FIFA 22 - Test, Sport, Stadia, PlayStation4, XboxSeriesX, XboxOne, PlayStation5, Switch, PC

FIFA 22
01.10.2021, Matthias Schmid

Test: FIFA 22

Kicken mit Next-Gen-Power

Na da schau her: EA spendiert seinem Goldesel eine Frischzellenkur, die man sehen und fühlen kann. Allerdings nur auf PS5 und Xbox Series X, Besitzer der alten Konsolen und sogar PC-Spieler müssen mit einem halbgaren Update leben. Was das im Detail bedeutet, erfahrt ihr nach dem Klick…

Im Vorjahr wurde die Next-Gen-Fassung von FIFA 21 mit ordentlich Verspätung nachgereicht und bekam keine Aufwertung von mir: “In den Nahaufnahmen sind die Detailverbesserungen wirklich stark, weil aber auf dem Platz alles beim Alten bleibt, ist das nach meinen Ansprüchen noch kein echtes Next-Gen-Fußballspiel.“ Das hat sich in dieser Saison geändert: FIFA 22 (ab 6,99€ bei kaufen) macht einen sicht- und spürbaren Schritt nach vorn, allerdings nur auf PS5 und Xbox Series X. Doch bevor ich euch die Laune mit PC-, PS4- und One-Gemecker verderbe, sprechen wir doch über die Sonnenseite des erfolgreichsten Fußballspiels: Ultimate Team…

Zwei-Passen-Gesellschaft

Nahaufnahme in der Wiederholung: Auf PS5 sieht so ein Suarez-Fallrückzieher schick aus.
Kleiner Spaß! Natürlich ist EAs Pay-to-Win-Sammelkarten-Teambuilding-und-Onlinespiel-Modus auch dieses Jahr dabei. Doch dazu will ich keine großen Worte verlieren, zumal sich die Neuerungen (Choreos, VIP, neue Checkpoints zur Frustminderung) in Grenzen halten. Nein, ich möchte über „HyperMotion“ sprechen. Klingt wie die nächste grüngewaschene Autogeneration von VW, ist aber EAs allmächtiges Next-Gen-Powerpaket, das den virtuellen Kick in bisher ungeahnte Sphären hieven soll. Und, könnt ihr die Kraft des „bahnbrechenden, eigenen Machine-Learning-Algorithmus“ spüren? Seht, ihr was die „8,7 Millionen Frames mit hochentwickeltem Spiel-Capturing“ bringen? Und merkt ihr, wie es sich anfühlt, wenn „die Spieler im Angriff nun bis zu sechsmal mehr Entscheidungen pro Sekunde treffen“?

Torszene mit Ausblick ins Stadion Wanda Metropolitano - Barca tritt hier gegen Athletico an. So sieht FIFA 22 auf der PS5 in der normalen Kameraperspektive aus.
Ach, das klingt doch herrlich nach Marketing-Bullshit, bei dem man versucht, den Empfänger mit vollkommen irrelevanten Zahlen und Claims vollzuballern. Doch leider komme ich nicht umhin, auf dem Platz wirklich eine Veränderung zu bemerken. FIFA 22 sieht auf PS5 (wo ich es lange gespielt habe) mitunter richtig toll aus. Die Spielergesichter und Arenen kommen nicht ganz an die letztjährige Next-Gen-Premiere der NBA-2K-Reihe ran, aber es gibt halt auch kein glänzendes Parkett in FIFA. Dafür schickere Bärte (Hallo, Messi und Ramos!), schärfere Tattoos (Ich meine dich, Neymar Jr.) und viele weitere Details, auch die virtuellen Leibchen (Danke, liebe Österreicher) sind schöner texturiert als je zuvor. Dank vieler neuer Animationen, an die Entfernung zum Ball angepassten Zwischenschritten, einer satteren Tornetz-Physik oder schöner fliegenden Keepern sieht FIFA 22 nicht nur schmucker aus, sondern spielt sich auch besser, dynamischer, kraftvoller. Zwar ist auch auf PS5 und Xbox Series X die Offensive noch zu dominant und sind Sprints über außen zu wirkungsvoll, doch wirken die Zweikämpfe körperlicher und intensiver; auch hatte ich das Gefühl, dass Fernschüsse von den Beinen der Verteidiger häufiger und besser geblockt werden.

FIFA Ultimate Team ist natürlich mit an Bord und wird vielen Spieler das Echtgeld nur so aus der Tasche ziehen. Im Bild seht ihr ein Team, in das umgerechnet circa 10 Euro investiert wurden.
PS4-, Xbox-One- und PC-Spieler lassen sich kurz blitzdingsen, damit sie all das bisher Geschriebene vergessen, sie bekommen nämlich die Technik aus dem Vorjahr serviert - offensichtlich hatte EA keine Lust, da noch ordentlich an diesen Plattformen zu schrauben. Vor allem auf dem Rechner, wo FIFA schon seit Jahren keine grafische Sternstunde darstellt, sieht der EA-Kick ziemlich überholt aus. „Weil man die PC-Spielerschaft nicht mit hohen Systemanforderungen zum Aufrüsten zwingen und die Community nicht spalten möchte“ bekommen PC-Spieler nicht die ganzen feinen Upgrades der Next-Gen-Fassungen. Badumm, tss. Der Lacher geht an euch, EA!

Kraftloses Update?

FIFA 22 ist auf PS4, One und PC etwas langsamer als im Vorjahr, generell müssen selbst erfahrene Spieler aber genau hinsehen, ob gerade das neue FIFA oder die Version vom letzten Jahr läuft. Wenn sie nicht gerade ein paar gute, neue Mechaniken nutzen, die in allen Fassungen von FIFA 22 Einzug gehalten haben: „Explosive Sprints“ geben euren Spielern auf den ersten Metern einen entscheidenen Vorteil, den Verteidiger oft erst nach einer Weile wieder gutmachen kann. Dann gibt es da noch eine neue Option, in der Defensive per rechtem Stick zum Wunschspieler zu wechseln, und einen Ausdauerbalken, der begrenzt, wie oft ihr einen Mitspieler zum „Zustellen“ abkommandieren könnt. Zusammen mit den behaltenen Neuerungen des Vorjahres (agiles Dribbling, kreative Läufe) sind das ein paar spannende Tools, um direkter Einfluss auf das Spiel zu nehmen.

Neymar Jr. ist ein streitbarer Sportler, aber er hat die Tattoos schön. Besonders auf PS5 und Xbox Series X.
Langzeit-Fifalisten ärgern sich schon seit, äh langer Zeit über die spärlichen Neuerungen in den Karriere-Modi. Auch dieses Jahr ist es möglich, diese mit einem Star, einem selbst gebauten Neuling (wieder keine Frau!) oder mit Fokus auf den Trainerjob zu beginnen. Und wieder gibt es keine Möglichkeit, mit einem prominenten Spieler zu zocken, diesen aber trotzdem weiterzuentwickeln - schade. No-Name-Athleten kann man dafür nicht nur über einen Fähigkeitenbaum pimpen, sondern ihnen jetzt auch bis zu drei Vorteile zuweisen, die auf dem Platz automatisch aktiviert werden, wenn sie bestimmte Vorgaben erfüllt haben; das verschafft ihnen kurzzeitige Offensiv- oder Defensivboni. Außerdem kann man in FIFA 22 einen Club inklusive Namen, Wappen und Stadion selbst erstellen. Und neuerdings als Spieler auch mal nur von der Bank kommen. Das ist alles kein Hexenwerk, aber in der Summe nett.

Karriere-Knick?

Volta in FIFA 22: keine Story-Modus mehr, dafür launige Partyspiele, die man nur am Wochenende bestreiten darf.
Voltet ihr schon immer eine coole Straßenkicker-Karriere hinlegen, dann bleibt bei besser FIFA 21. Denn EA hat seinen Volta-Spielmodus zwar wieder integriert und gefühlt noch tricklastiger gemacht, aber den kurzen Story-Modus des Vorjahres ersatzlos gestrichen. Dafür gibt es unter dem Punkt „Volta Arcade“ nun einige Fußball-Minispiele, die man aber nur online und am Wochenende zocken kann. Fußball-Tennis, das Ballern auf Mini-Tore oder ein Lichtfelder-Einfärben-Spiel sind ganz lässig - das meiste davon hat man aber schon vor über 20 Jahren so ähnlich in Virtua Tennis gesehen.

Einen Hauch von Story- und Volta-Charme gibt es im circa 20-minütigen Einführungs-Modus. Dort erlebt man als unbekannter Jungspieler einen Tag bei PSG, fährt Aufzug mit David Beckham, absolviert ein Training mit Mbappé und wird anschließend beim Schneider für den Champions-League-Abend eingekleidet. Das ist eine nette, harmlose Spielerei, die ein paar der neuen Mechaniken anreißt und die neue Grafikpracht zeigen soll. Und damit, ihr ahnt es schon, natürlich nur in den Next-Gen-Fassungen enthalten ist.

Fazit

Electronic Arts gelingt mit FIFA 22 noch nicht die große Trendwende, trotzdem ist die Next-Gen-Version der technisch beste und spielerisch kraftvollste Kick seit Jahren. Das Geschehen auf dem Platz fühlt sich dynamischer und echter an, zudem kommen die Lizenzpower und die Stadioatmosphäre besser rüber. Doch es gibt auch Schattenseiten: Volta überzeugt mich spielerisch immer noch nicht komplett, gibt sich erneut zu cool und verliert auch noch seinen Story-Modus. Außerdem gibt es Verluste bei den Teams: Zwei weitere Serie-A-Mannschaften (Atalanta Bergamo und Lazio) sind nicht mehr mit Originalnamen- und Wappen dabei. Zudem wurden über 15 Herren-Nationalteams gestrichen: Neben Schweiz und Türkei traf es vor allem Mannschaften aus Südamerika, Asien und Afrika. Das ist, bei allem dem Next-Gen-Grafikbuhei, ein kleines Armutszeugnis. Arm dran sind auch die alten Fassungen: PS4- und Xbox-One-Spieler sollten sich den Kauf gut überlegen, wenn sie nicht unbedingt die neuen Kader brauchen, und PC-Spieler ärgern sich einfach nur, dass EA ihre Plattform für nicht wichtig genug erachtet.

Pro

  • beste Spielermodelle bisher (Next-Gen only)
  • intensivere Zweikämpfe, sattere Tore (Next-Gen only)
  • schönere Stadionatmosphäre (Next-Gen only)
  • Spielgeschehen einen Tick kraftvoller und realistischer (Next-Gen only)
  • kurzweilige Einführung mit vielen Stars (Next-Gen only)
  • Spielablauf grundsätzlich einen Tick langsamer
  • neue Sprints und ein paar Finessen beim Passen
  • mit Volta ist Straßenfußball wieder dabei
  • ganz nette Volta-Minispiele
  • natürlich immer noch das stärkste Lizenzpaket
  • besseres Torwartspiel auf der Linie
  • viele verschiedene Modi, die zum Teil lange unterhalten
  • Skillspiele machen Laune
  • im Manager-Modus fließender Wechsel von Simulation und Mitspielen

Kontra

  • FUT bleibt Pay-to-Win, inkl. Glücksspiel-Elementen
  • zu wenig Upgrades im Karrieremodus
  • ein paar Serie-A-Teams und viele Nationalmannschaften weniger
  • Frauenfußball nach wie vor nicht anständig integriert
  • immer noch zu viel Fokus auf Offensivspektakel
  • Volta-Story gestrichen
  • Volta-Minispiele nur am Wochenende spielbar
  • tritt grafisch und spielerisch auf der Stelle (Old-Gen)
  • keine Einführung der neuen Features auf dem Platz (Old-Gen)

Wertung

PlayStation4

FIFA 22 tritt auf der Stelle, spielerisch wie technisch. Dazu gesellen sich FUT-Ballast, Stagnation in der Karriere und etwas Lizenzschwund.

XboxSeriesX

FIFA 22 macht einen Schritt nach vorn und fühlt sich auf dem Platz besser an, natürlich gibt es trotzdem FUT-Ballast, Stagnation in der Karriere und etwas Lizenzschwund.

XboxOne

FIFA 22 tritt auf der Stelle, spielerisch wie technisch. Dazu gesellen sich FUT-Ballast, Stagnation in der Karriere und etwas Lizenzschwund.

PlayStation5

FIFA 22 macht einen Schritt nach vorn und fühlt sich auf dem Platz besser an, natürlich gibt es trotzdem FUT-Ballast, Stagnation in der Karriere und etwas Lizenzschwund.

PC

FIFA 22 tritt auf der Stelle, spielerisch wie technisch. Dazu gesellen sich FUT-Ballast, Stagnation in der Karriere und etwas Lizenzschwund.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Ultimate Edition kostet 99,99 Euro und spendiert 4.600 FIFA-Points.
  • Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
  • Man kann die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
  • Man kann sich Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, Pay-to-win.
  • Käufe können durch Zufallsfaktoren zum Glücksspiel werden.
  • Käufe wirken sich nur in speziellen Spielmodi wie Ultimate Team oder GTA Online aus.
Kommentare
SoldierShredder

Mir langsam schleierhaft, was man mit dem virtuellen Fußball so anstellt.

Konami ergibt sich dem billig erzeugten Free-2-Play Wahn, EA sieht vor lauter Next Gen die anderen Plattformen (mal wieder) nicht. Ich kann beide Ansätze absolut null nachvollziehen. Es braucht einen weiteren, kraftvollen Mitbewerber der beiden den Arschtritt setzt. Mir reichts mit EA und (!) Konami gleichermaßen.

Es gibt ja iwann UFL, aber das schlägt ja auch die Free-2-Play Richtung ein. Also wird es wieder irgendwo Abstriche geben, garantiert. Naja, ich bleib beim letzten PES, bleibt mir nix anderes übirg...frustrierend.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
AetiTheBlues

Ich weiss nicht woher du diese Info hast aber davon, dass die Schweizer Liga in Fifa 22 nicht enthalten sein soll, war nie die Rede. Die Schweizer (Gurken-)Liga ist im Fifa 22 nach wie vor vorhanden. Die Berichte bezogen sich nur auf die Nati welche nicht mehr dabei ist.

vor 3 Jahren
Mafuba

Na super, das ist ja auch mal richtig bekackt. Kann ich nachvollziehen -.- Spiele werden halt wie Hollywood... immer mehr für den Mainstream und damit immer beschissener. Isso.
Gut, dass es neben Hollywood auch noch Bollywood, europaeische Filme, Indie Film-Szene etc. pp. gibt - genau wie bei der Spieleszene. Isso

vor 3 Jahren
Honkbonkmann

OK, wenn EA meine Kohle nicht will... naja, ich hab mein Abo ja ohnehin schon vor kurzem gekündigt. Passt ja ^.^

Als Schweizer hat man bei diesem FIfa echt nix mehr zum lachen (National manschaft und liga abgeschaft) aber das interessiert ja kein deutsches Magazin
Na super, das ist ja auch mal richtig bekackt. Kann ich nachvollziehen -.- Spiele werden halt wie Hollywood... immer mehr für den Mainstream und damit immer beschissener. Isso.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
hA1Nz

Nachdem E-Football (ich eigentlich PES-Jünger ;D) so eine Enttäuschung ist habe ich mir auch FIFA 22 für die PS5 geholt.
Ich habe bisher ein bisschen Online-Saisons und diese Volta-Online-Minispiele gespielt und ich finde auch das es spaß macht. Hab nur manchmal Eishockey-Ergebnisse (z.B. 7:3)

Auf Ultimate-Team habe ich allerdings keine Lust und hat mich auch noch nie interessiert.

Das Gegenspieler leider immer sofort die Verbindung trennen wenn man mal in Führung ist nervt mich allerdings etwas...

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren