Diablo 4 - Test, Rollenspiel, PlayStation5, XboxOne, PC, XboxSeriesX, PlayStation4

Diablo 4
08.06.2023, Michael Sonntag

Test: Diablo 4

Unterwerft euch diesem verflucht guten Gameplay, ihr Grind-Zombies!

“Nahe an der Perfektion” - “Bester Teil der Reihe” - “Game of the YearCentury” - “Wer braucht schon Teil 2?” - “Dafür würde ich meinen Erstgeborenen opfern”. Es wurde schon sehr viel Gutes über Diablo 4 (ab 39,99€ bei kaufen) gesagt. Es grenzt an ein Wunder, wenn der Duden danach überhaupt noch Superlative übrig hat. Und alle anderen sind nur Ketzer, die irgendetwas Negatives in Diablo 4 finden wollen. Bei diesen hunderten verzückten Augen muss ich trotzdem eine entscheidende Frage stellen: Ist da nicht auch dämonische Magie am Werk? Denn ein bisschen ironisch ist es schon. Ich ziehe los, entschlossen und stark, um die böse Dämonin Lilith aufzuhalten. Aber Blizzards Mächten wiederum verfalle ich ab der ersten Minute. Ohne jegliche Gegenwehr. Diesem süßholzraspelnden Entwickler, der mich mit seinem immer gleichen Gameplay-Loop in den Bann ziehen will. Das heißt, wenn er mir nicht gerade mit Ingame-Käufen vor der Nase herumwedelt. Das kann doch nicht so viel Spaß machen! Wann kann ich mich daraus befreien? Morgen! Niemals! Argh! Als Nicht-Teilnehmer der stark limitierten, 10-tägigen Testphase kann ich dem Wertungsbild keine neuen Punkte mehr hinzufügen. Aber vielleicht eine unverschönte und ehrliche Meinung. Gebildet auf der PlayStation 5.

Können die Droprates in Diablo 4 über lange Zeit zufriedenstellen? Wie ist die Endgame-Motivation zu bewerten? Ist Teil 4 würdiger als Teil 2 und 3 zusammen? Keine Ahnung. Als Neueinsteiger und Nicht-Diablo-Professor kann ich euch nichts dazu sagen. Und für meinen Test ist es auch unbedeutend. Ich bewerte das Spiel für sich selbst und biete eine frische Perspektive, denn es wird garantiert auch viele Spieler geben, die mit Diablo 4 neu in die Reihe oder gar in das Hack&Slay-Genre einsteigen. Meine bisherige Diablo-Erfahrung zusammengefasst: Ich war für Teil 2 damals zu jung und die Resurrected-Edition fühlte sich trotz aller Modernisierungen zu altbacken für mich an. Teil 3 dagegen scheiterte trotz aller Spaßigkeit an einer absolut oberflächlichen Sache: Dem Look.

Eine Einsteigerperspektive

Diablo 4 erzählt seine Geschichte die meiste Zeit über beeindruckende Rendersequenzen. Optisch großartig, inhaltlich recht dünn.
Genauso wie das alberne und in den Dad-Jokes-Topf gefallene Dungeons 3 der “Dungeon Keeper”-Alternative seinen Biss genommen hat, wollte auch das Cartoonige von Diablo 3 bei mir keine Abenteuer-Stimmung aufkommen lassen. Meine Erwartungen an Diablo 4 lauteten daher im Vorfeld: Schmiede und perfektioniere die Formel so gut, du kannst, Blizzard. Und halte dich nicht zurück, wirf mich in die düsterste Düsternis, die der Teufel ausspucken kann. Sei mystisch und nostalgisch. Verpasse der aufpolierten, Remake über Remake spamenden Gaming-Landschaft von heute etwas Anderes, mit Kanten und Narben. Verleih mir eine isometrische Perspektive auf die Welt, um Schlachten und Orte in seiner vollen Gänze zu erleben. Das waren meine Erwartungen. Jetzt kommt die Realität.

Eine Gruppe Räuber begibt sich immer tiefer in ein Gewölbe, auf der Flucht vor zahlreichen Monstern. Am Ziel angekommen, in einer finsteren Kammer, werden sie Teil eines Beschwörungsrituals, das sie mit ihrem Leben bezahlen. Ihrem geopferten Blut entspringt Lilith, die Tochter des Hasses. Mit einem Umhang aus Blut. Und einem finsteren Plan. Das ist die erste von vielen Rendersequenzen, über die Diablo 4 seine Geschichte erzählt. Die Grafik ist popcorn-eimer-leerfressend, der Inhalt eher briefkasten-broschüren-dünn. Versteht mich nicht falsch: Das ist eine Dark Fantasy, wie man sie schon lange auf den Bildschirmen vermisst hat. Kein malerischer

Nicht immer wird die Story in aufwändigen Cinematics erzählt, manchmal findet auch alles komplett Ingame statt.
0815-Drachen-Elben-Magier-Schmarrn, sondern der Stoff, von dem selbst Dämonen Albträume bekommen. Was zumindest das Optische angeht.

Jagt dem Kinofilm hinterher

Fasst man den Inhalt dieser Szenen zusammen, bleibt es dabei, dass die Charaktere sich mit unheilvollen Phrasen bewerfen und sich auf irgendetwas Vergangenes aus der Diablo-Lore beziehen. Cooler Fan-Service für Insider, zahlreiche Hä’s für Uneingeweihte. Zum Glück spielt sich die Geschichte im Hintergrund ab und zielt eher auf Atmosphäre ab. Um euch im Blut und Licht dieser Welt unterzutauchen. Um euch zu vermitteln, zu welchem Helden ihr werden müsst, um die größte Bedrohung aufzuhalten. Eine lange Zeit aber haben Gameplay und Geschichte kaum etwas miteinander zu tun. Die Geschichte diktiert im Grunde nur die Reihenfolge der Areale. Und bevor ihr Lilith persönlich begegnet, werdet ihr erstmal ihren vielen Rendersequenzen hinterherjagen. Der Hauptanreiz des Spiels bleibt das Spielerische.

Vor dem Spiel entscheide ich mich zwischen fünf Charakterklassen: Barbar, Nekromant, Magier, Jäger und

Im Spiel könnt ihr zwischen fünf Charakterklassen wählen: Barbar, Totenbeschwörer, Magier, Jäger und Druide.
Druide, wahlweise auch weiblich. So stehen prinzipiell fünf Spielverläufe zur Verfügung, da jeder Charakter über eine völlig eigene Spielweise verfügt. Der Barbar drischt ein. Der Nekromant beschwört Armeen aus Leichen. Der Magier zaubert. Die Jägerin attackiert mit Pfeil und Bogen. Der Druide verwandelt sich in verschiedene Tierformen und nutzt Elementmagie. Im Charaktereditor kann ich ein paar Sachen am Gesicht und Körper anpassen. Haare und Tattoos machen noch am meisten aus. Nett, aber nicht der Rede wert, vor allem, wenn das meiste davon ohnehin unter der Rüstung verborgen bleiben wird.

Die 9 Ringe des Gameplays



1. Charakterauswahl

Der Austragungsort dieser Schlacht zwischen Gut und Böse ist das Reich Sanktuario. Es gibt Dutzende Städte und Dörfer, Dungeons, Berge, Wälder und Sümpfe. Sobald ihr einen Wegpunkt aktiviert habt, könnt ihr die Schnellreise zwischen den Orten nutzen. Nachdem ihr das erste (etwas müde) Tutorial-Gebiet abgeschlossen habt, entlässt euch Diablo 4 in die freie und offene Spielwelt. Geht hin, wohin ihr wollt (vorausgesetzt, das Level stimmt).

2. Erkunden

Die Detaildichte dieses Dark-Fantasy-Dioramas ist erschlagend, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Bäume, Bäche, Felsen, Gerümpel am Wegesrand, zu Eis erstarrte Leichen. Ich betrete eine Stadt, in der mir sofort Marktgeschrei und Elend entgegenkommen. Ich laufe durch eine geschlängelte Höhle, die nur aus tropfendem

Wirtshäuser, Städte, Dungeons, Wildnis – die Welt von Diablo IV strotzt nur so vor Details.
Dämonenfleisch besteht. Zusätzliche Interaktionspunkte, die zum Klettern an Wänden, dem Überspringen von Abgründen und Hangeln an einer Leine einladen, verleihen der Welt noch mehr Echtheit und Dynamik. Mein Charakter und ich, wir sind wirklich hier.

Jeder Zentimeter fühlt sich belohnend an, jedes neue Gebiet ist eine Wohltat für die Augen. Die Angst, dass Eintönigkeit entsteht, wird sofort als Blasphemie gewertet und mit Schönheit/Hässlichkeit hinter der nächsten Ecke bestraft. Die Weltpalette hat viel zu bieten: für jede Stimmung, jede Quest, jeden Bossgegner. Von der heiligsten Kathedrale bis zum tiefsten Höllenschlund. Das sind doch Bühnen, Schlachtfelder und Arenen, in denen es sich gut kämpfen lässt! Einziger Riesenmakel: Das Pferd lässt sich erst viel zu spät freischalten! Davor heißt es nur: Laufen, laufen, laufen.

Auf der Basisebene kann jeder Charakter ausweichen und auf sechs Attackenslots zugreifen, die individuell besetzt werden können. Schlag folgt auf Schlag, Attacke auf Attacke, immer wieder ein tolles Spektakel mit Wusel-Faktor und Gore-Effekten. Ob einzelne Gegner oder ganze Horden: Es herrscht völliges Chaos und trotzdem behalte ich die Übersicht. Weil alle gegnerischen Attacken fair und farblich kommuniziert werden. Außer ich werde eingekesselt oder plötzlich mit einem Status-Effekt getroffen, dann kann es manchmal eng werden. Im Non-Stop-Kampf besiege ich Welle um Welle, Kreaturen aller Art.

3. Kämpfen und Leveln

Kein stumpfes Drauf-Einhauen auf das immer gleiche Kanonenfutter! Tatsächlich stellt sich jede Armee aus verschiedenen Front- und Fernkämpfern zusammen. Siebzig Prozent der Zeit genieße ich die volle Überlegenheit und gerate in einen fast schon meditativen Tötungssog. In den anderen dreißig Prozent schleppe ich mich

Die Kämpfe münden schnell in effektreiche Gemetzel – in denen ihr trotzdem den Überblick behaltet.
halbtot von Heiltrank zu Heiltrank und schwitze den Controller voll. Ich wechsle durch die Attacken. Verschieße zwei Pfeilhagel, teleportiere mich, dolche drauf ein, platziere eine Giftbombe. Zur selben Zeit experimentiere ich mit neuen Angriffsmustern und perfektioniere gleichzeitig meinen Kampfstil. Was ist effektiv, was nicht?

In Ruhephasen mache ich Verbesserungen rückgängig, mit denen ich nicht zufrieden bin, und verlagere meinen Skill einfach in eine andere Richtung. Offensiver, defensiver, kritischer, brachialer, passiver, Ressourcen sparender, Kombi-nutzend – immer wieder feilen, immer wieder schmieden, das Erschaffen des perfekten Charakters. Um mich aus meinem Sog aufzuwecken, tritt am Ende jedes Gebietes ein Boss auf den Plan, der mich mit neuen Angriffsmustern und Attacken aus dem Konzept bringen soll. Eine würdige Herausforderung und dank der fair gesetzten Save-Points ein völlig frustfreies Erlebnis.

Getötete Feinde hinterlassen Loot und allerlei Nützliches. Dazu gehören Waffen, einzelne Rüstungsteile wie Brustpanzer, Armschienen, Stiefel, Amulette und vieles mehr. Das Austauschen geht fix im Menü, das Sortieren genauso fix. Und alles, was nicht gebraucht wird, wird als Ramsch zum späteren Verkauf markiert. Alle Objekte benötigen im großen Inventar praktischerweise nur einen Slot. Nicht so wie früher, als jeder Gegenstand noch je

Der große Reiz des Spiels besteht darin, den eigenen Charakter mit seinen Fähigkeiten und Rüstungsgegenständen zu perfektionieren.
nach seiner Größe mehrere Slots verbrauchte. Jede Minute wechselt mein Charakter seine komplette Ausrüstung. Wie ein Staubsauger sammelt ihr alles auf. Gleichzeitig ist es aber so viel Loot, dass der Wert des einzelnen Gegenstands kaum greifbar ist.

4. Looten und Durchrüsten

Besaß ich in anderen Spielen noch eine Beziehung zu einer speziellen Waffe oder Rüstung, die ich auch lange trug und zu der ich auch eine Geschichte erzählen konnte – “Oh ja, das war ein heftiger Kampf gewesen” – herrscht nun kompletter Verschleiß. Ich ertrinke lange Zeit in Fluten von Loot-Haufen, die nur selten Außerordentliches beherbergen. Ein paar mehr Prozentchen hier, ein paar mehr Prozentchen da. Auf dem Papier gibt es zwar eine Verbesserung, die ich aber nicht unbedingt im Kampf spüre. Ich weiß lange Zeit nicht, ob ich richtig oder falsch spiele. Es funktioniert alles, ich sterbe extrem selten, also wird es schon richtig sein. Aber wirklich spürbar wird das Ausrüstungsmanagement erst spät im Spiel.

Ein Mann befürchtet, dass sein Bruder sich einer Bande von Dieben angeschlossen hat. Eine Frau sorgt sich um ihren Mann, der mit einer rätselhaften Frau im Wald verschwunden ist. Eine Meisterjägerin will mich erst

Die Nebenquests entpuppen sich als spannende Ausflüge – mit überraschenden Bosskämpfen und Mini-Twists.
ausbilden, wenn ich ihr dabei helfe, eine vermisste Truppe wiederzufinden. Immer wieder treffe ich auf meiner Heldenreise auf Leute am Wegesrand, die ihre eigenen kleinen Aufträge für mich haben. Mit Nebenquests verhält es sich normalerweise wie mit Überraschungseiern: Meistens ist nur jede siebte davon interessant, der Rest beinhaltet in der Regel eine Form von langweiliger Spielstreckung. In Diablo 4 sind sie glücklicherweise interessant und kurz, liegen meist auf dem Weg und bieten Überraschungen durch Bosskämpfe sowie Story-Twists. Deshalb nehme ich gerne jede an, erfülle manche einfach nebenbei, wodurch jeder Ausflug am Ende in mehrere zufriedene Auftraggeber mündet, die schon von Weitem mit den Belohnungen rascheln.

5. Nebenquests

Diablo 4 ist keine reine Singleplayer-Erfahrung mehr: In der geteilten Welt begegne ich nun auch anderen Spielern, mit denen ich zusammen kleinere Events bestreiten oder auch spontan zu größeren Quests aufbrechen kann. Gleichzeitig ist es auch möglich, an der Konsole im Couch-Koop zu spielen. Spieler Zwei braucht zwar einen eigenen Battle.net-Account um loszulegen, aber eine weitere Spiellizenz wird nicht benötigt. Geteilter Spaß ist doppelter Spaß!

6. Multiplayer

Der Zyklus wiederholt sich. Erkunden, kämpfen, looten, leveln, in die Stadt zurückreisen, alles verkaufen, neue Objekte kaufen, wieder losziehen, erkunden, kämpfen, looten, leveln … aber es bleibt trotz des Loops spannend.

In der offenen Welt begegnet ihr anderen Spielern, die zu potenziellen Verbündeten werden können.
Es ist schon etwas länger her, dass mich ein Spiel mit seiner Gameplay-Formel so lange halten konnte. Vermutlich, weil Diablo 4 sich auf so viele einzelne Aspekte aufteilt, anstatt nur zwischen dreien zu wechseln. Die Abwechslung bleibt erhalten: Die Geschichte führt mich zu neuen Orten dieser doch recht großen Welt. Neue Feinde stellen mich auf die Probe und zwingen mich zum Umdenken. Je nach Lust und Laune verliere ich mich auch mal in einem optionalen Dungeon. Jede zufällige Begegnung mit anderen Spielern bringt frischen Wind und eine neue Gelegenheit mit sich. Diablo 4 ist im Grunde mehr ein Freizeitpark zum Grinden, nur eben mit einem Dark-Fantasy-Thema. Und siehe da, das Ende der Kampagne ist kein Rausschmeißer, sondern nur der Türöffner zum Endgame.

7. Repeat I

Bei meinem zweiten Spielstand schlüpfe ich in die Rolle eines Druiden, hinter dem sich eine doch recht anspruchsvolle Charakterklasse verbirgt. Es braucht etwas Zeit und Knobelei, um zu verstehen, wie dieser Kollege zu einer effektiven Naturgewalt wird, die mit Bärentatzen zuschlägt und Blitze auf seine Feinde niedersausen lässt. Diese Schwierigkeit hatte ich bei meiner ersten Wahl mit der Jägerin nicht. Beim zweiten Spielstand fällt logischerweise aber auch auf: Es sind exakt die gleiche Welt und die gleichen Orte. Ohne zu schnell das Gefühl zu bekommen, mich in Wiederholungen zu verlieren, wähle ich eine andere Route. Nichtsdestotrotz wird Diablo 4 ab diesem Punkt zunehmend meta-technischer. Im Fokus steht jetzt noch viel mehr die Ausbildung des Helden. Die Geschichte fällt weg, die Überraschungen fallen weg, aber zumindest die Atmosphäre und die Welt bleiben. Das Spiel erhält ein völlig neues Gesicht.

8. Repeat II

Schadenswerte. Rüstungswerte. Kombos. Monstermassen. Die Kämpfe werden immer schwerer, die Charaktere immer spezialisierter. Mehr Meta geht nicht. Sanktuario ist verschwunden, übrig bleiben nur Zahlen, Tabellen und Rechenspiele. Diablo 4 ist eine Gameplay-Pyramide, die mit jeder weiteren Stufe nach oben mehr Grips und Arbeit erfordert, aber gleichzeitig nach oben auch immer dünner wird. Die Geschichte war lange Zeit nur

Das Ausrüstungsset des Gespensterfürsten kostet 28 Euro, ein Drittel von Diablo IV-Kaufpreises. Also 28 Euro zu viel.
hübsches Beiwerk und kann ab dem zweiten Spielstand komplett übersprungen werden. Genauso wie die unzähligen Dialoge.

9. Repeat IIIIIIII (Prognose)

Und Diablo 4 behält diese Richtung auch bei, es scherrt nicht nach links oder rechts aus. Es wird nicht in Stunde 900 (soweit wir wissen) plötzlich etwas Gänzliches anderes machen. Es ist eben ein Hack&Slay, das die Formel seiner Vorgänger verwendet und weiter ausbaut. Es strebt nach der unendlichen Spielzeit. Und wie rezensiert man etwas, das so lange Spaß machen will? Der klassischen Testlogik zufolge müsste das Spiel eigentlich ab jeder hundertsten Stunde neu bewertet werden – und sowieso, wenn neue Battle Pass-Inhalte und DLCs dazukommen.

Mit Diablo 4 verhält es sich wie mit einer Beziehung – auch wenn ein Spiel natürlich nicht mit der Komplexität einer echten zwischenmenschlichen Beziehung verglichen werden kann: In der Honeymoon-Phase (im ersten Spieldurchlauf) herrschen grenzenlose Euphorie und Begeisterung. Alles ist frisch und aufregend. Danach (ab dem zweiten Spieldurchlauf, vielleicht schon früher) setzt langsam die Gewohnheit ein. Das heißt nicht, dass der Spaß schlagartig aufhört. Aber vielleicht werden die einzelnen Sessions kürzer und liegen weiter auseinander. Ihr werdet viel Spaß mit Diablo 4 haben, wenn euch das Gameplay zusagt. Wie viel Spaß es letztendlich ist, hängt zuletzt von euch ab und wie viel Blizzard in den nächsten Monaten ergänzt.

Schau, schau mal, diese Super-Fancy-Schmancy-Rüstung für Obercoole! Schnapp dir jetzt das Ausrüstungspaket des Gespensterfürsten, denn in drei Tagen rotieren die Angebote und dann kommt es vielleicht nicht mehr wieder. Es kostet auch nur mickrige 2.800 Platin.

Und ja … der Ingame-Shop

  • Erstens: Nein, denn coole Rüstungen sollte man sich erspielen können. Was hat das für einen Wert, wenn damit keine tolle Herausforderung oder Geschichte zusammenhängt? Denkt mal an König Artus! Da konnten die Leute schließlich auch nicht einfach zum Premium-Schmied gehen, um sich ihr eigenes Excalibur-Schwert zu holen.
  • Zweitens: Nein, denn durch Zeitlimits werden überflüssige Angebote ja nicht weniger überflüssig. Sie verschwinden glücklicherweise nur schneller.
  • Drittens: 100 Platin entsprechen einem Euro. 2800 Platin entsprechen 28 Euro. Diablo IV kostet wiederum 79,99 Euro, also entspricht Diablo IV etwa drei Gespensterfürsten-Rüstungen. Gebt euer Geld lieber für etwas anderes aus. Denn ihr wisst auch: Es kommt gar nicht auf das Äußere eines Helden an, sondern auf seine inneren Werte, die Schadenswerte, wohl gemerkt.

Fazit

Nach elf Jahren erscheint Diablo 4 und will die Spieler mit viel Spielzeit, Loot und Bombast in seinen Gameplay-Loop ziehen. Diablo 4 sieht sich als Medley der letzten Teile: Düster und komplex wie Diablo 2, komfortabel und modern wie Diablo 3. Während man bestimmte Entscheidungen seitens Blizzard – wie zum Beispiel die exklusive Early-Access-Phase für Vorbesteller und den Stress erzeugenden Ingame-Shop – kritisch sehen sollte, da sie neue Negativ-Trends im Gaming etablieren und verstärken könnten, haben sie es andererseits auch einfach wieder gemacht: spielerisch Brutal gut abgeliefert.

Pro

  • Detailreiche Dark-Fantasy-Welt
  • Fesselnder Gameplay-Loop aus Kämpfen, Looten und Leveln
  • Beeindruckende Story-Sequenzen
  • 5 einzigartige Charakterklassen
  • Multiplayer, der sich nicht aufdrängt

Kontra

  • Story nur dünnes Beiwerk
  • Nerviger Ingame-Shop
  • (aktuell?) fehlende Komfort-Features

Wertung

PlayStation5

Diablo 4 sieht sich als Medley der letzten Teile: Düster und komplex wie Diablo 2, komfortabel und modern wie Diablo 3. Blizzard liefert brutal gut ab.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Der Ingame-Shop ködert mit zeitbegrenzten und sündhaft teuren kosmetischen Items und erzeugt dadurch ein unnötiges Gefühl von Stress bei Spielern
  • Season Pass, dessen Inhalte Auswirkungen auf Design und Balance haben können, z.B. XP-Boosts, Waffen, etc.
Kommentare
sue181

also ich sehe in D3 und v.a. den Addon keinen abwärtstrend - ein gewaltiger ausrutscher war das auktionshaus für echtgeld. aber immerhin man hat den fehler eingesehen. das Addon war schnell auf Maxlvl gezockt und dann hat man eben geschaut was für welchen build fällt und welcher build erst später gespielt werden kann. fand ich für zwischendurch mal ne halbe stunde 6-7 grifts zu zocken ganz nice. v.a. wenn man immer schon schwer gespielt hat, wos auch mal passieren konnte dass man nen grift nicht schafft. so bei lvl 120 war das spiel ein durchaus herausforderdes spiel auch mit dem hauptbuild. und builds gabs wie sand am meer. sich an selbsternannte profis zu halten war verschwendung von viel spielspaß und tüftelei - es war alles logisch und nicht zu komplex.

vor 5 Monaten
th3orist



Ich hab noch nie gesehen, wie du von erster Stunde, ohne Extra-Boosting(Damit gemeint ist: Keine Item vorheriger Runs
Ok da gebe ich dir recht, wenn man komplett von Null an startet und sich hocharbeiten muss dann sind D1 und D2 durchaus sehr knackig in späteren Schwierigkeitsgraden. Teilweise schafft man es als Sorc zb in Hell in D2 nur mit großen Schwierigkeiten durch Akt 3, diese kleinen Fetische mit den Messern sind der absolute Horror.

Zuletzt bearbeitet vor 8 Monaten

vor 8 Monaten
Tungar20

Fürher waren Atmo und "Bedeutung" der Genger noch viel höher. Jetzt mimt es einen oft vor, als mäht man nur noch durch hirnloses Gegner deren einzige Heruasforderung höhere Lebensleisten sind. Alles gepackt in ein maximales Effektgewitter.
Kann ich als Diablo Spieler der ersten Stunde (bedeutet Diablo 1 1997) überhaupt nicht bestätigen. Wenn man zB in Diablo 2 im Grindmodus angekommen war dann hat man genauso blitzartig durch die Monster geschnetzelt ohne auch nur einen Deut darauf zu achten was sie sind oder was sie können. Alleine schon die Mephi oder Baal runs in D2, logge dich doch nur mal aktuell in irgendeinen Baalrun ein in D2R, da ported sich die Sorc innerhalb von 1-2 minuten bis zu Baals Thronsaal, macht ein TP, alle anderen kommen rein und dann werden die Wellen in einem krassen Effektgewitter umgemetzelt, Leute bewegen sich nicht mal mehr vom Fleck sondern spammen ihre nr 1 Fähigkeit. Und das war vor 20 Jahren absolut genau so nur in schlechterer Grafik
"Früher war alles besser" in allen Ehren, aber dass früher die Bedeutung der Gegner höher war das stimmt wirklich nicht. ARPGs sind schon seit Diablo 1 darauf ausgelegt worden dass man irgendwann an einem Punkt ankommt in dem man selbst das heiße Messer ist und die Monster die Butter.
Dann spielen wir wohl andere Spiele, die zufälligerweise den gleichen namen haben.

Ich hab noch nie gesehen, wie du von erster Stunde, ohne Extra-Boosting(Damit gemeint ist: Keine Item vorheriger Runs und keine anderen Mitspieler) bei Diablo 2 und schon gar nicht bei Diablo 1, einfach alles wegrotzt. D2 hab ich frequent nochmal angefasst, der einzige, bei dem ich dieses Gefühl von: "Einfach durchlaufen" hatte, war der Paladin mit Heiligem Feuer zum early leveling. Da hatte tatsächlich die Aura alles erledigt, und die hat ja seit frequentem Patches Extra Feuerschaden on Hit zusätzlich bekommen.

Das war aber auch das höchste der Gefühle. Es gibt gewisse Momente, wo du mal es leichter hast. Kann aber durch manche Gegnergruppen sehr schnell auch wieder wehtun.

Und Baal-Runs als beispiel nehmen ist nicht gerade passend^^' Baal sendet seine Gruppen immer am selben ort. Einfach aoe am Spawn zu werfen macht die Gruppen banal.

TLDR: Bei PoE und D4 hab ich dieses Problem, dass Gegner in der Levelphase so banal sind, dass ich teils mit offenen Mund geistig einnicke. Bei D1 und D2 hingegen hab ich mehr Management und recht viele Gegnergruppen können dich ins Jenseits befördern. Vor allem auch einfache Standard mobs, nicht nur die Champions/Rare!

vor 9 Monaten
NagumoAD

"Das ist die erste von vielen Rendersequenzen, über die Diablo 4 seine Geschichte erzählt. "

Ähm, zwei....inklusive des in den ersten Absätzen beshcriebenen Rendervideos gibt es. Alles andere sind nette, aber mehr auch nicht, Ingame-Cutscenes. Ich liebe Diablo 4, aber von vielen Rendersequenzen kann man leider wirklich nicht sprechen.

vor 10 Monaten
Mafuba

Unter Sonys Ägide wäre Diablo wahrscheinlich ein besserer Shooter geworden, das stimmt schon,
Falscher Thread

vor 10 Monaten