Dead Island 2 - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PlayStation5, XboxSeriesX, PC, XboxOne
Tatsächlich ist das bis zu den Knien im Pixelblut stehende Zombie-Killer-Abenteuer zu Release aber nicht nur in einem erstaunlich guten Zustand, sondern konzentriert sich auch sehr konkret aufs Wesentliche: Zombies mit maximalem Gewalteinsatz in ihre Einzelteile zu zerlegen. Genau wie der Vorgänger – und die Dying-Light-Reihe von den Serien-Begründern von Techland – ist Dead Island 2 im Kern ein nahkampflastiges Action-Rollenspiel aus der Ego-Perspektive. Mit improvisierten Waffen, Elektro-Axt, Schrott-Säbel und Wolverine-Klaue werden die Untoten in den Straßen von LA mit Vollkontakt direkt zurück in die Hölle befördert. Und das wird bis zur absoluten Gnadenlosigkeit maximal brutal inszeniert.
Ein LA River voller Pixelblut
Zombie-Zerhackung, das Videospiel
Alle anderen, mich eingeschlossen, bekommen dafür eines der belohnendsten Treffer-Feedback-Systeme der Zombie-Schnetzel-Geschichte. Ja, das Remake von Dead Space war schon richtig gut was taktische Zerstückelung angeht – aber Dead Island 2 ist schlicht besser. Abgehackte Beine sorgen für Kriech-Zombies, abgetrennte Arme für weniger angriffslustige Schläger-Brocken. Dazu kommt ein einfaches, aber herrlich effektives Elementar-System mit Wasser, Strom, Säure und Feuer. An vielen Stellen in der Welt können Ölfässer, Benzinkanister und Co. genutzt werden, um die untoten Horden in feurige Falle zu locken. Schwimmbäder mit Säure-Füllung lösen das Problem ebenfalls sehr elegant, während man mit der Kombination aus Strom und Wasser ganze Straßenzüge elektrisieren kann, wenn man den Kanistern nur ausgiebig genug auskippt. Das ist sehr unterhaltsam - nicht zuletzt, weil man den Zombies eben auch ansieht, was man ihnen antut. Zugegebenermaßen könnten einige der Meinungsverstärker mehr Wucht mitbringen und fuchteln etwas kraftlos vor der Kamera herum, der Effekt am Feind ist aber fast immer herrlich brachial. Irgendwann kommen dann auch noch Schusswaffen zum Arsenal hinzu, die etwas mehr Distanz in die Auseinandersetzungen bringen – und ebenfalls mit wunderbar brachialem Trefferfeedback aufwarten.
Das unvermeidbare Action-Rollenspiel
Zusätzlich zu den Waffen gibt es im Charakter-Menü noch Fähigkeitenslots die mit freigeschaltete Skill-Karten bestückt werden. Neben den zwei persönlichen Fähigkeiten der fünf Spielfiguren, von denen man sich zu Beginn für eine entscheiden muss, gibt es passive Schadens-Boosts, die auf Spielsituationen angepasst werden können; etwa, wenn man seinen Charakter auf das Abtrennen von Zombie-Extremitäten spezialisiert. Auch aktive Fähigkeiten wie Block oder Ausweichen, Dropkick-Varianten oder Stun-Attacken gibt es. Im weiteren Spielverlauf kommt dann auch noch eine Zombie-Raserei dazu, während der man in übermenschlichem Blutrausch die untote Brut händisch in ihre Einzelteile zerlegt. Die Charaktere fungieren hier im Grunde als Klassen-Variante – Jacob hat mehr Lebensenergie, die Punkrock-Lady Dani mehr Ausdauer.
Apropos Bosse: Die sind nett bis lustig inszeniert, zumeist aber nicht ganz so einzigartig wie es zunächst wirkt. Die schlagkräftige Boss-Braut aus dem ersten richtigen Endgegner-Stelldichein wird in verschiedenen Variationen zu einem normalen Zwischengegner, der oft am Ende von Zombie-Wellen auftritt. Ähnliches gilt für weitere Alpha-Zombies. Dadurch wiederholt man oft eine bestimmte Form des Kampfes, was die Boss-Schlachten etwas entwertet und auf die Dauer auch ermüdet.
Gibt’s auch ne Story?
Falls ihr euch jetzt fragt ob es eigentlich auch eine Story bei Dead Island 2? Ja, naja, schon. In LA ist die Zombie-Apokalypse ausgebrochen, der eigene Spielercharakter schmiert gemeinsam mit einem B-Movie-Sternchen samt Assistenten mit dem letzten Evakuierungsflug ab und muss sich zu Fuß bis Bel Air durchschlagen. Hier stellt sich heraus, dass man selbst immun ist – und eventuell mit den Behörden Kontakt aufnehmen sollte. Der Ton der Handlung ist eher humorvoll angelegt und nimmt die reichen und schönen der Hollywood-Glitzerwelt auf die Schippe – allerdings ist die obercoole deutsche Übersetzung schon in Textform kaum zu ertragen. Immerhin wurde auf eine entsprechende Vertonung verzichtet, so richtig stark ist das Gebotene aber nicht. Immerhin liefert die Handlung aber immer wieder Gründe, quer durch LA zu ziehen, etwa um Forscher am Pier von Santa Monica zu treffen.
Technik? Ordentlich!
Technisch ist Dead Island 2 auf dem PC durchaus konkurrenzfähig – dank der Unreal Engine 4 und einer ordentlichen Optimierung. Gerade die Figuren, egal ob lebend oder untot, überzeugen mit fein modellierten Gesichtern, guten Animationen und detaillierten Kleidungs-Materialien. Auch die Umgebungen und Waffen werden stimmig in Szene gesetzt, besonders Flüssigkeiten sehen oftmals erstaunlich gut aus. Einzig die Sichtweite ist nicht besonders hoch und sorgt für ein unscharfes Flimmern in der Ferne – dies es aber ohnehin nur selten zu bestaunen gibt. Schön ist, dass das brachiale Abenteuer einen Mehrspieler-Modus mitbringt, man sich also mit bis zu drei weiteren Zombie-Slayern durch Los Angeles hacken kann. Nicht so schön ist, dass es keine Crossplay-Möglichkeiten zwischen den Plattformen PC, PS4 / 5 und Xbox Series X / One gibt. Auch ein lokaler Splitscreen-Multiplayer ist leider auf keiner Plattform möglich.
Fazit
Insgesamt besser als befürchtet: Dead Island 2 ist ein brachialer Zombie-Schlitzer mit ordentlicher Technik – und damit der zehn Jahre währenden Entwicklungshölle und vielfacher Entwickler-Wechsel einigermaßen schadlos entkommen. Der lockere Ton, die teils gute Technik und ein ganzer LA River voller Pixelblut machen die Zombie-Schnetzelei dann auch noch zu einem ordentlich unterhaltsamen Hirn-aus-Slasher, der jenseits der auch zu viert spielbaren Splatter-Orgie allerdings kaum Mehrwert mitbringt. Wer hier eine tiefgreifende Handlung, vielschichtige Charaktere oder mehr als einen sarkastisch-oberflächlichen Sozialkommentar der LA-Glitzerwelt erwartet, der rechnete vermutlich auch mit einem Oscar für das Snyder-Werk Army of the Dead. Dead Island 2 ist solide, blutige, kompromisslose Splatter-Unterhaltung ohne großen Anspruch. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.
Pro
- totale Zombie-Zerhackung
- gute Kulisse
- solider Fokus aufs Wesentliche
- solides Action-Rollenspiel
- Vier-Spieler-Koop
Kontra
- Story nicht der Rede wert
- wenig mehr als stumpfe Action
- per Ladezeit verbundene Gebiete
- schlimme deutsche Texte
- manchmal etwas zu "lustig"
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