NEO: The World Ends With You - Test, Rollenspiel, Switch, PC, PlayStation4
Nach dem Erwerb zweier modischer Pins werden die beiden Freunde Rindo Kanade und Tosai Furesawa plötzlich Zeuge eines spektakulären Kampfes auf den Straßen Shibuyas. Was sie anfangs noch für Dreharbeiten zu einem neuen Superheldenfilm halten, wird jedoch schnell lebensbedrohlich. Nur dank einer unerklärlichen Vorsehung kann Rindo seinen Kumpel vor einem fatalen Zusammenprall bewahren, während die übrigen Passanten gar keine Notiz von den Ereignissen zu nehmen scheinen. Kurze Zeit später wird ihnen mitgeteilt, dass sie Teil eines Spiels sind, dem Spiel der Reaper.
Es geht wieder los
Um die Aufgaben zu meistern, sind meist übersinnliche Fähigkeiten vonnöten. Anfangs können die beiden aber lediglich einen Scan ausführen, um Gedanken zu lesen. Durch das Scannen werden aber auch übersinnliche Monster sichtbar und auf die Ausführenden aufmerksam. Kommt es zum Kontakt, findet man sich kurz darauf in einer abgegrenzten Kampfarena wieder, wo man seinen Widersachern als Team gegenübertritt und mit psychischen Kräften einen Sieg zu erringen versucht.
Kämpferisches Kollektiv
Durch wiederholte Einsätze nimmt diese nämlich stetig ab, während sie sich durch Aktionspausen wieder schrittweise aufladen lässt. Wer sämtliche Energie verbraucht, muss eine längere Zwangspause einlegen, kann anschließend aber wieder aus den Vollen schöpfen - taktisches Ressourcen-Management eben.
Außerdem kann man sich frei über das Schlachtfeld bewegen sowie Sprünge oder Ausweichmanöver initiieren. Darüber hinaus kann beim Kämpfen auch sogenannte Groove-Energie gesammelt und bei vollem Pegelstand in einem gemeinsamen Spezialangriff entladen werden, der allen Beteiligten einen vorübergehenden Kraftschub verleiht. Fluchtversuche sind ebenfalls möglich, aber nicht immer.
Geht ein Kampf verloren, kann man ihn allerdings wiederholen. Zudem kann man später dezidiert Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad einzelner Kämpfe nehmen und so individuelle Herausforderungen schaffen, um z. B. aufkommenden Frust zu reduzieren oder zusätzliche Boni zu erspielen. Darüber hinaus können später auch vergangene Tage wiederholt und nicht optimal absolvierte Herausforderungen mit besseren Voraussetzungen und Ergebnissen erneut angegangen werden.
Herausforderung nach Maß
Die generell einfach gehaltene Steuerung geht meist gut von der Hand, auch wenn trotz Zielaufschaltung Angriffe bei schlechtem Timing oder mangelnder Übersicht öfter mal ins Leere gehen können. Schade ist nur, dass auf Switch keine Touch-Funktionalität mehr wie im Vorgänger unterstützt wird. Auch der kooperative Kampfmodus, bei dem man sich Rückendeckung von einem weiteren Mitspieler holen konnte, wurde leider ad acta gelegt.
Stimmungsvolle Inszenierung
Schade nur, dass nur ein Teil der Dialoge vertont wurde. Dafür kann man aber frei zwischen englischer und japanischer Sprachausgabe wählen sowie deutsche Untertitel aktivieren, die selbst im Handheld-Modus der Switch gut zu lesen sind. Schön ist auch, dass man den Spielstand abseits von Kämpfen, Dialogen u. ä. jederzeit speichern kann und Infos über bisherige Ereignisse, Errungenschaften oder Gegner in einem praktischen Archiv verewigt werden.
Man ist, was man isst
Außerdem kann man durch das Kaufen und Tragen bestimmter Marken im Kampf Werbung für die jeweiligen Hersteller machen und so in deren Läden immer bessere Klamotten und auch Pins erhalten. Warum die Kleiderwechsel nicht auch optisch abgebildet werden, ist mir allerdings ein Rätsel. Egal, was man trägt, das Aussehen der Gruppenmitglieder verändert sich nie...
Dafür kann man mit speziellen Punkten soziale Kontakte etablieren und so mit den entsprechenden Personen verbundene Boni aktivieren. Bestimmte Leistungen werden sogar mit Graffiti-Vorlagen belohnt, die man auf eine persönliche Ruhmeswand aufsprühen kann.
Das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Ergattern und Weiterentwickeln der mit einzigartigen Kräften beseelten Pins, von denen es mehr als 300 unterschiedliche Exemplare gibt. Manche kann man kaufen, andere als Belohnung oder Kampfbeute erhalten. Durch regelmäßige Verwendung im Kampf werden die Pins automatisch stärker, viele lassen sich sogar in hochwertigere Pins verwandeln - ein Sammelwahn, der ungemein motiviert, da man mit jedem gemeisterten Pin im Gepäck stärker und flexibler wird.
Sammeln mit Sinn
Der Clou sind aber einmal mehr die psychischen Spezialkräfte, die sich für das Weiterkommen einsetzen lassen. Neben dem Lesen von Gedanken, kann man z. B. auch Zeitsprünge machen und Schlüsselwörter sammeln, um jemandem bestimmte Ideen einzuflüstern, vergessene Erinnerungen in Puzzle-Manier wieder zusammensetzen oder mentale Invasionen vollführen, bei denen man sich unter Zeitdruck mehreren Gegnerwellen stellen muss.
Fazit
NEO: The World Ends with You ist ein klasse Anime-Rollenspiel, das wie schon sein Vorgänger mit ungemein stimmungsvoller Inszenierung sowie kreativen Zeit- und Gedankenmanipulationen begeistert. Das erneut sehr stilsichere Abtauchen in die von einem bizarren Wettkampf beherrschte Parallelwelt Shibuyas ist spannend, die auf den Fähigkeiten spezieller Sammel-Pins basierenden Team-Kämpfe sind dynamisch und flexibel, die Hatz nach neuer Ausrüstung motiviert. Schade nur, dass man sich insgesamt zu sehr auf die Errungenschaften des ersten Teils verlässt und kaum neue Wege beschreitet. Im Vergleich zur Switch-Neuauflage von The World Ends with You hat man sogar gelungene Elemente wie Touch-Funktionalität und Koop-Modus gestrichen statt sie weiter auszubauen. Wer auf bizarre Rollenspielkost à la DanganRonpa oder Persona steht, sollte sich davon aber nicht abhalten lassen. Trotz viel Vertrautem wird man noch immer sehr gut unterhalten!
Pro
- spannendes Parallelwelt-Szenario
- stimmungsvolle Inszenierung
- kreative Zeit- und Gedankenmanipulationen
- flexibles Team-Kampfsystem
- motivierende Ausrüstungshatz
- individuell anpassbare Herausforderungen
Kontra
- gelegentliche Orientierungsprobleme
- keine sichtbaren Outfitwechsel
- keine durchgehende Sprachausgabe
- keine Touch-Unterstützung (Switch)
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