Need for Speed: Unbound - Test, Rennspiel, Allgemein, PlayStation5, XboxSeriesX, PC

Need for Speed: Unbound
02.12.2022, Eike Cramer

Test: Need for Speed: Unbound

Need for Speed ist zurück

Ein neues Need for Speed war lange kein großer Grund zur Freude. Zuletzt fiel die Reihe eher mit Reinfällen auf, auch wenn es spielerisch mit NfS Heat einigermaßen in die richtige Richtung ging. Nach acht langen Jahren sind bei Need for Speed Unbound jetzt endlich wieder die Racing-Spezialisten von Criterion Games am Runder. Kann die Action-Raserei in Lakeshore City zu altem Serien-Glanz zurückfinden, oder bleibt Need for Speed endgültig im Mittelmaß stecken? Unser großer Test gibt Antwort!

Mit Need for Speed verbindet mich persönliche Geschichte - und das schon seit den Neunzigern. Need for Speed 2 war meine erste, kindliche Erfahrung mit PC-Racern und einem, nein, DEM absoluten Traumauto – dem McLaren F1. Need for Speed 3: Hot Pursuit war der Grund, warum der zehnjährige Eike 1999 unbedingt eine 3DFX-Beschleunigerkarte haben musste (wirklich, Papa!). Und in Underground habe ich dann mein Herz an Unterbodenbeleuchtung und Nippon-Hobel im Prolo-Look verloren, die mit Nu-Metal-Antrieb durch eine Neon-Stadt rasen.

The Need for Speed

Warum ich das erzähle? Weil diese warmen Erinnerungen in den letzten sechs Jahren meistens schmerzlich mit Füßen getreten wurden, wann immer ein neues Need for Speed angekündigt wurde. Die drei Ableger von Ghost Games, Need for Speed (2015), Payback (2017) und Heat (2019) waren Racing-Gurken, die kaum noch etwas mit dem Arcade-Fahrspaß vergangener Tage zu tun hatten. Egal ob Peinlich-Story, teilweise mit schlimmen echten Schauspielern inszeniert, schwache Technik oder langweilige Spielmechaniken: Ghost Games lieferte konsequent Murks. Das hat dann endlich auch Electronic Arts erkannt, die dem Studio nach dem dritten vergeigten Anlauf die Verantwortung der Reihe entrissen und sie zurück in die erfahrenen Hände von Criterion legten. Ein Glück, denn die Briten wissen wie Arcade-Racing geht – was sie 2020 auch direkt mit dem Remaster ihres NFS-Hits Hot Pursuit (2010) bewiesen, der die meisten modernen Arcade-Racer immer noch in Grund und Boden fährt.

Ab auf die Straße. Unbound bietet, was Need for Speed bieten sollte: Action-Streetracing in maximal aufgemotzten Karren.
Aber der Reihe nach: In Need for Speed Unbound mache ich als Streetracer die Straßen der Metropole Lakeshore unsicher, die Chicago nachempfunden ist und mit ihrem wechselhaften Wetter ein deutlich schlüssigeres Bild erzeugt als das merkwürdig verregnete „Miami“ aus Heat. In einer offenen Welt, die den urbanen Straßendschungel mit Highways, Landstraßen und Gebirgspässen vereint, trete ich in verschiedenen Events, vom normalen Rennen unterschiedlicher Couleur, darunter Rundenrennen, Kopf-an-Kopf Duelle und Hochgeschwindigkeits-Duelle, über Drift-Trials bis hin zum Takeover an – einer Punktehatz auf eigenen Kursen, in der der Kombo-Zähler mit zerstörbaren Objekten und verketteten Drifts in die Höhe getrieben muss. Bei illegalen Straßenrennen möchte das Lakeshore Police Department natürlich ein Wörtchen mitreden, das in fünf Eskalationsstufen immer härter durchgreift, um die Raser von der Straße zu bekommen.

Die Rückkehr des Arcade-Racing-Königs?



Und hier stehen wir jetzt, im Dezember 2022 – mit einem neuen Need for Speed, Zuname „Unbound“, das in mir endlich, endlich wieder das auslöst, was ich mir von einem Need for Speed erwarte. Den Spaß am Geschwindigkeitsrausch.

Auch in Unbound gibt es wieder eine Story. Die wird aber deutlich weniger peinlich präsentiert als in den letzten Teilen.
Kern von Unbound ist dabei der Story-Modus in dem eine nette Rachegeschichte erzählt wird. Der per Editor einigermaßen frei erstellbare Protagonist arbeitet gemeinsam mit einer anderen Straßen-Rennfahrerin names Yaz in der Werkstatt von Ziehvater Rydell, der beiden nach der staatlichen Obhut eine Chance gegeben hat. Yaz ist aber mit der Bezahlung nicht so ganz zufrieden und verrät letztlich ihre Familie. Die gepimpten Karren der Kunden sind in unter 60 Sekunden verschwunden – inklusive Rydells aufgemotzten Erinnerungsstücks, mit dem man die ersten Rennen bestreitet. Wir schwören natürlich Rache, die gut 30 Spielstunden später in Form eines „Grand Final“-Turniers auf den Straßen von Lakeshore stattfinden soll. Innerhalb von vier Ingame-Wochen müssen vier Qualifizierungsrennen gewonnen werden, bevor es zum finalen Duell mit Lieblingsfeindin Yaz und ihrer neuen Crew kommt.

Story, aber in nicht ganz so peinlich

Das liest sich jetzt vielleicht belanglos und bietet eher einen losen Rahmen für die Straßen-Raserei, ist mir aber in seiner Inszenierung um ein Vielfaches lieber als die peinlichen Stories der letzten drei Spiele und nicht mal ansatzweise so furchtbar inszeniert. Das könnte auch am neuen Stil von Unbound liegen, der erstmals seit einer kleinen Ewigkeit so etwas wie eine Art Direction zu Need for Speed zurückbringt.

Alle Figuren sind in einem ansprechenden Comic-Look gehalten, der die natürlich immer noch vorhandene, obercoole Styler-Attitüde endlich ein einen erheblich erträglicheren Rahmen verfrachtet. Irgendwie nehme ich einer animierten Figur mit wilder Frisur und Styler-Klamotten den Supercool-Habitus nämlich deutlich mehr ab als den schrecklichen C-Movie-Darstellern von 2015. Dazu wurden, bereits im Vorfeld heiß diskutiert, Effekte im Graffiti-Stil hinzugefügt, die etwa Burnout-Rauchschwaden, weite Sprünge oder lange Drifts dynamisch illustrieren. Und wisst ihr was? Gerade das gefällt mir richtig gut! Ja, ich war bei den ersten Trailern auch skeptisch, ob diese Comic-Ergänzung zum ansonsten einigermaßen realistischen Look von Need for Speed passen will. Aber spätestens nach den ersten Rennen will ich die flatternden Vampirflügel, die fliegenden Pentagramme, den Cell-Shading-Rauch und die aufblitzenden Symbole beim gelungenen Powerstart nicht mehr missen.

Nochmal mit Artdesign

Bunt, bunter, Unbound. Die neuen Comic-Effekte finde ich sehr unterhaltsam.
Denn ob ihr es glaubt oder nicht: Auch 2022 ist Need for Speed keine Rennsimulation und selbst für Serienverhältnisse ist Unbound nochmal extra aggro und ins Gesicht. Spätestens wenn ihr mit einer nur Millimeter über dem Asphalt hängenden Prolo-Schleuder, grellbunt lackiert, mit Graffiti-Decals beklebt und ohne Heckstoßstange mit knapp 300 Sachen durch Lakeshore ballert, sieben Polizeikarren hinter und einen Heli direkt über euch, ist klar, dass das hier mit Realismus wirklich gar nichts zu tun haben will. Und genau zu dieser wilden Attitüde passen die Over-The-Top-Effekte wirklich ganz hervorragend, die endlich auch wieder visuell etwas mehr Spaß in die ganze Straßenraser-Geschichte bringen.

Alle beschriebenen Elemente könnt ihr im umfassenden, Style-Tuning natürlich selbst anpassen – vom Bodykit bis zum Radsturz, von der Felge bis zum „XoXo“-Heckaufkleber könnt ihr selbst Hand anlegen. Es gibt wahnsinnig viele Decal-Varianten, die von Einzelmotiven bis Graffiti-Wänden reichen und spannende Designs zulassen, die den Karren von Unbound einen ganz eigenen Charakter verleihen. Natürlich könnt ihr auch einfach die Laden-Variante eurer Lieblingsautos fahren, dabei verpasst ihr aber den für mich größten Spaß im ganzen Spiel. Übrigens kann auch die Farbe und Art der Comic-Effekte angepasst werden – es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Farbkombinationen und Stilelemente, die noch mehr Persönlichkeit in den eigenen Fuhrpark bringen. Dass man wie in Heat zudem den Motorensound anpassen kann, ist da schon fast unvermeidlich.

Triff mich beim Tunertreff

Es darf getunt werden, bis der Auspuff brennt.
Aber nicht nur visuell können die Autos angepasst werden – es gibt auch ein umfassendes Leistungstuning, bei dem Motorenteile, Antriebsstrang oder Fahrwerk angepasst werden können. Von Basis bis Elite gibt es viel Raum für Leistung, sodass auch ein bescheidener Oldtimer wie der VW Käfer in ein brachiales Rennmonster verwandelt werden kann, bei dessen Breitbau-Look ohne Heck-Stoßfänger Ferdinand Porsche wohl ordentlich in seinem Grab rotieren würde. Zusätzlich kann gegen einen Haufen Cash sogar der Motor der Karren getauscht werden, was nicht nur den Sound der Rennmaschinen verändert, sondern noch gnadenloseres Tuning zulässt.

Die Events orientieren sich dabei an den fünf Leistungsklassen B bis S+, wobei auch später im Spiel auch Rennen der Einsteiger-Klasse B fahrbar sind. Ich muss also den Fuhrpark ausbauen und dabei Autos unterschiedlicher Leistungsbereiche vorhalten. Auch das Fahrverhalten spielt dabei eine Rolle: Wie schon in Heat kann ich meine Fahrzeuge entweder Richtung Grip oder Richtung Drift entwickeln. Während erstere Kurven mit mehr Speed meistern, sind sie bei Driftevents kaum zum Querfahren in der Lage. Entsprechend muss ich Fahrwerk und Reifen auswählen, um für alle Events gewappnet zu sein. Zusätzlich gibt es auch noch die Wahl zwischen Straße und Offroad – was eine ordentlich gefüllte Garage erfordert, um für jeden Einsatzzweck auch den richtigen fahrbaren Untersatz parat zu haben.

Leistung, die sich lohnt

Gerade der Look von Komplett-Bodykits ist oft völlig over the Top. Das hier war mal ein Lamborghini Countach.
Schön ist, dass für die ganzen Freischaltungen dieser Teile und auch für den Kauf neuer Autos, auf Reputation oder Alternativ-Währungen verzichtet wurde. In Lakeshore gibt es nur eine Art, an neuen Kram zu kommen: kalte, harte Dollars. Zwar hat Criterion an der Tag-Nacht-Teilung der Racing-Tage festgehalten, ihr fahrt also nach wie vor mit und ohne Sonnenlicht durch Lakeshore, die dämliche Teilung aus Reputation und Kohle wurde aber gestrichen – und auch die lahmen Normalo-Rennevents auf abgesperrten Kursen gibt es nicht mehr. Stattdessen wird Tag und Nacht illegal auf den Straßen Vollgas gegeben, was natürlich die Cops auf den Plan ruft.

Dabei sammelt man den ganzen Tag über „Heat“ – also die negative Aufmerksamkeit des LPD. Wie schon erwähnt sind die Feinde in blau in fünf Eskalationsstufen auf den Straßen der Metropolregion unterwegs, die von einfachen Patrouillenfahrzeugen bis zum Sondereinsatz-Rennmonster mit Extra-Rammpower reichen. Dazu Straßensperren, Helis und Nagelbänder – und schon ist das Rezept für packende Verfolgungsjagend perfekt, die bei hohem Polizei-Interesse an der eigenen Rasertätigkeit wirklich alles an fahrerischem Können fordern, um es ungesehen in einen Unterschlupf zu schaffen. Werde ich nämlich von den Bullen gepackt, ist die mühsam in den Events gewonnene Kohle futsch – und das ist ganz schön ärgerlich, denn gerade zu Beginn schenkt einem Unbound nichts. Geld gibt es übrigens auch für Höchstgeschwindigkeit bei Blitzern, zudem sind Drift- und Geschwindigkeitsherausforderungen über die Karte verteilt, die bei den Fahrten zwischen den Rennen für Abwechslung sorgen. Außerdem gibt es auch Sammelbares wie komische Deko-Bären, zerstörbare Werbetafeln und Streetart-Graffiti. Das ist Open-World-Pflichtprogramm – so richtig frisch wirkt dieser Part aber nicht.

Auf du und du mit der Stadtpolizei

Ganz schön teuer: Gerade zu Beginn muss man um jedes Upgrade kämpfen.
Für jedes bisschen Kohle muss ich in den Rennen kämpfen, die sich einigermaßen gnadenlos zeigen. Denn anders als in der Vergangenheit ist das Gummiband-Verhalten der KI deutlich zurückgeschraubt. Stattdessen ist das Level der Fahrzeuge der Richtwert – und ist meine Karre zu lahm, komme ich dem Führenden eben kaum hinterher. Entsprechend muss ich mich zunächst oft mit Platz drei bis fünf zufriedengeben, was noch weniger Einkommen garantiert. Zusätzlich muss man für viele der ertragreicheren Events erstmal Geld mitbringen. Das bedeutet fahren, fahren, fahren. Dabei nicht missverstehen: Das finde ich richtig gut. Denn so sehr ich Forza Horizon auch schätze – ein echtes Gefühl von Fortschritt will für mich in den jüngeren Playground-Racern nie so recht aufkommen.

"Hier spricht die Polizei": Die Cops von Lakeshore kennen besonders in höheren Heat-Levels kein Pardon.
Bei Unbound ist in den ersten Stunden wirklich jedes Upgrade hart erarbeitet, sodass das spürbare Leistungs-Plus meiner Einsteiger-Karre ein sehr befriedigendes Gefühl hinterlässt. Neue Autos und vor allem neue Unterschlupfe erhält man über Auslieferungs- und Taxi-Missionen. Immer wieder müssen in der offenen Welt Autos überführt oder Rennfahrer vor den Cops in Sicherheit gebracht werden. Letztere laden dann in ihre eigene Werkstatt ein, ersteres ermöglicht nicht nur die Probefahrten mit Super- und Hypercars sondern auch die Freischaltung im Showroom. Dieses System gefällt mir wesentlich besser als ein stumpfes Spieler-Level, da so wichtiger Fortschritt direkt mit Nebenmissionen verknüpft ist.

Fortschritt durch Leistung

Zwischen Tag und Nacht kann man dann sein Einkommen auf dem Konto sichern, die Polizei vergisst aber erst zum nächsten Tag, welches Chaos man in Lakeshore angerichtet hat. Entsprechend vorsichtig müssen die Events ausgewählt werden, denn es bringt mit einem Auto der Klasse B oder A wirklich gar nichts, mit fünf Heat-Flämmchen durch die Stadt zu eiern. Da klicken die Handschellen schneller, als dass der zweite Gang eingelegt ist.

Die Fahrphysik passt, könnte aber gerade in schnellen Kurven etwas eindeutiger sein.
Aber auch während der Fahrt hat Criterion genau an den richtigen Stellschrauben gedreht. Zwar baut man auf das grundlegende Fahrmodell von Heat auf, erweitert die Mechanik aber an genau der richtigen Stelle. So gibt es jetzt neben dem normalen Boost auch noch einen Tap-Boost, der sich situationsabhängig in drei Stufen auflädt – etwa wenn ich geschickt um eine Kurve drifte, sie sauber per Grip-Turn in Scheitelpunkt-Nähe nehme oder im Windschatten anderer Racer fahre. Ist die gelbe Leiste gefüllt, kann ich per kurzem Druck auf die Boost-Taste einen Bonus-Schub auslösen, der nicht nur cool aussieht, sondern auch meinen eigentlichen NOS-Vorrat nicht antastet. Das funktioniert richtig gut, denn so werden einzelne, gute Fahrmanöver postwendend belohnt. Insgesamt macht die Fahrphysik eine ordentliche Figur. Die Autos unterscheiden sich spürbar voneinander und auch Drift- und Grip-Ausrichtung machen einen Unterschied.

Stabiles Fahrmodell

Trotzdem ist Unbound auf der Straße nicht auf dem Niveau von Hot Pursuit Remastered – die Lenkung fühlt sich am Controller in schnellen Kurven zu unkonkret und luftig an - und zum Teil brechen die Autos auch unerwartet aus. Insgesamt haben Super-Traktion und Mega-Downforce zudem natürlich wenig mit dem realem Fahrverhalten echter Autos zu tun, wer sich in seinem Action-Racer eine engere Verbindung aus Realismus und Arcade wünscht, der muss bei Forza Horizon bleiben. Dennoch macht mir das Fahrmodell von Unbound trotz seiner Ungereimtheiten endlich wieder Spaß – nicht zuletzt, weil aufgrund der völlig überzogenen, visuellen Effekte ein gutes Geschwindigkeitsgefühl anliegt.

Technisch ist NFS Unbound wesentlicher ausgereifter als der letzte Versuch von Ghost Games. Auf PS5 liegen durchgehend flüssige 60 FPS an, die sowohl am Tag als auch in der Nacht sehr ordentlich aussehen. Allerdings offenbart sich erneut die Schwäche der Frostbite-Engine für große, offene Welten. So gibt es einen sichtbaren Bildaufbau, wenn das Detaillevel der Umgebung vor meinem Auto angepasst wird. Zwar überlagern die Effekte und die hohe Geschwindigkeit einige dieser Probleme, sichtbar bleiben sie aber. Insgesamt schmälert das das Gesamtbild in Bewegung nur ein wenig, zu satt sind die Farben bei Tag und zu gleißend die Lichter bei Nacht. Trotzdem ginge hier mit anderen Engines wohl mehr, wie Playground Games mit Forza Horizon 5 zuletzt eindrucksvoll bewiesen hat.

Ein Fuhrpark zum Verlieben

Ob das Ferdinand Porsche wohl gefallen würde? Der Fuhrpark ist mit 149 Fahrzeugen wahnsinnig breit aufgestellt.
Apropros Forza: Eine Cockpitperspektive gibt es in Need for Speed Unbound übrigens mal wieder nicht. Die Arbeit hat sich Criterion bei den 149 Fahrzeugen anscheinend lieber sparen wollen. Dafür ist der Fuhrpark breit aufgestellt – die Bandbreite reicht von Oldtimern und Pony-Car-Klassikern wie dem Camaro SS oder Pontiac Firebird, Japan-Traumwagen wie dem Nissan Skyline GT-R über Euro-Klassiker wie dem E190 Evo bis hin zu Hypercars wie dem Aventador Performante oder der Milliardärs-Schüssel Bugatti Chiron. Von AMG bis Ferrari, von Porsche bis Lotus – hier werden wirklich fast alle fahrenden Träume erfüllt. Und ja: Auch mein McLaren F1 ist natürlich dabei.

Raser bei Tag, Raser in der Nacht. Die Teilung aus Heat wurde beibehalten, die Reputation zum Glück entfernt.
Als größeres Manko empfinde ich den Sound der Autos, denn der ist mir eindeutig zu leise. Egal ob Turbo-aufgeladener Vierzylinder oder kreischendes V12-Aggregat: Was im Sound-Tuning noch richtig fies klingt, verkommt in den Rennen zu einem nähmaschinenartigen Flüstern, das von Effekt-Geräuschen, Polizeifunk und der Musik übertönt wird. Selbst händische Korrekturen im Sound-Menü bringen keine Besserung – die Abmischung passt einfach nicht. Erst recht nicht, wenn ich vorsichtig Gas gebe. Dann kommt nämlich fast gar nichts aus den Boxen und ein G63 wird zum E-Auto, statt zum rüde rumpelnden SUV-Muskelprotz. Die Musik von Unbound ist übrigens arge Geschmackssache. Es findet sich ausschließlich moderner Hip-Hop der Post-Trap-Ära. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Ich persönlich vermisse die Metal- und Rock-Tracks vergangener Tage, auch wenn die Songs von A$AP Rocky &Co. natürlich gut zum generellen Stil des Spiels passen.

Wer hat am Soundregler gedreht?

Schade ist außerdem, dass der Multiplayer-Modus komplett vom Singleplayer abgekoppelt ist. Ja, ich finde es äußerst begrüßenswert, dass sich Criterion vom Always-On-Konzept vergangener Tage abgewandt hat und ich die NFS Unbound alleine in Ruhe genießen kann. Warum ich dann aber einen neuen Charakter erstellen und jede Karre einzeln neu kaufen und aufmotzen muss, die ich im Story-Modus bereits besitze, verstehe ich aber trotzdem nicht. Dass es vom Multiplayer zum Singleplayer keinen Fortschritt und kein gemeinsames Konto gibt – geschenkt. Dass es eine Online-Karriere gibt, in der ich in eigenen Multiplayer-Playlists mit bis zu sieben anderen Spielern rasen kann – nett. Aber dass ich meine Figur oder Autos nicht einfach nach Lakeshore Online importieren kann, ist ärgerlich. Dazu kommt, dass es online keinen Tag-Nacht-Zyklus und vor allem keine Cops gibt, sodass die spannenden Verfolgungsjagden fehlen. Zu allem Überfluss können halbleere Renn-Lobbies dann noch nicht mal mit KI-Rasern aufgefüllt werden, sodass private Spiele nur in der Kleinstgruppe möglich sind. Das ist richtig schwach und sollte von Criterion dringend nochmal angefasst werden.

Fazit

Ich habe kaum noch damit gerechnet und doch ist es eingetreten: Ein neues Need for Speed macht mir richtig Spaß. Criterion haben mit Unbound zwar keinen neuen Racing-Meilenstein geschaffen, mit ihren ungewöhnlichen Artdesign, überdrehten Arcade-Rennen, einem starken Fuhrpark und stimmigen Änderungen im Detail kann man die Ghost-Games-Gurken aber endlich hinter sich lassen. Need for Speed Unbound sieht gut aus, bietet viel Tuning und fordert im Duell mit Racern und der Polizei. Lakeshore ist zudem eine runde Racer-Karte mit vielen Herausforderungen und Sammelkram. Allerdings könnte das Fahrmodell noch etwas knackiger sein, gerade in schnellen Kurven ist die Lenkung zu unkonkret. Außerdem ist die Soundabmischung der Motoren viel zu schwachbrüstig und der Soundtrack ausschließlich für Hiphop-Fans geeignet. Zudem kann der Multiplayer nicht gänzlich überzeugen – die Trennung von der Story ist zwar schlüssig, fehlende Cops, kein Tag-Nacht-Zyklus und die Abwesenheit von KI-Rasern in Mehrspieler-Rennen dämpfen den gemeinsamen Spaß aber deutlich. Trotzdem bleibt Need for Speed Unbound ein guter Action-Racer, der die Reihe endlich aus ihrem qualitativen Dornröschenschlaf reißt.

Pro

  • ordentliche Kulisse ...
  • ordentliche Fahrphsyik ...
  • gelungener Schauplatz ...
  • nette Story
  • gutes Comic-Artdesign
  • spannende Rennen
  • harte Duelle mit der Polizei
  • Tuning ohne Ende
  • gute Tag-Nacht-Mechanik
  • sinnvolle Nebenaufgaben per Telefon
  • stark reduzierter Gummiband-Effekt

Kontra

  • ... mit Schwächen im Detail
  • ... die Teilweise konkreter sein könnte
  • ... mit altbekanntem Sammelkram
  • zu schwacher Motorensound
  • Multiplayer-Modus abgespeckt und halbgar
  • schwaches Controller-Feedback (PS5)
  • keine Cockpits
  • sehr einseitiger Soundtrack

Wertung

PlayStation5

Endlich: Need for Speed ist zurück! Mit Unbound machen Criterion einen großen Schritt in die richtige Richtung und liefern packende Action-Rennen gepaart mit spannenden Polizei-Verfolgungsjagden.

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Kommentare
Pentanicks

...exakt genau wegen den Effekten würde ich es mir kaufen.

Mm, naya, aber bisschen zu alt fühl ich mich leider doch.

vor einem Jahr
kanaldeckel

Hi Team ! Guter Bericht, von meinem geschmack her 80% mega gut getroffen !
das game ist ohne scheiss echt gut !! allein schon die musik und der flat sound mix ist genial gemacht.
keine ahnung warum soviele die comic layers so krass auseinander nehmen, jeder race start machts spass und der
traffic flow ist so gefährlich wie damals. die grafik mit regen und eigenen designs rockt !! macht weiter so !! Peace !

vor einem Jahr
Nobilis 1984

Habe davor 1 Stunde gesehen und kann nur den Kopf schütteln. Das Auto fährt sich noch schlimmer als in Heat.
Und das ewige Gerede von denen ist nervig. Dafür ist das Setting endlich in die richtige Richtung gewechselt. Die ganzen Grafikeffekte noch komplett weg und es ist noch ein Stück besser.

vor einem Jahr
NewRaven

Jaaaa, ich hab ebenfalls grob 2 Stunden EA-Play-Test hinter mir...

Das reine Fahren fühlt sich für mich tatsächlich etwas angenehmer an als in Heat... ich finde es nicht unbedingt einfacher, aber ich hab das Gefühl, dass Spiel signalisiert mir einfach besser, warum etwas passiert, wie es passiert... bricht meine Karre aus oder schieß ich nach einer Karambolage ins Grüne, fühlt sich das für mich einfach ein bisschen nachvollziehbarer an. Dafür hab ich meine Probleme mit der Gummiband-KI, die hier... - bedenkt, ich hab nur knappe 2 Stunden gespielt und bin totaler Racing-Casual - einfach das Übelste ist, was ich bisher erleben durfte. Gefühlt ist es nämlich so, dass besonders der erste Platz einfach mehr oder minder meist "weg" ist, wenn du es kurz so richtig vermasselst, egal wie perfekt du dann den Rest des Rennens fährst. Ist okay, ist irgendwie realistisch. Aber machst du alles richtig, fährst genau das gleiche Rennen im exakt gleichen Auto quasi perfekt, holst du einfach nicht annähernd so einen Abstand raus, gefühlt klebt dir immer jemand an der Heckscheibe. Das ist BS... entweder ihr lasst das Rubberbanding endlich weg aus Games oder ihr setzt es gleichermaßen zum Vor- wie zum Nachteil des Spielers ein. Und wenns schon, der Schwierigkeit wegen, nur der Nachteil sein soll, dann doch bitte etwas weniger offensichtlich. Vielleicht ändert sich das später im Spiel, wenn etwas mehr Variation bezüglich Tuning und Fahrzeugwahl bestehen, ja... aber am Anfang ist das echt unschön.

Musik ist nicht mein Ding, war sie allerdings in Heat auch schon nicht... und die Story ist... nun, sagen wir es so... eine typische NFS-Story wird einfach nicht dadurch besser, dass man über sie einen Comicfilter klatscht, der teilweise aussieht, wie das, was Gratis-Handy-Apps so produzieren... zumal man hier scheinbar noch mehr in die Klischee- und Fremdschäm-Schublade gegriffen hat als sonst so üblich. Ist natürlich nicht wichtig, aber verschlechtern muss man trotzdem einen eh schon eher unschönen Aspekt der Reihe jetzt nicht auch noch.

Die Comic-Effekte "im Spiel" - sprich beim Fahren, gefallen mir hingegen tatsächlich recht gut. Natürlich wirken sie wie ein Kontrast zu der sonst ziemlich realistischen (und durchaus ansehnlichen) Darstellung, aber zumindest für mich macht sie gerade das interessant, fallen mit der Zeit immer weniger als "anderer Stil" auf, nutzen sich aber gleichzeitig nicht annähernd so schnell ab, wie ich befürchtete. Ist irgendwie over-the-top, aber für mich nicht in einem negativen Sinne. Auch das Geschwindigkeitsgefühl kommt für mein Empfinden ein bisschen besser rüber als bei Heat.

Lange Rede, kurzer Sinn... einige Details sind besser als im direkten Vorgänger, einige Details sind schlechter als im Vorgänger... nen Grund, warum ich jetzt aber gezielt Unbound statt Heat spielen sollte, seh ich nicht wirklich. Insbesondere wenn man Heat schon besitzt und es unbedingt ein NFS-Game sein soll, dass man spielen will, würden mir die immerhin 70 EUR für Unbound hinterher wirklich weh tun. Zum Glück kann man mittels EA Play/Gamepass deutlich günstiger mal testen.

Zuletzt bearbeitet vor einem Jahr

vor einem Jahr
monthy19

Habe im EA Play angespielt.
Nach 2 Stunden war ich aber raus.
Werde nicht warm damit. Fahrgefühl passt für mich überhaupt nicht.
Die Gegner fahren teils wie auf Schienen. Der erste ist meist sehr weit weg oder so eingestellt, dass das Rennen gefühlt knapp ausgeht.
Grafik ist ok bis gut wie ich finde. Diese komischen Manga Effekte sind ok.
Die Story ist Grütze. Aber das war zu erwarten.
Insgesamt ist es vielleicht solide. Aber ich persönlich finde den Vorgänger besser. Warum auch immer

vor einem Jahr