Zwischen 2006 und 2011 gab es wahnsinnig viele Sonic-Spiele, die sich über zahlreiche Plattformen erstreckten: PS3, Xbox 360 und Wii wurden ebenso von Segas Igel besucht wie DS, PSP und 3DS. Und einige der Spiele waren richtig gut! Sonic Colours erschien anno 2010 auf beiden Nintendo-Konsolen, die spektakulärere Fassung war die Wii-Version mit einer wilden Mischung aus 2D- und 3D-Passagen. Dieser gelungene Hüpfer wurde nun einer Generalüberholung unterzogen - und erscheint als Sonic Colours: Ultimate (ab 11,99€ bei kaufen) für PS4, Xbox One und Switch. Was ihr vom runderneuerten Sonic-Renner erwarten könnt, das verraten wir im Text.
Ja doch, ich habe da so ein paar Stündchen mit dem Sega-Maskottchen verbracht - manchmal war es schlimm, oft aber auch ganz wunderbar. Und natürlich passt die Vielzahl an gezockten Spielen auch irgendwie zu meiner Sonic-Vitrine, die ich von meinem Home-Office-Arbeitsplatz aus sehen kann, wenn ich meinen Hals ganz lang mache. Mit einer schönen Statue, der Jubiläums-Münzbox, Pins, Magneten, Figürchen, Autos, Plüschmützen, Schweißband, Energy Drink (!), Schoko-Kuchen (!!) sowie Toilettenpapier (!!!).
Bevor Profis merken, dass Dimps’ dreiteilige Sonic Advance-Reihe für den GBA (2002-2004) in dieser Auflistung glatt gefehlt hat, wechseln wir flink das Thema. Sonic Colours nochmal also. Worum geht’s? Storymäßig greift das Sonic Team mal wieder in die olle Klamottenkiste, holt Dr. Eiermann heraus, lässt ihn ein paar Welteroberungspläne spinnen und beamt den Schuft sowie Sonic samt Tails in ein buntes Universum, wo sie auf die Wisp-Aliens treffen. Eggman möchte die Energie der kleinen Racker für seine Zwecke missbrauchen, derweil Sonic natürlich versucht, diese Pläne zu vereiteln und möglichst viele Wisps zu retten.
In spielerischer Hinsicht haben die in mehreren Farbversionen auftretenden Wesen durchaus Einfluss auf Sonic: Wenn Herr Needlemouse ein Wisp-Item aufsammelt, kann er einmal eine Superfähigkeit auslösen - je nach Wisp-Couleur kann das eine Rakete sein, die zum Himmel steigt, ein Bohrer, der sich durch weiche Erde wühlt, oder ein türkiser Laser, der Sonic wie eine Flipperkugel mit Lichtgeschwindigkeit durchs Level feuert. Andere Wisps erlauben das Passieren von festen Objekten, lassen Sonic als Klebekugel an der Decke rollen oder verwandeln blaue Blöcke in Ringe und machen somit neue Wege frei. Natürlich kommen im Spielverlauf immer wieder frische Farben hinzu und natürlich nimmt die Komplexität der Einsatzmöglichkeiten zu. Will man als Spieler viele der roten Embleme (fünf gibt es in jeder Stage) aufsammeln, ist es sinnvoll, beim ersten Durchlauf alle Wisps freizuschalten, um dann beim erneuten Absolvieren der Levels mit den Spezialfähigkeiten die ehemals unerreichbaren Embleme einzusacken. Das freut nicht nur Sammlernaturen, sondern schaltet in der Ultimate-Fassung pro Welt ein Duell gegen Metal Sonic frei. Um diesen sogenannten „Rival Rush“ machen zu dürfen, müssen mindestens 15 von 30 Emblemen in einer Welt geholt werden.
Welcher Wisp darf es sein?
Eine weitere Besonderheit von Sonic Colours ist der ständige Wechsel zwischen 2D und 3D: Die dreidimensionalen Abschnitte sind dabei nie so frei und weitläufig wie in einem Super Mario Galaxy (geschweige denn Odyssey) oder auch in Sonic Lost World, stellt sie euch eher so vor wie die sehr linearen Action-Stages vom Dreamcast, z.B. Emerald Coast oder den Stadtsprint in San Francisco. Sonic brettert in einem Affenzahn über sich drehende Bänder, durch Achterbahn-Schleifen, rammt Roboter aus dem Weg oder springt, vom kontinuierlichen Bearbeiten der X-Taste begleitet, von Feind zu Feind über gähnende Schluchten. Mitunter muss man dabei kaum etwas tun, aber vieles sieht auch über zehn Jahre nach dem Originalrelease noch fetzig und cool aus.
Nahtlos geht es dann über in 2D-Abschnitte, die aber in derselben 3D-Umgebung stattfinden: Hier wird mitunter Tempo rausgenommen, Sonic hopst auf Fahrstuhl-Plattformen, sammelt punktgenau Ringe und setzt mehr Wisp-Fähigkeiten ein, um Geheimgänge freizuschalten oder Gegner abzuräumen. Spätestens hier kommt einem die Steuerung etwas träge vor, was punktgenaues Springen erschwert - zum Glück sind die Checkpoints aber fair verteilt und man kann einen Helfer-Tails aufsammeln, der Sonic nach einem Bildschirmtod an derselben Stelle wieder absetzt (inklusive bereits ergatterter Embleme). Nach jeweils sechs solcher Levels in einer Themenwelt (die vom bunten Weltraumbahnhof über ein Süßigkeitenland bis hin zum Wasserspaßpark reichen) steht ein zumeist kinderleichtes Bossduell an, bevor eine neue Welt verfügbar wird.
2,5D?Neben den angesprochen „Rival Rush“-Duellen mit Metal Sonic beinhaltet die Ultimate-Version ein paar unspektakuläre optische Gimicks für Sonic, die man mit in den Levels aufgesammelten Münzen einkaufen kann. Für mich waren Geparden-Handschuhe, grüne Schlappen oder Eisaura allerdings kein großer Motivator; immerhin gibt es hier keine Echtgeld-Option. Und die Stücke des Soundtracks kann man sich im Menü auch noch anhören. Technisch hat mich die Remaster-Version auf PS4 bzw. PS5 überzeugt; ein Testmuster für die Berichten zufolge deutlich schwächere Switch-Version erhielten wir nicht. Sonic rast auf PS4/5 hochaufgelöst mit konstanten 60 Bildern durch Areale, die nicht nur schärfer texturiert, sondern auch aufwändiger modelliert sind; auch die Effekte erhielten ein Upgrade. Für die Zwischensequenzen gilt das nicht, die sehen hochskaliert und trotzdem dezent unscharf aus. Dennoch hat das Team von Blind Squirrel Entertainment beim Fitmachen für die Generation PS4 bzw. Xbox One gute Arbeit geleistet. Eine dezidierte PS5- bzw. Series-S/X-Fassung gibt es nicht, allerdings freuten wir uns bei der getesteten PlayStation-Version über ein deutlich geringere Ladezeiten auf der Next-Gen-Konsole.
Fazit
Ich mag Sonic Colours noch immer, halte es für eines der besten Heimkonsolen-Sonics der letzten 15 Jahre und hatte beim Zocken der Ultimate-Fassung erneut Spaß. Und doch bin ich weniger begeistert als 2010, denn auch im vermeintlich überschaubaren Jump’n’Run-Genre bleibt die Zeit nicht stehen: So wirken die automatisch ablaufenden Passagen heute noch einen Tick platter und die Action-Kapriolen im Zeitalter von Ratchet & Clank: Rift Apart natürlich nicht mehr so imposant. In technischer Hinsicht ist die Neu-Fassung gelungen, wurde doch zum Glück mehr gemacht, als nur die Auflösung hochzudrehen. Für eine wirklich definitive Fassung wären allerdings ein paar schöne Museums-Features angebracht gewesen. Schön an Sonic Colours: Ultimate sind die fliegenden Wechsel zwischen 2D und 3D, das Emblem-Suchen mit Wisp-Fähigkeiten und die wilden Leveldesign-Einfälle in einiigen Stages. Wer nicht zwingend Next-Gen-Technik oder Nintendo-Maskottchen in seinen Hüpfspielen braucht, der kann mit diesem Sonic-Titel auch 2021 noch Spaß haben.
Pro
flotter, fliegender Wechsel zwischen 3D und 2D
gelungenes Leveldesign mit vielen verschiedenen Pfaden
technisch sauberes Remaster mit sichtbar verbesserter Grafik
viel fairer als etliche andere Sonic-Spiele
Wisp-Fähigkeiten erhöhen Wiederspielwert
hohes Tempo, wilde Überkopf-Passagen
ansprechende, kaum ausgenudelte Themenwelten
Konzentration auf Sonic, statt auf Werwolf, Katze & Co.
Kontra
schon ziemlich rasch durchgespielt
manche Stages enden sehr abrupt
zu leichte Bosskämpfe
Wisp-Fähigkeiten könnten besser erklärt werden
manche Levelabschnitte laufen sehr automatisch ab
Wertung
PlayStation4
Technisch ansprechende Remaster-Version der gelungenen Sonic-Episode von der Wii - in spielerischer Hinsicht ist die Hüpfaction aber nicht mehr so taufrisch wie vor über zehn Jahren.
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?