The Dark Pictures Anthology: The Devil In Me - Test, Action-Adventure, XboxSeriesX, PlayStation5, PC, PlayStation4, XboxOne

The Dark Pictures Anthology: The Devil In Me
17.11.2022, Alice Wilczynski

Test: The Dark Pictures Anthology: The Devil In Me

Spannendes Finale im Mörderhotel

Seit einigen Jahren ist True Crime salonfähig geworden: Zahlreiche bekannte Podcasts, Magazine und Video-Creator beschäftigen sich mit den Gräueltaten bekannter Mörder. Gerade knackte "Dahmer – Monster: The Jeffrey Dahmer Story" alle Rekorde und belegte bereits wenige Wochen nach Release Platz 2 der meistgeschauten Netflix-Serien aller Zeiten. Es ist daher wenig überraschend, dass sich auch die Dark Pictures Anthology für ihre vierte Episode The Devil in Me einem bekannten Serienmörder widmet. Wieso uns das Staffelfinale besser gefallen hat als die vorherigen Episoden, erfahrt ihr in unserem spoilerfreien Test.

Sherlock Holmes dürfte den meisten bekannt sein, aber kennt ihr auch Henry Howard Holmes? Im Einstieg von The Devil in Me lernen wir den Hotelier kennen, der 1893 mit seinem „World’s Fair Hotel“ vielen Besuchern der Weltausstellung in Chicago mörderischen Unterschlupf bot. So auch dem frisch verheirateten Ehepaar, das bereits kurz nach dem Check-In Opfer von Holmes tödlichen Fallen wird.



Der mörderische Holmes

Ist es der echte Holmes?
Holmes galt lange Zeit als erster Serienmörder Amerikas, der in seinem später als "Murder Castle" bekannten Hotel an die 200 Menschen mit grausamen Fallen getötet haben soll. Es waren vor allem die Klatschblätter, die immer mehr Details über abgefahrene Konstruktionen wie Rutschen, bewegliche Wände und Folterkeller hinzudichteten. Diese konnten jedoch nie verifiziert werden. Zum Staffelfinale der Dark Pictures Anthology – die zweite Staffel wurde bereits angekündigt – befeuert auch The Devil in Me diese Ausschmückungen auf kreative Weise.

Dieser brutale Auftakt vermittelt ein gutes Gefühl dafür, was mir in den rund acht Stunden Spielzeit bevorsteht. Denn The Devil Inside überrascht im Verlauf immer wieder mit verstörenden Momenten und auch der Grusel kommt diesmal nicht zu kurz.

Nach dem mörderischen Ausflug ins 19. Jahrhundert lernt man – zurück in der heutigen Zeit – die Protagonisten der Episode kennen: Eine fünfköpfige Filmcrew wurde von dem Sammler Granthem Du’Met in einen Nachbau des berühmt berüchtigten Mörderhotels geladen, um hier eine Dokumentation zu drehen.

Eine sympathische Crew



 

Angeführt wird diese vom leicht schroffen, aber dennoch sympathischen Regisseur Charlie, der auf möglichst spektakuläre Aufnahmen hofft. Moderatorin Kate und Key Grip Jamie liefern sich immer wieder kleine Konkurrenzkämpfe und auch Kameramann Mark scheint von Sorgen geplagt. Toningenieurin Erin muss sich als jüngstes Mitglied der Crew behaupten und versucht vergebens, mehr leisten zu dürfen, als nur Charlies Assistentin zu spielen.

Fünf Filmemacher versuchen ihr Glück im Mörderhotel.
Ja, die Charakterzeichnungen sind nicht besonders tiefgründig, dennoch setzen sie nicht auf die typischen Stereotypen wie Until Dawn, oder das kürzlich erschienene The Quarry. Anstatt von "die Bitch" und "der Footballer" gibt es echte Menschen mit Sorgen und Ambitionen, die nachvollziehbare Entscheidungen treffen. Vor allem im actionreichen letzten Drittel des Spiels fieberte ich mit allen Charakteren mit und wollte jeden einzelnen durchbringen. Die Technik ist dabei auf demselben Niveau wie die vorherigen Episoden. Besonders die Mimik wirkt immer noch recht steif, dafür bewegen die Figuren sich endlich nicht mehr so schwerfällig und man kann sich schneller fortbewegen.

Das ist wörtlich gemeint, denn erstmals können Charaktere auf Felsen klettern, unter Bäumen hindurchkriechen und Rollcontainer verschieben, um damit kleine Umgebungsrätsel zu lösen. Jeder Charakter besitzt außerdem einen individuellen Gegenstand im Inventar, sodass Jamie Sicherungskästen aufschrauben kann, um kleine Rätsel zu lösen, und Mark mit seiner Kamera Fotos der Umgebung schießt. Sammelt man Schlüssel auf, erscheinen auch diese im Inventar, und die zahlreichen Briefe und Dokumente können in die Hand genommen und gedreht werden.

Neue Gameplay-Elemente



Schade ist, dass The Devil in Me sich so unnötig viel Zeit lässt, bis endlich etwas passiert. Ganze drei Stunden kletterte ich mit der Crew über Stock und Stein, bis die Action im Horrorhotel endlich startete.

Der Einstieg zieht sich mit seinen Kletterpartien und geradlinigen Erkundungen.
Natürlich kennt man all das aus gefühlt jedem anderen Spiel – daher nervte es umso mehr, erstmal ewig mit den Charakteren über Klippen klettern zu müssen, nur um die vermeintlich neue Mechanik präsentiert zu bekommen Das Erzähladventure profitiert zwar deutlich von der gesteigerten Interaktivität, dennoch hat The Devil in Me Probleme mit dem Pacing: Die ersten Stunden, sowie das Ende wirken unnötig gestreckt. Während sich lange gefühlt gar nichts im Hotel tat, drehte sich das Ende nach dem wirklich aufregenden Hauptteil nur noch im Kreis und ließ die immergleichen Aufgaben und Gegner auf mich los. So sehr ich alle Figuren durchbringen wollte, war ich fast froh, dass nur wenige überlebt hatten und ich somit früher den Abspann sehen konnte.

The Devil in Me ist dabei ähnlich skrupellos wie seine Vorgänger: Obwohl ich die Crew sicher durch alle Fallen bugsierte, alle Atem-Anhalten-Reaktionstest bestand und mich clever versteckt hatte – einmal etwas dusselig beim Balancieren auf dem Steg angestellt oder ein Quick Time Event verpasst, weg war der Charakter! Insgesamt stehen drei Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, von denen der leichteste etwas mehr Spielraum bietet.

Fans von Filmen wie SAW kommen auf ihre Kosten.
Dark Pictures will eine Horror-Anthologie sein, leider konnte mich diese Staffel, was den Gruselfaktor betrifft, nicht wirklich überzeugen. Zu sehr wurde auf die ewig gleichen Schrecksprünge gesetzt und auch die Settings, die mit Geisterschiff, Hexen & Co. eigentlich jede Menge Potenzial hatten, fühlten sich verschwendet an. Umso überraschter war ich, dass The Devil in Me das Ruder zum Staffelfinale nochmal rumreißt und mir einige wirklich spannungsvolle Momente und knifflige Entscheidungen bescherte. 

Endlich wieder Grusel & Terror

Auf Details will ich aus Spoilergründen nicht eingehen, freut euch jedoch auf stimmungsvolle düstere Hotelflure, verstörende mechatronische Puppen und zahlreiche Anspielungen an Filme wie Saw oder House on Haunted Hill. Die Klasse der Filmvorlagen erreicht das ebenfalls von Jumpscares dominierte The Devil in Me zwar nicht, dennoch funktioniert das Zusammenspiel aus Gänsehaut und unheimlich stressigen Situationen diesmal gut. Schade ist, dass die Geschichte zu viele offene Fragen hinterlässt, die sich zusammen mit dem langgestreckten Pacing zu oft im Kreis dreht. Holmes Mörderhotel weckte mit seinen spannenden Gruselräumen immer wieder meine Neugier, schaffte es jedoch nicht ganz, die Geschichte zufriedenstellend zu Ende zu erzählen.

Fazit

Mit The Devil in Me hat die The Dark Pictures Anthology nochmal die Kurve gekriegt. Der Schauplatz des Mörderhotels wird diesmal stimmungsvoll inszeniert und schafft im Hauptteil immer wieder einen guten Mix aus Grusel und Terror. Auch die Charakterzeichnungen und neuen Bewegungs- und Interaktionsmöglichkeiten bringen etwas Frische ins eingeschlafene Erzähladventure. Schade ist, dass Einstieg und Ende des rund achtstündigen Spiels so sehr in die Länge gezogen wurden, dass man sich hier langweilt. Umso spannender wirkt dadurch der Hauptteil, der mit dunklen Hotelfluren und von Saw inspirierten Fallen ordentlich auffährt.

Pro

  • toll gestaltete Kulisse, die zum Gruseln einlädt
  • spannende Entscheidungen und Terror
  • gute Charakterzeichnungen
  • solide Technik und keine träge Fortbewegung mehr
  • sinnvolle Neuerungen bei Gameplay und Interaktion

Kontra

  • gestrecktes Pacing im Einstieg und Finale
  • Geschichte lässt zu viele Fragen offen und verliert sich irgendwann
  • zu viele simple Jumpscares
  • einige Pop-Ins im Einstieg

Wertung

PlayStation5

Atmosphärisches Mörderhotel mit sympathischen Charakteren und sinnvollen Neuerungen. Schade ist, dass Einstieg und Abschluss künstlich in die Länge gezogen wurden.

Echtgeldtransaktionen

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Kommentare
Infiltrate

So, wir haben es durch. Zwei Abende à 3 Stunden. Der Anfang war wirklich sehr gestreckt - in den ersten 2,5 Stunden passiert ja kaum etwas, außer 2 Jumpscares.

Was uns aufgeregt hat, mal wieder:
- Gutes Setting, aber die Charaktere, die Geschichte, die einzelnen Tode. Alles hätten wir spannender hinbekommen und das als Laien, wenn man uns einen Abend Zeit gegeben hätte um die Story zu schreiben. Die Charaktere haben wieder kaum etwas miteinander zu tun. Wozu überhaupt das Sympathiesystem? Hat das überhaupt Auswirkungen?
- Unfaire Momente: Bei manchen Entscheidungen stirbt man einfach durch Zufall. Schön wäre, wenn man öfter drauf kommen könnte, was zu tun ist, um zu überleben.
- Bei uns haben 2 überlebt, 2 weitere sind ganz kurz vor Ende gestorben, und zwar richtig doof. Das hat uns beide sehr wütend gemacht. Ist auch eine Emotion, klar. Aber wenn es unfair ist, ist es nicht befriedigend.

Wir haben alle Spiele durch, fühlen uns insgesamt gesättigt. Und ob wir die zweite Staffel wieder so mitmachen werden, wissen wir beide nicht. Löblich fanden wir, dass Charaktere endlich rennen können, wenn auch sehr steif.

Wir hatten auch einige Bugs, mal wieder. Sicherlich 10x kam die englische Stimme statt der deutschen.
Das Ganze hat richtig Potenzial, diese Art von Spielen können auch Nicht-Zocker:innen gut abholen. Wenn sie endlich mal folgendes umsetzen würden:
- abwechslungsreichere und häufigere QTE
- besseres Charakter-sympathie-System, oder es ganz streichen
- Entscheidungen, deren Ende man zumindest besser erahnen kann, so dass man eine faire Chance hat
- Gruseligere Szenen (Flucht, Schreck). Nicht immer das Gleiche "Herzschlag"-X-Drücken
- kleine Optionen zu kämpfen, z.B. Schalter umlegen, so dass es die Anfänger:innen auch abholt
- Story wertiger machen. Wozu suche ich 20 Minuten lang einen Balkon, wenn er völlig unwichtig ist...

vor einem Jahr
Infiltrate

Danke für den Tipp mit The Chant, das werde ich auch antesten! Aber es sollte noch so ein Quick-Time-Event Spiel wie Dark Pictures, The Quarry, UntilDawn in den Startlöchern stehen. Hm, wenn ich es wieder finde, poste ich es hier.

vor einem Jahr
PlayerDeluxe

Kann mir einer helfen: es sollte doch im Dezember noch ein ganz ähnliches Spiel eines anderen Entwicklers erscheinen. Wie heisst das doch gleich noch mal? Hab es nicht ergoogeln können.
Weiß ich gerade nicht. Wie auch immer. Es kamen und kommen in letzter Zeit so viele kleine nette Horror- und Gruselspiele heraus. Vor kurzem erschien The Chant. Scheint wohl grundsolide und nicht übermäßig lang ausgefallen zu sein. Kaufe ich mir wahrscheinlich als Nächstes. Wird für mich nach God of War Ragnarök wohl genau das Richtige sein, so ein kleiner Grusel-Happen (The Chant kostet als Retail im Moment 35,99 in der PS5-Version).

Ansonsten freu ich mich auf callistoprotocol und deadspace diesen Winter
Genau. The Callisto Protocol ist schon bald da. *freu* Außerdem Resident Evil 4 Remake im März, Alone in the Dark (Datum weiß man nicht), Silent Hill 2 Remake (Datum ebenfalls noch unbekannt). Die M! Games greift das in ihrer aktuellen Ausgabe sehr schön auf, was uns im Bereich Horror in den nächsten Monaten/Jahren bevorsteht.

vor einem Jahr
Infiltrate

So, ich hab heute morgen eine Pause gehabt und bin direkt in die Stadt gehüpft und hab es mir für die ps5 geholt. Das werden 3 schöne Abende auf der Couch mit der Freundin und danach wandert es mit 5€ Verlust nach ebay. So wie ich es mit fast allen Teilen gemacht habe.

Ich muss sagen, ich finde leider UntilDawn immer noch am Besten, sowohl Charaktere, Atmosphäre, Story. The Quarry fand ich eher enttäuschend, was das anging. Die ganzen DarkPictures Teile kamen für mich ebenfalls nicht heran.

Alle hatten Potenzial und auch zum Teil einen schönen Twist in der Story, aber allesamt verschenkten Potenzial und die Stories waren dann doch auch sehr platt.

Kann mir einer helfen: es sollte doch im Dezember noch ein ganz ähnliches Spiel eines anderen Entwicklers erscheinen. Wie heisst das doch gleich noch mal? Hab es nicht ergoogeln können.

Ansonsten freu ich mich auf callistoprotocol und deadspace diesen Winter, damit werde ich viele schaurige Freude haben.

EDIT: Wir haben neulich HiddenAgenda gespielt. Abgesehen von der blöden MobileDevice-Steuerungs-Idee, fand ich die Story wirklich gut! Auch wenn das Spiel SEHR kurz war, keine drei Stunden. Aber fand ich von der Spannung her wirklich besser als alle DarkPictures zusammen. Gibt's gebraucht bei ebay für unter 2€.

Zuletzt bearbeitet vor einem Jahr

vor einem Jahr