Hot Wheels Unleashed - Test, Rennspiel, XboxSeriesX, PlayStation4, PC, PlayStation5, XboxOne, Switch

Hot Wheels Unleashed
06.10.2021, Matthias Schmid

Test: Hot Wheels Unleashed

Mit Vollgas durchs Kinderzimmer

Hot Wheels Unleashed (ab 22,00€ bei kaufen) ist ein kompetent aufgezogenes Rennspiel, das auf der Strecke durchaus überzeugt. Gleichzeitig gibt es ärgerliche Kinderkrankheiten und teure Zusatzinhalte schon zum Launch. Im Test ziehen wir deshalb ein ambivalentes Fazit.

Sie machen es einem nicht leicht, aber scrollt man auf der offiziellen Firmenwebseite der Rennspielprofis von Milestone gaaaaanz nach unten, taucht kurz vor Schluss ein besonderer Name aus der Frühzeit des Studios auf: Screamer. Dieses Spiel kennen deutsche PS-Freunde als Bleifuss - Ende des Jahres 1995 sahnte der PC-exklusive, superschicke Arcaderaser Traumwertungen en masse ab und brauste direkt ins (damals 15-jährige) Herz des Autors. Ähnlich ging es übrigens Paul, weswegen er schon 2012 diese kleine Liebeserklärung an das Rennspiel verfasste.

Gib Bleifuss!

Die Hot-Wheels-Flitzer sehen niedlich aus, die Modelle hat Milestone gut hinbekommen.
Nach mehreren Bleifuss-Episoden schwenkte Milestone in Richtung echter Motorsport und beackerte seitdem so ziemlich jede Facette davon - z.B. in Racing Evolutione, S.C.A.R., zig MotoGP-Titeln, den SBK- und WRC-Reihen, Gravel sowie zuletzt vermehrt MXGP und Ride. Und zack, kommt mit Hot Wheels Unleashed ein waschechter Arcaderaser mit Spielzeug-Anstrich daher, den ein Hauch von Micro-Machines- oder Re-Volt-Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen umgibt. Natürlich ist Hot Wheels Unleashed nicht das erste Rennspiel mit der berühmten Spielzeug-Lizenz im Rücken, aber sicher das ambitionierteste. Abgesehen von Forza Horizon 3s Hot Wheels-Erweiterung kamen Fans der kleinen Flitzer ihrem Traum von der Versoftung der Marke nie so nahe. Das liegt natürlich auch am eingebauten Strecken- und Lackierungseditor, den ich später noch genauer beleuchte.

Ich will Spaß, ich geb' Gas: Getreu diesem Motto kommt das Gaspedal deutlich häufiger zum Einsatz als die Bremse.
Doch sprechen wir zuerst über das Rennspiel Hot Wheels Unleashed. Genre: Arcade. Motto: Vollgas mit Driften. Driften wozu? Um elegant um die Kurven zu schlittern und den Boost aufzuladen. Wozu das? Für noch mehr Tempo natürlich. Sehr praktisch, um Gegner aus der Bahn zu schieben, nach einem Crash wieder zu beschleunigen oder ohne Geschwindigkeitsverlust steile Loopings anzufahren. Die Mini-Boliden unterschieden isch erstaunlich deutlich voneinander, manche fühlen sich schwerfällig an oder brechen leicht aus, andere kleben satt auf dem Asphalt…pardon…Plastik und haben ein sehr verzeihendes Kurvenverhalten. Auch gibt es verschiedene Boostmechaniken - während ein Flitzer nur eine Leiste aufbaut, die man jederzeit in Minischritten fein dosiert nutzen kann, hat der andere zwei, drei oder sogar fünf große Boost-Blöcke, die jedesmal voll reinhauen.

Vollgas!

Laaaangweilig. Die Solokarriere reiht Einzelrennen uninspiriert aneiander.
Waffen, Defensiv-Items oder andere aufsammelbare Gimmicks gibt es im Spiel nicht, neben Beschleunigungsstreifen, bremsenden Sperren oder Turbofelden sind es vor allem ein paar Actionelemente (z.B. Riesenspinne, die Klebenetze auf die Fahrbahn spuckt), die für Kurzweil sorgen. Trotzdem ist Spielerlebnis ein recht überschau-, kalkulier- und erwartbares: Wer solide driftet, reichlich boostet und es vermeidet, Rampen zu verpassen oder bei Sprüngen abseits der Strecke zu landen, der kommt auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad meist zügig aufs Podium. In dieser Hinsicht macht Hot Wheels Unleashed nichts falsch, schafft es aber auch nicht, den Spieler so richtig mitzureißen. Das Kursdesign reiht sich da nahtlos ein: Das meiste gefällt, wenig sticht hervor. Schade finde ich die langweiligen Boss-Rennen in der Einzelspieler-Karriere: Zwischen den Standard-Rennen und Time-Attack-Fahrten auf einer Stadtkarte gibt es ein paar als Boss-Treffen gekennzeichnete Aufgaben - dort warten allerdings keine echten Rivalen in cool getunten Hot-Wheels-Karossen, sondern lediglich kniffligere Standardrennen.

Im Lackierungseditor baut man sich ansehnliche eigene Designs, es gibt reichlich Sticker, viele Ebenen und sogar verschiedene Materialen von matt bis glitzernd. Blendet man die Idiotie aus, dass selbst erstellte Lackierungen zuerst hoch- und dann heruntergeladen werden müssen, damit man sie nutzen kann, bin ich mit dem Feature zufrieden. Über den Streckenbau-Editor kann ich das nicht sagen: Milestone-typisch steuert sich das Tool reichlich umständlich und ist obendrein lausig erklärt. Schade, so verspüre ich wenig Lust, mich hineinzuknien und dem Editor die Werke zu entlocken, die der Trailer versprach. Zudem kann ich Kurse anderer Spieler nicht einfach für Einzelrennen nutzen, das geht nur im Time-Attack-Modus oder, zufällig serviert, in den Online-Rennen. Letztere laufen flüssig und machen durchaus Laune, außer „schnelles Match“ und „private Lobby“ wird aber nichts geboten, so werden euch weder Party-Runden mit Freunden noch kompetitives Fahren schmackhaft gemacht.

On- und offline, plus das Drumherum

Streckeneditor an Bord: Prinzipiell mächtig, die Bedienung flutscht aber nicht so recht.
Mit über 60 Flitzern aus der gesamten Hot-Wheels-Geschichte (von futuristisch über lustig, von animalisch bis martialisch), die allesamt nicht übermäßig detailliert, aber doch cool gestaltet sind, ist das Auto-Angebot ordentlich. Wenn da nicht die teuren DLC-Inhalte wären, von denen das erste Paket zum Preis von 30 Euro schon zum Start verfügbar war. Ein unkluger Schachzug, der bei Fans verständlicherweise für Verstimmung sorgt. Natürlich war es angesichts der Lizenz naheliegend, weitere Fahrzeuge als DLC anzubieten - aber muss man das bereits am Launchtag machen? Immerhin stecken im Paket neue Boliden, Editorteile sowie weitere Inhalte, die (im Falle vom ersten DLC) auch mit ein paar Lizenz-Kooperationen (Batman, Street Fighter) erfreuen. Streitbar ist auch die Freischaltmechanik der Autos generell: Für Siege und Bestzeiten bekommt man Ingame-Credits, die in Zufallsboxen investiert werden - darin stecken dann neue Autos in verschiedenen Seltenheitssstufen; Dubletten können zwar verkauft oder zerlegt werden, trotzdem ist die Mechanik mindestens streitbar. Lediglich ein paar, täglich wechselnde Fahrzeuge können auch ohne Zufallsprinzip gekauft werden. Generell sind die Ingame-Preise recht hoch, so dass man schon immer einige Siege landen muss, um sich ein neues Vehikel leisten zu können. Zum Glück hat Milestone keine Option verbaut, die Ingame-Credits mit Echtgeld zu kaufen.

Coole Strecken? Ja, schon. Die leichteren Kurse sind teils recht bieder, im Spielverlauf fahrt ihr aber auch auf sehr netten Pisten.
Technisch sind die Versionen für PS5 und Xbox Series X am überzeugendsten, die Rennen laufen superflüssig, Details und Hintergründe sind stimmig; dafür gibt es außer der Gamma-Einstellung keine weiteren Grafikoptionen. Auf PC sind die zwar vorhanden, unterm Strich fand ich die Optik hier aber etwas schwächer als auf den beiden Next-Gen-Plattformen. Von Xbox One X und PS4 Pro habe ich ebenfalls keine Klagen gehört, die Switch-Version konnten wir nicht testen.

Fazit

Ich hatte und habe reichlich Spaß mit Hot Wheels Unleashed, aber ärgere mich auch über die vielen verpassten Chancen. Vom Toys-to-Life-Konzept, das wie die Faust aufs Hot-Wheels-Auge gepasst hätte, will ich gar nicht anfangen - aber auch abseits davon hätte man den Sammleraspekt und die Faszination Hot Wheels besser einfangen können. Mit einer schönen virtuellen Garage samt Verpackungen, mit Infos zur Geschichte der Marke und den einzelnen Autos, mit hochwertigen Zwischensequenzen oder Behind-the-Scenes-Clips. Ich bin kein scharfer Milestone-Kritiker, finde ihre Rennspiele auf der Strecke meist ziemlich gelungen und ziehe meinen Hut davor, wie viele Titel sie tatsächlich ausliefern - aber an einigen Stellen merkt man eben, dass sie einem einzelnen Spiel dann doch nicht die Zeit widmen (können), die nötig wäre, um einen Hit daraus zu machen. Bei Hot Wheels merkt man das an der schwachen Online-Modi-Auswahl, am Streckeneditor-Interface oder der lieblosen Karriere. Weil im Gesamtpaket über 60 nette Flitzer stecken, wirkt sich das teure erste DLC-Paket nicht negativ auf unsere Wertung aus, ein unangenehmes Abzock-Geschmäckle hat er aber doch.

Pro

  • auf der Strecke kompetenter Arcade-Fahrspaß
  • gutes Driftgefühl
  • über 60 kleine Autos
  • Vehikel steuern sich unterschiedlich
  • netter Lackierungseditor
  • Streckeneditor inklusive
  • Foto-Modus an Bord
  • virtueller Hobbykeller, der zum Rennhintergrund wird
  • Splitscreen-Modus für zwei Fahrer mit vollem Gegnerfeld
  • kein Echtgeld-Einsatz möglich

Kontra

  • Editor steuert sich träge und ist schlecht erklärt
  • nicht wirklich adrenalingeladen
  • langweiliger Karrieremodus
  • neue Autos stecken in Zufallskisten
  • kaum Online-Modi
  • zum Start schon ein teurer DLC verfügbar
  • nur eine Kameraperspektive
  • vielleicht hätten Waffen oder Items den Fahrspaß aufgepeppt
  • Sammleraspekte verschenkt

Wertung

XboxSeriesX

Solider, optisch gefälliger Arcade-Raser, der den Hot-Wheels-Charme gut einfängt, aber an etlichen Stellen auch uninspiriert oder nicht durchdacht wirkt.

PlayStation4

Solider, optisch gefälliger Arcade-Raser, der den Hot-Wheels-Charme gut einfängt, aber an etlichen Stellen auch uninspiriert oder nicht durchdacht wirkt.

PC

Solider, optisch gefälliger Arcade-Raser, der den Hot-Wheels-Charme gut einfängt, aber an etlichen Stellen auch uninspiriert oder nicht durchdacht wirkt.

PlayStation5

Solider, optisch gefälliger Arcade-Raser, der den Hot-Wheels-Charme gut einfängt, aber an etlichen Stellen auch uninspiriert oder nicht durchdacht wirkt.

XboxOne

Solider, optisch gefälliger Arcade-Raser, der den Hot-Wheels-Charme gut einfängt, aber an etlichen Stellen auch uninspiriert oder nicht durchdacht wirkt.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • teure DLC-Pakete mit neuen Inhalten, eines davon schon ab Launch verfügbar; verschiedene Versionen des Spiels erhältlich
  • Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.
Kommentare
Dat Scharger

Klammheimlich wurde am 19. Oktober der Nachfolger Unleashed 2: Turbocharged veröffentlicht.

Und es ist... na ja. Unleashed 1 mit nur anderen Gegenden, anderen Fahrzeugen, und einer handvoll Neuerungen fürs Gameplay, etwa der Einführung neuer Eventtypen, Levels die einen mit Geld und anderem Kram überschütten, Skillpunkten fürs Feintuning, und manuelle Sprünge, die man mit Boost benutzen muss. Ist im Grunde ein Vollpreis-DLC. Ob man nochmal 50 Rubine für hinblättert, muss jeder selbst wissen.

Ich habe es gekauft weil Unleashed für mich immer noch einer der besten Arcade-Racer überhaupt ist und Unleashed 2 macht nicht weniger Spaß. Tatsächlich erlauben die Boost-Sprünge mehr Freiheiten beim Streckenbau und mit den Skills kann man Fahrzeuge spezialisieren. Auch der Grind wurde deutlich zurückgefahren, sodass man ein Fahrzeug mit lediglich drei Rennen schon auf die höchste Stufe verbessern kann.

Wer Unleashed 1 mochte, dürfte auch Unleashed 2 mögen.

Zuletzt bearbeitet vor 6 Monaten

vor 6 Monaten
Dat Scharger

Mit dem kostenlosen Racing Season-Update wurde nun das Grinding-Problem behoben, wodurch man nun mit Geld und Zahnrädern nahezu überschüttet wird.

Endlich kann man seine Sammlung vollenden und maximal verbessern.

vor 2 Jahren
Dat Scharger

Hab mir das Spiel mittlerweile gekauft und es macht schon wirklich Spaß. Bin allerdings auch noch nicht im Grind angekommen und noch in der "City" beschäftigt. Da komme ich aktuell aber auch nicht weiter, weil alle Straßen momentan mit einem ?-Geheimnis enden. Was muss ich denn da tun damit es da weitergeht? Die "Info" verrät nicht wirklich etwas.
Die meisten Geheimnisse verraten dir, welches Event du mit welchem Auto fahren musst.
Spoiler
Show
Für eines musst du ein bestimmtes Bossrennen gewinnen, und für ein anderes wiederum musst du das allererste Event (Das Abenteuer beginnt) mit dem Hot Wheels High fahren.

vor 3 Jahren
Sevulon

Hab mir das Spiel mittlerweile gekauft und es macht schon wirklich Spaß. Bin allerdings auch noch nicht im Grind angekommen und noch in der "City" beschäftigt. Da komme ich aktuell aber auch nicht weiter, weil alle Straßen momentan mit einem ?-Geheimnis enden. Was muss ich denn da tun damit es da weitergeht? Die "Info" verrät nicht wirklich etwas.

Schon wieder Metallica.
So einfallsreich wie das Game.
*Gähn*
In dem Spiel läuft Metallica? Also bisher hab ich nur seichtes Elektrogedudel als Soundtrack gehört.

vor 3 Jahren
CritsJumper

Klingt nicht gut.

Community Course sind halt selbst gebaute Strecken die dann Online zur Verfügung stehen? Ich dachte durch den Editor gibt es genug Abwechselung.

Bei Grinding und Ingame-Währungen, die sich nicht ausschließlich offline erspielen lassen bin ich immer skeptisch. Schade um das Spiel.

vor 3 Jahren