Elden Ring - Test, Rollenspiel, PlayStation4, PC, XboxSeriesX, PlayStation5, XboxOne

Elden Ring
20.12.2022, Boris Connemann

Test: Elden Ring

Ein Spiel für die Ewigkeit

Wir haben etwas nachzuholen: Ein normaler Test zu Elden Ring (ab 44,90€ bei kaufen) so lange nach Release ergibt wenig Sinn? Dennoch wollen wir euch daran teilhaben lassen, wie der neueste Streich von From Software bei uns nachgewirkt hat und welche Spielspaß-Wertung wir nach 216 Stunden und einer mittlerweile leicht angestaubten Platin-Trophäe vergeben. Vorhang auf für die grandiose und unnachahmliche Erfahrung, die sich Elden Ring nennt...

Ob Demon's Souls, das erste Dark Souls, Teil  2 oder Dark Souls 3, ob Bloodborne und Sekiro: Shadows Die Twice: Diese Spiele haben alle einen festen Platz in meinem Spieler-Herz! Dabei standen die Zeichen nicht von Anfang an auf Liebe: Denn Demon's Souls auf der PlayStation 3 hab' ich zuerst einfach nicht verstanden und schneller ins Regal gepackt, als ich das beiliegende Artbook durchblättern konnte. Der große und im Rückblick unausweichliche Aha-Moment war das Zusammentreffen mit Dark Souls auf der Xbox 360: Mit der besseren Hälfte als äußerst hilfreiche Backseat-Gamerin mit klarem Auge stellte sich nach und nach ein Verständnis für die Materie, die vorherrschenden Mechaniken und den ungewohnt hohen Schwierigkeitsgrad ein. Dazu gesellten sich die Gefühle, die das Spiel in mir auslöste, und dafür sorgten, dass es kein Zurück mehr gab. Der Look, die scheinbar unbesiegbaren Endgegner und die trostlose, schwere und düstere Fantasy-Stimmung zogen mich unweigerlich in ihren Bann. Und es gab ein neues Phänomen, das besonders meinen Nachbarn zu schaffen machte: Denn nach kaum zählbaren, aber unermüdlichen Versuchen, den Sieg über einen der Bosse zu feiern, entlockte mir das Geschehen einen lauten Jubelschrei, der die Devotionalien in den Glas-Vitrinen des Spielzimmers erzittern ließ – und eben nicht nur meine.

Dark Souls & ich

mit zitternden Händen zur Seite zu legen, während mir noch das Adrenalin aus den Ohren lief, und ein paar Minuten durchzuatmen konnten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass bereits der nächste Boss oder sauschwere Abschnitt vor mir lagen – und ungewöhnlicherweise freute ich mich darauf. Natürlich schwang da auch immer das Thema "Angst" mit – da ist aber tatsächlich die dezent wohlige Ausprägu g dieses sonst eher als unangenehm empfundenen Gefühls gemeint...

Das gab so es in meiner mittlerweile über 40-jährigen Erfahrung mit Videospielen bis dahin nicht! Das Gamepad

Wer da wohl wohnen mag? Der Hausherr diese unendlichen schicken Festung stellte viele Spieler zum ersten Mal so richtig auf die Probe.
Von diesem Moment an überzeugten mich alle Spiele dieser Art von From Software restlos – und, ja, auch mit dem vielgescholtenen Dark Souls 2 hatte ich großen Spaß. Dann kam Bloodborne und das ist heute immer noch jeden Tag präsent: Denn die Kuhle, die der Einschlag des PS4-Controllers auf dem hölzernen Couch-Tisch hinterließ, grinst mich seitdem frech an. Eigentlich bin ich nicht der Typ, der Controller herumschleudert oder Hardware für mein eigenes Unvermögen leiden lässt. Beim letzten Chalice-Dungeon habe ich allerdings für den Bruchteil einer Sekunde die Beherrschung verloren, der Elektro-Gorilla war schuld.

Erinnerungen an Bloodborne

Danach war es war schlicht toll zu sehen und zu spüren, dass das Kampfsystem von Bloodborne auch einen maßgeblichen Einfluss auf Dark Souls 3 hatte, das sich fast wie ein Best-of aller bis dahin erschienenen Souls-Games spielte. Bloodborne 2 war (und ist) zu meinem großen Bedauern nicht in Sicht, aber auf der E3 2019 ließ From Software die Bombe platzen: Ein neues Spiel mit dem ungewöhnlichen Namen "Elden Ring" wurde anhand eines ominösen Trailers angekündigt – und stand bis zum Release am 25. Februar 2022 nicht nur auf meiner Wunschliste ganz weit oben.

Dass Vorfreude die schönste Freude ist, kann ich in diesem Fall nicht behaupten – die Tage bis zum nächsten Trailer, der im Juni 2021 erstmals echtes Gameplay zeigte – das teilweise leider schon vorab geleaked war – waren eine Qual. Die Info-Häppchen, die man bis dahin aufschnappen konnte, waren, dass sich Mastermind Hidetaka Miyazaki und sein Team von Spielen wie The Witcher 3, Breath of the Wild, Shadow of the Colossus und der Elder Scrolls-Serie inspirieren ließ – natürlich nur, um diese köstliche Melange mit der großen eigenen Erfahrung und dem unerreichten Souls-Rezept zu würzen. Auch die Infos über einen Trip des Teams nach Schottland, wo zahlreiche Fotos geschossen wurden, um einen Look für Elden Ring zu finden, wurden von mir gierig aufgesogen. Und schließlich war es dann so weit: Am 25. Februar diesen Jahres erschien Elden Ring. Wie alle braven Bürger hatte ich mir für diesen Tag (und die folgende Woche) Urlaub genommen, um mir mein sehnlichst erwartetes Spiel ganz in Ruhe zu Gemüte zu führen. Also morgens schnell zu Müller – Media Markt hatte es nicht für nötig befunden, das Spiel schon morgens in den Regalen zu platzieren –, zweimal Elden Ring für PS5 abgegriffen und dann ab nach Hause so schnell die Füße tragen. "Nein Schatz, für einen Kaffee haben wir jetzt wirklich keine Zeit mehr!" Um es an dieser Stelle schon vorwegzunehmen: Nach 216 Stunden hatte ich nicht nur eines der besten Spielerlebnisse überhaupt hinter mir, sondern bin auch nur ganz knapp an einer persönlichen Tragödie vorbeigeschrammt – aber dazu später mehr...

Elden Ring kündigt sich an

Riesenhummer voraus: Wie für Souls-Titel üblich gibt's auch in Elden Ring groß gewachsene Viecher, die viel Schaden austeilen.
Es ist Ritual von mir, bei jedem Spiel, bei dem die Freude im Vorfeld schon kaum zu bremsen war, zum Start eine Flasche Champagner zu öffnen. Gesagt getan, sodann fanden sich meine Partnerin, mein bester Online-Kumpel und ich uns online zusammen, um das große Abenteuer Elden Ring gemeinsam zu zelebrieren. Erst den grandiosen Intro-Film wirken lassen, dann das spärliche Tutorial samt Mini-Boss absolvieren und dann, äh, wie war das nun mit Online-Koop bei Elden Ring? Nach dem ersten begeisterten Blick auf die herbstlich eingefärbte Spielwelt machte sich per Headset ein wenig Ernüchterung ob des technischen Zustands von Elden Ring breit: "Das ruckelt, das hat schon wieder Frame-Pacing." Und: "Die PS4-Version läuft besser, vielleicht wechsle ich zu der." Oder: "Das LOD ist ja fürchterlich." Abermals war die Technik leider nicht wirklich auf der Höhe der Zeit. Doch glücklicherweise ist das Gehirn bis zu einem gewissen Maße in der Lage, diese technischen Unzulänglichkeiten mit fortschreitender Spielzeit auszugleichen. Wie man es hinbekommt, online zusammen zu spielen, war in den ersten Stunden sicherlich die größere Hürde.

Geiles Design, harte Brocken. Diesem Duo könnt ihr euch früh im Spiel stellen – keine kluge Idee!
Endlich war es geschafft, die ersten Schritte nach der Kirche von Eleh wurden nun zu dritt bewältigt. Doch

Der Treueschwur

schon auf dem Weg nach Stormveil Castle sollten sich drei Dinge herauskristallisieren: Meiner Frau war das Spiel zu schwer und der Koop-Modus zu umständlich, zudem war für sie das in der Koop-Variante fehlende Reittier ein Ding der Unmöglichkeit. Also zogen wir zu zweit weiter, mein Online-Kumpel und ich versprachen uns in die Hand, dass keiner einen Schritt im Spiel macht, ohne dass der andere dabei ist. Da wir beide schon seit jeher auf Melee-Builds setzen war das besonders bei dem Kampf gegen Drachen keine Freude. Zudem war die Idee schon im Vornherein irgendwie zum Scheitern verurteilt. Aus diesem Grund wurde unser Versprechen leicht abgeändert: Nun durfte jeder auch alleine seine Runden drehen – allerdings nur bis zum nächsten Boss-Tor.

Das funktionierte einige Stunden lang erstaunlich gut – und noch besser war, dass man sich, nach der Online-Zusammenfindung nicht nur über die eigenen Erlebnisse aufgeregt austauschen, sondern seinem Spiel-Partner auch entdeckte Geheimnisse, Dungeons oder lohnende Schatztruhen zeigen konnte. War man allein unterwegs, griff in Elden Ring natürlich wieder die berühmte Schwere, Traurigkeit und Mystik, wie sie eigentlich nur die Spiele der Souls-Serie vermitteln können. Dabei sind die Zwischenlande eine Welt voller Wunder, in der der Spieler den Mund vor lauter Faszination kaum schließen kann: Monster, Geister, Riesen, Banditen und vor allem die brandgefährlichen Bären, die in Mistwood ihr Unwesen treiben, waren der pure Terror. Sich noch vor dem ersten Zusammentreffen mit Schwierigkeitsgrad-Wächter Margit weit in den östlichen Teil der Karte zu wagen, bedeutete den einen von hundert sicheren Bildschirmtoden. Dabei gelingt es dem Spiel ganz vorzüglich, den Spieler sanft, aber bestimmt in die richtige Richtung zu schubsen. Klar, an Leuchtfeuern deutet ein goldener Schweif die ungefähre Marschroute an, aber wie die Karte und das absolut notwendige Studium dieser zur Faszination der Spielwelt beitragen, war bis dato unerreicht, ist es bis heute und wird es noch lange bleiben. Man kann sich nach Jahren des Fragezeichen-Abarbeitens fast bildlich vorstellen, wie die Assassin's-Creed-Designer beim Anblick der Elden-Ring-Karten-und-Entdeckungsmechanik in einem Meer aus Tränen versunken sein müssen.

Gemeinsam einsam

Die mystischen Erdenbäume finden sich überall im Zwischenland – und sind immer gute Hintergründe für epische Kriegerposen.
Wie in den vorangegangenen Souls-Spielen sind auch in Elden Ring die Endgegner eine nur logische Abfrage des Könnens am Gamepad und der Ausrüstung der Spielfigur. Sie stehen als Türwächter also vor Gebieten, deren Schwierigkeitsgrad einfacher zu bewältigen ist, wenn der Boss zu Fall gebracht wurde. In Elden Ring machen sich die Entwickler zwar ab und an zusätzlich den Spaß, einen schweren Brocken in ein eher einfaches Gebiet zu werfen, das soll allerdings meistens dafür sorgen, dass der Spieler in deutlich erstarkter Form später noch einmal zurückkehrt. Das Gesamtbild der Optik ist dabei famos, und weit mehr die Summe seiner Teile. Sieht man sich bestimmte Details genauer an, merkt man schnell, dass die hauseigene Engine mittlerweile in die Jahre gekommen ist: Gegner pieksen oder hauen immer noch gerne durch Wände und Clipping-Fehler gibt es auch an vielen weiteren Stellen. Gegner in weiter Ferne werden in ihren Animationen derart beschnitten, dass sie roboterartig vor sich hin zuckeln, zudem sind die Hit-Boxen alles andere als optimal.

Das kommt besonders zur Geltung, wenn man im Koop-Modus Besuch von einem menschlichen Invader bekommt – was zum Leid meines Koop-Kumpels und mir leider viel zu oft der Fall war. Anstatt sich gemeinsam an der Spielwelt zu ergötzen und einen Angriffsplan für den nächsten Boss zu entwickeln, stand es auf der Tagesordnung, sich rund alle 30 Minuten mit einem Störenfried auseinanderzusetzen. Selbst eingekeilt war dieser mit unendlichem Rollen in der Lage, die Großzügigkeit der iFrames ausnutzen, so dass Schlagserien von zwei Spielern gleichzeitig praktisch ins Leere gingen. So werden Koop-Spieler in Elden Ring also gleich mehrfach für ihren sozialen Entdeckungsdrang bestraft: Es gibt kein Reittier (das macht besonders die Kämpfe gegen Drachen ultrahart) auch die neu eingeführten und im späteren Spielverlauf wirklich unglaublich mächtigen Geisteraschen dürfen nicht genutzt werden, zudem drückt das ständige Invaden kräftig auf den Spielspaß.

Auch an mystischen NPCs mangelt es im Zwischenland nicht. Kriegsstratege Iji ist eine große Hilfe und hält die wichtigen Dunkelschmiedesteine für euch zum Kauf parat.
Dennoch haben wir uns durchgebissen und teilweise unglaubliche Momente erlebt, die noch sehr lange

nachhallen werden: Die Entdeckung der unterirdischen Welt(en) samt ihren Geister-Minotauren und erbarmungslosen Blitzkugeln, der unerwartete Warp in die Kristallhöhle samt dann noch viel zu starker Gottesanbeterinnen, lachende, tanzende sowie augenscheinlich verrückte Damen, und natürlich die verhassten Streitwagen, die sicherlich viele Spieler mehr Nerven gekostet haben als die anstrengendsten Bosse im Spiel. So erlebten wir auf unserem abendlichen Reisen allerlei Faszinierendes, Wunderliches und Spannendes, staunten über neue Geheimnisse und der Jubelschrei am Ende eines schweren Kampfes wurde per Headset nicht selten gedoppelt. Manchmal waren es auch Angstschreie, besonders die gruseligen und auch mal gefährlichen Spinnen-Hände im Caria Manor oder die fürchterlichen, immer gefährlichen, vielarmigen Gift-Krabbler werde ich niemals vergessen.

Der erste Blick auf das Seenland Liurnia mit seiner auf Felsen thronenden Magierakademie von Raya Lucaria ist einer der ganz großen Wow-Momente von Elden Ring. Hier wartet mit Rennala, Königin des Vollmondes, der zweite große Boss des Spiels.
Doch es kam eine Zeit, da bekamen mein Online-Kumpel und ich das Gefühl, dass jeder einfach nur herumrannte, ohne sich um die Belange des anderen zu kümmern. Dann entfuhr ihm beim Kampf gegen den Zombie-Vogel schonmal ein barsches "Wieso hilfst Du mir nicht?" – ich wiederum war noch dabei, meine Haut vor einem Riesen-Terrier zu retten, dem ich ebenfalls plötzlich allein gegenüberstand. Die Situation spitzte sich unweigerlich zu, keine Frage. Da half auch nicht der große und schwer erkämpfte Sieg über den wohl schwersten Boss im Spiel: Malenia. Die ist nicht nur grandios in Szene gesetzt, sondern dürfte nicht wenige Spieler an den Rand der Verzweiflung getrieben haben. Und auch dieser eine Abstieg im Dungeon, wo man sich Stück für Stück über aus der Wand ragende Grabsteine nach unten fallen lassen muss – der Bloodborne-Gamepad-Zerstörungs-Moment war da wirklich ganz ganz ganz nah!

Ärger im Koop-Paradies

Spielte man mal wieder alleine, war ordentlich Studium von Guides nötig, um die Nebenquests zu erfüllen. Es ist mir ein Rätsel, warum From Software auch dort so sehr bei der Zugänglichkeit geizt. Keiner kann und will mir sagen, wo ich hinmuss, was wann zu tun ist, und was danach gemacht werden muss, um den wichtigen Gegenstand A zu bekommen, der wiederum zur wichtigen Person B gebracht werden muss. Viele werden jetzt argumentieren, dass ja gerade dieser Umstand ein wichtiger Teil eines jeden Souls-Spiels ist. Gerade weil die Entwickler in Elden Ring aber an vielen Stellen eine bis dahin ungewohnte Milde walten lassen, um auch Neulingen einen Einstieg zu ermöglichen, sorgt diese total vertrackte Missionsführung für Kopfschütteln. Sie ist sogar Schuld, dass große und spannende Gebiete mit vielen neuen Gegnern und Schätzen von vielen Spielern nur entdeckt werden können, wenn eine Anleitung zu Rate gezogen wird. Das geht besser – und nein, es müssen auch dann keine großen, gelben Ausrufezeichen auf der Karte der Spielumgebung sein...

Kryptisch gleich gut?

Kleinere, oft gemeine Spielchen, wie etwa der nur vermeintlich nützliche Gegenstand der Kuschel-Tante oder das ewige Gerede mit der Geisteraschen-Verbesserin, bis diese endlich ihren Shop eröffnet, sind noch im Rahmen, etwas weniger kryptisch wäre an vielen Stellen dennoch deutlich hilfreicher und motivierender. Ich weiß nicht, wie vielen Kollegen ich erzählt habe, dass sie sich in in der Hütte des Kriegsmeisters die augenscheinlich vollkommen nutzlose "No-Skill-Asche" kaufen und auf das Schild pappen sollen. Erntete ich dafür zuerst schallendes Gelächter, kamen die Beratenen schnell auf den Trichter, dass der Spezialschlag der geführten Waffen so deutlich einfacher und schneller auszuführen ist.

Die zahlreichen unterschiedlichen Waffen, damit verbundene Manöver, Rüstungen, Talismane, Fette, Verzauberungen, Buffs und Zauber in Elden Ring sind so dermaßen weit über allem, was in der Welt der Videospiele angeboten wird, dass man ganze Bücher damit füllen kann – was ja auch getan wird.

Böses Erwachen

Im rötlich-verrotteten Caelid thront auf einer Klippe das Colosseum. Dieses wurde durch den jüngsten Patch zu einer PvP-Arena aufgewertet.
Ich war irgendwann mit dem Rivers-of-Blood-Katana, gutem Schild und Rüstung bereit für den Endkampf. Also abends schnell die Playstation angeworfen, doch was muss ich sehen? Mein Online-Kumpel hatte das Spiel bereits alleine durchgespielt und sich die Platin geholt. Das dadurch ausgelöste Gefühl in der Magengrube schmerzte wie ein Schlag in eben diese – ich war mächtig sauer, denn trotz gelegentlicher Querelen hatten wir das ganz sicher anders abgesprochen. Interessant an dem Umstand war, dass auch die Spielumgebungen zum Ende hin die bis dahin erlebte Finesse vermissen ließen. So ging auch den Entwicklern zum Ende des Spiels scheinbar ein wenig die Luft aus. Besonders die Schneewelt, der Hallig-Tree und Crumbling Farum Azula konnten nicht mit der Grandeur punkten, die Gebiete wie Lurnia, Caelid oder das Altus-Plateau bei jedem Schritt an den Tag legten. Auch der Endboss und dann der echte Endboss wurden von vielen vorigen Türstehern wie Radahn, Godfrey, Maliketh oder Blut-Mohg locker in den Schatten gestellt – was Imposanz, Kampfablauf und Auftritt betrifft. Dennoch war es natürlich ein unbeschreibliches Gefühl, sich letzlich endlich als Elden-Lord auf dem Thron niederzulassen und sein Werk zu bestaunen.

Damit war auch fast das gebrochene Versprechen vergessen – fast. An der Konsole wird man jeden Tag zum Kind, dann kann man auch mal ausnahmsweise wie ein Erwachsener reagieren: Einige hitzige Gespräche, gegenseitige Schuldzuweisungen und seitenlange E-Mails später haben mein Online-Kumpel und ich glücklicherweise das Kriegsbeil +10 begraben und freuen uns nun gemeinsam auf den Nachfolger von Monster Hunter: World.

Fazit

Mit Elden Ring krönen die Entwickler von From Software die Erschaffung eines ganz eigenen und bis heute meist erfolglos kopierten Genres. Die Zwischenlande auf eigene Faust oder mit Freunden zu erkunden, sich dabei fiesen Monstern, Drachen und Bossen zu stellen, ist eines der besten Spielerlebnisse , die man als begeisterter Action-RPG-Fan haben kann. Malerische Sonnen-Auf- und Untergänge, majestätische Schlösser, geheimnisvolle Dungeons, dunkle Höhlen und von Nebel überzogene Ebenen können optisch als Gesamtbild überzeugen, bei genauem Hinsehen stolpert man dennoch über einige technische Schwächen, die nach einem Update der hauseigenen Engine schreien. Auch die Spielerführung und der doch sehr kantige Koop-Modus müssen sich etwas Kritik gefallen lassen. Es gibt also, unbestreitbar, auch bei Elden Ring noch etwas Luft nach oben – trotzdem ist das Fantasy-Open-World-Abenteuer für mich noch einen Zacken innovativer, phantasievoller und in allen Belangen immersiver als die zweifellos tolle Vater-Sohn-Geschichte in God of War Ragnarök. Was letztlich auch daran liegt, dass der Spieler in Elden Ring seinem ganz eigenen Abenteuer statt einem vorgezeichneten Weg folgt und so jeder ein anderes Erlebnis in seinem Herzen trägt, wenn das Spiel ein Ende findet. Einigen wir uns einfach darauf, dass Elden Ring mit satten 94 % aus diesem "Test" geht und dabei trotzdem mit Leichtigkeit mein Spiel des Jahres, wenn nicht sogar des Jahrzehnts ist. Einen richtigen, echten und vor allem pünktlichen Test verspreche ich euch dann zu Elden Ring 2, mit Glück haben die genialen Japaner ein Erbarmen und wir können uns 2027/28 wieder in den heißgeliebten und knallschweren Circus Maximus à la From Software stürzen.

Pro

  • riesige Spielwelt voller Überraschungen
  • sehr viele Gegner-Varianten
  • extrem viele Waffen, Rüstungen, Schilde
  • Open-World neu gedacht
  • fantastisches Setting
  • denkwürdige Endgegner
  • famoses optisches Gesamtbild
  • viele Möglichkeiten zur Anpassung (Kampf, Klasse)
  • Koop-Modus für bis zu vier Spieler
  • unnachahmliche Stimmung
  • auch für Souls-Neueinsteiger geeignet
  • geniale Karte ohne Symbole

Kontra

  • kaum Spielerführung
  • unzureichendes Tutorial
  • arg unzugängliche Nebenquests
  • technisch nicht ausgereift
  • Invader stören die Koop-Erfahrung
  • Online-Koop unnötig sperrig
  • einige Copy & Paste-Dungeons
  • recycelte Mini-Bosse

Wertung

XboxSeriesX

Die neue und unanfechtbare Speerspitze der Action-Rollenspiele: Elden Ring holt alte Souls-Hasen und Neueinsteiger auf allen Ebenen ab. Technisch darf From Software aber noch etwas nachlegen.

PlayStation5

Die neue und unanfechtbare Speerspitze der Action-Rollenspiele: Elden Ring holt alte Souls-Hasen und Neueinsteiger auf allen Ebenen ab. Technisch darf From Software aber noch etwas nachlegen.

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Kommentare
LeKwas

Aus einem Bericht von Bamco letztens. Elden Ring hat sich wohl insgesamt 23 Millionen mal verkauft bislang.
https://www.bandainamco.co.jp/files/HP_ ... ware_2.pdf

Die Dark Souls Reihe hat auch wieder ein bisschen zugelegt in den letzten paar Jahren, insgesamt wurden 35 Millionen Stück (außerhalb Japans) verkauft.
https://www.bandainamco.co.jp/files/ir/ ... N_fact.pdf

Zuletzt bearbeitet vor 2 Monaten

vor 2 Monaten
Satus

Eines der besten Spiele bisher. Für mich die erste Open World, die mich wirklich fesseln konnte.

Wie immer in Souls Spielen bekommt man nicht alles vorgekaut, hat man verstanden wie man die Welt lesen muss, macht es unglaublich viel Spaß.

vor einem Jahr
Pentanicks

Tests werden überschätzt.
Danke für den persönlichen Tagebuch-Auszug.

vor einem Jahr
LeKwas

gehe aber mal davon aus, dass du es noch nicht gespielt hast.
Ähm ... wtf ?!
Beiträge aus diesem Thread
Show
Hatte viel Spaß mit ER, hab es aber auch mit gemischten Gefühlen beendet. Die Welt ist großartig und sehr atmosphärisch designt, an anderer Stelle aber fällt teils schlechtes Balancing, Pacing, viel Recycling, Masse statt Klasse und fragwürdiges Bossdesign negativ auf. Quasi ein Schritt vor und einer zurück im Vergleich zu Dark Souls 3 oder Bloodborne.
Warum kann man große Spiele wie dieses nicht mit etwas mehr Zugänglichkeit ausstatten, warum gibt es keinen Schwierigkeitsgrad zur Auswahl? Mir ist klar, dass sich diese Spiele gerade auch über ihren Anspruch definieren, aber mir scheint, es geht am Ende tatsächlich darum, mit den absurden Anforderungen einen Großteil der Spieler von dieser Erfahrung auszuschließen...sowas elitäres kann nicht ernsthaft Spiel des Jahres sein. Also zumindest nicht für die breite Masse.
Das Spiel bietet dir bereits zig Möglichkeiten, den Schwierigkeitsgrad auf ein gewünschtes Niveau zu bringen.
Wenn dir etwa ein Bosskampf solo Probleme bereitet, kannst du jederzeit diese Geisteraschen zur Unterstützung herbeirufen, es gibt auch starke NPCs, die sich beschwören lassen, man kann sich unsichtbar machen und Gegner von hinten abstechen, wenn die offene Konfrontation zu knifflig sein sollte, man kann aus der Ferne Wurftöpfe werfen oder Zauber nutzen, wenn man Angst vor dem Nahkampf hat, man kann nen Gegner mit Gift zermürben und sich zurückziehen, es gibt Items, mit denen mas sich buffen und seine Verteidigung und Schaden stark erhöhen kann, man kann Überleveln und kniffligere Instanzen erst später overpowered angehen, ein defensiver Spielstil mit Großschild und Abwehrkonter braucht keine guten Reflexe, und und und.

Optionen für mehr Zugänglichkeit sind also längst da. Wer es mehr hardcoremäßig mag, kann sämtliche Hilfsmittel auch komplett auslassen und sich alleine in die Schlacht stürzen.

Die ganze Onlinediskussion über den angeblich ach so absurden Schwierigkeitsgrad ist stark überzogen und hat wenig mit der Realität zu tun. Das hier ist kein I Wanna be the Guy oder sowas. Allerhöchstens auf Sekiro kann das noch teilweise zutreffen.
Hab in diesem Thread mehrfach über dieses Spiel geschrieben, und es ist mein womöglich meistgespieltes 2022. Diese hanebüchene Unterstellung kannst du dir ebenso wie auch das restliche Geschwurbel sparen.

Zuletzt bearbeitet vor einem Jahr

vor einem Jahr