F1 22 - Test, Rennspiel, PlayStation5, XboxSeriesX, PlayStation4, PC, XboxOne

F1 22
29.06.2022, Boris Connemann

Test: F1 22

Beben in der Königsklasse?

Ist die zweite Formel-1-Simulation von Codemasters nach der Übernahme durch Electronic Arts nur ein mäßiges Update des Vorgängers oder ist es den Entwicklern gelungen, die Raserei entscheidend nach vorne zu bringen? Wir haben für euch knapp 2.000 Kilometer auf der PlayStation 5 – per Gamepad und im Rennsitz – abgespult und auf dem PC einen Blick durch die VR-Brille gewagt. Hier kommt unser großer Test.

Für die Formel-1-Saison 2022 mussten die Teams die umfangreichsten Änderungen an Fahrzeugen seit den 1980er Jahren vornehmen. Die vormals eingesetzten 13-Zoll-Ballonreifen wurden durch 18-Zoll-Niederquerschnittsreifen ersetzt. Der Außendurchmesser der Pneus steigt dadurch von 670 auf 725 Millimeter, das Gewicht der Fahrzeuge ist mit rund 800 Kilogramm so hoch wie noch nie zuvor. Zusätzlich wurden alle unnötigen Anbauten, wie etwa kleine Flügel und Spoiler, verboten, da damit unnötige Luftverwirbelungen erzeugt werden, die es dem Hintermann schwer machen, einen Überholvorgang zu starten. Der größte Teil des Abtriebs der Formel-1-Fahrzeuge erfolgt durch die Änderungen im technischen Regelwerk nun durch zwei tunnelförmige Aussparungen am Unterboden, die dafür sorgen, dass das Fahrzeug per Ground-Effekt auf die Piste gesogen wird. Auf diese Weise sind nun schnellere Kurvendurchfahrten möglich, in langsameren Teilen der Strecke leidet allerdings das Handling. Auch die maximale Geschwindigkeit ist 2022 deutlich niedriger als zuvor – bis zu drei Sekunden langsamere Rundenzeiten sind die Folge.

Alles auf Anfang

Also die perfekte Chance für die Entwickler von Codemasters, sich der Fahrphysik nicht nur anzunehmen, sondern diese grundlegend zu überarbeiten. Den offiziellen Ankündigungen zufolge hat das Team rund um Creative Director Lee Mather in F1 22 (ab 69,98€ bei kaufen) genau das getan.

Die stetige Weiterentwicklung des Fahrzeugs ist eine wichtige Komponente, die nach zig Spielstunden allerdings etwas nervig wird.
Um die geneigte Raserschaft in Stimmung zu bringen, grinsen sowohl die jungen als auch die etwas in die Jahre gekommenen Helden der aktuellen F1-Saison in coolen Posen vor dem Spielstart um die Wette – jetzt, da der Iceman nicht mehr Teil des Fahrerfelds ist, klappt das sogar ganz gut. Das Benzin im Blut des Spielers beginnt während des Intros auf jeden Fall schon ein wenig zu köcheln. Im Hauptmenü steht zuerst die Einstellung des Schwierigkeitsgrades auf dem Plan, die sich etwas schwieriger gestaltet, als sie eigentlich sein sollte – sie belohnt bei entsprechender Kenntnis der Problematik allerdings mit einer sehr granular einstellbaren Anpassung an die eigenen Fähigkeiten.

Kleine Schritte bis zur Perfektion

Wenn der Spieler den niedrigsten der drei generellen Schwierigkeitsgrade auswählt, dann bleiben in den weiteren Optionen zahlreiche Einstellungen versteckt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, gleich auf "Experte" zu setzen, um alle Möglichkeiten einsehen und nutzen zu können. Danach kann man ganz entspannt herunterregeln, um das Renn-Theater perfekt an das eigene Können anzupassen.

Die teilweise zu aggressiv agierende KI sorgt für gefährliche Manöver. Zum Glück lassen sich die unheilvollen Ereignisse per Rückspul-Funktion relativieren.
Als Empfehlung für einen eindrucksvollen aber nicht zu fordernden Einstieg bei der Bedienung per Gamepad, schlage ich eine KI-Schwierigkeit von 38 vor, das haptische Feedback des Dual-Sense-Controllers sollte für eine deutlich immersivere Erfahrung auf "stark" gestellt werden. Beim Wert für die Traktionskontrolle scheiden sich die Geister: Puristen setzen hier, wie auch bei den echten Formel-1-Boliden, die über keinerlei Traktionskontrolle verfügen, auf "aus"; für eine eventuell bessere Spielerfahrung und weniger Frust kann hier aber auch ein Auge zugedrückt werden. Brems- und Lenkhilfen sollten allerdings nur zum Einsatz kommen, wenn man über sehr wenig Erfahrung mit Rennsimulationen verfügt.

Die äußerst umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten, die auch während des Spielverlaufs fast jederzeit an allen Stellen abgeändert werden können, sind für F1 22 schon erste, wichtige Punkte auf dem Bewertungs-Konto. Mit diesen Möglichkeiten am Handschuh, kann vom blutigen Anfänger bis hin zum abgebrühten Profi mit höchstem Anspruch an eine Simulation jeder Spieler in die Welt des pfeilschnellen, atemlosen Formel-Rennsports eintauchen.

Auch bei den Spiel-Optionen lässt sich Codemasters nicht lumpen: Neben einer Saison als Fahrer in einem der aktuellen Teams, deren Dauer und Streckenauswahl sich natürlich einstellen lässt, gibt es einen Modus mit geteiltem Bildschirm, Mehrspieler-Rennen für bis zu 22 Teilnehmer in einer eigenen Lobby, den Online-Koop-Modus für zwei Spieler, die ganz eigene Formel-1-Karriere samt eigenem Rennstall und den brandneuen F1-Life-Modus, der den Spieler in die mondäne Welt eines Lebens als Formel-Eins-Pilot entführen soll. Für den Test habe ich mich zuerst an einer kompletten Saison (25% Streckenlänge, alle Strecken, Training kurz, Quali normal) als Team-Kollege von Daniel Riccardo, dem Honeybadger, eingeschrieben. Es muss doch rauszukriegen sein, warum der leistungstechnisch eigentlich annehmbare McLaren in dieser Saison scheinbar nicht vom Fleck kommt und die beiden Fahrer aktuell in der Meisterschaft abgeschlagen sind. Gleich einen Platz bei Red Bull oder Ferrari einnehmen? Immer gewinnen kann jeder!

Eine Musik mit Physik

Die selbst gewählte Rivalität mit Hamilton nimmt einen guten Verlauf. Beim erfolgreichen Abschluss winken sinnlose Anerkennungs-punkte, die nur dem Levelaufstieg dienen.
Natürlich war ich vor dem Auftaktrennen in Bahrain extrem gespannt, was mich im Nachfolger von F1 2021 erwartet, habe ich mit dem doch rund 150 Stunden verbracht. Bereits die ersten Meter im Training brachten Musik in meine Ohren: Der Sound des Mercedes V6 Turbomotors im MCL 36 erfuhr eine deutliche und gravierende Verbesserung im Vergleich zu den eher nach einem hochgezüchteten Rasenmäher klingenden Aggregaten in F1 2021. Das gilt auch – beim Durchschalten der verschiedenen Cockpits in der Wiederholung ganz wunderbar zu hören – für die Motoren der anderen Teams. Voll aufgedreht sorgt das Kreischen oder sonore Brummen für wohlige Gänsehaut beim Rennspielfan und steigert die Immersion deutlich.

Nach den ersten zwei WM-Läufen, die notwendig waren, um ein gutes Gefühl für die überarbeitete Fahrphysik zu bekommen, folgt die nächste Überraschung: Die Fahrphysik und das daraus resultierende Fahrverhalten der Formel-1-Fahrzeuge in F1 22 kann man nur als absolut gelungen bezeichnen. Besonders bei der Fahrt über Curbs in schnellen Schikanen oder Kurvenausgängen ist der Bolide lange nicht mehr so zickig  wie noch im Vorgängerspiel. Dort brach das Heck das Fahrzeugs einfach mal aus, obwohl man diese Schikane in gleicher Weise schon hundertmal gefahren ist. In F1 22 hat diese Rätselstunde ein Ende, das Verhalten ist deutlich nachvollziehbarer, bietet damit mehr Raum für Experimente und gibt dem Fahrer mehr Selbstvertrauen, um auf die nötige Jagd nach Zehntelsekunden zu gehen.

Die Steuerung per Dual Sense ist dabei recht gut, besonders die haptischen Effekte begeistern und siedeln sich sogar stellenweise über der Implementierung dieses Features bei Gran Turismo 7 an. Flatternde Bremsen, Widerstand auf dem Gas oder das Rumpeln der Curbs beim Überfahren sorgen für ein äußerst authentisches Spielgefühl. Nur der Weg des rechten Sticks ist stellenweise etwas zu lang, in schnellen Schikanen ist es nicht einfach, immer den perfekten Einfahrtswinkel zu finden und dann fix die Richtung zu wechseln.

Gamepad oder Lenkrad?

  • Mit einem Profi-Setup samt Lenkrad und Pedalen kommt ein fast unnachahmliches Spielgefühl auf. Allerdings kann auch das haptische Feedback des Dual-Sense-Controllers überzeugen.
    GT DD Pro Wheelbase (8 Nm mit Boost-Kit)
  • Clubsport Lenkrad F1 Esports V2
  • Clubsport Pedale V3 inkl. Brake Performance Kit


Um die Performance von F1 22 beim Einsatz eines Lenkrads samt Pedalerie auszutesten, haben wir uns folgendes Setup genauer angesehen:

  • SEN 360
  • FF 100
  • FFS Peak
  • NDP 40
  • NFR 6
  • NIN 0
  • INT 4
  • FEI 100
  • FOR 100
  • SPR 100
  • DPR 100
  • BLI Off
  • SHO 100
  • BRF User Preference


Die Einstellungen für das Setup (Tuning-Menü-Settings) lauten:

  • Vibration & Force Feedback: On
  • Vibration & Force Feedback Strength: 80
  • On Track Effects: 10
  • Rumblestrip Effects: 25
  • Off Track Effects: 25
  • Wheel Damper: 0
  • Understeer Enhance: Off
  • Maximum Wheel Rotation: 360

    In-Game Settings:

So gerüstet seine Runden zu ziehen ist mit Worten kaum zu beschreiben: Mir ist auf der Konsole noch kein Spiel begegnet, dass eine derart perfekte Unterstützung dieser Profi-Hardware bietet. Selbst PC-Sim-Klopper wie iRacing oder Assetto Corsa Competizione haben hier stellenweise das Nachsehen. Die Lenkrad-Unterstützung bei F1 22 ist in der obigen Zusammenstellung fast schon mehr als ein feuchter Traum. Natürlich sind auf diese Weise deutlich bessere Rundenzeiten als mit einem Gamepad möglich, das Anfahren schneller Schikanen absolut unproblematisch – und äußerst spaßig. Es gibt nicht viele Rennspiele, bei denen sich alte Hasen noch vor drohenden Crashes wegducken oder den Kopf zur Seite neigen, wenn der betonierte Kurveneingang mit 240 km/h auf den Spieler zurast! Überhaupt tragen viele Teile des Spiels – wie die realistische Optik, die tolle Abbildung der Geschwindigkeit und die stark verbesserte Fahrphysik – in F1 22 maßgeblich dazu bei, dass man so richtig Lust bekommt, die volle Rundenzahl abzuspulen und sich dabei in einen trancetapezierten Tunnel zu begeben.

Herzlich willkommen im immersivsten Abschnitt des Tests, in dem ich den Modus für PC-VR unter die Lupe nehme. PlayStation-Nutzer werden übrigens nicht bedient, sie müssen auf PSVR-Unterstützung verzichten. Beim Thema Virtual Reality können die Codemasters auf viel Erfahrung zurückblicken. Nach VR-Modi für Dirt Rally und Dirt Rally 2.0 sowie Project Cars 3 (von der Codemasters-Tochter Slightly Mad Studios) ist nun erstmals auch die Formel 1 an der Reihe.

Formel Eins mit zwei Helmen



Den VR-Modus auf PC hat unser Virtual-Reality-Profi Jan Wöbbeking getestet – er kommt zu folgendem Schluss:

Die Großaufnahmen der anstehenden Rennstrecke beeindruckt. Besonders Zandvoort wird hier mit einem faszinierenden Bildausschnitt in Szene gesetzt.
Zumindest am PC werden alle gängigen Headsets unterstützt: Dazu gehören Valve Index, HTC Vive, Oculus Rift S und natürlich auch die mit dem PC verbundene Meta Quest 2. Wichtig ist dabei eine Steam- oder Origin-Version. Im Epic Games Store dagegen fehlt der VR-Modus laut Publisher EA! Auf der Piste profitiert das Erlebnis enorm vom Mittendrin-Gefühl. Ein Highlight ist wie in anderen VR-Rennspielen das freie Umschauen mit dem eigenen Kopf. Allein schon diese Besonderheit versetzt mich hier deutlich intensiver auf die Strecke als es vor dem Monitor möglich ist; auch die hübsche Kulisse trägt ihren Teil zur Immersion bei. Am Streckenrand gibt es deutlich detailreichere Bauwerke und Rasenflächen zu sehen als etwa in Project Cars 2. Schon Dirt Rally 2.0 bot bekanntlich ein sehr lebendiges Gesamtbild und ansehnliche Wagenmodelle. F1 22 setzt allerdings noch eins drauf, um auch höhere Auflösungen aktueller VR-Brillen zu bedienen. Vor allem der Detailgrad von Texturen und grafischen Feinheiten wurde erhöht, von der Handschuhnaht im Cockpit bis hin zu lebendig jubelnden Zuschauern in Miami.

Trotz der hübschen Kulisse bewegt sich die Performance nach etwas Feintuning in einem angenehmen Bereich. Mit einem Intel i7-8700K und einer GeForce RTX 2080 Ti bleibt es sogar auf hohen bis sehr hohen Einstellungen flüssig, solange ich mit der betagten Rift S spiele. Eine höhere Auflösung frisst spürbar mehr Performance. Bei Nutzung der Valve Index oder der mit dem PC verbundenen Quest 2 muss ich bereits auf mittlere bzw. niedrige Einstellungen herunterregeln (jeweils 90 Hertz, 120% Supersampling). Das Gesamtbild kann sich aber selbst dann noch sehen lassen, wenn man über ein paar fehlende Effekte hinwegsieht. In einem Punkt verliert F1 22 allerdings gegen die Konkurrenz aus eigenem Hause: Beim Blick in die Ferne bietet Project Cars 2 nach wie ein etwas ruhigeres Bild.

Und wie läuft das so?

Mein Tipp: Regelt in den erfreulich vielfältigen Grafik-Optionen die Kantenglättung auf "TAA" herunter. Danach seht ihr auch in F1 22 die Konkurrenz am Horizont ein wenig schärfer. Eine weitere Empfehlung: Bringt viel Geduld mit! Im Gegensatz zur hübschen Kulisse wirkt die Nutzerführung wie aus der Steinzeit. Es gibt keine virtuelle Tastatur, unpraktische Formulare und Datenschutzrichtlinien, Verbindungsabbrüche und viele weitere Umständlichkeiten. Da mein PC am Rande des Zimmers steht, musste ich immer wieder in wilden Verrenkungen zwischen Spielfeld, realer Tastatur, Gamepads und Systemmenüs wechseln.

Der VR-Modus ist aktuell der PC-Version vorbehalten. Von einem Update für die PS5 nach der Markteinführung von PSVR2 kann man allerdings vorsichtig ausgehen...
Die Standard-Controller der VR-Brillen werden nicht unterstützt, stattdessen habe ich mit einem Xbox-One-Controller gespielt. Enttäuscht haben mich auch das "gequetschte" Zuschauer-Bild auf dem Monitor, Ruckel-Einlagen in der Boxengasse und die beschränkten Komfort-Optionen. Effekte wie Überstrahlen oder Bewegungsunschärfe lassen sich zwar deaktivieren, es fehlt aber z.B. eine schwarze Vignette am Bildrand, die bei schnellen Richtungsänderungen den Magen schont. Wie in der WipEout Omega Collection werden mir nach dem Zieleinlauf sogar Wiederholungen auf der virtuellen Kinoleinwand aufgezwungen, die schon mal für ein mulmiges Gefühl sorgen können. Umso überraschter war ich, wie gut mein Magen mit den Rennen selbst klarkommt. Vermutlich, weil die Boliden hier wie eine Flunder auf dem Asphalt liegen, statt wie in Dirt & Co. zu wilden Drift-Manövern auszubrechen.

Bis hierhin also alles vom Feinsten, oder? Bis auf das schlaffe, weil wenig detailreiche Schadensmodell, die verschachtelte Menüstruktur und die an einigen Stellen veraltete Präsentation von Interview- oder Team-Anfragen auf jeden Fall. Dann werfen wir doch einen Blick in den F1-Life-Modus, der uns auf dem sehr geduldigen Papier das Leben eines echten Formel-1-Piloten neben der Strecke schmackhaft machen soll. Dort dürfen wir uns eine Behausung einrichten, mit neuen Hosen, Kappen oder Sonnenbrillen unsere uneingeschränkte Coolness betonen und sogar ans Steuer von Supersportwagen wie einem AMG GT Pro oder Aston Martin DB11 AMR dürfen wir uns setzen. Der Kauf klappt übrigens mit vom Spiel vergebenen Münzen, die nicht Teil des Mikrotransaktions-Wahnsinns sind. Gefahren werden mit den Supersportlern dann verschiedene Einzelwettbewerbe oder Geschicklichkeitsaufgaben.

Der Elefant im Raum

Die Aufgaben der Supersportwagen-Rennen sind ermüdend, die fragwürdige Fahrphysik der Karossen schlägt diesen Events ganz schnell den Sargnagel ein.
Die modischen Accessoires sind ein unnötiger Bezahlinhalt, auch weitere kosmetische Gegenstände wie neue Handschuhe oder Lackierungen unterliegen dieser unheiligen Mechanik. Was aber fast noch schlimmer wiegt, sind die mühsam und aufgesetzt in den Spielinhalt eingewebten Fahrpassagen mit den Supersportwagen. Die machen dank einer unglaublich schlechten Fahrphysik – alle Fahrzeuge übersteuern, wie man es in einer Simulation bisher selten erleben musste – nicht nur schlicht keinen Spaß, sondern fügen sich derart kantig und ungelenk in den Verlauf einer Karriere ein, dass man sich schon fragt, warum hier wichtige Entwickler-Ressourcen verschwendet wurden. Ich muss mich zwicken, bevor ich glaube, was ich jetzt schreibe: Ich hätte gerne einen neuen Story-Modus für F1 22 gehabt, die Umsetzung einer Fahrergeschichte mit Tücken und Wendungen war schon in F1 2021 viel besser als gedacht. Auch eine Spielvariante mit historischen Fahrzeugen der Formel Eins oder Herausforderungen aus der Vergangenheit ("Überhole Damon Hill in den letzten zwei Runden!") wäre eine maximale Bereicherung für das komplette Spielerlebnis bei F1 22 gewesen. Den F1-Life-Modus braucht hingegen kein Mensch, der sich für Rennspiele interessiert. Kann der Hersteller gerne wegpatchen und durch eine der oben genannten Alternativen ersetzen...

Die Regenrennen sind optisch – auch wenn man kaum etwas sieht – ein absoluter Hingucker und mit den richtigen Reifen meist gut zu bewältigen.
Meine Fahrerkarriere für das McLaren-Team hat mir letztlich einen 4. Platz beschert, der Geschwindigkeit von Ferrari und Red Bull war wenig entgegenzusetzen. Auch Hamilton erholte sich im Laufe der Saison deutlich und hoppelte immer öfter an mir vorbei. Zwei unfallbedingte Ausfälle in Singapur und Aserbaidschan, ein großer Sieg in der Regenhölle von Katalonien und drei weitere Plätze auf dem Podest, lassen für mich auf jeden Fall nur einen Schluss zu: Ich werde mein Glück bei einem neuen Team versuchen, dass momentan noch gar nicht in der Formel 1 vertreten ist. Als Fahrer des Teams "4Players" mitsamt passend lackiertem Auto versuche ich mit einem Renault-Motor in der nächsten Saison, die heute Abend startet, mein Glück. Erste Testläufe waren bereits äußerst vielversprechend. Allerdings kann ich mich hier nicht einfach ins Cockpit fallen und dem Rest der Crew die ganze Arbeit überlassen. Nur mit einer genauen Finanzplanung, sinnvollen Weiterbildungsmaßnahmen für meine Team-Kollegen und mich sowie hohen Investitionen im Bereich von Forschung und Entwicklung kann das neue 4Players-Team von einem Sieg über die alteingesessenen Schwergewichte träumen.

Neues Team, neues Glück

Fazit

Mit F1 22 liefert Codemasters die bis dato beste Auflage der Rennsimulation ab. Fantastische Optik von Fahrzeugen und Umgebungen treffen hier auf eine Fahrphysik, die regelmäßig für feuchte Augen sorgt – und das rührt nicht vom Fahrtwind bei einem nicht heruntergeklappten Helm-Visier. Die so geschaffene Authentizität wird natürlich von dem Fahrerfeld unterstützt, das man nach ausgiebigem Studium der Netflix-Serie Drive to Survive auf persönlicher Ebene deutlich besser zu kennen glaubt. Am brüllenden Heck von George Russel klebend, den aggressiven und schlauen Haudegen Alonso unerbittlich im Nacken – und aus der Box mahnt der Renningenieur über Sprechfunk vor der Überhitzung des Motors: Das ist die ganze Magie und Faszination der Formel 1 vor der Spielekonsole oder dem PC! Dazu kommt ein sehr gut funktionierender Mehrspieler-Modus mit allem, was GT7 schmerzlich vermissen lässt, und ein VR-Modus für den PC, der mehr als nur Makulatur ist. Allerdings können die Entwickler für den unausweichlichen 23er-Ableger gerne noch am wenig detailreichen Schadensmodell schrauben, ein Lackierungs-System wie in Forza Motorsport entwickeln und sich von dem unsäglichen F1-Life-Modus verabschieden.

Pro

  • realistische Optik und Physik
  • alle Teams und Fahrer der Saison 2022
  • zahlreiche Einzelspieler-Modi
  • sehr guter Mehrspieler-Modus
  • faszinierende Dual-Sense-Unterstützung
  • beste Lenkrad-Unterstützung der Konsolenwelt
  • performanter VR-Modus (PC)
  • granular anpassbarer Schwierigkeitsgrad
  • dynamisches Wettersystem

Kontra

  • umständliche Menüführung
  • überflüssiger F1-Life-Modus
  • Physik der Supersportwagen kaum nachvollziehbar
  • optisch angestaubte Zwischen-Events
  • Schadensmodell nicht sehr detailliert
  • keine eigenen Lackierungen und Logos

Wertung

PlayStation5

Die bisher beste virtuelle Abbildung der Königsklasse überzeugt mit realistischer Optik und äußerst nachvollziehbarer Fahrphysik – dank umfassender Einstellungsmöglichkeiten ist die Raserei für Anfänger und Simracing-Profis gleichermaßen empfehlenswert. Nur der sinnlose F1-Life-Modus lässt uns ratlos zurück.

PC

Die bisher beste virtuelle Abbildung der Königsklasse überzeugt mit realistischer Optik und äußerst nachvollziehbarer Fahrphysik – dank umfassender Einstellungsmöglichkeiten ist die Raserei für Anfänger und Simracing-Profis gleichermaßen empfehlenswert. Nur der sinnlose F1-Life-Modus lässt uns ratlos zurück.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
Kommentare
Uwe sue

Es gibt auf manchen Strecken einfach so Kurven, in denen die KI viel mehr Grip hat und zwangsläufig ein paar Zehntel gewinnt (das gegenteilige Phänomen tritt natürlich ebenfalls auf). Irgendwie gleicht sich das ja immer aus im Rennen, aber nach x Jahren nervt es nur noch, dass Codemasters es nicht gebacken bekommt, die KI anhand von echten Online-Daten der Spieler zu verfeinern oder das Problem sonst wie zu lösen.

Diese kleinen Makel ziehen sich wie ein roter Faden durch die Serie...
kann es ein dass du einfach schlecht bis in dem spiel? grip der gegner passt eigentlich immer perfekt.
nö - da hat er durchwegs recht. die KI fährt nicht nach der gelichen physik wie man selbst. daher entsteht auch niemals echtes rennflair in dem spiel - was sehr schade ist. man kann immer in 1-2 kurven spielend überholen, während man an den realen hotspots nicht rankommen kann. ich finde den goldaward dieses jahr nicht ok. knapp darunter würde ich nach 10 stunden meinen. besser als letztes jahr ist es aber allemal.

vor 2 Jahren
Herschfeldt

Jetzt mal unabhängig vom Realitätsgrad zur aktuellen Meisterschaft! Die grafische Darstellung ist wohl eher nicht en vogue?

vor 2 Jahren
greenelve

Sonst gabs die Jahre immer Unterschiede zwischen Qualifying und Rennen. Was allerdings durchaus normals ist, im Qualifying sind die Rundenzeiten schneller.

Ansonsten war die Ki auch die letzten Jahre je nach Strecke sehr unterschiedlich drauf. Ebenso wie in einzelnen Kurven / Abschnitten.

vor 2 Jahren
pokusa

kann es ein dass du einfach schlecht bis in dem spiel? grip der gegner passt eigentlich immer perfekt.
Bin jetzt kein Enthusiast, aber im Vorgänger hatte ich die KI vom Schwierigkeitsgrad her immer zwischen 100%-104% stehen. Sie ist einfach relativ schwankend, es gibt ja nicht umsonst ausufernde Tabellen und Difficulty Calculator, eben weil die KI von Strecke zu Strecke so unterschiedlich fährt.

Aber selbst wenn ich "nur" 90% oder so hätte, geht es im Endeffekt um ein zufriedenstellendes Erlebnis für Jedermann, egal ob man jetzt Einsteiger oder selbsternannter "Profi" ist.

Laut Reddit gibt es dieses Jahr sogar spürbare Unterschiede zwischen der KI im Training und Qualifying/Rennen...

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Vin Dos

Ist mir auch schon aufgefallen, dass man in manchen Kurven extrem Zeit gutmachen kann. Gerade in Haarnadeln ist die K.I. grottig.

vor 2 Jahren