Endling - Extinction Is Forever - Test, Action-Adventure, PC, PlayStation4, Switch, XboxOneX

Endling - Extinction Is Forever
11.07.2022, Eike Cramer

Test: Endling - Extinction Is Forever

Ausgestorben wird immer

Umweltzerstörung und Klimakrise: Mit Endling – Extinction is Forever inszenieren die Herobeat-Studios die vielleicht relevantesten Themen unserer Zeit aus Sicht einer Fuchsmutter. Gelingt es, das Drama der hier zum Aussterben verurteilten Art spielerisch zu inszenieren? Unser fuchsiger Test gibt Antworten.

Eine kleine Füchsin quält sich durch eine menschengemachte Mondlandschaft. Zwischen gefällten Bäumen und verdreckten Bächen findet sich nur noch der überall verstreute Müll, mit dem sie ihre zwei Jungen ernährt. Noch vor wenigen Nächten waren es vier kleine Fuchs-Welpen, die ihr hoppelnd durch den Wald folgten. Doch eines ihrer Jungen wurde von einem Wilderer entführt – und für einen weiteren Mini-Fuchs gab es einfach nicht mehr genug Nahrung in dieser Ödnis, die vorher ein gedeihendes Paradies war. Immerhin: Die Nähe zu den qualmenden und schmutzstarrenden Fabriken der Menschen sorgen für viel Abfall und die eine oder andere Dose Fleisch, die für ihre Jungen abfällt. Und die Fuchsmutter gibt nicht auf – immerhin bringt sie eine Spur Nacht für Nacht immer näher an ihr verschwundenes Junges heran.

Fuchs vs. Mensch

Die Fuchsmutter und ihre Jungen sind herzergreifend knuffig gestaltet.
Endling – Extinction is Forever ist ein spielerisches Mahnmal. Es verdeutlicht, welche fürchterlichen Folgen die Zerstörung natürlicher Lebensräume, die Vernichtung der letzten intakten Wälder und die globale Klimakrise für Mensch und Tier haben werden. In einer wundervollen Bilderbuch-Kulisse erlebe ich den gnadenlosen Überlebenskampf der Füchsin und ihrer Jungen hautnah. Die junge Mutter ist die letzte ihrer Art – und ihr Wurf die einzige Chance. Dabei ist es vor allem der unaufhaltsam voranschreitende Wandel der Umgebung, der mich erschüttert. Zwischen herrlich grünem Wald und der Einöde voller Baumstümpfe und Müllberge liegt hier nur ein Tag voller Kettensägenlärm.

Von unberührter Natur und weitestgehend intaktem Ökosystem ...
Ich streife 30 Nächte (oder 4-5 Stunden) lang mit der Füchsin und ihren Jungen durch eine offene Umgebung, die sich wie ein 2D-Metroidvania anfühlt, eigentlich aber eine komplette 3D-Welt ist. Dafür bedienen sich die Entwickler eines Tricks: Ich kann die Welt nur auf festgelegten Pfaden erkunden, während sich die Kamera klassisch neben dem Tier befindet. Allerdings öffnen sich Abzweigungen in alle Richtungen, also auch nach „vorne“ und „hinten“. Zudem gibt es kurvige Routen, die neue Blickwinkel ermöglichen. Insgesamt bietet Endling so eine spannende, todschicke Variante einer 2.5D-Welt, die schöne Panoramen auf den Bildschirm zaubert und oftmals an Genre-Kollegen wie Little Nightmares oder Unravel erinnert.

30 Nächte Überlebenskampf

Die Tiere sind dazu wundervoll animiert und in jeder Situation herzergreifend niedlich. Egal ob ich mit meinem Nachwuchs auf Knopfdruck herumtolle oder ob ich eine der nach und nach freischaltbaren Welpen-Fähigkeiten nutze, um einen der Mini-Füchse durch einen Zaun zu schubsen. Wer sich von dieser zuckersüßen Fuchs-Familie nicht erweichen lässt, der hat ein Herz aus Stein. Meine Hauptaufgabe ist dabei die Suche nach Nahrung – und von der Maus bis zum Müllhaufen kann alles durchsucht und verzehrt werden. Auf Knopfdruck nimmt die Füchsin Witterung auf und am Ende der Fährte wartet dann immer etwas zu Beißen.

Dabei ist etwas schade, dass es egal ist, womit ich meine Welpen füttere. Egal ob Hase, Beere oder Müll, krank werden meine Kleinen nie. Auch muss ich selbst nichts zu mir nehmen – es reicht, die Hunger-Leiste der Mini-Füchse gut gefüllt zu halten. Zu allem Überfluss begegne ich auf meiner verzweifelten Suche auch noch Gefahren wie z.B. Bärenfallen, Wilderern oder schießwütigen Jägern. Den Sichtkegeln der Gewehrträger muss ich schleichend ausweichen, andere Menschen können per Quicktime-Event-Biss kurzzeitig besiegt werden. Bis auf wenige Ausnahmen gilt aber: Je mehr ich mich von den Zweibeinern fernhalte, desto eher überlebe ich die Nacht.

Die repetitive Futtersuche

... bis zur menschengemachten Mondlandschaft ist es nur ein Tag voller Kettensägenlärm.
Dabei hält sich die spielerische Abwechslung und der Erkundungsreiz in der Welt leider in Grenzen. Meine Kleinen können dank ihrer Welpen-Fähigkeiten zwar klettern, buddeln oder sich durch Spalten zwängen – das war es dann aber auch schon. Auch kann ich nur selten neue Durchgänge öffnen - und anders als in Metroidvanias enstehen in den frühen Gebieten auch mittels neuer Fähigkeiten keine neuen Wege. Zudem verlässt sich das Fuchs-Abenteuer etwas zu sehr auf kontextsensitive Aktionen wie Klettern, Buddeln und Markieren. Viel Freiheit bleibt mir im Überlebenskampf so nicht. Dadurch wird die ständige Futtersuche nach kurzer Zeit ziemlich repetitiv – was natürlich ein Stilmittel à la Papers Please sein kann, mich spielerisch aber nicht immer fesselt. Außerdem kommt es zu selten zu so schönen oder dramatischen Ereignissen, wie der Begegnung mit einem kleinen Mädchen. Die Kleine überlässt mir nicht nur Futter, sondern nimmt die Füchsin sogar in den Arm. Ein wenig dringend notwendige Zuneigung in einer gnadenlosen Welt am Rande des Abgrunds.

Die Zerstörung der Umwelt ist auch die Selbstzerstörung des Menschen. Endling - Extinction is Forever (ab 5,01€ bei kaufen) betont auch diese Seite der Medaille.
Kern des Spiels ist außerdem die Suche nach dem verschwundenen Fuchsjungen. Alle paar Nächte verändert sich die Umgebung und ich kann neue Hinweise auf den Verbleib des kleinen Fuchses finden. Ähnlich wie bei der Nahrungssuche nimmt die Füchsin Witterung auf und stößt auf Gegenstände, an deren Fundort visuelle Erinnerungsfragmente Hinweise auf den Verbleib meines Nachwuchses geben. Leider habe ich aber weder Einfluss darauf, wann ich diese Hinweise finden kann, noch gibt es im Rahmen der Suche wirkliche spielerische Herausforderungen. Kleine detektivische Kombinationsrätsel oder eine aktivere Suche nach Hinweisen hätten mir mehr das Gefühl einer aktiven Schnitzeljagd vermittelt als nur das lineare „Anklicken“ von visuellen Audiologs. Immerhin: Das Ende der Fuchs-Story ist nicht nur dramatisch, sondern birgt auch einen unerwarteten, emotionalen Twist.

Viel Message, wenig Story

Endling – Extinction is Forever illustriert aber eben nicht nur Gefahren, die Tierarten drohen, deren Lebensraum nach und nach zerstört wird. Vor allem zeigt das Action-Adventure auch, was Umweltzerstörung und die Klimakatastrophe für Menschen bedeutet. Die schleichende Apokalypse ist hier nämlich schon dramatisch fortgeschritten. Klimaflüchtlinge hausen in Zeltstädten, heruntergekommene Fabriken produzieren unter fürchterlichen Umständen Textilien und in verwahrlosten Schlachthäusern werden Küken in großen Mengen zu einer Art rotem Brei geschreddert, der ungefiltert in die Umwelt gepumpt wird. Mit dem Wissen, wie die Produktion unserer Konsumgüter in vielen Regionen der Welt aussieht, ist diese Grusel-Kulisse erschreckend nah an der Realität. Kombiniert mit dem besorgniserregenden Blick in unsere nahe Klima-Zukunft, erzeugt Endling - Extinction is Forever bei mir ein sehr ungutes Gefühl, was den Umgang der Menschheit mit ihrer eigenen Lebensgrundlage angeht.

Fazit

Endling – Extinction is Forever ist ein wunderschönes Spiel mit wahnsinnig süßen Füchsen und einer unheimlich wichtigen Aussage. Denn eine einigermaßen intakte Umwelt ist das Einzige, was zwischen uns und unserem endgültigen Niedergang als Zivilisation steht. Leider kann Endling diese starke Message aber spielerisch oft nicht unterfüttern. Der Spielablauf ist zu einfach und repetitiv, die Story mit dem verschwundenen Welpen zu linear und anspruchslos. Trotzdem liefern die spanischen Herobeat Studios eindrückliche Bilder und ein emotionales Ende. Für vier bis fünf Stunden ist Endling – Extinction is Forever eine durchaus lohnenswerte Reise, die aber etwas wenig Abwechslung und wenig Wiederspielwert liefert.

Pro

  • tolle Kulisse
  • interessantes 2.5D-Prinzip
  • knuffige Füchse
  • wichtige Message
  • emotionales Ende

Kontra

  • etwas repetitiver Spielablauf
  • die meisten Aktionen sind kontextsensitiv
  • zu wenig Erkundungsreize
  • linearer, wenig interaktiver Storyverlauf
  • "Hauptquest" ohne Rätsel

Wertung

PC

Ein wunderschönes Fuchs-Abenteuer mit wichtiger Message, spielerisch aber nicht gehaltvoll genug.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
Kommentare
4P|Matthias

Für FFF-Ökodiktatur-Propaganda Geld ausgeben oder was soll das Spiel sonst sein?
Contenance, bitte.
Vielleicht auch einfach im F**kYouGreta-Forum austoben und nicht hier.

vor 2 Jahren
c452h

Für FFF-Ökodiktatur-Propaganda Geld ausgeben oder was soll das Spiel sonst sein?

vor 2 Jahren
Zirpende_Grille

Ich finde, dass der Wiederspielwert keinerlei Einfluss auf die Bewertung haben sollte, da dieser Faktor von grundlegenden Designentscheidungen abhängig ist. Rogue-likes/lites wie Dead Cells oder Hades z.B. oder auch ein Anno 1800 oder ein Cities Skylines haben einen anderen Wiederspielwert als God of War oder Red Dead Redemption. Der Fokus liegt dort eben anders.

vor 2 Jahren