The Outlast Trials - Test, Action-Adventure, PC, XboxSeriesX, PlayStation4, XboxOne, PlayStation5

The Outlast Trials
28.05.2023, Sören Wetterau

Test: The Outlast Trials

Koop-Horror mit Extraportion Blut im Early Access

Das erste Outlast konnte 2013 mit Optik, Inszenierung und Atmosphäre im positiven Sinne schockieren, der vier Jahre später veröffentlichte Nachfolger wusste daran nicht vollständig anzuknüpfen. Für den dritten Serienteil wagen die Macher daher ein Experiment, an dem schon ganz andere Horrorspiele gescheitert sind: Koop. Kann eine dichte Gruselatmosphäre, die im Sinne der Serientradition zu panischen Momenten führt, auch funktionieren, wenn man mit mehreren Freunden loszieht? Oder verkommt The Outlast Trials am Ende nur zu einem unterhaltsamen Koop-Ausflug? Wir haben uns für euch durch die Early Access-Version geschlichen und verraten euch, ob sich der der Ausflug als Laborratte lohnt.

The Outlast Trials ist zwar der dritte Teil der Reihe, spielt aber vor den Ereignissen der beiden Vorgänger: Im Kalten Krieg angesiedelt werde ich kurzerhand zum Versuchskaninchen der aus dem ersten Teil noch bekannten Murkoff Corporation, die schon in den 60er- und 70er-Jahren mit unmoralischen, unethischen und schlicht grausamen sowie abscheulichen Experimenten die Psyche von Menschen untersucht. Wirklich freiwillig erscheint

Bereits im Early Access lassen sich verschiedene Outfits kaufen – nicht gegen Echtgeld, versteht sich.
 mir die Teilnahme nicht, denn als Belohnung versprechen einem die kaltfühligen und nüchternen Wissenschaftler die süße Freiheit, wenn ich die entsprechenden Tests, dazu gleich mehr, erfolgreich abschließe – ansonsten bleibe ich ein Gefangener. Eine wahnsinnig "tolle" Ausgangslage mal wieder.

In den Fängen von Murkoff

Viel mehr passiert in Sachen Story bislang nicht, denn The Outlast Trials bietet keine lineare, zusammenhängende Erfahrung mit einem klaren Ende. Stattdessen existiert lediglich ein minimaler Handlungsrahmen, der auch auf einem Taschentuch hätte Platz finden können, um zu erklären, warum ich als Spieler immer wieder die titelgebenden Experimente durchlaufe und versuche, stets besser benotet zu werden. Zwar lässt sich ein Stück tiefer in die vor menschlichen Abgründen nur so triefende Geschichte der Murkoff Corporation weiter eintauchen, in dem man in den Leveln verschiedene optionale Dokumente und teils sehr verstörende Fotos sammelt, aber zum jetzigen Zeitpunkt bleibt das Ganze ein Stückwerk.

Wer also darauf hoffte, dass The Outlast Trials wie der erste Teil eine rund fünf bis sieben Stunde lange kohärente Story erzählt, die mit dem einen oder anderen spannenden Twist und Jumpscare überraschen kann, sollte direkt einen Bogen um den Horror-Titel machen. Diese Erfahrung gibt es hier nicht.

Der Verzicht auf eine intensive und mit Skripten versehene Geschichte ist aber eine vom Entwicklerstudio bewusst getroffene Entscheidung, da der Fokus in erster Linie auf dem Koop-Modus liegt. Zwar lässt sich The Outlast Trials problemlos solo spielen, aber seine Stärken entfalten die bislang in der Early Access-Version zur Verfügung stehenden drei Prüfungen, davon eine fieser und grausamer als die andere, erst so richtig, wenn man mindestens zu zweit unterwegs ist. Maximal dürfen übrigens vier Spieler gleichzeitig losziehen und sich den jeweiligen Schrecken stellen, wobei meiner Erfahrung nach darunter ein Stück weit der Schwierigkeitsgrad leidet und manches Hindernis einen Ticken zu einfach wird.

Bis zu vier Opfer sollt ihr sein

Die Tests schicken einen entweder in eine vom Layout her sehr verwirrende und gefühlt wenig praktische Polizeistation, in einen Vergnügungspark, wo der größte Spaß daran liegt, Herzen durch die Gegend zu werfen (wortwörtlich zu nehmen), und in ein von Nonnen geführtes Waisenhaus, dessen Besuch ich nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen würde. Mehr Schauplätze für die obskuren Tests der Murkoff Corporation sollen im Laufe der Early Access-Phase folgen, aber bisher ist der Inhalt überschaubar. Zwar sind die einzelnen Level recht umfangreich und bei jedem Betreten ändern sich ein paar Dinge, wie beispielsweise Türen oder Verstecke, aber ein inhaltliches Brett ist The 

Viele der Aufgaben und Rätsel sind nicht komplex, auch weil die Entwickler sehr offensichtlich mit ihren Hinweisen umgehen.
Outlast Trials in der aktuellen Fassung noch nicht. Neben den großen Hauptmissionen gibt es pro Szenario übrigens noch jeweils zwei Spezialtests, die in Sachen Umfang und Länge deutlich kürzer ausfallen.

Schafft man es, einen Level erfolgreich zu beenden, folgt zum Schluss seitens der Wissenschaftler eine Bewertung im amerikanischen Schulnotensystem. Je besser man darin abschneidet, sprich Missionsziele zufriedenstellend erfüllt und wenig Fehler begeht, desto höher fällt die Bezahlung aus und desto mehr Erfahrungspunkte gibt es. Von dem Geld lassen sich rein kosmetische Gegenstände kaufen, wie etwa einen neuen Pullover oder ein schicker neuer Bettbezug für die eigene Zelle. Die Erfahrungspunkte wiederum lassen das Level ansteigen, wodurch man nach und nach spezielle Gadgets, darunter beispielsweise ein Sonarscanner, um Feinde durch Wände temporär orten zu können, und sonstige Verbesserungen freischaltet.

Spielmechanisch unterscheidet sich The Outlast Trials derweil nur wenig vom mittlerweile bald zehn Jahre alten ersten Serienteil. Statt einer modernen HD-Kamera gibt es zwar nur ein Nachtsichtgerät, dessen Energie stets mit neuen Batterien gefüllt werden muss, aber weiterhin keine Waffen. Vorsichtiges Schleichen und langsames Herantasten hat in den oftmals finsteren Ecken demnach die allerhöchste Priorität, und falls man doch einmal in die Hände der psychopathischen, mordlustigen und sadistischen Feinde läuft, die durch die Level streifen, dann gilt es, die Beine schnellstmöglich in die Hände zu nehmen. Es wird durch die teils fast schon klaustrophisch engen Gänge gehetzt, Türen werden 

Ein ganz typisches Outlast-Szenario: Im Schrank verstecken und darauf hoffen, nicht gefunden zu werden.
geschlossen und ein passendes Versteck gefunden: In einem Schrank, unter dem Bett oder gar in einer Mülltonne. Das spielt sich 2023 noch immer so flüssig und intensiv wie vor zehn Jahren, aber wer solche Szenen schon hunderte Male in den Vorgängern erlebt hat, wird mitunter nicht mehr ganz so sehr in Panik verfallen.

Rennen, verstecken, abgestochen werden

Manchmal hilft aber auch das beste Wegrennen nicht und ein Feind bekommt mich oder einen meiner Laborraten-Freunde trotzdem in seine schauderlichen Langfinger. Zum Glück folgt nicht umgehend ein Gameover-Screen, sondern eher ein Messerstich in die Brust, eine durchbohrte Hand oder ein kräftiger Schlag gegen das eigene Kinn. Das kostet etwas Lebensenergie, dafür gibt es allerdings im Gegenzug eine weitere Chance, zu entkommen. Die verlorene Menge Blut darf wiederum mit Heiltränken aufgefüllt werden, die ähnlich wie Dietriche, Adrenalinspritzen oder die bereits erwähnten Batterien im Level herumliegen oder in verschlossenen Behältern zu finden sind. Auf höheren Schwierigkeitsgraden sind die Ressourcen derweil sehr spärlich gesät und Fehltritte werden konsequent bestraft.

Falls es mal dazu kommt, dass man selbst oder einer der Team-Kameraden zu Boden geht, gibt es noch zwei letzte Hilfsmittel. Niedergeschlagene Freunde lassen sich, bevor sie ausgeblutet sind, per Tastendruck wieder aufhelfen. Sind sie gänzlich tot, dann hilft nur noch eine der seltenen Wiederbelebungsspritzen, die sich hinter Glaswänden befinden. Da man ohne Verbesserungen nur maximal drei Gegenstände bei sich tragen kann, sollte man sich die Orte der Spritzen gut einprägen, schließlich kann es immer mal wieder zu einem Notfall kommen.

Doch nicht nur die vor dem Levelstart im Briefing kommunizierten Feinde werden zum Hindernis, sondern ab und an wirft The Outlast Trials noch weitere Psychopathen und ein paar fiese Fallen in den Ring. Erstere tauchen hin und wieder auf und pumpen einen voll mit einem Gas, welches tödliche Halluzinationen hervorruft, wenn man nicht rechtzeitig ein Gegenmittel zu sich nimmt. Und dann gibt es da noch die Klone, die gefühlt aus dem Nichts um die Ecke kommen, so aussehen wie man selbst und einem die Klinge fies in die Rippen stechen – Danke dafür!

Von Fallen und Wahnsinn

Die Fallen wiederum sind oft explosiver, hin und wieder aber ebenso giftiger Natur und können einen beim Weglaufen in seltenen Fällen den Tag versauen. Türen können übrigens ebenso mit Fallen versehen 

In einem Level sind zwar im Schnitt nicht viele Feinde unterwegs, dafür ist einer sadistischer und wahnsinniger als der andere.
werden, weshalb es sich lohnt, eine ruhige Minute vorausgesetzt, manche Türen erst langsam zu öffnen und bei auffälligen roten Kabeln einen Rückzieher zu machen. Laute Geräusche locken schließlich die wenigen Feinde an, weshalb man sich wieder verstecken muss und so weiter.

Zu Hilfe kommen einem in den Testräumen die vier unterschiedlichen Spezialfähigkeiten, die man in der Lobby bei einem wenig freundlich wirkenden Ingenieur freischaltet. Mit diesen lassen sich beispielsweise Gegner kurzfristig betäuben und blenden oder man nutzt ein Heilgerät, um Teamkameraden etwas frisches Blut zu spenden. Alternativ steht der zuvor schon angesprochene Sonarscanner bereit. Alle vier Fähigkeiten lassen sich noch zusätzlich bis zu zehnmal verbessern und erweitern nach und nach die Anwendungsmöglichkeiten oder verkürzen die Abklingzeit.

Da man allerdings von diesen Rigs genannten Fähigkeiten immer nur eine in die Testumgebung mitnehmen kann, greift hier besonders der Koop-Modus. Im Test habe ich The Outlast Trials überwiegend zu zweit gespielt: Einer nahm die Betäubung mit, der andere den X-Ray-Scanner. Das ergänzte sich ganz gut und half insbesondere bei den jeweiligen Aufgaben, die es innerhalb der Level zu lösen gilt. Im Kern handelt es sich dabei oft um 

Nach und nach kann man sich mit Rezepten und Gadgets verbessern, die beim Überleben helfen.
Miniaufgaben, wie etwa einen Generator wieder einschalten, Schlüssel in den Leichen von Wachmännern finden oder Signalwellen einstellen. Komplex sind die Anforderungen und "Rätsel" nie, ebenso wenig gibt es einen Zeitdruck. Stressig können sie aber trotzdem werden.

Stark im Koop, quälend im Singleplayer

Im Singleplayer sorgt nämlich die Kombination aus Minispiel, bei dem man fest an einer Stelle steht, und der konstanten Furcht, von einem der Feinde entdeckt zu werden, für einen spannenden Nervenkitzel, der einem durchaus den einen oder anderen Paniklaut entlocken kann – zumindest auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad. Auf den zwei höheren Einstellungsmöglichkeiten wird es hingegen zeitweise sehr frustrierend, denn dann hauen die Massenmörder-Gegner deutlich kräftiger zu und man landet signifkant schneller im Sarg.

Im Koop lässt sich das ein Stück weit ausgleichen, in dem man sich als Team ergänzt. Hier kann einer das Opfer spielen, der die Feinde auf sich zieht, während die anderen die Aufgaben lösen, oder es zumindest versuchen, falls man nicht gerade mit Schadenfreude beschäftigt ist, weil der Kollege panisch im Discord herumschreit. Leider offenbaren sich mit zunehmender Spieldauer einige KI-Mängel: Manchmal verrennen sie sich in der Architektur oder übersehen, dass man gerade nur wenige Meter vor ihnen unter den Tisch krabbelt. Besonders nervig wird es, wenn einer der Spinner sich dazu entscheidet, permanent vor dem Missionsobjekt stehen zu bleiben und somit ein Weiterkommen massiv erschwert. Hier dürfen die Entwickler gerne schnellstmöglich nachbessern.

Worüber ich bislang noch gar nicht gesprochen habe ist die Optik von The Outlast Trials und das hat einen guten Grund: Es fällt mir ziemlich schwer. Auf rein technischer Ebene ist das Spiel schick anzusehen, bietet dem Szenario entsprechend schöne Licht- und Schattenspiele, präsentiert detaillierte und grotesk aussehende Feinde und die Atmosphäre ist, auch aufgrund des schaurig-guten Sounddesigns, dem Team von Red Barrels allemal gelungen.

Wie viel Liter Blut sind erträglich?

Die Problematik liegt an einer anderen Stelle: The Outlast Trials ist enorm brutal und scheut sich kein bisschen davor, Verstümmelungen, Enthauptungen, dem Körper entrissene Gedärme, aufgeknüpfte Leichen, komplett entstellte Körper und noch viel mehr zu zeigen. Am digitalen Pixelblut wird nicht eine Sekunde lang gespart. Hinzu

Blut, Gedärme, abgetrennte Körperteile: All das ist in den Testläufen von The Outlast Trials Normalität – vielleicht schon zu normal.
kommen nackte Körper, deren Genitalien an eine Autobatterie angeschlossen sind, oder barbusige Nonnen-Puppen, die vollkommen bewusst mit ihrem Gesäß auf einem metallenen Stab platziert worden sind.

Überraschend kommt das natürlich nicht, denn schon Outlast und Outlast 2 waren das komplette Gegenteil von zimperlich. The Outlast Trials wirkt jedoch im Vergleich noch eine Ecke grausamer und übertriebener, auch weil man selbst zum Täter wird. In einer Mission muss man beispielsweise vor einer Klasse Schulkindern, die allesamt nur Puppen sind, eine Kreuzigung nachstellen und der noch lebenden, aber ans Kreuz genagelten Person die Beine abschneiden – unsägliche Schmerzensschreie und eine anschließend Blutdusche inklusive. Das ist harter Tobak und irgendwo ja auch Sinn der Sache, aber schnell stellte sich bei mir eine Abnutzungserscheinung ein: Die vielen Leichen, die Unmengen an Blut und Gedärmen – sie wurden mir egal und nahmen The Outlast Trials ein ganzes Stück von seiner Atmosphäre. Ob das vielleicht sogar der Sinn hinter den Testaufgaben ist und aufzeigen möchte, ab wann Menschen abstumpfen? Wer weiß...

Fazit

Eines möchte ich an dieser Stelle noch einmal erwähnen: The Outlast Trials ist noch nicht fertig. Aktuell befindet sich das Spiel in der Early Access-Phase und wird mindestens inhaltlich noch an einigen Ecken erweitert und ausgebaut. Wenn die Entwickler dabei das Niveau der bisherigen drei Maps halten, die vor allem im Koop aufgrund von Chaos und Panik ihre Unterhaltungsmuskeln spielen lassen, dann kann hier ein wirklich empfehlenswerter Titel entstehen, der bei gemeinsamen Discord-Abenden so richtig zur Geltung kommt – sofern alle Teilnehmer einen stabilen Magen haben. Die enorme Menge an Blut und Verstümmelungen ist schon absurd hoch und dürfte nicht jedem liegen, auch wenn sie Stunde für Stunde an Wirkung verliert. Nachjustieren sollten die Macher in der Zeit aber vor allem an der KI und Balancing, während ein paar spannendere Aufgaben ein schöner Bonus wären. Spielern, die lieber gerne alleine unterwegs sind und eine intensive Story bevorzugen, dürften die Testkammern hingegen wenig Spaß bereiten.

Pro

  • unterhaltsamer Koop-Modus, bei dem man sich dank unterschiedlichen Fähigkeiten gut ergänzen kann
  • dichte Atmosphäre mit Wahnsinns-Faktor - im Singleplayer
  • flüssige Verfolgungsjagden
  • drei sehr umfangreiche Level
  • bis auf kleine Ausnahmen eine gute Optimierung

Kontra

  • Story ist nur behilfsmäßig
  • Im Singleplayer auf höheren Schwierigkeitsgrad frustrierend
  • Horror-Atmosphäre leidet unter Koop-Faktor
  • KI-Aussetzer
  • Enormer Splatter-Faktor nutzt sich mit längerer Spieldauer ab
  • Inhaltlich noch ausbaufähig

Wertung

PC

Bereits im Early Access ist ein unterhaltsamer, wenn auch inhaltlich noch ausbaufähiger Koop-Spaß. Eine beklemmende Atmosphäre kommt dann aber nur selten auf.

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