Bayonetta 3 - Test, Action, Switch

Bayonetta 3
26.10.2022, Michael Herde

Test: Bayonetta 3

Die Hexe wird müde

Satte acht Jahre nach Teil 2 ist es endlich soweit: Mit Bayonetta 3 (ab 36,69€ bei kaufen) erscheint exklusiv für die Nintendo Switch ein neues Action-Spektakel der kampflustigen Hexe des Umbra-Clans. Unser Autor Michael hat das Abenteuer zweimal durchgespielt und verrät in seinem Test, ob sich das neueste Werk von Platinum Games trotz technischer und spielerischer Ermüdungserscheinungen lohnt!

Bayonetta ist seit jeher hart vom Schicksal gebeutelt: Erst veröffentlichte Sega 2009 den ersten Teil für Xbox 360 und beauftragte für die PS3-Umsetzung statt Platinum Games ein externes Studio, das eine deutlich schwächere Version produzierte. Trotz überschwänglicher Kritiken, zumindest für die Xbox-360-Version, blieb der große finanzielle Erfolg des von Devil May Cry-inspirierten Werks aus. Deshalb benötigte Platinum Games fünf Jahre und das beherzte Einspringen ausgerechnet von Nintendo, um eine Fortsetzung zu finanzieren. Dabei passen die ebenso brutalen wie sexy inszenierten Hexen-Scharmützel so gar nicht zum familienfreundlichen Image des Traditionsunternehmens. Bayonetta 2 erschien 2014 zunächst auf der erfolglosen Wii U, erneut begleitet von einer Menge Kritikerlob. Erst 2018 wurden beide Spiele für Switch wiederveröffentlicht, Teil 1 aber nur als Download-Variante. Auch um Teil 3 stand es lange Zeit schlecht: Acht Jahre benötigte Platinum Games unter Führung von Devil May Cry-Erfinder Hideki Kamiya, um das Spiel zu finanzieren und fertigzustellen. Kein Wunder, schließlich war das japanische Studio in der Zwischenzeit mit Hits wie NieR: Automata aber auch dem Mega-Flop Babylon's Fall sowie dem eingestellten Microsoft-Titel Scalebound beschäftigt. Hieran betrieb Platinum Games fleißig Resteverwertung, wie das größte neue Spielfeature von Bayonetta 3 zeigt. Doch dazu kommen wir später...

Schweres Leben

Jede Waffe birgt eine neue dämonische Gestalt mit individuellen Fähigkeiten, um den oftmals riesigen Gegnern einzuheizen. Manchmal sind es aber auch einfach nur glibberige Eier, die kleine Feinde ausspucken.
Das Multiversum ist in Gefahr: Eine schurkische Entität namens Singularity trachtet danach, alle Universen zu erobern. Gemeinsam mit Neuzugang und Hexenkollegin Viola sowie ihren altbekannten Gefährten Jeanne, Rodin und Luka stellt sich Bayonetta 14 Kapitel lang dieser neuen Bedrohung in den Weg. Hierfür bereist sie verschiedene Dimensionen und begegnet dabei sogar anderen Versionen ihrer selbst. Singularitys Schergen sind nicht länger die goldenen Engelskrieger aus dem Himmelsreich Paradiso und auch nicht die rot-violetten Dämonen aus Inferno, wie wir sie in Teil 2 kennengelernt haben. Die neue Feindgattung heißt Homunculi und ist zumeist silber-türkis-lila. Rund 30 verschiedene Gegnertypen haben es ins fertige Spiel geschafft. Ganz anders als im spielerisch ähnlichen Devil May Cry, aber typisch für die Bayonetta-Reihe handelt es sich dabei selten um handliches Fußvolk, sondern meist um turmhohe Kreaturen und Konstruktionen, aber auch fliegende Quallen, stationäre Feindgeneratoren und natürlich Bosse. Viele Bosse. Gewaltige Bosse.

Neue Bedrohung, neue Helden

Weil Bayonetta meist gegen riesige Kontrahenten antritt, geht im Effektspektakel mitunter die Übersicht verloren.
Im Kern folgt Bayonetta 3 der Blaupause seiner beiden Vorgänger: Ihr erkundet meist schlauchige Levels, die diesmal teilweise weitläufiger ausfallen als bislang – was zum Erkunden einlädt. Alle paar Minuten erreicht ihr eine Arena. Eine Barriere sperrt das Gebiet ab, eine Handvoll Feinde erscheint und ein treibender Jazz-Orchester-Mix animiert zur Bewegung. Eine Taste ist für Schläge, eine für Tritte reserviert. Eine dritte feuert Bayonettas Pistolen ab und hält so die Angriffscombo am Laufen, falls ihr Euch mal etwas weiter von Gegnern entfernt. Ziel ist es, so den Combo-Zähler in die Höhe zu treiben, gleichzeitig Eure Attacken zu variieren, Treffer zu vermeiden und obendrein auch noch möglichst schnell zu sein, um die bestmögliche Abschlusswertung nach den einzelnen Gefechten, hier "Verse" genannt, zu erlangen. Tiefgang erhält das Kampfsystem dadurch, dass ihr die Angriffstasten sowohl kurz antippen als auch länger gedrückt halten könnt, um verschiedene Attacken auszuführen. Dazu gesellen sich Spezialattacken, für die ihr Button-Kommandos mit Bewegungen des Analogsticks kombiniert. Um diese zu kaufen, müsst ihr wiederum erst Dämonenblut durch erfolgreiche Combos verdienen.

Prügeln, was das Zeug hält

Das Amulett "Moon of Mahaa-Kalaa" kennen Serienfans seit dem Erstling. Drückt den Analogstick im richtigen Moment in Richtung Feind, dann verpufft der Angriff. Diesmal ist das Amulett preisgünstiger und erweitert dadurch viel früher das Move-Repertoire.
Erfreulicherweise dürft ihr die kaum überschaubare Menge an Tastenkombinationen während der Ladepausen vor jedem Level sowie in Rodins neuem Übungsraum nach Belieben ausprobieren. Ein weiteres prägendes Spielfeature ist seit Teil 1 die Hexenzeit: Droht ein feindlicher Treffer, weicht ihr im letzten Moment per Schultertaste aus. Der Bildschirm färbt sich lila, die Zeit verlangsamt sich und Bayonetta erhält die Chance auf deftige Gegenangriffe. Das Timing ist großzügig, zudem versteckt sich hier eine wesentliche Mechanik für Combo-Profis: Super-Ausweichen alias "Dodge Offset". Blocken kann unsere Hexe nämlich nicht, dafür weiß sie aber, dass man eine Angriffstaste gedrückt halten und dann ausweichen kann, ohne dadurch die Angriffskette zu unterbrechen. Prinzipiell ist der Combo-Zähler aber recht gnädig und bietet ein großes Zeitfenster, dass selbst ein feindlicher Treffer nicht zum Abbruch führt.

Bereits die bisher beschriebene Kampfmechanik verlangt eine Menge Übung – doch es kommt noch dicker, viel dicker. Mit jeder neuen Waffe, die ihr nicht länger in Rodins Bar erwerbt, sondern im Verlauf der Story bekommt, erhält Bayonetta auch eine neue Dämonengestalt. Was in den Vorgängern die "Wicked Weaves"-Specials waren, gestaltet sich diesmal deutlich abwechslungsreicher: Am Ende jeder Combo ruft ihr mit korrektem Timing einen verbündeten Dämon für einen verheerenden finalen Schlag zur Verstärkung. Habt ihr außerdem genügend magische Energie durch Angriffe gesammelt, holt ihr Euren Partner sogar komplett in den Kampf. Hier kommt die anfangs erwähnte Resteverwertung aus Scalebound zum Tragen: Während Bayonetta schutzlos an einer Stelle verharrt, übernehmt ihr die komplette Steuerung der riesigen Kreatur, die eigene Combos beherrscht und für die ihr ebenfalls neue Moves erwerben dürft. Aber Vorsicht: Kassiert euer Partner zu viele Treffer, fällt er für eine Weile aus oder wird wütend und greift Bayonetta an. Wird diese hingegen von einem Gegner getroffen, endet die Beschwörung sofort – behaltet also beide Charaktere immer im Blick, was angesichts der mitunter ziemlich überforderten Kamera gar nicht so einfach ist. Positiv ist hingegen zu vermerken, dass die Entwickler trotz all der Vielfalt auf unnötig viele Tastenkombinationen verzichtet haben: Obwohl sich jede Waffe und jeder Dämonenpartner anders spielt, führt Ihr die Special Moves immer gleich aus. Allerdings spielen sich solche Momente träger, was den Flow der Kämpfe beeinträchtigen kann.

Dicke Dinger

Neue Moves erwirbt Bayonetta diesmal mit einer eigenen Währung, die sie durch lange Combos verdient. Jede Waffe und jeder Dämon halten etliche freischaltbare Manöver bereit, die sich zum Glück alle gleich steuern.
Noch nicht genug? Dann schaut mal mit prall gefülltem Geldbeutel bei Rodin vorbei. Dort kauft ihr Amulette, mit denen ihr das Spielgeschehen beeinflusst. Aus den beiden Vorgängern bekannt ist "Moon of Mahaa-Kalaa": Rüstet das Amulett in einen der beiden dafür vorgesehenen Slots, um künftig jeden Angriff zu parieren, indem ihr wie Raiden in Metal Gear Rising: Revengeance mit korrektem Timing den Stick in Richtung des Angriffs drückt. Interessanterweise ist das Gimmick diesmal deutlich günstiger zu haben. Kein Interesse? Dann kauft ein Amulett, um Gegner dauerhaft wütend zu machen, was sich positiv auf eure Belohnung auswirkt. Oder wählt das Amulett, mit dem eure Dämonenschergen autonom angreifen können. Da die Dämonen-KI aber nicht die beste ist, rate ich davon ab. Die Auswahl ist gewohnt groß, aber auch sehr kostspielig und nur für fortgeschrittene Spieler interessant.



Variation für Profis

Spielt Ihr mit Viola, müsst ihr euch umstellen: Statt Hexenzeit durch Ausweichen auszulösen, erledigt das die Punk-Hexe durch Paraden. Das verändert das Spielgefühl erheblich.
Zwar stehen die Kämpfe nach wie vor im Mittelpunkt, zwischen den Auseinandersetzungen erlebt ihr diesmal aber mehr Erkundungsfreiraum in teils weitläufigeren Gebieten. Dort finden sich neben optionalen Kämpfen, in denen ein paar Engelsmonster der Vorgänger recycelt werden, auch spezielle Herausforderungen, für die ihr Gegner im Rahmen einschränkender Parameter besiegen müsst. Mal sind die Homunculi nur während der Hexenzeit verwundbar, mal dürft ihr den Boden nicht berühren – Serienfans kennen das aus den Vorgängern. Als Belohnung erwarten euch Fragmente, mit denen ihr Lebensenergie und Magievorrat dauerhaft vergrößert. Falls Euch Bayonettas Vorrat an heilenden und stärkenden Lollis ausgehen sollte und ihr keine Ressourcen mehr habt, um selber welche herzustellen, spürt ihr kleine wuselnde Mitarbeiter des Spinnen-Lieferdienstes auf oder sucht nach Schatzkristallen – aber Vorsicht, denn manchmal verbirgt sich dahinter auch ein Rätsel oder gar ein angriffslustiger Golem! Wer die einzelnen Kapitel besonders aufmerksam durchstöbert, entdeckt vielleicht Katzen, Krähen und Kröten, die es in einer kleinen Geschicklichkeitseinlage zu fangen gilt. Habt ihr auf diese Weise alle Umbra-Tränen in einem Kapitel gefunden, schaltet ihr für dieses Kapitel eine alternative Variante frei.

Viel zu entdecken

Im Verlauf des rund 15-stündigen Abenteuers gibt Bayonetta immer wieder das Ruder ab an ihre Kolleginnen Jeanne und Neuzugang Viola. Jeanne kommt lediglich in drei Nebenkapiteln zum Einsatz, wo sie in 2D-Abschnitten eine Einrichtung infiltriert und dabei in bester Stealth-Manier unbemerkt bleiben soll. Irgendwo zwischen dem C64-Klassiker Elevator Action und dem famosen Indie-Hit Mark of the Ninja angesiedelt, sucht ihr in einem mehrgeschossigen Gebäude den Weg zum Ausgang. Dabei versteckt ihr euch vor Homunculi-Patrouillen in Schränken oder Luftschächten. Schleicht ihr euch hinterrücks an, bereitet ihr den Wachen mit einem Finishing Move ein rasches Ende. Verlorene Lebensenergie stellt ihr übrigens wieder her, indem ihr mit Jeanne unter die Dusche geht. An blödsinnigem Humor und sexuellen Anspielungen hat es Bayonetta eben noch nie gemangelt, wenngleich die Serie diesbezüglich zahmer als gewohnt ist.

Metal Gear Jeanne

Wenn Bayonetta im letzten Moment Angriffen ausweicht, aktiviert sie die Hexenzeit, das Spiel bremst ab und macht ihre Widersacher besonders verletzlich.
Hexennachwuchs Viola wiederum kommt in mehreren Kapiteln der Hauptgeschichte zum Einsatz und sorgt durch zwei Kniffe für ein völlig anderes Spielgefühl, was leider immer wieder für Irritationen führt, wenn man vorher mit Bayonetta gespielt hat. Denn statt durch Ausweichen im richtigen Moment die Hexenzeit zu aktivieren, pariert Viola Angriffe mit ihrem Katana. Sie kann Attacken blocken und sich währenddessen sogar bewegen, Angriffen von oben oder hinten ist sie aber schutzlos ausgeliefert, wovor nur Ausweichrollen schützen. Außerdem hat sie neben dem Schwert, das beide Angriffsbuttons nutzt, auch noch Wurfpfeile dabei. Diese erfüllen denselben Zweck wie Bayonettas Pistolen, machen aber etwas mehr Schaden. Mehr Waffen gibt es für Viola zwar nicht, dafür lässt sich ihr dämonischer Freund Cheshire aber flexibler im Kampf nutzen als die Bestien der Kollegin. Im Gegensatz zu Bayonetta kann sich Viola nämlich jederzeit frei bewegen und austeilen, während das Katzenmonster selbstständig über den Bildschirm tobt. Viola sorgt zwar für weitere spielerische Abwechslung, bleibt aber hinter Bayonettas Facettenreichtum zurück – nicht nur spielerisch, sondern auch hinsichtlich Darbietung und Präsentation. Bayonettas hat eine Fülle an detailverliebt gestalteten Kostümen, Viola darf nur ihr T-Shirt wechseln. Auch das plastikhafte Charaktermodell und die englische Sprecherin lassen zu wünschen übrig.

Punk-Hexe Viola

In Szenen wie dieser ist Bayonetta 3 kein schönes Spiel: Simple Levelgeometrie und matschige Texturen offenbaren die technischen Grenzen der Switch. In Bewegung geht aber alles so schnell, dass das nur selten stört.
Apropos englische Sprecherin: Anders als in den beiden Vorgängern wird Bayonetta diesmal nicht mehr von Hellena Taylor vertont, sondern von Branchengröße Jennifer Hale (Metal Gear Solid 4, Mass Effect). Die Gründe werden aktuell auf sämtlichen Gaming-Seiten (z. B. auch bei uns hier & dort) diskutiert, zentrales Thema ist die Bezahlung. Dessen ungeachtet liefert Jennifer Hale gewohnt ordentliche Arbeit ab und imitiert den gewohnten britischen Zungenschlag der Hexe vorzüglich. Wer vom Besetzungswechsel nichts weiß, wird ihn also kaum bemerken, obwohl Bayonetta 3 mehr vollwertige Videosequenzen bietet als seine Vorgänger, die sich überwiegend auf spärlich animierte Standbilder konzentrierten. Da ihr die hanebüchene Story aber spätestens nach dem ersten Durchspielen wahrscheinlich ohnehin wegklicken werdet, könnt ihr auch getrost zur japanischen Sprachausgabe wechseln und gegebenenfalls deutsche Untertitel zuschalten. Die passt dann nämlich noch besser zum völlig überdrehten Stil und zur alle Sinne betäubenden Inszenierung in bester Anime-Tradition.

Spiel und Technik alter Schule

In drei Nebenmissionen begibt sich Hexenschwester Jeanne auf Agententour: In 2D-Abschnitten trickst sie Gegner aus, versteckt sich in Spinden und deaktiviert Fallen.
Denn Bayonetta 3 versperrt sich sämtlichen modernen Trends und feiert sich selbst als nicht ernst zu nehmendes Spaßfeuerwerk japanischer Schule. Das ist man von Platinum Games so gewohnt und auch diesmal eskaliert das Team um Hideki Kamiya bis ans Limit der Switch-Prozessoren. Wie bei Michael Bays Filmen scheint selbst ein 65-Zoll-Fernseher noch zu klein, um die irrwitzigen Dimensionen einzufangen, ganz zu Schweigen vom Spielen im Handheld-Modus. Der funktioniert zwar einwandfrei, vom gewaltigen Bildschirmtreiben bleibt auf dem kleinen Screen aber wenig übrig – umso schwieriger wird es, im effektüberfrachteten Kampfgetümmel gegen Riesenbosse den Überblick zu behalten. Vereinzelt gerät sogar die Bildrate ins Stocken, weitgehend strebt sie aber die 60er-Marke an und sorgt für ein rasantes Spielgefühl.

Bislang ging es nur um den grundlegenden Spielaufbau sowie die Neuerungen. Nun ist es Zeit fürs Eingemachte: Platinum-Spiele spielt man nicht nur einmal und die Bayonetta-Storys waren immer schon Trash. Tatsächlich habt ihr nach dem ersten Durchspielen nur an der Oberfläche gekratzt und noch fast nichts von dem erlebt, was die Spiele des japanischen Herstellers so besonders macht. Das erste Mal dient bei Platinum Games nur zur Übung, für Unterhaltung sorgen Story, Wendungen, Überraschungen.

Altersschwache Hexe

Neu in Bayonetta 3 sind die Dämonenschergen: Im Kampf ruft die Umbra-Hexe riesige Verbündete zu Hilfe, die ihr in den Kämpfen selbst steuert, während Bayonetta schutzlos tanzt.
Ich habe Bayonetta 3 erst auf dem mittleren der anfangs drei wählbaren Schwierigkeitsgrade gespielt – einen einsteigerfreundlichen "sehr leicht"-Modus gibt es diesmal nicht. Dafür schaltet ihr aber wie gewohnt den "Infinite Climax"-Modus frei und der hat es erneut in sich: Zwei, höchstens drei Treffer haltet ihr aus, dann war's das. Deshalb habe ich fürs zweite Durchspielen "schwer" gewählt. Abgesehen von ein paar echt zähen Stellen bestätigte sich mein Ersteindruck vom "normal"-Modus: Bayonetta 3 ist durchweg spürbar einfacher als seine Vorgänger! Das liegt meines Erachtens hauptsächlich am Gegnerdesign. Die beiden Vorgänger hatten zwar ebenfalls viele riesige Feinde, insgesamt erforderten die alten Episoden aber mehr Reaktionsgeschick und Flexibilität im Umgang mit den abwechslungsreicheren und auch schnelleren Widersachern.

Die beiden Gegner Grace und Glory zählten im Erstling noch zu den härtesten überhaupt. Diesmal erleben sie nur ein kurzes Gastspiel, allerdings wurde der Schwierigkeitsgrad wie im gesamten Spiel reduziert.
Bayonetta 3 hingegen setzt Euch meistens ähnliche Konstellationen vor: ein paar menschgroße Gegner, die ihr vermöbelt, um Eure Magieleiste zu füllen. Dann ein, zwei dicke Brocken, die dazu einladen, im richtigen Moment einen eurer zehn Dämonenschergen zur Hilfe zu rufen. Manchmal stehen auch einfach nur eiförmige Feindgeneratoren herum, das ist nicht sonderlich spannend. Das mag alles dem audiovisuellen Spektakel dienen, spielerisch boten die Vorgänger hier aber mehr. Daran ändern auch die vereinzelten, witzigen Minispiel-Einlagen nichts, denn die gab es früher auch schon. Diesmal wechselt beispielsweise eine Verfolgungsjagd urplötzlich ins Shoot'em-Up-Genre – mal vertikal, mal horizontal. An anderer Stelle wird aus einem Bosskampf schlagartig ein rhythmusbasiertes Musikspiel.

Neben der Standard-Version veröffentlicht Nintendo auch eine Special Edition. Die "Trinity Masquerade Edition" kostet 89,99 Euro und enthält ein Artbook mit 200 Seiten sowie drei Cover, die zusammen ein Panoramabild ergeben. Leider scheint die Version bereits ausverkauft zu sein, vielleicht habt ihr aber irgendwo noch Glück. Im Zuge der Veröffentlichung von Bayonetta 3 hat Nintendo zudem auch das erste Bayonetta neu aufgelegt und erstmals neben der Download-Variante auch auf physischem Datenträger angeboten. Bedauerlicherweise exklusiv bei My Nintendo Store, wo das Spiel momentan ebenfalls nicht verfügbar ist.

Sammler-Infos

Fazit

Ich mache keinen Hehl daraus: Bayonetta 2 bleibt mein Favorit, in den ich 150 Stunden investiert habe. Nach gut 30 Stunden mit Bayonetta 3 fällt mein Urteil zwiegespalten aus: Einerseits finde ich die Grafik oft echt nicht schön, besonders die türkis-lila-Farbpalette und die teils arg matschigen Texturen finde ich hässlich. Überspringt man beim zweiten Durchgang die Videos, fällt auf, dass die meisten Gegnerkonstellationen gleich sind und es ihnen an Abwechslung und Herausforderung mangelt. Auf der anderen Seite spielt sich Bayonetta 3 herausragend gut wie eh und je, das Spiel steckt voller Finesse im Detail, die ich mir hartnäckig erarbeiten muss. Die elf Waffen sind origineller als je zuvor und bieten enorm viel Freiheit, wie ich spielen möchte. Das kommt dem Wiederspielwert zu Gute und je länger ich spiele, desto besser gefällt es mir. Wer sich wie ich auf ein weiteres Bayonetta gefreut hat, wird definitiv glücklich – ein bisschen frischer und knackiger hätte es trotzdem sein dürfen.

Pro

  • erstklassige Spielbarkeit
  • zugängliches, aber komplexes Kampfsystem
  • völlig verrückte Inszenierung
  • witzige Minispiele
  • teils sehr originelle Waffen
  • sehr viele Möglichkeiten im Kampf
  • viel Raum fürs Besserwerden
  • Schwierigkeitsgrad kann jederzeit gewechselt werden

Kontra

  • keine deutsche Sprachausgabe
  • Story ist verworrener Käse
  • recht einfach altbackene Grafik
  • nur 2 simultane Waffensets statt 4
  • wenig Abwechslung bei Gegnern
  • kein Blut, kaum Folterattacken

Wertung

Switch

Irrwitzig überdrehtes Action-Spektakel, das sich gewohnt erstklassig spielt, im Detail aber hinter seinen Vorgängern bleibt.

Echtgeldtransaktionen

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Kommentare
Der Chris OLED Model Lite Pro

Nach einem Jahr der Quälerei hab ich es doch mal zu einem Abschluss gebracht. Es festigt sich der Eindruck, dass es jetzt wirklich mal gut ist mit Bayonetta. Was schade ist, weil Bayonetta als Charakter für mich möglicherweise der beste neue Videospielcharakter der letzten Jahrzehnte ist.

Aber ich glaub ich hab noch nie so ein unfokussiertes Spiel gespielt... und zwar original in jeder Hinsicht. Visuell, vom Gameplay her, in der Story, im Leveldesign alles ist tierisch überbordend, wirr und richtungslos. Es malträtiert die Sinne ohne Unterlass. Eine einzige Kakofonie. Ich bin mir sicher, dass die Story durchaus emotionale Momente gehabt hatte, aber nichts davon hatte irgendeinen Effekt in dem allgemeinen Chaos.

Ich glaub ich hab noch nie so einen Clusterfuck von einem Spiel gespielt. Aber gut, jetzt weiß ich wie es ausgegangen ist und kann einen Haken dahinter machen. Ein Spiel das an seiner Ambition scheitert. Aber lieber so, als gar keine Ambition zu haben... wenn ich dem Ganzen noch was Positives abgewinnen müsste. Ich werd mal gespannt beobachten was ohne Kamiya in Zukunft mit dem Franchise passiert und welche Richtung es nimmt.

vor 3 Monaten
LeKwas

Es kam übrigens gestern ein Patch. Da wurd wohl einiges an den Skills und Kombos gefeilt, unter anderem auch mit neuen Animationen, an den Nilfheim Arenen wurd auch was angepasst:
https://www.nintendolife.com/news/2023/ ... atch-notes

Combat Adjustments

Adjusted Viola’s activation window for “Block” and activation conditions for Witch Time.
Block activation window added after releasing Block (during the release animation).
Added an additional animation when Witch Time takes effect, making its activation easier to realize.
The allotted duration of Witch Time, and its activation window have been lengthened.
Now, when block is activated when player is attacked, player will receive damage effect, but block will succeed and activate Witch Time.
Now, combo can continue (with Dodge Offset) when player uses Block to activate Witch Time.
If the Block input is used repeatedly, the granted Witch Time duration will decrease.
Adjustments made to prevent Viola's evasive input and Cheshire's summoning input from activating Assault Slave while maintaining invincibility if they are used in rapid succession.
Weapons "Simoon", "Tartarus" and Viola's Charge Attacks can now continue to hold charge, even if dodged or blocked.
Wink Slave can now be activated from the combos "PKP*" and "PKK*" for the weapons "G-Pillar", "Dead End Express" and "Cassiopeia".

*P is Punch, and K is Kick
When equipping the accessories "Infernal Communicator" and "Pulley's Butterfly" to summon Devils and Butterflies, it is now possible to cancel the summoning motion by dodging or blocking.

Zuletzt bearbeitet vor einem Jahr

vor einem Jahr
FroZ3nObi

Hab nun ein paar Stündchen gespielt und es steht fest das es auf jeden Fall in meiner vorderen Top 10 landen wird.
Eigentlich genau das was man erwartet hat, ein im Detail verbesserter und weiter entwickelter Vorgänger.
Grafik ist eigentlich auch in Ordnung, zumindest hatte ich schlimmeres befürchtet. Es sieht halt, Switch typisch, aus wie ein PS3 Game.

vor einem Jahr
Varothen

Eine Stunde gespielt und bereits jetzt steht für mich persönlich fest: Ich hab mein GotY gefunden! Was ein geiles Spektakel. Bayonetta @his best!

vor einem Jahr
Ultimatix

Die meisten sagen genau das Gegenteil, nämlich das Teil 3 besser als die Vorgänger ist.

vor einem Jahr