Crash Team Rumble - Test, Plattformer, XboxOne, PlayStation5, XboxSeriesX, PlayStation4
Im Rahmen eines exklusiven Review-Events konnten wir den kompetitiven Spielmodus bereits einige Stunden auf der PS5 testen und berichten im ersten Teil des Tests über unsere Erfahrungen. Teil 2 folgt im
Laufe der Woche, wenn wir das Onlinespiel auch unter realen Bedingungen ausprobieren konnten. Bisher liefen die Matches ohne spürbare Lags - sehr flüssig und direkt. Der Einsatz von dedizierten Servern könnte idealerweise auch zum Launch für ein flüssiges Spiel sorgen. Crash Team Rumble ist kein Super Smash Bros.-Abklatsch, auch wenn sich die acht Teilnehmer hier Superschläge, Rutsch-Kicks und andere Nettigkeiten am laufenden Band verpassen. Stattdessen erinnert das Getümmel in den 3D-Arenen eher an MOBAs, Power Stone 2 vom Dreamcast oder auch an den Clam-Blitz-Modus aus Splatoon 2 und 3.Gleich klatscht es – aber keinen Beifall!
Beide Teams versuchen, möglichst viele Wumpa-Früchte auf der Karte zu sammeln und am eigenen Ziel, der „Bank“, abzuliefern. Wer zuerst die vorgegebene Anzahl erreicht, gewinnt. Passend zum Jump'n'Run-Vorbild spielen Sprünge eine wichtige Rolle: Vor allem auf den vertikaleren Maps kommt es schnell zu Hüpf- und Prügelduellen um die strategisch wichtigsten Punkte.
Damit sich die Action auf der Karte verteilt, hat sich Entwickler Toys for Bob (Crash Bandicoot 4: It's About Time)
ein sinnvolles Klassensystem ausgedacht. Es bringt etwas Taktik ins individuelle Spiel, bleibt aber einfach genug, um Einsteiger und junge Spieler nicht zu überfordern. Crash etwa ist ein „Punkter“, der besonders viele Früchte tragen kann. Zerbricht er Kisten und liefert viel Obst ab, hilft das nicht nur seinem Team. Es lädt auch die vorm Match wählbare Spezialkraft auf. Auf Knopfdruck platziert er zum Beispiel eine spuckende Pflanze, die ihre Opfer verlangsamt – oder auch einen „Heilkühlschrank“, der nahe Teammitglieder mit Lebensenergie unterstützt.Die Klassen sind klasse!
Der massige Dingodile hingegen gehört zur Klasse der „Blocker“, die ihre Gegner am Punkten hindern müssen, um ihre Spezialkraft aufzuladen. Fans der Serie dürften seinen riesigen Staubsauger kennen, der nicht nur als kurzzeitiges Jetpack dient. Am meisten Spaß macht es, den Gegnern Wumpas zu stibitzen oder sie ihnen massenhaft vor der Nase wegzusaugen. Im Gegenzug brauchte es eine Weile, bis ich mich wieder an seine behäbigen Bewegungen gewöhnt hatte.
Am interessantesten ist die Booster-Klasse, in der Coco und der Superschurke Dr. Neo Cortex zu finden sind. Ihre besondere Aufgabe besteht darin, eine Reihe großer Edelsteinplattformen am Rand der Karte zu besetzen und für eine Weile zu halten. Sind sie erst einmal aktiv, sorgt ein prozentualer „Boost“ für einen zusätzlichen Punktesegen vom beispielsweise 40 Prozent. Mitspieler sollten also darauf achten, gesammelte Wumpas möglichst immer dann abzuliefern, wenn ihre Boost-Anzeige am oberen Bildrand leuchtet. So füllt sich die Punkteanzeige bis zum Sieg deutlich schneller!
Fruchtiger Boost!
Die Klassenwahl bleibt übrigens völlig frei. Wer will, kann beispielsweise mit einem Team aus vier Crash Bandicoots loswirbeln. Ganz so streng wie in anderen Spielen sind die Helden ohnehin nicht auf ihre Aufgabe festgelegt. Auch Booster-Spieler sollten im passenden Moment Früchte abliefern oder die Bank verteidigen. Die großen Charakterunterschiede waren in meinen ersten Stunden dennoch das Salz in der Suppe.
Freie Klassenwahl
Neuzugang Catbat etwa entpuppte sich schnell als mein Favorit. Mit dem Vierfachsprung der quirligen Fledermaus konnte ich schließlich blitzschnell Wumpas in großer Höhe abgrasen und unbehelligt Edelsteine einnehmen. Nach einigen Matches bemerkte ich, dass dies wohl trotzdem nicht zu einem unfairen Vorteil führen dürfte. Irgendwann lernten die Gegner, meine blitzschnellen Ausflüge besser einzuschätzen und fingen mich effektiv an den Klunkern oder an unserer Bank ab.
Bankenrettung mit allen Mitteln
Dr. N. Brios Verwandlungen erfordern ebenfalls ein wenig Gewöhnung und Timing. Nach einem tiefen Schluck aus der Flasche verwandelt er sich kurzzeitig in einen Hulk-ähnlichen „Grobian“, der alles und jeden aus dem Weg räumt. Während dieser Metamorphose macht er sich allerdings angreifbar. Für noch mehr Größenwahn sorgen zahlreiche Reliktstationen. Je nach Karte verstärken sie kurzzeitig die Kräfte, verwandeln die Helden in eine flotte Stachelkugel, beschwören ein tödliches Ufo oder gar einen gefährlichen Wirbelsturm herauf. Auch hierbei bieten sich lustige Abwechslungen und Abzeichen, bis hin zu TNT-Drohnen oder flatternden kleinen Wumpa-Boten.
Das Design solcher Sabotageakte wurde flüssig und angemessen albern inszeniert. Unter technischen
Gesichtspunkten bleibt die Kulisse aus der Unreal Engine 4 aber etwas blass, obwohl nicht einmal eine Umsetzung für Switch (oder PC) geplant ist. Andere bunte Multiplayer-Spiele holten deutlich mehr aus ihrer Hardware heraus, etwa das detailreich inszenierte Plants vs. Zombies: Battle for Neighborville oder das schick beleuchtete Splatoon 3 für Switch. In Crash Team Rumble auf der PS5 hingegen wirken manche Texturen und Oberflächen etwas stumpf. Eine große Rolle spielt das im Gemetzel aber kaum, denn die überdreht albernen Animationen können sich auch in diesem Spiel sehen lassen.Technisch nur Durchschnitt
Als Kritikpunkt könnte sich der Modi-Mangel mit nur einem Hauptspielmodus sowie Bot- und privaten Online-Matches erweisen. Ich verstehe, dass das Team im Rahmen der Updates temporäre Spielarten und Events plant. Ich hätte mir aber vom Start weg etwas mehr Abwechslung gewünscht, selbst zum angesetzten „Mid-Price“ von rund 30 Euro. Der Standard-“Wettkampf“ wirkt bisher zwar toll ausbalanciert und bietet viel Potenzial, um sich in die Klassen hineinzufuchsen.
Trotzdem stellte sich schon nach vier Stunden eine gewisse Abnutzung ein, die man durchaus mit ein paar
alternativen Beschäftigungen hätte auflockern können. Auch in diesem Bereich hatten Splatoon 3 und Plants vs. Zombies: Battle for Neighborville mehr zu bieten – mit Kampagnen-Levels, Horde-Modi und diversen Nebenaufgaben. Im Gegenzug lag dort aber auch der Kaufpreis etwas höher. Schade ist auch, dass es keinerlei lokalen Multiplayer gibt.Auch dauerhaft lustig?
Etwas zusätzliche Motivation kann man immerhin aus den Season-Passes ziehen, die allerlei alberne Kosmetik enthalten. Andernorts lässt mich solcher Schnickschnack kalt, aber in der Welt von Crash machen die verrückten Kostüme durchaus Sinn. Die Standard-Edition für rund 30 Euro enthält den ersten "Premium-Battle-Pass". Wer auch den zweiten Premium-Pass und 25 Stufen Sofortfreischaltung im ersten Premium-Battle-Pass haben möchte, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Die entsprechende „Deluxe Edition“ kostet 40 Euro. Sie enthält übrigens auch die exklusiven blockigen Charakter-Skins, die lange Zeit von Entwicklern und Testspielern benutzt wurden, bevor die Charaktere ihre endgültigen Modelle und Texturen erhielten.
Auch im Praxistest auf vollen dedizierten Servern schlägt sich Crash Team Rumble gut. Die Online-Performance blieb bisher traumhaft flüssig. Genau so, wie man es sich bei einer derart knackig direkten Steuerung wünscht. Einzige Ausnahmen waren zwei Matches, in denen es zu minimalen sichtbaren Lags bei den Charakteren oder kleinen Rucklern der Kamera kam. Erfreulich ist auch, dass dank der Activision-Accounts alle Plattformen miteinander spielen, sofern Cross-Play nicht in den Optionen deaktiviert wurde. Ein klares Manko ist der fehlende Sprachchat. Egal ob ich mit Fremden auf meiner PS5 oder mit einem Crossplay-Freund vor einer Xbox Serie X spielte: Die einzige Möglichkeit zu kommunizieren war, per Ping um Hilfe zu rufen oder wichtige Orte zu markieren.
Es flutscht!
So konnte ich wenigstens das Team warnen, wenn die aggressive Gegnermeute mal wieder unsere Bank überfiel und mit fetten Gasmoxianischen Wachen belagerte. Auch gegen sie gibt es übrigens eine Geheimwaffe, die ich hier aber nicht verrate. Letztendlich wichen wir auf einen Smartphone-Chat aus, damit ich meinem Freund Tipps für den Einstieg geben konnte. Spieler auf derselben Plattform können stattdessen natürlich auch über das Systemmenü eine Party mit Sprachchat starten.
Aus der spielinternen Party heraus konnten wir problemlos im selben Team an öffentlichen Runden teilnehmen. Auch ein privates Duell mit Bots war möglich. Der wahre Spaß entfaltete sich jedoch bei der Attacke auf echte Gegner. Erneut gab es haarsträubend knappe Matches, die erst in allerletzter Sekunde entschieden wurden. Auch das Überfallen oder Verteidigen der Banken lief nun deutlich koordinierter ab, so dass sich die Runde manchmal noch vor Schluss drehte. Es ist nach wie vor beeindruckend, wie gut die sehr unterschiedlichen Mechaniken und Fähigkeiten aufeinander abgestimmt sind.
Mängel beim Langzeitspaß
Im Gegensatz zu Crash Team Racing Nitro-Fueled sind im PSN-Store übrigens noch keine Add-ons wie Wumpa-Münzen-Pakete erhältlich. Eine Premium-Währung soll zur Mitte der ersten Saison (endet am 11. September) nachgereicht werden. Ein entsprechendes Logo schwebt bereits im Battle-Pass-Menü, hat aber noch keine Funktion. Der Aufstieg mit kosmetischen Extras lässt sich bislang also nur durch den Kauf der zehn Euro teureren Deluxe Edition beschleunigen. Mit ihr startet man beispielsweise im ersten Battle Pass gleich auf Stufe 25 (siehe Kasten „Echtgeld-Transaktionen“).
Vorerst keine Echtgeld-Währung?
Fazit
Die Überraschung ist gelungen: Crash Bandicoots überdrehter Sammel-, Hüpf- und Kampfmarathon entpuppte sich in den ersten Stunden als motivierender, angenehm eigenwilliger Multiplayer-Mix. Trotz wilder Verwandlungen, Fähigkeiten und Naturkatastrophen entwickelten sich bisher erfreulich ausgeglichene Matches, die sich manchmal erst in letzter Sekunde entschieden. Vor allem der Punkte-Boost und die Aufteilung in drei Klassen erwiesen sich als gute Ideen. Die sehr unterschiedlichen Charaktere bieten langfristig viel Potenzial. Auf Dauer stellte sich jedoch bereits eine leichte Ermüdung ein, da nur ein Spielmodus und neun Karten zur Verfügung standen. Zwar verspricht der Entwickler Toys for Bob viel Nachschub in Form von temporären Modi und Events. Andere familienfreundliche Online-Titel im Cartoon-Design hatten aber auch abseits des Online-Hauptmodus von Anfang an mehr zu bieten. Crash Team Rumble ist seit dem 20. Juni 2023 für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox Series X | S erhältlich, inklusive Cross-Play.
Update zum öffentlichen Online-Spiel vom 21. Juni 2023:
Auch unter realen Spielbedingungen liefen die Matches auf dedizierten Servern sehr flüssig, verzögerungsarm und äußerst spaßig! Allerdings zeigten sich auch hier wieder Schwachstellen wie der Mangel an Modi, Defizite beim Langzeitspaß oder der fehlende Sprachchat.
Pro
- liebenswert überdrehter Cartoon-Humor
- Helden spielen sich sehr unterschiedlich
- coole Spezialkräfte und Relikt-Extras
- sehr flüssig und direkt (auf Entwickler-Servern)
- sehr flüssiges Online-Spiel mit knackig direkten Attacken
- Cross-play zwischen Xbox und Playstation
Kontra
- zum Start nur ein Modus und neun Karten
- kein lokaler Multiplayer
- Menümusik wiederholt sich
- kein Voice-Chat
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Zur Mitte der Season 1 ist die Einführung einer Premium-Währung geplant, die wie in Crash Team Racing auch gegen Echtgeld erhältlich sein dürfte. Statt spielerischer Vorteile werden sich damit nur kosmetische Extras kaufen lassen. Die Standard-Edition des Spiels enthält saisonale Inhalte, zeitlich begrenzte Modi nach der Veröffentlichung sowie den Battle-Pass. Die Deluxe-Edition enthält alle Inhalte der Standard-Edition sowie 25 Premium-Battle-Pass-Stufen, die während Saison 1 sofort freigeschaltet werden, den Battle-Pass für Saison 2 und das Anpassungspaket "Proto-Pack".