Mario + Rabbids Sparks of Hope - Test, Taktik & Strategie, Switch
Und alle so: Bwaaaaaaaaahhhhh!
Die hat nicht nur viele Welten mit stinkendem, schwarzem Schleim überzogen, der nach einem Aufräumkommando ruft, auch die Brüder und Schwestern des freundlichen Kissen-Wesens befinden sich in ihrer Gewalt. Das lässt sich der pflichtbewusste Teilzeit-Klempner natürlich nicht zweimal sagen und trommelt sein Gefolge an Bord des eigenen Raumschiffs zusammen. Der vorwitzige Roboter Beep-O entwirft einen Schlachtplan und schon geht es auf in ein neues Strategie-Abenteuer, das geduldige Spieler bis zu 50 Stunden bei der Stange halten kann und soll.
Bigger, better, more badass
Ingesamt gilt es fünf Welten zu bereisen, die allesamt zu neuen Erkundungs-Touren einladen. So finden sich in jeder Spielumgebung viele Geheimnisse, seltsame Figuren, die mit neuen Nebenaufgaben oder Geschicklichkeitseinlagen um die Ecke kommen, und natürlich Münzen, jede Menge Münzen. Die sind auch bitter nötig, um im Shop auf Power-Pilze, POW-Blöcke und weitere Hilfsmittel setzen zu können. Die verschiedenen Aufgaben sind fein übersichtlich auf der Karte angeordnet, die Größe der Welten ist perfekt an die kleine Erkundung zwischendurch angepasst. Abermals ist es natürlich ratsam, alle Aufgaben und Rätsel zu lösen, um für die kommenden Auseinandersetzungen bestens gewappnet zu sein. Denn die Bossgegner in jeder Umgebung machen kurzen Prozess mit Spielern, die nicht genug gelevelt haben oder zu faul sind, sich wichtige Tutorial-Tafeln durchzulesen.
Auf in den Kampf!
Auch im zweiten Teil von Mario + Rabbids sind die rundenbasierten Strategie-Knobeleien das Herz des Spiels – und noch besser als bisher. Vor dem Kampf bestimmt der Spieler, wer in die dreiköpfige Hau-Drauf-Truppe aufgenommen wird und sich augenscheinlich am besten für die bevorstehende Prügelei eignet: Mario und Luigi sind treffsichere Revolverhelden, die mit der Overwatch-Fähigkeit für Unruhe im gegnerischen Lager sorgen. Rabbid Peach wärmt frechen Kapuzen- oder windigen Sniper-Hasen den Hosenboden per Raketenwerfer und wirft mit Heil-Zaubern um sich, Peach verwandelt ihren hübschen Regenschirm auf Wunsch in eine brachiale Riesen-Shotgun, die gleich mehrere Gegner Sterne sehen lässt, und die Rabbid-Versionen des Klempner-Duos schmeißen sich per Nahkampf oder betäubenden, schwächenden Zaubern ins Feld. Die drei Neuzugänge finden hier aus Spoilergründen keine Erwähnung, stehen mit ihren durchschlagskräftigen Fähigkeiten den bereits bewährten Recken aber in keiner Weise nach. Party komplett?
Dann geht es ab auf das Schlachtfeld, das vor dem Kampf von Roboter Beep-O strategisch beleuchtet werden sollte. Wo wartet welcher Gegner und gegen was ist der besonders allergisch? Sind diese Fragen beantwortet, kann es losgehen. Einer der wichtigsten Neuerungen ist, dass der Bewegungsradius der Figuren nun nicht mehr per Grid angezeigt wird. Wie weit man in seinem Zug noch laufen darf, wird jetzt per Radius bestimmt, was eine deutlich bessere Positionierung der eigenen Mannschaft möglich macht. Auch wenn nur noch ein kleines Schrittchen zur Glückseligkeit, oder hier der perfekten Aufstellung, fehlt, hilft ein neues Feature: In der Nähe eines anderen Team-Mitglieds kommt dann der Team-Jump zum Einsatz. So kann die eigene Figur über den eigentlichen Bewegungsradius hinauswachsen und brenzlige Situationen gar nicht erst entstehen lassen.
Zünden die Sparks?
Dann werden einfache Geschosse mit Wasser-, Blitz, oder Feuerkraft gepimpt, die eigene Spielfigur wird für einen Spielzug unsichtbar oder ein Spark mit Mini-Flüstertüte zum Schreck für Gegner, die einem unangenehm auf die Pelle rücken. 30 unterschiedliche Sparks, die per besonderer Währung stetig verbessert werden können, warten im Spielverlauf und verleihen den Kämpfen genau die zusätzliche Würze, die beim Vorgänger noch schmerzlich vermisst wurde. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, in den Besitz der Sparks zu gelangen – als Faustregel gilt hier: Je besser die Fähigkeit des knuffigen Helferleins, desto mehr muss sich der Spieler anstrengen, um das freundliche Glühwürmchen rekrutieren zu können. In den rundenbasierten Kämpfen regiert von Anfang an das Leuchten in den Augen des geneigten Strategen. Dabei ist es völlig egal, ob eine Schlacht auch mal verloren geht. An den feinen und sich nicht abnutzenden Animationen der Gegner und der eigenen Figuren kann man sich auch nach zig Stunden kaum sattsehen.
Das gilt für die kleinen Zwischenfilme, die bei der Aktivierung einer figureigenen Fähigkeit abgespult werden, nur bedingt: So ist es zwar toll anzusehen, wie sich beispielsweise Mario auf das Overwatch-Kommando vorbereitet oder Rabbid Peach Herzchen fliegen lässt, beim zehnten Mal sind diese sechs Sekunden aber einfach zu lang. So fallen die eigentlich liebevoll gemachten Sequenzen schon nach kurzer Spielzeit dem Daumen auf dem Überspringen-Knopf des Gamepads zum Opfer, ganz abschaltbar sind sie unverständlicherweise nicht.
Wenn's läuft, dann läuft's
Dazu kommt, dass Mario und sein Bruder mit ihren Talenten fast schon etwas überpowert sind. Bis zum letzten Drittel des Spiels gibt es so gut wie keinen Gegner, der dem Overwatch-Kommando aus der roten Ecke oder dem Steely Stare von Luigi, der bei perfekter Entfernung mit bis zu 2.000 Schadenspunkten einschlägt, etwas entgegenzusetzen hat. Allerdings führen viele Wege zum Ziel, auch die anfangs nur kläglich bedachten Sprung-Attacken, die auf Wunsch aus dem neuen Team-Jump hervorgehen können, sind mit entsprechender Übung zu Großem fähig. Der Schwierigkeitsgrad ist bis zur Hälfte des Spiels dennoch etwas zu niedrig, nur um dann in der dritten Welt merklich anzuziehen. Wurden Nebenaufgaben und Rätsel vom Spieler bis zu diesem Zeitpunkt nur stiefmütterlich behandelt, rächt sich diese Nachlässigkeit sehr plötzlich und sehr unangenehm. Eine erneute Reise zu einem bereits besuchten Planeten ist dann unabdingbar, um auch nur den Hauch einer Chance zu wittern.
So abwechslungsreich, innovativ, lustig und durchdacht die Weltraumpatrouille bis hierhin auch ist, umso mehr
fallen kleine Ungereimtheiten und Ärgernisse ins Gewicht: Denn den Aufruf der Karte oder des Upgrade-Menüs mit einer Ladezeit zu bedenken, ist fernab von einer Meisterleistung. Das gilt besonders dann, wenn eben diese Elemente mehrmals und dauernd Verwendung finden. Auch die Spielkamera zeigt oftmals lieber die stellenweise etwas eindimensionalen Oberflächen von Zäunen, Steinen oder anderen Hindernissen, anstatt das darzustellen, was sie soll: die Züge und Angriffsmanöver der Gegner. Dieser Umstand tritt besonders häufig auf, wenn der Spieler diese per Schalter auf einen beschleunigten Ablauf eingestellt hat. Dann muss man sich erst wieder eine Übersicht verschaffen, welcher böse Bub nun wohin gelaufen ist, und welche Maßnahmen als nächstes unbedingt erforderlich sind. Auch wenn die Optik sicherlich zur Führungsriege der Switch-Spiele zählt, wird diese Pracht oft mit kleinen Ruckeleinlagen erkauft, die besonders im Docked-Modus unschön auffallen.Der Schuss ins Knie
Zudem sind die Sparks zwar zu tollen Dingen fähig und können den Ablauf einer Auseinandersetzung maßgeblich beeinflussen, ihr Einsatz ist dennoch weniger komplex, als er hätte sein können. Dem Spieler die Fähigkeit zu geben, bestimmte Sparks zu verschmelzen und so zusätzliche, eigens kreierte Zauber zu erschaffen, wäre die Kirsche auf der Torte gewesen. So bleiben die strategischen Möglichkeiten eine Hasenohrlänge unter den Möglichkeiten, welche den großen Vorbildern, wie etwa den Spielen der X-COM-Reihe zu einer größeren Spieltiefe verhelfen. Im Umkehrschluss ist Mario + Rabbids: Sparks of Hope dann aber auch für Spieler zugänglich, die keine Erfahrungen mit dem Genre haben oder noch nicht alt genug sind, um die kleine Nase stundenlang in Taktik-Menüs und tonnenweise Feineinstellungen zu vergraben.
Fazit
Den schon guten Vorgänger in allen Belangen zu übertreffen, war für die Entwickler von Ubisoft Milan scheinbar nur eine Fingerübung. So liefert der zweite Teil dieses überbordend witzigen Strategiespiels mehr von allem und das auch noch in hübscherer Optik und in größeren und neugieriger machenden Spielwelten. Dazu gibt es auch noch ordentlich was auf die Ohren – einmal für die vielfältige Gegner-Riege und dann für den Spieler, der stellenweise grenzgenialen Kompositionen der Soundtrack-Legenden Grant Kirkhope, Yoko Shimomura und Gareth Coker lauschen darf. Bessere Musik, niedlichere Animationen und mehr Einfallsreichtum finden sich derzeit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in keinem anderen Ubisoft-Spiel! Da fallen auch kleine technische Patzer und Mini-Kinken im Spieldesign nicht sonderlich ins Gewicht. Ebenfalls auf der Haben-Seite ist die Möglichkeit für Eltern, beim Spielen der Kids auch mal auf dem Rücksitz Platz nehmen zu können, ohne sich dabei zu langweilen. So fehlt zwar ein echter Mehrspieler-Modus, aber Mario + Rabbids: Sparks of Hope eignet sich ganz vortrefflich dafür, um zusammen an der Lösung eines vermeintlich schwierigen Problems zu feilen und dann gemeinsam den Sieg über die bösartige Hasenbande zu feiern. Bleibt zu hoffen, dass sich Nintendo und Ubisoft bereits in Gesprächen über die Verwirklichung eines dritten Teils befinden, dem dann hoffentlich eine stark verbesserte Hardware noch weiter auf die Sprünge hilft.
Pro
- vielfältige, lustige Animationen
- hübsche Optik
- nette Rätsel und Geheimnisse
- witzige Figuren
- famoser Soundtrack
Kontra
- zu lange Sequenzen beim Technik-Einsatz
- ungünstige platzierte Ladezeiten
- störende Ruckeleinlagen
- zu wenig Spieitiefe
- Schwierigkeitsgrad zieht urplötzlich an
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