Lego Bricktales - Test, Logik & Kreativität, XboxOne, PC, Switch, PlayStation4

Lego Bricktales
18.10.2022, Eike Cramer

Test: Lego Bricktales

Kreatives Klemmbaustein-Abenteuer

Endlich mal was Neues im Lego-Land. Lego Bricktales nimmt Abstand von der seit über einem Jahrzehnt nur minimal angepassten Lego-Spiel-Formel von Traveller Tales und stellt statt Kloppen und Sammeln endlich in den Fokus, was die dänischen Klemmbausteine eigentlich auszeichnen sollte: kreatives Bauen ohne Lizenz-Wahnsinn. Aber macht das auch so viel Spaß wie Lego Star Wars und Co.? Der Test gibt Antwort.

Gar nicht so einfach, mal eben so eine stabile Feuertreppe aus einer begrenzten Auswahl Legosteinen zu drechseln. Immerhin klicke ich hier schon seit fast 15 Minuten 6x4 Plates, 1x4 Bricks und 2x4 Fliesen im Editor zusammen, die von den Test-Robotern aber immer wieder zum Einsturz gebracht werden. Um schön geht es mir hier schon lange nicht mehr. „Hauptsache hält“, ist die Devise – denn ohne diese Feuertreppe komme ich auch in diesem Abschnitt des begehbaren Lego-Dioramas nicht weiter.

Legostein um Legostein

Kreativbaukasten: In Lego Bricktales steht die eigentliche Klemmbaustein-Erfahrung im Vordergrund.
Mit Aufgaben dieser Art werde ich in Lego Bricktales regelmäßig konfrontiert. Mal fehlt eine Brücke, mal eine Rampe für Baufahrzeuge oder schmale Stege im Gebirge, um eine festsitzende Figur zu erreichen. Ähnlich wie bei Bridge Builder & Co. muss ich dann möglichst stabile Querungen errichten, damit Minifigur und Gerät ihr Ziel erreichen. Es geht aber nicht immer nur um stabil: auch kleine Sortier-Rätsel oder Schönbau-Aufgaben sind verfügbar – etwa, wenn ich dem altägyptischen Wächter in einer Pyramide einen schicken Setzkasten zusammenklöppele oder Attraktionen für den Jahrmarkt des Großvaters entwerfe. Habe ich eine Aufgabe abgeschlossen wird ein Sandbox-Modus für die freie, finale Verzierung des eigenen Werkes freigeschaltet.

Die eigenen Kreationen werden toll in die Lego-Umgebungen integriert.
Bricktales spielt sich dabei grundlegend anders als die bekannten Lego-Abenteuer der Vergangenheit. Aus der Draufsicht streife ich mit einer von mir frei gestaltbaren Figure durch komplett aus Legosteinen errichtete Welten, die dank ihrer kleinteiligen Detailverliebtheit einen tolles Diorama-Flair erzeugen. Hier begegne ich anderen Figuren und schalte nach und nach eine Reihe von Fähigkeiten frei, die mir wie in einer Art Mini-Metroidvania neue Wege in bereits absolvierten Levels eröffnen. Auch Rätsel-Dungeons gibt es, in denen meine ansonsten frei über ein Kreismenü wählbaren Fähigkeiten limitiert werden.

Eine neue Art von Lego-Abenteuer

Wie in einem The Legend of Zelda light muss ich dann meine Umgebung erforschen und kleine Aufgaben angehen, um den Dungeon abzuschließen. In der erwähnten Pyramide muss ich etwa mit einer Art Röntgensicht geisterhafte Umrisse wieder in echte Hebel verwandeln. Diese drehen Türen in die richtige Position, was mir das Entzünden von Fackeln ermöglicht, die wiederum die Tür nach Draußen öffnen. Zwar sind Rätsel und Erkundung deutlich einfacher und zugänglicher gehalten als bei vergleichbaren Spielen, bieten aber abseits des Klemmbaustein-Baus eine nette Abwechslung – nicht zuletzt weil sich nach und nach immer neue Gebiete in den Dioramen erschließen. Insgesamt überwiegen aber Mini-Sammelaufgaben und weltspezifische Währungen, mit denen sich neue Klamotten und Steinfarben für den Sandbox-Modus kaufen lassen.

Die Geschichte von Bricktales ist dabei so nett wie unterhaltsam: Der vergammelte Vergnügungspark des erfinderischen Opas steht kurz vor der Schließung durch das Lego-Ordnungsamt. Mittels eines Portals und eines hilfreichen Robo-Begleiters müssen fünf verschiedene Welten, die vom Dschungel bis zum Mittelalter reichen, bereist werden. Hilft man den Bewohnern der anderen Lego-Dimensionen, erhält man Glückskristalle, mit deren Energie sich die Attraktionen reparieren lassen. Das ist eine knuffige Idee, die sich mit der grundlegenden Gewaltlosigkeit dieses Abenteuers ergänzt. Denn gekämpft wird hier nirgends. Gebaut dafür aber umso mehr – Lego in seiner Reinform, also.

Die Kamera ist zu nah dran an der Klemmbaustein-Welt. Das erschwert die Übersicht.


Nette Story, tolles Bauen

Neben allerlei Sammelbarem stoße ich in den Welten auch auf Bauplätze, die mich direkt in den Bastel-Editor führen: Hier kann ich aus einem vorgegebenen Pool von Teilen wählen, die ich innerhalb eines vorgegebenen Rahmens anordnen muss, um den jeweiligen Bau-Auftrag zu erfüllen. Dabei bin ich erfreulich frei in der Gestaltung meiner Bauwerke: Zwar ist zum Teil klar erkennbar, was hier wie gedacht ist – am Ende zählt aber nur, dass ich mich an die Bauregeln und die Größenvorgabe halte. Ansonsten kann ich gestalten, wie ich Lust habe. Und das funktioniert richtig gut.

Die Lego-Dioramen wirken besonders aus der Distanz wirklich hübsch.
Dabei ist der 3D-Editor manchmal etwas zickig zu bedienen, das liegt aber in der Natur der Sache. Digitale Steinchen zusammenzudrücken ist eben nicht so einfach wie in der haptischen Realität. Geschickt belegte Hotkeys und eindeutige Markierungen helfen aber dabei, in den Lego-Flow zu kommen, so dass individuelle Brünnchen, Brücken oder auch Fahrzeuge entstehen, die sich dann auch akkurat in die Welt einfügen. Ich gestalte also nicht nur irgendwelche Elemente, sondern mit diesen auch die Spielwelt. Das ist für einen begeisterten Klemmbaustein-Bastler wie mich wirklich unheimlich befriedigend - und repräsentiert den Kerngedanken des Konstruktionsspielzeugs Lego so gut wie noch kein anderes Spiel zuvor.

Ein bisschen mehr darf es sein

Allerdings wirkt Bricktales insgesamt eher wie ein gelungener Versuch denn wie ein komplettes Spiel. Die Kulisse ist trotz vieler netter Lego-Details insgesamt recht einfach gehalten – hier hat Brickbuilder’s Journey besser gezeigt, wie wundervoll Lego-Basteleien aussehen können. Zudem lässt die zu niedrige Kamera oft die Übersicht vermissen. Ja, im Pausemenü kann der komplette Welt-Abschnitt dreht und gezoomt werden, was nicht nur schick aussieht, sondern auch einen Überblick über alle Geheimgänge und versteckte Truhen gibt – trotzdem sieht man bei der Erkundung oft einfach zu wenig von der Welt, zumal sich die Kamera nicht manuell drehen lässt. Es gibt außerdem keine vertonten Gespräche. Auch die Spielzeit ist mit rund acht Stunden recht kurz – auch im direkten Vergleich mit den Lizenz-Geschwistern von Traveller’s Tales.

Fazit

Lego Bricktales bringt die ursprüngliche dänische Klemmbausteinphilosophie auf den Punkt: Ohne Lizenzen steht hier vor allem das kreativen Bauen im Vordergrund, was durch ein nettes, gewaltfreies Action-Adventure in wundervoll entworfenen Lego-Dioramen abgerundet wird. Zwar richtet sich die Zugänglichkeit eher an Kinder, die Kulisse ist oft sehr einfach gehalten und die Gespräche hätten eine Vertonung verdient – vor allem das kreative Gestalten im Editor, das direkten Einfluss auf Teile der Spielwelt hat, sollte aber definitiv fester Bestandteil jedes kommenden Lego-Spiels werden. Lego Bricktales ist ein schönes, kleines Klemmbaustein-Adventure, dessen Ansatz definitiv Einfluss auf kommende Abenteuer von Traveller’s Tales haben sollte. Ganz nebenbei ist Bricktales auch ein Fingerzeig an den Lego-Mutterkonzern, der zuletzt immer weniger auf die selbst postulierten Kernwerte der Klemmbaustein-Kreativität setzt.

Pro

  • kreatives Bauen
  • Bauwerke werden 1:1 in die Umgebung integriert
  • schöne Lego-Dioramen
  • nettes Action-Adventure
  • schöne Lego-Kostüme
  • fluffige Story
  • gewaltfrei und kindgerecht

Kontra

  • Kulisse ist im Detail zu einfach
  • Gespräche verdienen Vertonung
  • etwas viele Sammelaufgaben
  • Kamera ist zu dicht am Geschehen
  • Bau-Editor ist manchmal etwas zickig

Wertung

PC

Ein gutes Lego-Abenteuer, das endlich die kreativen Klemmbaustein-Werte spielerisch in den Blick nimmt.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
Kommentare
str.scrm

wie toll ich Lego immer fande, dann hab ich den Helden abonniert
jetzt mag ich Lego nicht mehr, aber die Videos sind sehr unterhaltsam

dann lieber BlueBrixx
Die China-Sets sind halt leider auch nicht der Weisheit letzter Schluss: Grauenhafte Dokumentation im Internet - wenn nicht grad so ein Youtuber das Teil aufm Tisch hat (und selbst dann...) -, so dass man häufig die "Katze im Sack" kauft, sehr durchwachsene Qualität der Steine, sehr durchwachsene Qualität der Konstruktion.
wobei ich eher so der Typ 'Käufer' bin, der sich nur Videos ansieht und nicht tatsächlich was kauft

vor 2 Jahren
schockbock

wie toll ich Lego immer fande, dann hab ich den Helden abonniert
jetzt mag ich Lego nicht mehr, aber die Videos sind sehr unterhaltsam

dann lieber BlueBrixx
Die China-Sets sind halt leider auch nicht der Weisheit letzter Schluss: Grauenhafte Dokumentation im Internet - wenn nicht grad so ein Youtuber das Teil aufm Tisch hat (und selbst dann...) -, so dass man häufig die "Katze im Sack" kauft, sehr durchwachsene Qualität der Steine, sehr durchwachsene Qualität der Konstruktion.

vor 2 Jahren
str.scrm

wie toll ich Lego immer fande, dann hab ich den Helden abonniert
jetzt mag ich Lego nicht mehr, aber die Videos sind sehr unterhaltsam

dann lieber BlueBrixx

vor 2 Jahren
4P|Eike

Meinten Sie: Boba Fett's Spaceship, bzw. "Firespray"?
Eine Firespray-31 von Kuat Systems Engineering war die Slave ja nun schon immer ...

vor 2 Jahren
die-wc-ente

Das könnte ich meiner Frau wohl zu Weihnachten schenken.

vor 2 Jahren