Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition - Test, Action-Adventure, PC, PlayStation5, XboxSeriesX, iPad, PlayStation4, iPhone, XboxOne, Android, Switch

Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition
23.11.2021, Mathias Oertel

Test: Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition

Das Denkmal der Kultspiele wackelt

Drei Spiele. Nein, nicht nur drei einfache Spiele. Drei Klassiker. Drei Spiele, die zig Nachahmer gefunden haben und bis heute offene Welten und Action-Adventure beeinflussen. Ihre Namen: Grand Theft Auto 3, Grand Theft Auto: Vice City und Grand Theft Auto: San Andreas. Mit der Sammlung „The Trilogy: The Definitive Edition“ möchte Rockstar Games diese Titel einer neuen Generation präsentieren. Doch wie wir im Test feststellen mussten, wird die Faszination auch nach dem ersten Nachbessern von einigen Problemen ausgebremst.

Der Einfluss, den die Third-Person-Action der Grand-Theft-Auto-Serie auf Spielkultur, Action-Adventure im Allgemeinen sowie offene Welten im Besonderen hatte, ist enorm und bis in die heutige Zeit spürbar. Und das nicht nur, weil Rockstar Games später mit Grand Theft Auto 5 sowie den Western aus der Red-Dead-Redemption-Serie die Messlatte immer weiter nach oben schraubte. Doch es gibt kaum ein Spiel, das mit einer offenen Welt hantiert, das sich nicht in der einen oder anderen Form an den dreidimensionalen Gangster-Epen orientierte. Volitions Saints-Row-Serie wäre ohne GTA (3 und folgende) wohl nicht denkbar gewesen. Ohne die Basis von Rockstar hätte Ubisoft vermutlich deutlich länger benötigt, um seine offenen Welten zu entwickeln.

Mehr als nur offene Welten

Mercenaries oder Saboteur, Destroy All Humans (alle von Pandemic), Mafia, The Simpsons: Hit and Run, Jak 2 und 3, Driver: Bei allen spürt man den Einfluss, den Liberty City, Vice City und San Andreas ausübten, in der einen oder anderen Form. Dass man natürlich auch hausintern mit Titeln wie The Warriors (für mich immer noch eine der besten Filmumsetzungen aller Zeiten), der Midnight-Club-Serie oder Bully versuchte, offene Welten aufzugreifen und mit ihnen zumeist erfolgreich zu experimentieren, ist zwangsläufig. Natürlich gilt: Offene Welten gab es schon vor Grand Theft Auto 3. Doch die Art und Weise, wie Rockstar Games diese interpretierte und mit den Fortsetzungen kontinuierlich ausbaute, war neu, erfrischend und unglaublich motivierend.

Visuell ist diese "Definitive Edition" trotz ordentlicher Ansätze nicht nur meilenwert von Remakes wie Demon's Souls oder der Sypro Trilogy entfernt, sie ist technisch auch nach dem ersten Update weiterhin unsauber.
Doch rückblickend merkt man den bis zu 20 Jahre alten Titeln (kam GTA 3 tatsächlich schon 2001 auf den Markt???) das Alter durchaus an. Die Inszenierung z.B. ist nach heutigen Maßstäben vor allem in GTA 3 etwas ungehobelt. Doch die filmischen Elemente, die mit jedem nachfolgenden Ableger bis hin zum offiziellen Teil 5 zulegten, sind schon hier mehr als deutlich zu spürbar. Und sie werden in Vice City sowie San Andreas kontinuierlich ausgebaut. Zumal man mit dem Abstecher in die fiktive Florida-Metropole vor allem bei der Besetzung aus dem Vollen schöpft und sich Stars en masse als Sprecher sichern konnte: Tom Sizemore, Dennis Hopper, Ray Liotta. Burt Reynolds, Phillip Michael Thomas, Robert Davi, Gary Busey, Debbie Harry und Danny Trejo, um nur ein paar zu nennen, sorgen dafür, dass zumindest akustisch absolute Hollywood-Atmosphäre aufkommt.

Der Zahn der Zeit

Doch noch nicht nur bei der Inszenierung ist die Trilogie (abhängig von der gewählten Episode) nur mäßig bis gut gealtert. Vor allem in GTA 3 ist das Missionsdesign bis auf wenige Ausnahmen sehr oberflächlich. Das Fahrverhalten ist selbst nach Arcade-Maßstäben im Zweifelsfall eher „seifig“. Und bei der Nahkampf- bzw. ballistischen Action spürt man ebenfalls, dass Rockstar mit dem ersten dreidimensionalen Ausflug nach Liberty City noch in der Findungsphase war. Auch die KI ist weit von dem entfernt, was man heutzutage in offenen Welten als passabel erachtet. Leute laufen einem vor

Auf Switch mit einer geringeren Auflösung gearbeitet als auf Xbox Series X. Dennoch fällt die Fassung mit geringer Sichtweite und instabiler Bildrate auf.
die Karre. Wie aus dem Nichts rasen andere Fahrzeuge beim Abbiegen in einen rein. Und bei Auseinandersetzungen ist Deckung auch eher ein Fremdwort für die recht doof auf einen zulaufenden Schergen. Dennoch: Die Story und die Charakterzeichnungen, die wie bei nahezu allen Rockstar-Titeln aus der Feder von Firmengründer Dan Houser stammen, sorgen allen Macken zum Trotz dafür, dass man eine Mission nach der anderen in Angriff nimmt und nebenbei beim Durchstreifen der nach heutigen GTA-Maßstäben eher kleinen Stadt auch das eine oder andere Geheimnis bzw. Sammelgegenstände findet. In Vice City und San Andreas werden die KI-Probleme zwar nicht unbedingt weniger, dafür wird die Inszenierung aber besser und der kontinuierlich größere Action-Spielplatz mit noch mehr Aktivitäten und schließlich auch besserem Missionsdesign lädt zum Verweilen ein.

Die Steuerung wurde deutlich besser modernisiert als die Kulisse. Auf die Gyro-Steuerung auf Switch hätte man aber gerne verzichten dürfen.
Was haben die frühen Burnout-Spiele und die GTA-Serie auf PS2 gemeinsam? Sie nutzen die von Criterion entwickelte RenderWare-Engine. Während die Engine-Designer sie hinsichtlich Geschwindigkeit optimierten, um der Burnout-Serie die entsprechenden PS unter der Haube zu spendieren, konzentrierte sich Rockstar darauf, sie für ihre Vision der offenen Welten auszureizen. Das Ergebnis war seinerzeit mehr als beeindruckend: Liberty City, Vice City und San Andreas überzeugten als detaillierte Metropolen, die man in alle Himmelsrichtungen erkunden durfte. Natürlich: Schaut man heute auf die Original-Versionen auf PS2, wirkt vieles nicht mehr so schick. Insofern ist es eine gute Idee, der Neuveröffentlichung einen Austauschgrafikmotor zu verpassen. Doch nur weil man hier jetzt Unreal-Technologie nutzt, ist das noch keine automatische Garantie für visuelle Qualität.

Von Renderware zu Unreal

Dass man die vorhandenen Grafik-Assets der Originale im Rahmen der Anpassung an Unreal „nur“ aufgehübscht und ggf. höhere Auflösungen verwendet hat, um das Spiel in seinem angepassten „Originalglanz“ auf neuen Systemen darstellen zu können, ist nicht einmal das Problem. Klar: Natürlich hätte ich mir sehnlichst gewünscht, dass die drei Klassiker mit Rockstars hauseigener Engine in die Moderne gebracht werden, die auch bei GTA 5 oder Red Dead Redemption 2 zum Einsatz kommt. Damit hätte quasi das Gegenstück zu dem von BluePoint visuell vorbildlich für die PlayStation 5 umgesetzten Remake von Demon’s Souls entstehen können. Warum dieser Weg nicht eingeschlagen wurde, bleibt ein Geheimnis. Zumal man bei den dezenten Steuerungs-Optimierungen auf die Standards setzt, die mit den modernen GTAs eingeführt wurden

Doch selbst mit dem hier eingesetzten "Update"-Konzept hätte man auf beiden zur Verfügung stehenden Test-Systemen Xbox Series X sowie Switch mehr erwarten können - viel mehr. Ob es jetzt daran liegt, dass das verantwortliche Studio von Grove Street Games (gegründet 2007 als War Drum Studios) bisher hauptsächlich mit erfolgreichen Portierungen von (u.a. Rockstar-Games-) Klassikern auf iOS- und Android-Systeme beschäftigt war, lässt sich nicht genau sagen. Die Vermutung liegt aber nahe, dass all die technischen Mankos, Probleme und Defizite, die sich in allen drei Teilen der „definitiven Neuauflage“ zeigen, auf der Unerfahrenheit mit den „großen“ Konsolen sowie PC beruhen. Da mittlerweile der erste Update-Patch veröffentlicht wurde, der einige der ganz großen Probleme behebt, die in den Startversionen deutlich wurden, fällt das Urteil über die Visualisierung etwas besser aus als es vor einigen Tagen geschehen wäre. Doch auch dann konnten nicht alle Probleme, die von Spielern beschrieben und teilweise im Bewegtbild festgehalten wurden, beobachtet oder gar reproduziert werden. Der Bindfaden-Regen allerdings, der nachts dafür sorgte, dass die Sichtweite auf dem Next-Gen-System

Auch wenn die Zwischensequenzen mitunter etwas grob inszeniert sind: Die filmischen Elemente, die Stories und die Charakter-Zeichnungen gehören zu den Highlights der GTA-Klassiker.
gegen Null ging und die Action für ein paar Minuten unspielbar machte, gehört zu den ganz großen Problemen, die auch ich feststellen konnte. Daneben sind Kleinigkeiten wie über dem Boden schwebende Fahrzeuge (auch in Zwischensequenzen), unsichtbare Hindernisse auf Bürgersteigen, mit denen man kollidiert, fehlende Mimik usw. nur Kleinigkeiten; aber störende Kleinigkeiten allemal.

Immerhin: Der Regenschleier gehört zu den Grafikbugs, die mit dem letzten Update behoben wurden. Jetzt regnet es zwar stark, aber nicht mehr störend. Ausgehend von den Patch-Notes sind noch zahlreiche andere Sachen betroffen, die mir während der Testphase nicht auffielen oder bei mir nicht auftraten. Andere Probleme wie die instabile Bildrate sind wiederum noch nicht behoben. Oder vielleicht gab es auch schon Änderungen, deren Auswirkungen sich jedoch nur minimal präsentieren. Denn Patch hin oder her: Weder im Performance-Modus mit seinen angestrebten 60 FPS noch in der Qualitätsvariante laufen die Xbox-Series-X-Versionen sauber. Immer wieder kommt es zu Rucklern, die man bei einer moderniserten Variante gut 20 Jahre alter Titel nicht zu sehen bekommen darf. Zwar laufen auch weder Vice City noch San Andreas komplett flüssig, bei Letzterem haben die visuellen Upgrades aber immerhin dazu geführt, dass es nicht mehr völlig wie ein Spiel der vorvorletzten Konsolengeneration aussieht, sondern in seinen besten Momenten wie ein hochskalierter PS3- oder 360-Titel wirkt.   

Switch: Ungewollt nah am Original

So stimmungsvoll wie die Next-Gen-Variante zeigen sich die Switch-Versionen der Trilogie nur selten. Meist herrscht technische Tristesse vor - obwohl auch auf der Series X keine visuellen Bäume ausgerissen werden.
Auf Switch hingegen läuft es weder im mobilen Betrieb und schon gar nicht im Dock auch nur annähernd flüssig. Und das, obwohl die Auflösung nochmals reduziert und die allgemeine Sichtweite heruntergeschraubt wurde, während unschönes Aufploppen von Detailtexturen einen zusätzlich aus der Spielwelt reißt. Hier wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, auf die optionale Gyro-Steuerung für das Zielen mit den Waffen zu verzichten und stattdessen die Engine zu optimieren – auch wenn als Folge die Visualisierung (hoffentlich unfreiwillig) letztlich den Eindruck erweckt, als möchte man die Performance der PS2 (mitsamt aller Probleme) so getreu wie möglich in die Gegenwart transportieren. Aber man kann mir nicht erzählen, dass die Switch nicht mehr zu leisten im Stande ist. Und wo wir gerade von Optimierungen sprechen: Auch bei der Soundabmischung gibt es Nachholbedarf. Viel zu häufig passen die unterschiedlichen Lautstärken (Umgebung, Figuren, Radio etc.) nicht zueinander, so dass wichtige Gespräche auch gerne mal in diesem Soundbrei untergehen. Im Vorfeld gab es Meldungen und entsprechende Diskussionen, dass bei den Radiosendern von Vice City und San Andreas etwa 40 Songs fehlen. Das fällt im Spiel jedoch kaum auf, da die fiktiven Stationen mit ihren fantastischen Sprechern, ihren sarkastisch-ironischen Werbespots und der nach wie vor üppigen Trackliste weiterhin eines der Highlights darstellen.

Fazit

Ich muss zugeben: Im Vorfeld hatte ich mir eigentlich nur Gedanken gemacht, welchen Award ich zücken würde. Die Tendenz ging zu Gold. Die Aussicht, drei Spiele in einem Paket zu bekommen, die wie eigentlich kein anderes Trio nachfolgende Action-Adventure sowie offene Welten im Allgemeinen beeinflusst hat, ließ mich schon früh euphorisch werden. Vor allem, da mit dem Umstieg auf die Unreal-Engine eigentlich eine mehr als vielversprechende technische Basis vorlag, um die Klassiker der vorvorletzten Konsolen-Generation mit einem frischen Anstrich einem neuen Publikum zu präsentieren. Und an der inhaltlichen Umsetzung gibt es auch nichts auszusetzen. Klar: GTA 3 wirkt mit seinen rudimentären Mechaniken, der groben Inszenierung sowie der überschaubaren Größe nach heutigen Maßstäben etwas spröde. Aber Vice City mit seinem Star-Aufgebot an Sprechern und vor allem San Andreas mit seinen umfangreichen, klasse miteinander verzahnten Spielsystemen zeigt bereits, wieso Rockstar Games Jahre später mit GTA 5 sowie Red Dead Redemption 2 immer noch offene Welten und filmische Inszenierung mit ausgefeilten Charakteren dominiert. Technisch jedoch haben sowohl Switch als auch Xbox Series X viel Luft nach oben – auch noch nach dem ersten großen Update. Und ich spreche nicht mal von den aus der PS2-Ära mitgeschleppten KI-Problemen oder den einschlägigen Videos mit merkwürdigen Verrenkungen, die das Internet kurz nach dem Launch fluteten, die wir aber im Spiel (auch vor dem Patch) nicht reproduzieren bzw. nur in ganz seltenen Fällen entdecken konnten. Wenigstens wurde der unsägliche Bindfaden-Regen entfernt, der die Ausflüge temporär fast unspielbar machte. Doch eine weiterhin instabile Bildrate sowohl auf Switch als auch Series X (hier selbst im Performance-Modus), dazu eine unausgewogene Sound-Abmischung und einige technische Kleinigkeiten, die ebenfalls nach wie vor nerven, nagen gewaltig an der Motivation. In dieser Form wird den Klassikern ein höchst instabiles Denkmal gesetzt, dass sie so definitiv nicht verdient haben. Beide Fassungen schrammen knapp an der Grenze zur nächstniedrigeren Schulnote entlang und retten sich eigentlich nur durch den letzten Patch, der einige Mankos behebt sowie den grundsätzlichen Spaß, der trotz der technischen Defizite immer wieder auch dank der bombenstarken Radiosender in den offenen Welten entsteht.

Wertung

XboxSeriesX

Inhaltlich akkurate, wenngleich schnörkel- sowie lieblos wirkende Umsetzung dreier Open-World-Klassiker. Technisch und visuell jedoch ist auch nach dem ersten Patch nur eins "definitiv": Nacholbedarf.

Switch

Inhaltlich akkurate, wenngleich schnörkel- sowie lieblos wirkende Umsetzung dreier Open-World-Klassiker. Visuell bzw. technisch hinterlässt die Switch-Variante einen unnötig schwachen Eindruck. Das System kann mehr.

Kommentare
Bussiebaer

Lesen ist nicht so deine Stärke? Wurde hier bereits erklärt:

Aber uns stand für den Test der Trilogie nur Code für Xbox und Switch zur Verfügung.

vor 2 Jahren
Yoda1991

hey was ist eigentlich mit der ps4 version? schneidet die besser ab als die Switch version? wieso testet ihr nur die beiden Konsolen??????

vor 2 Jahren
Der Chris OLED Model Lite Pro

Hat die alte Redaktion eigentlich die PS5 mitgenommen?
Welche Erkenntnis sollte der PS5 Test hier noch liefern? Nur mal so interessehalber gefragt.

vor 2 Jahren
Babelfisch

Schöner Test, danke Matthias!

vor 2 Jahren
Klusi

Meine Güte, langsam habe ich das ständige Gehate und Gestichle hier in den Kommentaren wirklich satt. Ganz ehrlich, wenn euch das hier nicht mehr gefällt, dann (so abgedroschen das auch sein mag) GEHT DOCH EINFACH. Wer zwingt euch denn bitte, auf diesem furchtbar heruntergekommenen Portal herumzuhängen, wenn es euch solche Schmerzen bereitet?
die ironie an diesem post ist dir bewusst, nehm ich an
Mir ist sie nicht bewusst, ich hätte jetzt einfach das gleiche in grün empfohlen. Also mal raus mit der Sprache…
richtig. weil's ihm hier nicht mehr gefällt, empfiehlt er nutzern, zu gehen, wenn's denen nicht mehr gefällt.
scheint nur nicht für ihn zuzutreffen

vor 2 Jahren