Park Beyond - Test, Simulation, XboxSeriesX, PlayStation5, PC
Ich bin die Ego-Perspektive der gesichtslosen Hauptfigur in Park Beyond. Ich erwache in meinem Bett, stehe auf
und gehe an den Schreibtisch. Ein kurzer Blick auf ein paar Zeichnungen wahnwitziger Attraktionen reicht aus, um zu wissen: Das hat keine Zukunft, das gehört zum Fenster rausgeworfen! Gesagt, getan – da fliegen sie, meine Träume, in Form eines Papierfliegers – und erwischen eine vorbeifliegende Düsenpack-Dame. Sie ist allerdings nicht sauer, sondern stattdessen völlig begeistert von meinen Entwürfen. Und plötzlich kann ich mit der Kraft meiner Gedanken Schienen setzen. Ist das ein Traum? Nein, ein Videospiel! Also baue ich meine erste Achterbahn quer durch mein Wohnviertel. Das wiederum begeistert ein Freizeitpark-Unternehmen so sehr, dass sie mich als Bauherr einstellen. Wer, wenn nicht ich, kann sie jetzt noch vor dem Bankrott retten?Baut den Vergnügungspark eurer Fieberträume in Park Beyond
Neben dem freien Sandkastenmodus verfügt die Kampagne über acht Missionen, die euch eine gute und
umfassende Ausbildung zum Parkleiter verschaffen. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, mit den quietschigen Cartoon-Figuren des Unternehmens in regelmäßigen Konferenzen zusammenzusitzen und über Strategien zu sprechen. “Da fresse ich doch gleich eine Badewanne, auch wenn ich lieber drinsitze” – der Humor der Charaktere pendelt immerzu zwischen Putzig und Fremdscham. Und lässt sich glücklicherweise überspringen. So werde ich im Laufe der Kampagne an alle wichtigen Fragen herangeführt. Welche Fahrgeschäfte eignen sich für welche Zielgruppen? Wie schreibe ich schwarze Zahlen? Wie erreiche ich eine höhere Parkattraktivität? Wie sorge ich für Sauberkeit? So kennt man das auch aus anderen Spielen, aber jetzt kommen wir zu den Besonderheiten von Park Beyond.Viele gute Ideen treffen auf eine große schlechte
Park Beyond steckt voller guter Ideen. Bodenständig war gestern. Wenn ihr einen Park in den Lüften bauen wollt, dann macht das doch! Gleichzeitig könnt ihr alles in eurem Park kontrollieren, von der Musik eurer Fahrgeschäfte bis zum Preis der Fritten. Und irgendwo ist das Spiel auch ein RPG. Ja, richtig gehört! Füllt ihr mit genügend Zufriedenheit eine bestimmte Leiste, erhaltet ihr eine Impossification. Mit dieser seltsamen Energie-Ladung könnt ihr einen Mitarbeiter, eine Imbissbude oder ein Fahrgeschäft upgraden, um ihr Aussehen und ihre Effekte zu steigern. Während ich noch mit keiner Silbe erwähnt habe, wie viele verrückte Fahrgeschäfte das Spiel zu bieten hat. Wirklich, da gibt es nichts zu meckern.
Aber um den ganzen Platz nicht mit Lob zuzuschütten, komme ich auf ein großes Manko in Sachen Spieldesign zu sprechen: Park Beyond hat in seiner Kampagne nicht optionale Nebenquests. Diese stehen nicht nur als Schilder, nervig und hässlich, in meinem Park herum, sondern verlangen von mir auch die sinnlosesten Handlungen durchzuführen. Platziere 10 Mülleimer, platziere 20 asiatische Bäume, bau ein Cafe über dem
Wasser. Ob das für euren Park Sinn ergibt, interessiert das Spiel nicht. Genauso wenig, ob ich die Objekte einfach irgendwohin platziere und danach direkt wieder lösche. Dieses Feature zieht sich durch das ganze Spiel – wird sogar noch um Charakter-Aufgaben erweitert – und macht keinen Spaß.Was macht an einer Vergnügungspark-Simulation Spaß? Manchmal haben der Entwickler und ich da unterschiedliche Meinungen. Es ist absolut großartig, gegen einen feindlichen Konzern anzutreten und innerhalb kürzester Zeit viel Geld zu erwirtschaften, um dem Kontrahenten attraktives Baugelände vor der Nase wegzukaufen, bevor er es macht. Aber immer wieder irgendwelche Nebenaufgaben erfüllen, um weiterzukommen? Nein. Das ist schade, da die Missionen an sich sehr interessante und abwechslungsreiche Ansätze haben. Ihr spürt es auch, oder? Dieser Test stieg anfänglich wie eine Achterbahn in die Höhe, aber jetzt geht es mit ordentlich Schwung bergab. Vor allem, wenn wir auf die Technik auf der PlayStation 5 zu sprechen kommen.
Nein, Park Beyond ist technisch nicht fertig, zumindest nicht auf der PlayStation 5, deren Version aber zeitlich zu den anderen Versionen erscheint. Mein Spiel stürzte viermal innerhalb von vier Stunden ab. Abseits dessen ereigneten sich viele weitere technische Patzer: Einmal musste ich eine Mission komplett neustarten, weil ich unwissentlich ein wichtiges Gebäude abgerissen habe. Ein anderes Mal taten sich alle Fahrgeschäfte zusammen, um mit ihrem Getüte den Spielsound zu töten. Die Wegvorschläge geraten oft außer Kontrolle und müssen davon abgehalten werden, ins Nichts zu münden. Und manchmal werden sie plötzlich unbetretbar.
Oh wei …
Nachdem ich nun mehrere Stunden mit Parkbauen in Park Beyond verbracht habe, konnte ich mir auch ein
Gefühl vom generellen Erlebnis verschaffen – unabhängig von den besonderen Features und den technischen Problemen. Generell ist das Spiel sehr einfach, verfügt zum Glück aber über mehrere Schwierigkeitsgrade. Wenn ihr einmal alles Nötige errichtet habt, läuft der Park fast von alleine. Hin und wieder bedarf es einer Feinjustierung. Ein Mitarbeiter mehr, der Kaffee etwas teurer. Für mich selbst macht es natürlich Spaß, die Achterbahn meiner Träume zu entwerfen. Allerdings fühlt es sich nicht so an, als ob die Besucher meine Detailverliebtheit zu schätzen wissen oder mehr belohnen als die Standard-Achterbahn-Sets. Deshalb nehme ich mir nicht bei jedem Park dieselbe Zeit, wenn weniger Arbeit das Gleiche erreicht.Die Spieltiefe
Ich habe Spaß mit Park Beyond, vielleicht mehr mit dem Strategischen als mit dem Bauen. Ich weiß nicht, ob beides über genügend Tiefe verfügt, um über dutzende Stunden zu fesseln. Für meine Spielzeit war es recht erfrischend. Aber ich hatte es mir etwas mehr erhofft. Spielerisch und technisch.
Fazit
Abgesehen von seinem gerade technischen unfertigen Zustand auf der PS5 ist Park Beyond eine launige und vor allem hübsche Park-Simulation. Mit einem äußerst coolen Achterbahn-Feature, das aber kaum Einfluss auf den Aufbau-Aspekt hat. Zusätzliche Mühe wird hier nicht zusätzlich belohnt. Die Kampagne hat ein paar nette Kniffe und Herausforderungen, der Sandkasten-Modus bietet mit 27 Maps viel Freiraum zur Gestaltung. Nicht optionale Nebenquests sind trotzdem ein Unding. Die Tycoon-Tiefe und der Langzeitspielspaß können genauso in Frage gestellt werden.
Pro
- Spielphilosophie: Lebe deinen kreativen Wahnsinn aus
- beeindruckende und hübsche Fahrgeschäfte
- mit der Ego-Perspektive selbst zum Besucher werden
- lustige Stimmung
Kontra
- technischer Zustand auf der Konsole
- goofige Besucher
- nicht optionale Nebenquests
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt abseits des Hauptspiels kleinere kostenpflichtige Zusatzinhalte wie Fahrgeschäfte und Dekorationen. In der Park Beyond Visioneer Edition ist neben kosmetischen Extras auch der Annual Pass enthalten, der Zugang zu den kommenden drei DLCs freischaltet, der aktuell auch nur kleinere Inhalte mit sich bringt.
- Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
- Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.