenteuer noch nicht finalisiert hat, wird er in den folgenden Stunden auch abseits der Insel Iki von einigen Verbesserungen wie 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde, schnelleren Ladezeiten sowie 3D-Audio profitieren. Wobei als Erstes das Feedback des DualSense auffällt: Sucker Punch hat sowohl die Erkundung als auch den Kampf an die Möglichkeiten des Controllers mit seinen adaptiven Triggern und Lautsprechern angepasst. Es gibt spürbare Unterschiede zum Erlebnis auf der PS4: Jetzt hört man den leitenden Wind um seinen Kopf herum tosen, fühlt Regentropfen oder die Wucht der Klingen beim Aufprall in der Handfläche.

Aber nicht nur die Technik, auch die Story und das Spiel selbst haben einige Überraschungen zu bieten. Zur Erzählung sei nur so viel gesagt: Zwar sind die Mongolen ebenfalls eine Bedrohung, denn sie wollen erst Iki und dann Tsushima erobern. Aber es geht vielmehr um die erwähnte Vergangenheit des Helden. Diese wurde ja schon angeschnitten, aber jetzt wird die Biographie von Jin inklusive tragischer Momente und emotionaler Erlebnisse weiter vertieft.

Mehr Blut im Sommergras

Was haben die Mongolen des Adler-Stammes mit den Bewohnern gemacht?
Storywriter Patrick Downs gelingt hier ein natloser Übergang, aber auch ein Perspektivwechsel, der sogar aktuelle Ereignisse der Pandemie einfließen lässt - Themen wie "Schmerz" und "Heilung" sind diesmal Leitmotive, die überzeugend in die Geschichte verwoben werden. Mehr sei nicht verraten, aber Freunde des Alten Japan wird es sicher freuen, dass diesmal alle Dialoge auf Japanisch lippensynchron sind.

Was ist sonst noch neu? Losgelöst vom Kauf der Erweiterung sind da die kleinen Ergänzungen durch den aktuellen Patch: Der sorgt u.a. für alternative Controller-Belegungen, man kann Feinde im Kampf anvisieren sowie den Köcher ausblenden. Hinzu kommen die exklusiven Features des Director's Cut: Da wäre zum Beispiel die Rüstung für die Pferde, die jetzt auch Fähigkeiten haben.

Neue Biome und Minispiele

Samurai werden auf Iki gehasst - Jin muss vorsichtig sein.
Außerdem gibt es abseits der bekannten Minispiele wie etwa Fuchsbau oder Haiku weitere Aktivitäten: An Tierschreinen kann man z.B. mit der Flöte Hirsche anlocken und muss den Tönen in der Melodie folgen, indem man den Controller hebt und senkt. Auch Bogenschützen werden gefordert, so dass mehr Abwechslung in die Erkundung einfließt.

Last but not least sei die wunderschöne Landschaft von Iki erwähnt, die der ohnehin tollen Kulisse weitere ansehnliche Facetten über neue Biome sowie Tierarten hinzufügt - auch wenn die Darstellung des Wassers eher ernüchtert und man hinsichtlich der Texturen keine großen Unterschiede zwischen PS4 und PS5 erkennt. Gleich zu Beginn begegnet man am Strand spielenden Makaken, fühlt sich zwischen Palmen fast an die Südsee erinnert, wandert dann durch den dicht bewachsenen Dschungel und entdeckt vernebelte Gebirgszüge in der Ferne. Bei aller Tragik um Jin und all dem Blut im Sommergras, das man schon kennt: Dieses Japan ist auch im Director's Cut einfach nur wunderschön. Den Multiplayer-Modus „Legends“ konnten wir noch nicht spielen, da er erst ab dem 20. August erhältlich sein wird. Außerdem wird es ab 3. September einen Gratis-Modus namens „Rivals“ geben.

Fazit

Das ist viel mehr als ein Director's Cut, sondern eine klasse Erweiterung! Wer Ghost of Tsushima auf der PlaySation 4 oder 5 spielt, erlebt ein technisch und inhaltlich sehr gutes Abenteuer, das innerhalb der offenen Welten eigene ästhetische Akzente setzen kann. Zwar hat man die KI-Defizite in dieser Erweiterung nicht behoben, aber das Action-Adventure wird durch die Ereignisse auf der neuen Insel Iki vor allem erzählerisch, aber auch landschaftlich sowie in kleinen Aspekten spielerisch bereichert. Hinzu kommt das spürbare Feedback des DualSense-Controllers, das so einige Situationen angenehm intensiviert. Wer sich für die Samurai interessiert, darf sich auf eine Hommage freuen, die der Tradition des Alten Japan würdig ist. Mir hat dieser Ausflug jedenfalls richtig Spaß gemacht - das war mal wieder sehr gute Arbeit, Sucker Punch! Man darf gespannt sein, was dieses Studio in Zukunft für PlayStation 5 entwickelt.

Wertung

PlayStation4

Das ist viel mehr als ein Director's Cut, sondern eine klasse Erweiterung! Wer Ghost of Tsushima auf der PlaySation 4 oder 5 spielt, erlebt ein technisch und inhaltlich sehr gutes Abenteuer.

PlayStation5

Das ist viel mehr als ein Director's Cut, sondern eine klasse Erweiterung! Wer Ghost of Tsushima auf der PlaySation 4 oder 5 spielt, erlebt ein technisch und inhaltlich sehr gutes Abenteuer.

Kommentare
Xris

Der Khan kam für mich zu früh, was noch zu tun war/wäre ist, die Insel von den übrigen Mongolen zu befreien und da hat/hätte man schon noch so "einiges" zu tun. Das finde ich schon irgendwie eigenartig? Auf der PS5 hatte ich dasselbe in gleich, den Khan im gefühlt 3. Viertel erledigt; hatte mir auch den DLC geholt und die Schamanin ADLER erledigt und nur hätte ich aber noch eine ganze Menge zu tun und entdecken? Könnte noch meine Waffen etwas verbessern und wie gesagt die Insel Tsushima und Iki noch von den restlichen Mongolen befreien und orte entdecken, Nebenaufgaben erledigen, ist zwar ganz nett aber nicht mehr so dolle, weil ich davon ausgehe, dass mich bei der Kampagne keine Herausforderung erwartet...?

Ich zocke GoT jetzt nur noch als Lückenbüßer, bis was anderes kommt das mir gefällt. Na wie auch immer, es war für mich trotzdem ein tolles Spiel.
So wie sich das anhört hast du halt zuerst die HQ beendet. Der Rest das sind die Nebenaufgaben… und so läuft das halt in jedem Open World Spiel.

vor 3 Jahren
peppino_XYungelöst

Der Khan kam für mich zu früh, was noch zu tun war/wäre ist, die Insel von den übrigen Mongolen zu befreien und da hat/hätte man schon noch so "einiges" zu tun. Das finde ich schon irgendwie eigenartig? Auf der PS5 hatte ich dasselbe in gleich, den Khan im gefühlt 3. Viertel erledigt; hatte mir auch den DLC geholt und die Schamanin ADLER erledigt und nur hätte ich aber noch eine ganze Menge zu tun und entdecken? Könnte noch meine Waffen etwas verbessern und wie gesagt die Insel Tsushima und Iki noch von den restlichen Mongolen befreien und orte entdecken, Nebenaufgaben erledigen, ist zwar ganz nett aber nicht mehr so dolle, weil ich davon ausgehe, dass mich bei der Kampagne keine Herausforderung erwartet...?

Ich zocke GoT jetzt nur noch als Lückenbüßer, bis was anderes kommt das mir gefällt. Na wie auch immer, es war für mich trotzdem ein tolles Spiel.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Raskir

Hmm? War der Kampf gegen den Khan nicht erst kurz vor Ende? Bist du sicher, dass du nicht nach dem Labor mit ihm noch das neue add-on gespielt hat? Bin da Recht sicher, das nach dem Khan nicht mehr viel kam

vor 3 Jahren
hA1Nz

Kann mir jemand sagen wie ich als Besitzer der PS4 Version die PS5 Version für 30€ haben kann?
Mein Store möchte immer 79€. Muss man einen bestimmten Weg wählen das ich für meine PS5 die Directors Cut Version hierfür auch für die 30€ bekomme? Die PS4 Version hierfür für 20€ sind ganz normal im Store...
Danke

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Ok... angeblich käme eine Anzeige wenn man ins Spiel geht. Hatte ich letztens erst probiert aber bei mir kam nichts.
Ich probiere es heute noch einmal

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Finsterfrost

Habe mir das Ding auch mal gegönnt, da ich es auf der PS4 noch gar nicht gespielt habe. Ist also mein erster Durchgang. Was soll ich sagen? Spiel ist ganz nett, aber so wirklich richtig gut imo auch nicht. Bin jetzt so 10-15 Stunden dran und es machen sich schon längst die typischen Ubisoft Formel Abnutzungserscheinungen breit. Ob ich es durchspiele weiß ich noch nicht, momentan ist es sein Geld nicht so wirklich wert.

vor 3 Jahren