Somerville - Test, Action-Adventure, PC, XboxSeriesX, XboxOne
Gerade noch bin ich mit der Familie vor dem Fernseher eingeschlafen, schon bricht vor dem Fenster des kleinen Häuschens die Hölle los. Merkwürdige, blockartige Strukturen schlagen rings um die Bleibe ein und Alien-Kampfflieger ziehen Laser feuernd über den Himmel. Nachdem wir uns im Keller versteckt haben, stürzt ein Flieger durch das Haus – und der tödlich verwundete Pilot vererbt mir eine merkwürdige Fähigkeit, mit der ich die fremdartig-blockigen Alien-Strukturen in Lichtkegeln zu einer blauen Masse schmelzen kann. Als ich aus der Ohnmacht erwache, ist meine Familie verschwunden – und ich muss mich durch menschenleere Gebiete voran arbeiten, die von merkwürdigen Kreaturen und Alien-Strukturen heimgesucht werden.
Am Anfang: Aliens
Nur schön?
Auch die Bewegungsgeschwindigkeit des namenlosen Protagonisten macht mich stellenweise verrückt. Selbst im Angesicht von Alien-Todesstrahlen oder rotäugigen Laser-Killerhunden latscht der Kollegen in aller Gemächlichkeit über den Bildschirm. Eine Sprint- oder gar Sprungtaste gibt es nicht. Somerville ist, anders als Limbo, kein Plattformer, sondern vor allem auf Atmosphäre und Rätsel ausgelegt. Das macht die wenigen, actionreicheren Sequenzen aber ungleich anstrengender.
Atemlose Schauplatzwechsel
Immerhin: Viele der Rätsel, die sich meistens um die Alien-Strukturen drehen, die man im Laufe des Spiels noch auf weitere Arten beeinflussen kann, sind nett gestaltet. Mal müssen Lampen gekippt oder aufgehoben werden, mal Kameras richtig bewegt oder Durchgänge geschaffen werden. Einige der Aufgaben sind physikbasiert und zunächst auch abwechslungsreich. Allerdings bekommt man schnell das Gefühl, dass neue Mechaniken zu zaghaft eingeführt werden. Bis zur Mitte des knapp drei Stunden langen Spiels löst man sehr oft sehr ähnliche Aufgaben, die alle altbekannten Mustern folgen oder sich des gleichen Kern-Tricks bedienen. Sich im Schatten eines beweglichen Bootes vor Alien-Todesstrahlen verstecken ist zwar cool, aber eben auch nicht gerade taufrisch.
Emotional distanziert
Dieser Ebene beraubt, bietet die Handlung aber nicht genug Fleisch, um wirklich zu fesseln. Ja, gegen Ende wird es nochmal wild und ganz zum Schluss stehen sogar Entscheidungen an, die zu einem der fünf Enden führen. Dazu gibt es sogar ein paar interessant wirkende Mysterien und eine Art Twist. So richtig will aber auch hier der Funke nicht überspringen, da vieles einfach irgendwie passiert und auch vom Protagonisten kommentarlos hingenommen wird. Es gibt kaum Erklärungen – und eben keine Gespräche, die etwas Licht ins Alien-Dunkel bringen könnten.
Fazit
Somerville ist nicht der nächste große Indie-Wurf: Das Adventure von Jumpship ist zwar richtig hübsch und spielt sich ordentlich, die ganz große Emotion, die großartige Indies wie Limbo, Inside, Journey und Co. auszeichnet, will sich aber nicht einstellen. Stattdessen herrscht eine große emotionale Distanz zwischen Spiel und Spieler, die vor allem durch die stoische Anmutung des Hauptcharakters entsteht. Warum man nicht mal den Familienhund herzen kann, ist mir ein Rätsel, aber auch richtig dramatische Ereignisse im Spielverlauf werden mit einem virtuellen Achselzucken quittiert. Dazu kommt die solide, aber wenig mitreißend präsentierte Handlung um eine Alien-Invasion inklusive halbherzigem Twist am Ende, der ebenfalls nicht so richtig packen will. Auch die Spiel- und Rätselmechanik bleibt trotz cool aussehender Alien-Fähigkeiten eher in sicheren Fahrwassern und nervt bisweilen mit ihrer etwas ungenauen Steuerung. Ein schlechtes Spiel ist Somerville deswegen sicher nicht. Ein neuer Indie-Klassiker aber eben auch nicht.
Pro
- tolle Kulisse
- ordentliche Rätsel ...
- abwechslungsreiche Schauplätze
- sehr schicke, gute eingebundene Fähigkeiten
Kontra
- mitunter hakelige Steuerung
- ... die allerdings keinen Innovationspreis gewinnen
- emotional nicht packend genug
- Story eher durchschnittlich
- Man kann Hundi nicht streicheln
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.