VelocityOne Flightstick - Test, Hardware, XboxOne, XboxSeriesX, PC

VelocityOne Flightstick
16.12.2022, Sönke Siemens

Test: VelocityOne Flightstick

Vielseitiger Steuerknüppel mit Macken

Anfang November musste sich die rund 370 Euro teure Flugsimulator-Komplettlösung VelocityOne Flight von Turtle Beach in unserem Testlabor beweisen und hinterließ dabei einen guten Gesamteindruck. Jetzt hat derselbe Hersteller einen deutlich günstigeren Flightstick auf den Markt gebracht. Was das 130 Euro teure Eingabegerät zu leisten vermag, wie gut die interessanten Zusatzfunktionen (wie Touchpad und Flight Management Display) in der Praxis funktionieren und in welchen Bereichen noch nachgebessert werden muss, klärt unser Test.

Bereits beim Auspacken des VelocityOne Flightsticks stechen gleich zwei Merkmale positiv ins Auge: Zum einen verfügt das Gerät – anders als beispielsweise der beliebte Thrustmaster T.Flight Hotas One – über eine vergleichsweise kompakte Grundfläche (21,68 x 16,41 cm) und findet dadurch auch auf kleinen Schreibtischen problemlos Platz. Zum anderen eignet sich der Joystick samt Schubsteuerung sowohl für Links- als auch für Rechtshänder. Möglich macht diese Flexibilität eine beidseitig montierbare Handballenauflage, bei der sich obendrein die Höhe in fünf verschiedenen Stufen festlegen lässt. Einmal die Wunschposition gefunden, wird das Ganze noch mit einer Gewindeschraube festgezurrt – fertig. Werkzeug ist hierfür nicht nötig.

Platzsparend und beidhändig nutzbar

Trotz insgesamt 27 belegbarer Tasten wirkt der Look des VelocityOne Flightsticks aufgeräumt.
Anders sieht es mit den drei mitgelieferten M5-Schrauben aus. Diese finden auf der Unterseite des VelocityOne Flightsticks Halt und dienen zur Montage an entsprechend präparierten Oberflächen. Schade: Der als Zubehör erhältliche VelocityOne Stand ist nur für das Zusammenspiel mit dem VelocityOne Flight gedacht und eine offizielle Tischhalterung bietet Turtle Beach derzeit nicht an. Letztere wäre jedoch durchaus wünschenswert, denn bei hektischen Flugbewegungen und schnellem Nach-hinten-Ziehen tendiert der Flightstick bedingt durch sein nur moderates Gewicht von 810 Gramm und fehlenden Saugnäpfen durchaus mal dazu, selbst leicht abzuheben. Zumindest wenn ihr den Stick nur mit einer Hand bedient, was jedoch eher selten der Fall sein dürfte, da die andere Hand in der Regel an einem der beiden links und rechts platzierten Schubregler ruht.

Stichwort Schubregler: Die bieten einen angenehmen aber nicht zu starken Widerstand und verfügen sowohl im oberen als auch unteren Bereich über klar fühlbare Einrastzonen. Hat ein Schubregler die obere bzw. untere Maximalposition erreicht, löst dies zudem die Tasten B9 und B10 (jeweils links) sowie B11 und B12 (jeweils rechts) aus. Schön auch, dass ihr den gummierten Knopf vom robusten Metallhebel darunter abziehen und mit dem jeweils leicht unterschiedlich geformten Knopf des anderen Schubreglers tauschen könnt. Ein weiteres nettes Detail, mit dem Turtle Beach sowohl Links- als auch Rechtshänder umgarnt.

Gelungene Schubregler, halbgare RGB-Beleuchtung

Auf der der Rückseite befinden sich drei USB-C-Anschlüsse. Einer dient der Verbindung zum PC oder der Xbox-Konsole (ein 3-Meter-Kabel liegt bei), die anderen beiden sind für externes Zubehör gedacht. Das Durchschleifen der VelocityOne Pedale soll in Kürze möglich sein.
In vertikaler Anordnung unterhalb der Schubregler verbaut Turtle Beach jeweils vier rechteckige Aktionstasten, die allesamt über einen soliden Druckpunkt verfügen und auch im Dunkeln dank jederzeit zuschaltbarer RGB-Beleuchtung gut zu erkennen sind. Einziges Manko: Die Beleuchtung gilt immer für den ganzen Vierer-Tastenblock und kann nicht – wie man dies etwa von aktuellen Gaming-Tastaturen kennt – individuell pro Taste angepasst werden. Ob zukünftige Firmware-Updates und eine überarbeitete Begleit-App diese Funktion noch ergänzen, bleibt abzuwarten.

Im Bereich mittig der Aktionstasten befinden sich die Xbox-Navigationstasten, sprich die Home-, Ansicht-, Screenshot- und Options-Taste. Alle vier sind mit den Daumen beider Hände gut erreichbar und auch der Druckpunkt geht in Ordnung. Die RGB-Beleuchtung greift hier aber leider nicht. Turtle Beach entschied sich lediglich für eine kleine, zwischen den Tasten platzierte Betriebs-Indikator-LED. Sie leuchtet, sobald der Strom eingeschaltet ist.

Nun aber zum Herzstück des VelcocityOne Flighstick, dem zentralen Steuerknüppel. Er fühlt sich wertig und robust an, schmeichelt den Händen mit einer angenehmen Gummi-Oberfläche und findet auf allen Achsen (links/rechts, vor/zurück, Drehung) eine ausgewogene Balance aus Widerstand und Leichtgängigkeit. Seien es nun die unzähligen Flugzeuge und Hubschrauber aus Microsoft Flight Simulator, die zahlreichen Sternenjäger aus Star Wars: Squadrons oder unterschiedlichen Raumgleiter aus Elite Dangerous – hinsichtlich der Präzision der Hauptsteuereinheit lässt der VelocityOne Flightstick nichts anbrennen.

Starker Steuerknüppel, charmanter Mini-Joystick

Die Handgelenkauflage am Stick lässt sich an fünf verschiedenen Positionen befestigen.
Doch auch der 8-Wege-POV oben links auf dem Steuerknüppel sowie der rechts daneben angeordnete Mini-Analogstick wussten im Praxistest zu überzeugen. Nicht zuletzt, weil beide über eine kleine Mulde verfügen aus der der Daumen nicht so leicht abrutscht. Der Mini-Analogstick zentriert obendrein bei Nichtgebrauch blitzschnell und lässt sich wie aktuelle Gamepad-Analogsticks auch hineindrücken. Gleiches gilt für das gummierte Trimmrad im Bereich unterhalb der genannten Sticks, welches in erster Linie für nuancierte Anpassungen der Flughöhe gedacht ist. Entsprechend umkonfiguriert, kann man damit aber zum Beispiel auch Waffensysteme oder Radarziele durchschalten.

Als herbe Enttäuschung stellt sich indes das Touchpad heraus, welches Turtle Beach zwar strategisch günstig platziert, jedoch viel zu klein gestaltet. Wir haben der Vollständigkeit halber mal nachgemessen und kommen auf eine Seitenlänge von jeweils einem Zentimeter. Kurz gesagt: winzig und der Hauptgrund dafür, dass es in der Praxis leider kaum zu gebrauchen ist.

Das Touchpad: Gute Idee, miese Umsetzung

Das Touchpad (der kleine Bereich mit rotem Fadenkreuz zwischen den Daumentasten) funktioniert eher schlecht als recht.
Im Microsoft Flight Simulator etwa könnt ihr mit dem Touchpad den Cursor umherbewegen, müsst den Daumen jedoch immer wieder absetzen und eine neue Wischbewegung in die gewünschte Richtung vollführen, um ein bisschen "Strecke" zurückzulegen. Verschiedenste Anpassungen der Sensitivität sind zwar möglich, lösten das Problem aber leider nicht zufriedenstellend. Blieben noch die per Zeigefinger zu bedienende Triggertaste und die auf Daumenhöhe verbauten Tasten B16 und B17. Während es an Erstgenannter wenig auszusetzen gibt (klickt schön, wirkt stabil), müssen sich die beiden Daumentasten die Kritik gefallen lassen, dass sie streckenweise selbst ungewollte Berührungen als Tastendruck registrieren.

Lob kassiert Turtle Beach wiederum für das Flight Management Display, kurz FMD. Gemeint ist ein kleines OLED-Display ganz oben am Steuerknüppel. Angefangen bei der Sensibilität der Stickbewegungen ("Standard", "Präzision" und "Schnell") und verschiedenen Audio-Parametern für die Klinkenstecker-Buchse bis hin zur Links-/Rechts-Präferenz und den Farbenschemata der RGB-Beleuchtung stellt ihr hier wichtige Parameter nach euren Wünschen ein. Intuitiv gemacht: Die gesamte FMD-Navigation erfolgt über das silberne Drehrad aus Metall, welches kreisförmig um die Stick-Mulde in der Mitte angeordnet ist und ebenfalls über zwei Tasten verfügt. Klickt ihr auf die rechte Hälfte des Rings, werden Eingaben bestätigt. Ein Klick auf den linken Bereich gilt als "Zurück"-Befehl. Clever!

Fix konfiguriert dank FMD

Über das Flight Management Display wechselt ihr u.a. zwischen dem Xbox- und PC-Modus, testet die Sensitivität des Sticks, lasst euch die Firmware-Version anzeigen und vieles mehr.
Alternativ dazu verbindet ihr das Gerät via Bluetooth mit eurem Mobilgerät und nehmt die Einstellungen dann in der optisch leider ziemlich kargen Begleit-App für iOS oder Android vor. Eine Applikation für Windows 10/11 und die Xbox-Konsolen gibt es ebenfalls. Mehr als ein Firmware-Update durchführen kann man damit aber leider nicht.

Und wie sieht’s mit der Spielekompatibilität aus? Während beispielsweise der Flight Simulator den VelocityOne Flightstick sofort erkennt und nur noch wenig Feintuning nötig ist, wird er vom laut Turtle Beach ebenfalls kompatiblen Star Wars: Squadrons nur als Thrustmaster T.Flight Hotas One registriert. Die Folge: Ohne manuelles Neu-Zuordnen von Tastenfunktionen ist EAs rasante Weltraumballerei nur sehr eingeschränkt spielbar. Hat man alles mit viel Herzblut maßgeschneidert, macht’s dann aber umso mehr Spaß. Mit anderen Worten: Wer mit Kauf liebäugelt, sollte sich vorher sehr genau informieren, ob das gewünschte Spiel überhaupt HOTAS-Unterstützung bietet und falls ja, auch auf dem richtigen System. Deep Silvers überraschendes gute Weltraum-Action Chorus zum Beispiel erhielt lediglich auf dem PC einen HOTAS-Patch, nicht jedoch auf der Xbox, wo es vom Flightstick folglich auch gar nicht erst erkannt wird.

Fazit

Frei von Fehlern und Kinderkrankheiten ist der VelocityOne Flightstick leider nicht. Hardware-seitig stören insbesondere das viel zu kleine Touchpad, die nicht individuell pro Taste anpassbare Beleuchtung, die zu sensitiven Daumen-Tasten B16 und B17 und die fehlende Force-Feedback-Unterstützung. Softwareseitig hingegen ärgerten wir uns in erster Linie darüber, dass Turtle Beach zwar Kompatibilität mit zahlreichen bekannten Titeln vollmundig anpreist, diese in einigen Fällen (etwa Star Wars: Squadrons) aber erst einmal mit viel manuellem Neubelegen der Tasten einhergeht. Speziell Einsteiger könnte dies schnell überfordern. Von diesen Kritikpunkten abgesehen, hat Turtle Beach hier jedoch einen richtigen guten Flightstick sowohl für Links- als auch Rechtshändler im Angebot. Steuerknüppel und Schubregler erlauben sehr präzise Flugmanöver, der 8-Wege-POV und der Mini-Joystick erleichtern die schnelle Waffen- und Kamerasteuerung enorm. Obendrein ist der Tastenaufbau sehr übersichtlich und das Flight Management Display gestattet schnelles Konfigurieren der wichtigsten Parameter auch per Begleit-App. Die 3,5 mm-Klinkenstecker-Buchse bietet praktische Audio-Zusatzfunktionen, die Verarbeitung fühlt sich wertig an und auch preislich gelingt Turtle Beach durchaus eine Punktlandung.

Pro

  • liegt gut in der Hand
  • sowohl für Links- und Rechtshänder geeignet
  • präzise Abfrage der Stickbewegungen
  • gut ausbalancierter Widerstand der beiden Schubregler
  • Schubregler-Aufsätze lassen sich anpassen
  • wertige Verarbeitung
  • aufgeräumte Platzierung der Tasten
  • praktisches und gut strukturiertes Flight Management Display
  • inklusive 3,5 mm Kopfhörer-Ausgang und verschiedenen Optionen zur Sound-Anpassung
  • Vielzahl anpassbarer Tasten
  • schön langes USB-Kabel (3 Meter)
  • zwei USB-C-Port für die Kopplung mit optionalem Zubehör
  • gutes Preis-/Leistungsverhältnis
  • optisch spartanische, aber im Kern praktische Begleit-App für iOS und Android

Kontra

  • für viele Spiele noch nicht korrekt angepasst (etwa Star Wars: Squadrons oder Chorus auf PC)
  • Touchpad viel zu klein und unpräzise
  • Joystick-Basis muss in vielen Situationen festgehalten werden, damit sie bei hektischen Bewegungen nicht verwackelt; keine optionalen Saugnäpfe für die Tischbefestigung
  • einzelne Tasten lassen sich nicht individuell beleuchten
  • Begleit-App für Xbox und Windows nur für Firmware-Updates nutzbar
  • Tasten B16 und B17 zu sensibel, können schnell aus Versehen gedrückt werden
  • leider ohne Force Feedback
  • ein ausführlicheres Handbuch liegt in gedruckter Form leider nicht bei
  • Knowledge-Base-Seite auf der Homepage und im mitgelieferten Kurzhandbuch zum Testzeitpunkt nicht korrekt verlinkt
  • Kabel-Klettverschluß nur sehr lose am USB-Kabel befestigt
  • kann schnell verloren gehen
  • rechte LEDs leuchteten bei unserem Testgerät nicht, weder auf PC noch auf Xbox

Wertung

XboxOne

Präziser Flightstick mit gelungener Ergonomie, guten Schubreglern und hilfreichem OLED-Display. Das Touchpad ist leider zu winzig, das Beleuchtungskonzept nicht ganz ausgereift und die Software-Unterstützung ausbaufähig.

XboxSeriesX

Präziser Flightstick mit gelungener Ergonomie, guten Schubreglern und hilfreichem OLED-Display. Das Touchpad ist leider zu winzig, das Beleuchtungskonzept nicht ganz ausgereift und die Software-Unterstützung ausbaufähig.

PC

Präziser Flightstick mit gelungener Ergonomie, guten Schubreglern und hilfreichem OLED-Display. Das Touchpad ist leider zu winzig, das Beleuchtungskonzept nicht ganz ausgereift und die Software-Unterstützung ausbaufähig.

Kommentare
Temeter 

Ja, das ist ein hochwertig verarbeiterer Joystick (mit nutzlosem Touchpad, das ich aber auch nicht wirklich brauche). Der Hauptgrund warum ich mit dem Ding einfach nicht warm werde ist allerdings der m.E. viel zu straffe Rückstellwiderstand des Sticks. Abseits des Bereichs rund um die MIttelstellung, wo noch wenig Rückstellkräfte wirken, ist mit dem Ding eine sensible und präzise Steuerung fast unmöglich. Ich besitze ein ganzes Sammelsurium an Joysticks, HOTAS Systemen, Yokes und Pedalen, aber so schlecht wie mit diesem Stick fliegt es sich sonst mit keinem. Kauft Euch ein Thrustmaster T-Flight HOTAS One für die Hälfte des Preises vom VelocityOne. Das fühlt sich natürlich billiger an, aber dafür kann man damit steuern.
Das war für mich oft das Problem bei billigeren Joysticks. Der T16000 ist da über dem Durchschnitt (abseits der technischen Twist-Probleme).

Oder gleich einen VKB-Gladiator. Bissl teuerer um ~200 Tacken, aber viel mehr Präzision und Gefühl bekommt von einem Joystick vermutlich nicht.

vor einem Jahr