Layers of Fear (2023) - Test, Adventure, XboxSeriesX, PC, PlayStation5
Bloobers „Meisterstück“ in Form einer überarbeiteten Sammlung
Layers of Fear (zum Test) von polnischen Bloober Team bot 2016 eine anschauliche Umsetzung dafür, was es bedeuten kann, langsam aber sicher in den Wahnsinn abzudriften. Auch der Name der technisch aufgepeppten Neuauflage wirkt nicht besonders logisch. Sie heißt ebenfalls schlicht Layers of Fear, obwohl im Gesamtpaket auch Teil 2 (zum Test), alle DLC-Episoden, eine neue Rahmenhandlung und sogar neue Mechaniken enthalten sind. Sie alle wurden zu einem Gesamtwerk verknüpft, das sich nahtlos durchspielen lässt. Wer möchte, kann aus dem Hauptmenü aber auch in einzelne Episoden mit separatem Speicherstand starten (Maler, Tochter, Musikerin, Schauspieler). So lassen sich andere Entscheidungen ausprobieren und alternative Enden erreichen. Die Entwickler sehen in der Spielesammlung vermutlich das Meisterstück der Reihe, das diesmal übrigens größtenteils beim polnischen Studio Anshar entsteht. Bloober selbst ist vermutlich zu sehr mit Konamis Auftragsprojekt Silent Hill 2 beschäftigt.Auch in der neuen Komplettfassung von Layers of Fear zeigt sich schon früh, dass die zahlreichen Botschaften, die auf Zetteln in dem verlassen wirkenden viktorianischen Anwesen verstreut sind, nichts Gutes verheißen. Nach einer kreativen Blockade sowie Konflikten mit Ehefrau und Bediensteten wandle ich als namenloser Maler durch mein Haus. Surreale Verwandlungen der Flure sorgen im Sekundentakt für Überraschungen. Vor meinen AUgen bauen sich immer neue Abschnitte des Horroranwesens auf. Ihre finstere Gestaltung spiegeln meinen Abstieg in innere Konflikte treffend wider.
Worum es im Einzelnen geht, möchte ich lieber nicht verraten. Mein Alter Ego ist jedenfalls getrieben von dem Gedanken, sein letztes großes Werk zu vollenden. Könnte es vielleicht doch noch alles zum Guten wenden? Schnell offenbart sich, dass Themen wie Entfremdung, künstlerischer Anspruch, Alkoholismus und klaustrophobische Schockmomente zwischen lodernden Flammen eine wichtige Rolle spielen. Ähnlich wie in Konamis legendärem Horrorfilm P.T. spielt die Umgebung ständig mit meinen Erwartungen. Nachdem ich mich vor einer verschlossenen Tür umgedreht habe, öffnen sich in dem eben noch leeren Gang neue Türen.
Die letzte Chance
Spielerisch nach wie vor enttäuschend
Einige Entscheidungen führen erneut zu alternativen Story-Ausgängen. Rätsel spielen hingegen nur eine Nebenrolle: Mal lasse ich den Blick durch übernatürliche Bilderrahmen schweifen, um Geheimnisse zu erspähen, anderswo gelange ich schnell an offensichtlich versteckte Tresorcodes. Auch das passende Abbiegen in übernatürlichen Schleifen immer gleicher Räume gehört zu den Puzzles, die insgesamt deutlich zu leicht bleiben. Schade, denn mehr Rätsel hätten den auf Dauer monotonen Erkundungsrhythmus besser auflockern können. Einige Lösungen wurden übrigens leicht überarbeitet.Das Erzählen der Geschichte über Umgebung und Erinnerungsstücke gelingt den Entwicklern aber recht gut. Nach und nach erfahre ich durch Briefe und alten Zeitungsschnipsel, was hinter den Konflikten stecken könnte. Dazu gehören auch eklige Visionen entstellter Figuren oder lebendig werdende Metaphern wie aus einem Gemälde quellendes Obst. Zartbesaitete Naturen könnten in manchen klaustrophobischen Momenten zu viel bekommen. Schon zum Spielstart bekam ich daher eine Vielzahl von (deaktivierbaren) Warnhinweisen zu Gesicht. Meist habe ich die finstere Stimmung genossen, auch wenn dabei selten ein Gefühl echter Bedrohung wie etwa in Resident Evil 8 oder The Dark Pictures: Switchback VR aufkam.
Visuelle Erzählung
Neu dabei sind das DLC-Kapitel „The Last Note“ sowie eine Rahmenhandlung um eine Autorin, die die restlichen Geschichten miteinander verknüpft. Nach dem Gewinn eines Wettbewerbs wird sie in eine gruseligen Leuchtturm eingeladen, in dem sie die Geschichte mithilfe ihrer Schreibmaschine praktisch selbst beeinflusst. Auch hier beginnt es bald zu spuken, während ein altmodisches Telefon die einzige Verbindung zu ihrem Sohn bleibt. Der Einstieg war zunächst etwas verwirrend, da er abrupt in die ursprüngliche Geschichte übergeht. Später fand ich aber Gefallen an der Abwechslung, wenn ich zwischendurch für weitere Episoden in den rustikalen Spuk-Leuchtturm zurückkehren konnte. Zusammen mit den anderen Episoden kommt das Abenteuer auf etwa zehn Stunden Spielzeit.
Neuer Glanz aus der Unreal Engine 5
Eine regelrechten Schockmoment erlebte ich beim Start des Originals aus dem Jahr 2016. Das Unity-Original wirkte plötzlich so altbacken, dass sich die Neuauflage in der Unreal Engine 5 auf jeden Fall gelohnt hat. Allein die globale dynamische Beleuchtung mit Lumen-Unterstützung vermittelt mir im Testmuster auf der PS5 viel mehr das Gefühl, durch echte dunkle Gänge zu laufen, als die deutlich platter wirkenden alten Kulissen. Rundungen sind runder, ehemals verschwommene Texturen nun angenehm scharf. Selbst die einst prominenten Alias-Treppchen gehören endlich der Vergangenheit an. Lediglich die feinen Spiegelungen auf gemasertem Holz konnten sich schon im Original sehen lassen.
Gruseliges Gesamtbild
Wer Wert auf konstant flüssige 60 Bilder pro Sekunde legt, sollte in den Optionen den Modus „Leistung“ auswählen. Aufgrund des langsamen Spieltempos habe ich mich schnell für den etwas hübscheren „Quality Mode“ mit Raytracing bei konstanten 30 Bildern pro Sekunde entschieden. Der grafische Vorteil macht sich zum Beispiel hinter Glasbausteinen bemerkbar, hinter denen das gebrochene Licht in feineren Strukturen auf den Boden fällt. Oder auch in einem Gemäldesaal, durch dessen offenes Dach der Regen ins gleißende Licht prasselt. Falls ihr auf der PS5 schon vor dem Day-One-Patch loslegt, solltet ihr in den Einstellungen unbedingt die HDR-Option deaktivieren. Der entsprechende Schalter ist in der Testversion noch vertauscht: „An“ bedeutet hier in Wahrheit „aus“.Fazit
Mit „Layers of Fear“ ist Serienschöpfer Bloober Team und den Anshar Studios ein durchaus stimmiges Gesamtpaket gelungen. Mit Teil 1 und 2, sämtlichen DLCs und sogar neuen Geschichten bietet die Mischung aus Spielesammlung, Remaster und Remake genügend Umfang, um Freunde narrativer (Action-) Adventures im Horrorgenre rund zehn Stunden lang solide zu unterhalten. Schade nur, dass der spielerische Inhalt der surrealen Reisen in die Psyche der Protagonistinnen und Protagonisten nach wie vor recht dünn ausfällt. Neben simplen Schlüsselrätseln wirken auch die neuen Laternenmechaniken auf der Flucht etwas aufgesetzt, statt wirklich zu fordern. Trotz solcher Schwächen und einiger monotoner Phasen besitzt die Reise durch wild wechselnde, bizarr inszenierte Schauplätze aber ihren Reiz. In der getesteten PS5-Version profitiert sie vor allem von der gründlich überarbeiteten Inszenierung inklusive Raytracing und hübscher Lumen-Beleuchtung aus der Unreal Engine 5. Nach und nach enthüllen Fundstücke und Symbolik immer mehr spannende Details um den gescheiterten Maler und weitere Tragödien.
Pro
- runde, erweiterte Zusammenfassung der Reihe
- bizarr morphende, surreale Gruselkulissen
- viele interessante Geschichten
- verstörend inszenierte Schreckmomente
- massiv aufpolierte Kulissen und Beleuchtung
- besser abgemischter, teils neu eingespielter Sound
Kontra
- kaum vorhandene, meist simpel gehaltene Rätseleinlagen
- (auch neue) Spielmechaniken bleiben sehr eingeschränkt
- Dauer-Wanderung durch Kulissen auf Dauer etwas monoton
- keine komplette Lokalisierung (nur deutsche Untertitel)
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.