Lego Bricktales - Test, Logik & Kreativität, XboxOne, PC, Switch, PlayStation4
Gar nicht so einfach, mal eben so eine stabile Feuertreppe aus einer begrenzten Auswahl Legosteinen zu drechseln. Immerhin klicke ich hier schon seit fast 15 Minuten 6x4 Plates, 1x4 Bricks und 2x4 Fliesen im Editor zusammen, die von den Test-Robotern aber immer wieder zum Einsturz gebracht werden. Um schön geht es mir hier schon lange nicht mehr. „Hauptsache hält“, ist die Devise – denn ohne diese Feuertreppe komme ich auch in diesem Abschnitt des begehbaren Lego-Dioramas nicht weiter.
Legostein um Legostein
Eine neue Art von Lego-Abenteuer
Wie in einem The Legend of Zelda light muss ich dann meine Umgebung erforschen und kleine Aufgaben angehen, um den Dungeon abzuschließen. In der erwähnten Pyramide muss ich etwa mit einer Art Röntgensicht geisterhafte Umrisse wieder in echte Hebel verwandeln. Diese drehen Türen in die richtige Position, was mir das Entzünden von Fackeln ermöglicht, die wiederum die Tür nach Draußen öffnen. Zwar sind Rätsel und Erkundung deutlich einfacher und zugänglicher gehalten als bei vergleichbaren Spielen, bieten aber abseits des Klemmbaustein-Baus eine nette Abwechslung – nicht zuletzt weil sich nach und nach immer neue Gebiete in den Dioramen erschließen. Insgesamt überwiegen aber Mini-Sammelaufgaben und weltspezifische Währungen, mit denen sich neue Klamotten und Steinfarben für den Sandbox-Modus kaufen lassen.
Die Geschichte von Bricktales ist dabei so nett wie unterhaltsam: Der vergammelte Vergnügungspark des erfinderischen Opas steht kurz vor der Schließung durch das Lego-Ordnungsamt. Mittels eines Portals und eines hilfreichen Robo-Begleiters müssen fünf verschiedene Welten, die vom Dschungel bis zum Mittelalter reichen, bereist werden. Hilft man den Bewohnern der anderen Lego-Dimensionen, erhält man Glückskristalle, mit deren Energie sich die Attraktionen reparieren lassen. Das ist eine knuffige Idee, die sich mit der grundlegenden Gewaltlosigkeit dieses Abenteuers ergänzt. Denn gekämpft wird hier nirgends. Gebaut dafür aber umso mehr – Lego in seiner Reinform, also.
Nette Story, tolles Bauen
Neben allerlei Sammelbarem stoße ich in den Welten auch auf Bauplätze, die mich direkt in den Bastel-Editor führen: Hier kann ich aus einem vorgegebenen Pool von Teilen wählen, die ich innerhalb eines vorgegebenen Rahmens anordnen muss, um den jeweiligen Bau-Auftrag zu erfüllen. Dabei bin ich erfreulich frei in der Gestaltung meiner Bauwerke: Zwar ist zum Teil klar erkennbar, was hier wie gedacht ist – am Ende zählt aber nur, dass ich mich an die Bauregeln und die Größenvorgabe halte. Ansonsten kann ich gestalten, wie ich Lust habe. Und das funktioniert richtig gut.
Ein bisschen mehr darf es sein
Allerdings wirkt Bricktales insgesamt eher wie ein gelungener Versuch denn wie ein komplettes Spiel. Die Kulisse ist trotz vieler netter Lego-Details insgesamt recht einfach gehalten – hier hat Brickbuilder’s Journey besser gezeigt, wie wundervoll Lego-Basteleien aussehen können. Zudem lässt die zu niedrige Kamera oft die Übersicht vermissen. Ja, im Pausemenü kann der komplette Welt-Abschnitt dreht und gezoomt werden, was nicht nur schick aussieht, sondern auch einen Überblick über alle Geheimgänge und versteckte Truhen gibt – trotzdem sieht man bei der Erkundung oft einfach zu wenig von der Welt, zumal sich die Kamera nicht manuell drehen lässt. Es gibt außerdem keine vertonten Gespräche. Auch die Spielzeit ist mit rund acht Stunden recht kurz – auch im direkten Vergleich mit den Lizenz-Geschwistern von Traveller’s Tales.
Fazit
Lego Bricktales bringt die ursprüngliche dänische Klemmbausteinphilosophie auf den Punkt: Ohne Lizenzen steht hier vor allem das kreativen Bauen im Vordergrund, was durch ein nettes, gewaltfreies Action-Adventure in wundervoll entworfenen Lego-Dioramen abgerundet wird. Zwar richtet sich die Zugänglichkeit eher an Kinder, die Kulisse ist oft sehr einfach gehalten und die Gespräche hätten eine Vertonung verdient – vor allem das kreative Gestalten im Editor, das direkten Einfluss auf Teile der Spielwelt hat, sollte aber definitiv fester Bestandteil jedes kommenden Lego-Spiels werden. Lego Bricktales ist ein schönes, kleines Klemmbaustein-Adventure, dessen Ansatz definitiv Einfluss auf kommende Abenteuer von Traveller’s Tales haben sollte. Ganz nebenbei ist Bricktales auch ein Fingerzeig an den Lego-Mutterkonzern, der zuletzt immer weniger auf die selbst postulierten Kernwerte der Klemmbaustein-Kreativität setzt.
Pro
- kreatives Bauen
- Bauwerke werden 1:1 in die Umgebung integriert
- schöne Lego-Dioramen
- nettes Action-Adventure
- schöne Lego-Kostüme
- fluffige Story
- gewaltfrei und kindgerecht
Kontra
- Kulisse ist im Detail zu einfach
- Gespräche verdienen Vertonung
- etwas viele Sammelaufgaben
- Kamera ist zu dicht am Geschehen
- Bau-Editor ist manchmal etwas zickig
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