Kirby's Return to Dream Land Deluxe - Test, Plattformer, Switch

Kirby's Return to Dream Land Deluxe
23.02.2023, Matthias Schmid

Test: Kirby's Return to Dream Land Deluxe

Kirby-Spaß für die ganze Familie

Keine zwölf Monate nach dem feinen 3D-Abenteuer Kirby und das vergessene Land steht schon wieder ein neues Kirby-Spiel im Laden – wie kann das sein? Nun, Kirby's Return to Dream Land Deluxe (ab 52,34€ bei kaufen) ist nicht ganz neu, sondern nur eine technisch aufgemotzte und inhaltlich erweiterte Version eines Wii-Spiels aus dem Jahr 2011. Trotzdem hätte Nintendo gerne den Vollpreis dafür. Im Test spüren wir der Frage nach, ob auch wirklich genug Spaß im neuen alten Kirby-Game steckt.

2011 war ein denkwürdiges Jahr für den kleinen Kirby: Der bildhübsche, vom externen Studio Good-Feel entwickelte Wii-Titel Kirby und das magische Garn kam im Februar über den großen Teich zu uns – und sorgte auch hierzulande für schockverliebte Gamerherzen. Im Oktober versorgte dann HAL Laboratory, Erfinder der Kirby-Marke, die Klappkonsole DS mit dem Spin-off Kirby: Mass Attack, hier schnippte man eine Horde wilder Kirbys mit dem Stylus durch die Stages. Und einen Monat später schlug kurz vor Weihnachten auch noch Kirby's Adventure Wii auf – ganz neun Jahre lang hatten die fleißigen Entwickler von HAL da schon kein Kirby-Spiel mehr für eine "große" Nintendo-Konsole veröffentlicht gehabt. Kirby's Adventure Wii trug außerhalb Europas den Namen "Kirby's Return to Dream Land" – eine Anspielung an die Game-Boy-Abenteuer des rosa Helden –, und deshalb heißt das nun erhältliche Remake eben Kirby's Return to Dream Land Deluxe. Diesmal spart sich Nintendo also die Namens-Extrawurst für Europa.

HAL wieder auf Heimkonsole

Gestatten, Magalor: Der Knirps aus der anderen Dimension wird im Epilog zur spielbaren Figur.
In unserer großen Übersichts-News haben wir euch bereits über die Fakten und Neuerungen zum Spiel informiert, dennoch wollen diese natürlich auch im Test genannt werden: Ihr erhaltet selbstverständlich den kompletten Inhalt des 2011er Originals, dazu gesellen sich zwei neue Kopierfähigkeiten, die es noch in keinem Kirby-Spiel gab. Außerdem sind zusätzliche Mini-Games am Start und ein über 20 Level langer Epilog, in dem man den Weltall-Reisenden Magalor steuert – ihm hilft Kirby im Hauptspiel beim Reparieren seines Raumschiffs, und zum Dank wird Magalor in der Deluxe-Neuauflage zum spielbaren Helden. Der rundliche Knilch hat natürlich nicht Kirbys Fähigkeitenset, er kann am Anfang nur hopsen und schwach angreifen. Doch je mehr Feinde man besiegt, desto mehr Upgradepunkte bekommt man für Magalor – und darf dessen Bewegungsrepertoir sowie Attacken kräftig aufmotzen. Grafisch holt mich das Zusatz-Abenteuer nicht sonderlich ab, da man meist in etwas farblosen Dimensionsräumen unterwegs ist – in inhaltlicher Hinsicht ist der Epilog aber eine nette Dreingabe. Die man natürlich, wie Kirbys komplettes Abenteuer, auch mit bis zu drei Mitspielern bestreiten kann. Magalors Ausflug ist übrigens nicht sofort nach dem Spielstart verfügbar, sondern erst nachdem man Kirbys Story beendet hat.

Neue Kopier-Fähigkeit: Kirby hat den Sandhut auf und haut kräftig auf den Dschinn ein.
Schon im Wii-Original öffnete Magalor für Verschnaufpausen vom Jump'n'Run-Alltag seinen bunten, intergalaktischen Vergnügungspark – dort finden sich mittlerweile zehn (damals: acht) Minispiel-Disziplinen. Die reichen vom albernen Reaktionstest bis zur Multiplayer-Rauferei à la Mario Party. Keines der kleinen Spiele ist meiner Meinung nach so exzellent, dass es als nächstes potenzielles Kirby-Spin-off taugt – doch solide bis spaßig sind sie fast alle. Die beiden neuen Disziplinen – ein Eier-Verputz-Reaktionstest und eine Blaster-Ballerei aus Top-Down-Sicht – reihen sich da nahtlos ein.

Minispiel-Marathon

Generell ist erstaunlich, wie viele große und kleine Vergnügungen HAL neben dem Hauptspiel (auf das ich gleich noch eingehe – versprochen!) eingebaut hat: Es gibt neben den eben vorgestellten Minigames und dem Epilog außerdem Kampfarenen und Boss-Rushes, kleine Neben-Missionen, Trainingsräume, sammelbare Zahnräder in allen Stages und fast 100 mal lustige, mal debile Masken, die sich Kirby auf Knopfdruck aufziehen kann; die haben keine spielerischen Auswirkungen, aber im Multiplayer-Modus dürfte das Feature vor allem bei jüngeren Spielern für gute Laune sorgen.

Minispiel-Ablenkung: Zehn kurzweilige Kirby-Disziplinen warten in Magalors Freizeitpark auf euch – dieses Blaster-Schießen ist eine (neue) davon.
Apropos jüngere Zocker: Kirby's Return to Dream Land Deluxe ist ein in weiten Teilen sehr einfaches Videospiel – in späteren Levels muss man zwar schon schauen, dass man den Feinden einigermaßen geschickt ausweicht, aber vor allem die Zwischenbosse sind oft so fix von der Platte geputzt, dass man kaum einmal all ihre Angriffe gesehen hat. Dazu gibt es regelmäßig Extraleben, viele Checkpoints und einen optionalen Einfach-Modus, wo einen Magalor davor bewahrt, ins Bodenlose zu stürzen. Den empfehle ich aber wirklich nur sehr unerfahrenen oder jungen Zockern – denn Kirby hat ja schon das für einen Hüpf-Helden ungewöhnliche Talent, dass er durch Einatmen zum Ballon wird und unbegrenzt herumfliegen kann! Im Mehrspieler-Modus (samt komfortablem, jederzeitigem Ein- und Aussteigen) tobt Kirby mit bis zu drei Waddle-Dee-Mitspielern, Meta-Knight-Lenkern oder Dedede-Kämpfern durch die digitalen Lande: Wer seinem Kollegen auf den Rücken springt, der kann sich von ihm huckepack durchs Level tragen lassen – an engen Stellen können trotzdem mehrere Spieler gleichzeitig stehen, weil sich die Figuren nicht voneinander abstoßen. Wegen der großen Charaktere wird die Action speziell zu dritt oder viert aber schon sehr turbulent – stellt euch also eher auf einen chaotischen Moshpit, denn auf eine punktgenaue, mehrstimmige Jump’n’Run-Sinfonie ein.

Das eigentliche Hauptspiel ist ein durch die Bank gefälliges, wohlkomponiertes 2D-Hüpfspiel – ohne Geistesblitze beim Leveldesign, aber auch ohne Patzer. 2011 hat mir das noch extrem viel Freude bereitet, doch HAL hat im letzten Jahrzehnt mit Triple Deluxe, Planet Robobot und Star Allies so viel 2D-Jump'n'Run-Material veröffentlicht, dass an einigen Stellen Ermüdungserscheinungen zu Tage traten als ich Kirby's Return to Dream Land Deluxe durchgespielte. Die genannten Nachfolger waren zum Teil kreativer und anspruchsvoller – kein Wunder, schließlich flossen ja die Erfahrungen von dem nun neu aufgelegten Wii-Spiel in deren Entwicklung mit ein. So wirken manche frühen Levels arg brav und banal, im "Obst-Ozean" wird für meinen Geschmack zu viel geplanscht und der erwartbare Mix aus Grasland, Wüstenland, Wasserland, Eisland und Feuerland ist… nun ja, erwartbar eben.

1 Kirby, 26 Gesichter

Zum Rumkugeln: Kirby walzt als gigantischer Schneeball über den tropischen Strand.
Trotzdem machen die zahllosen Kopier-Fähigkeiten die meiste Zeit über einfach großen Spaß: Kirby verwandelt sich in unzählige lustige, coole und wilde Versionen seiner selbst – er kämpft wie ein Street Fighter, ist stacheliger als Sonic, spuckt Feuer wie Spyro oder surft auf seiner eigenen Bugwelle wie Björn Dunkerbeck in der Nutella-Werbung aus dem Jahr 1998 . Viele Attacken und Moves sind zuckersüß animiert – und von der unterm Strich gigantischen Manöver-Vielfalt des Wonneproppens bin ich so begeistert wie einst auf Wii. Zwei ganz frische Verwandlungen habe ich entdeckt: Sand-Kirby baut Burgen aus Siliziumdioxid und lässt Sandfäuste zuschlagen, der Mech-Kirby feuert Lasersalven auf seine Feinde.

Gleich blitzt es! Links steht übrigens Kirby – hier haben wir ihm eine Waddle-Dee-Maske aufgesetzt.
Dazu gesellen sich mächtige Super-Transformationen, bei denen Kirby mit dem Schwert das halbe Level zerhackt oder einen Feuerdrachen durchs Feindvolk rauschen lässt – das sieht mitunter ziemlich fetzig aus. An anderer Stelle muss Kirby Schlüssel zu Türen und Bomben zu Barrieren transportieren – oder er schnappt sich Dauerfeuer-Kanone bzw. Regenschirm-Schild, um besonders wild bzw. sicher durch spezielle Abschnitte zu gelangen. Diese Passagen sind spielerisch banal, doch sorgen sie für optische Highlights und lockern den Jump'n'Run-Alltag auf. Mitunter pfiffig versteckt sind die Zahnrad-Collectibles – um sie alle aufzuspüren, braucht es ein gutes Auge für Geheimgänge und ein Gespür für seltsame Levelkonstruktionen. Sind an einer Stelle z. B. viele massive Blöcke, die auf den ersten Blick dort keinen Sinn ergeben, dann kann es schon reichen, einfach zu warten, bis ein massiver Steinblock (vor dem Kirby scheinbar nur flüchten soll) die Barriere zerdeppert. Aufmerksame Spieler entdecken zudem viele Dimensionsrisse, die in Abschnitte führen, wo Kirby vor einer tödlichen Wand fliehen muss – am Levelende warten dann wiederum Zahnräder als Belohnung für den Stress.

Bei der Macht von Dream Land!

Es gibt grafisch eindrucksvollere Titel auf der Switch: In manchen Stages macht das runderneuerte Spiel trotz seiner 2011er-Wurzeln aber eine super Figur.
In technischer Hinsicht gibt sich HAL keine Blöße: In Bewegung sieht das Abenteuer auf der Switch spürbar schicker und schärfer aus als damals auf der Wii. Die deutlichen Outlines um die Figuren herum fand ich anfangs störend, doch letztlich grenzen sich die Charaktere so besser von den turbulenten Hintergründen ab. So charmant wie Yoshi's Woolly World sieht dieses Remake aber nie aus, auch der 3D-Ausflug ins vergessene Land bot mehr Chichi für verwöhnte Zockeraugen.

Fazit

HAL hat nichts falsch gemacht: Die Neuauflage des Wii-Klassikers ist technisch blitzsauber und sieht immer noch nett aus. Die inhaltlichen Zugaben gefallen mir: Damit meine ich eher nicht die zwei zusätzlichen Mini-Games, sondern die beiden frischen Kopier-Fähigkeiten und den Epilog mit Magalor. Normalerweise störe ich mich kaum am niedrigen Schwierigkeitsgrad der Kirby-Spiele, vor allem einige Bosse sind in diesem Titel aber wirklich lachhaft leicht – da hätte ich mir einen optionalen Hardcore-Modus gewünscht. Nach wirklich reichlich Kirby-Futter in den letzten Jahren kann ich mich für die bunten Jahrmarkt-Minigames und das Suchen der Collectibles nicht mehr so begeistern wie anno 2011 – wer Kirbys 2D-Eskapaden aber nicht rauf und runter gespielt hat, der wird damit sicher seinen Spaß haben. Und ich verliere eigentlich fast nie ein Wort über die Preispolitik von Spielen, habe mich in diesem Fall aber wirklich gewundert, dass dieses Kirby-Spiel von Nintendo als Vollpreis-Titel gehandelt wird – Metroid Prime Remastered kostete vor zwei Wochen doch auch nur 39,99 Euro…

Pro

  • super Steuerung, blitzsaubere Technik
  • viele lustige und coole Verwandlungen
  • große Move-Vielfalt
  • langer Epilog als Deluxe-Zusatz
  • viel Abwechslung in den Stages
  • komplett zu viert spielbar
  • reichlich Modi und Vergnügungen

Kontra

  • biederes Leveldesign
  • extrem leichte (Zwischen-) Bosse
  • kaum Knaller auf dem Mini-Spiel-Jahrmarkt
  • etwas schwächer als Triple Deluxe, Planet Robobot & Star Allies

Wertung

Switch

Ein im positiven Sinne konservatives Jump’n’Run: spielerisch ansprechendes Hüpf-Abenteuer – technisch blitzsauber und mit vielen Zusatzinhalten.

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