Aragami 2 - Test, Action-Adventure, XboxSeriesX, XboxOne, PlayStation5, PlayStation4, PC
Nachdem der Protagonist am Rande eines Gemetzels erwacht und Unterhaltungen über eine mächtige Energiequelle aufschnappt, bekommt er selbst das Schwert zu spüren. Es folgt eine Teleportation ins Bergdorf eines Schattenclans, wo er dem Verbund beitritt, um das Geheimnis hinter der Schattenessenz zu lüften. Sie erweist sich als Fluch und Segen zugleich. Die Essenz der „Aragami“ ermöglicht es nicht nur, auf Schleich-Touren allerlei übernatürliche Schattenkräfte wie einen blitzschnellen Teleport einzusetzen, nebenbei besitzt sie auch die eher unangenehme Nebenwirkung, Körper und Geist zu zerfressen. Trotz solcher Gefahren nutzen die Schattenkrieger ihre Fähigkeiten ausgiebig für ihre Aufträge. Dabei handelt es sich um Quests auf leisen Sohlen und im Notfall auch mit gelegentlichen Kämpfen. Die Aufträge werden im gesamten Tal gestartet, um das Überleben des Dorfes zu sichern. Ein Ziel dabei ist, die durch eine Invasoren-Armeen versklavten Angehörigen der Aragami zu befreien.
Fokus auf die Missionen
Die Erzählung und auch einige Spielmechaniken heben sich also spürbar vom Vorgänger (zum Test) ab. Der neue Fokus auf einzelne Missionen hat den Nebeneffekt, dass auch die Inszenierung in den ersten Stunden etwas fade vor sich hinplätschert. Zunächst einmal müssen verbündete Milizen unterstützt und Vorräte ausgekundschaftet bzw. gestohlen werden. Auch gezielte Mordanschläge helfen dabei, den Feind einzuschüchtern. Nach dem Abschluss ermutigt eine Bewertung mit Spielstil-Einordnung, es noch einmal zu versuchen. Wer möchte, kann viele Gegner nur temporär ins Land der Träume schicken, statt ihnen die Klinge in die Brust zu rammen. Dieser "Pazifismus" sorgt sogar für noch mehr Nervenkitzel, da die „Schlafenden“ oft und gerne wieder von alarmierten Patrouillen wachgerüttelt werden.
Maskierte Überraschung
Für einen Großteil der Gegner bleibt man in der Höhe unsichtbar. Eine sich automatisch erholende Ausdauerleiste verhindert aber, dass die Funktion zu übermächtig wird. Inmitten dutzender Wachen ist Vorsicht ohnehin oberste Priorität. Misstrauische Krieger schwärmen je nach Alarm-Zustand ziemlich aggressiv aus, springen blitzschnell auf Dächer oder malträtieren unvorsichtige Eindringlinge aus unterschiedlichen Richtungen mit Klingen und Feuerbällen. Die erfreulich forsche KI besitzt aber auch eklatante Schattenseiten: Nicht einmal fette Blutlachen oder fehlende Kollegen sorgen beim Wachpersonal für Misstrauen – im Gegensatz zu Leichen, die man tunlichst in hohen Deckungswiesen verstecken sollte. Glücklicherweise gibt es hier aber keine KI-Totalausfälle wie die teils extrem unaufmerksamen Feinde in Arashi: Castles of Sin.
Der neue offene Kampf bleibt also eher die letzte Option, sofern man die zwei Anläufe vor dem Missions-Neustart nicht verschwenden möchte. Das gilt vor allem, weil die hinzugekommenen Schwertduelle nicht gerade flüssig umgesetzt wurden. Zur Not lassen sich ein paar versprengte Patrouillen gut aus dem Weg meucheln, indem man sie mit etwas hakeligen Klingen-Kontern beharkt. In Lagern jedoch scheucht eine Attacke die Gegner wie einen Wespenschwarm auf – und dann können die nur bedingt zuverlässigen Reaktionen der Steuerung schnell den Tod bedeuten.
Kampf als letztes Mittel
Sogar beim Schleichen kommt es manchmal vor, dass ein Grafik-Glitch den Spieler oder erlegte Gegner durch eine Wand flutschen lässt. Kurz darauf steht man wie mit heruntergelassener Hose vor der aufgescheuchten Horde – schönen guten Tag die Herren! Sogar eigentlich coole Verbrauchsgegenstände aus der Schmiede wie Wurfsterne werden eher zum Ärgernis, weil sie nur unnötig Unruhe stiften, statt schnell und lautlos zu töten. Sinnvoller wirkt die Herstellung einer neuen Klinge oder einer besseren Rüstung – oder auch der Erwerb von Heiltränken und Amnesie-Nadeln zur Verwirrung alarmierter Wachen. Für ein wenig Extra-Motivation sorgt zudem der Fähigkeitenbaum: Er ermöglicht mal mehr, mal weniger nützliche Tricks wie Blendeffekte, das Abwehren von Geschossen, explosive Köder oder einen Unsichtbarkeitsnebel nach einem Attentat. Eine im Prinzip willkommene Spielvariante ist der Online-Koop für bis zu drei Partner mit Cross-Play (privat oder mit öffentlicher Spielersuche), der bei uns in der Praxis allerdings oft unter Problemen wie Menü-Bugs oder Verbindungsabbrüchen litt.
Seltsame Design-Entscheidungen
Auf PlayStation 4 und 5 wird das Spiel sogar zur echten Herausforderung für die Augen. Die etwas hässlicheren Texturen auf der PS4 Pro lassen sich verschmerzen, das starke Dauerruckeln nicht wirklich. Selbst in eigentlich anspruchslosen Arealen leidet das Spiel unter ständigen Problemen bei der Bildrate. Auf der PS5 bleibt man davon zwar verschont, im Gegenzug wird die Sicht hier aber ständig von hässlichem Tearing zerrissen. Warum wurden bei derart massiven Problemen sogar die Grafik-Optionen der PC-Fassung gestrichen, mit denen man die Augen immerhin hätte etwas schonen können? Für leichte Linderung sorgt allenfalls der gelungene entspannte Soundtrack mit mystischem Gesang und seinen besänftigenden akustischen Instrumenten.
Fazit
Schade, dass Lince Works dem Nachfolger seines Überraschungserfolgs nicht mehr Feinschliff gegönnt hat. Das Potenzial von Aragami 2 wird immer wieder spürbar. Vor allem beim lautlosen „Teleport“ von Dach zu Dach, auf kleine Hügel und auf die Balken streng bewachter Lager entfalten sich angenehm flüssige Schleichtouren, bei denen Könner sogar angenehm pazifistisch vorgehen dürfen. Das motivierende, halboffene Leveldesign lädt dabei immer wieder zu Erkundungen nach Schätzen und Bauplänen am Rande ein. Vielerorts wirkt das Ergebnis aber noch reichlich unfertig, z.B. bei der leicht hakeligen Steuerung oder den unausgegorenen neuen Kämpfen, die ohnehin meist zu viele Gegner aufscheuchen. Weitere Dämpfer sind das verschlimmbesserte Artdesign mit weniger Comic-Flair und viele kleine technische Probleme wie missionsgefährdende Glitches, heftiges Ruckeln auf der PS4 oder massives Tearing auf der PS5. Fassungen für Xbox One und Series X/S sind übrigens ebenfalls erhältlich. Nutzer des Xbox Game Pass können auch auf dem PC und in der Cloud auf den Titel zugreifen.
Pro
- coole flüssige Fortbewegung an Dächern und Vorsprüngen
- befriedigendes Austüfteln von Weg und Meucheleien
- Levels motivierend offen und doch überschaubar
- meist sinnvoller Ausbau von Fähigkeiten und Ausrüstung
- stimmungsvoll mystische Musik
- Online-Koop für bis zu drei Spieler mit Cross-play-Unterstützung...
Kontra
- Artdesign und Dramaturgie deutlich fader als bei Teil 1
- sehr schwache Technik, u.a. bei Texturen und Detailstufen
- starkes Ruckeln (PS4) bzw. Tearing (PS5)
- chancenarmer, teils hakeliger Kampf schwach ins Schleichen eingebunden
- einige Bugs und Steuerungsmacken sorgen für unverschuldeten Alarm
- ...Online-Koop leidet unter Bugs und Verbindungsabbrüchen
- Wiederholung sich ähnelnder Schauplätze sorgt auf Dauer für Monotonie
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.
- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.