Mortal Kombat 1 - Test, Prügeln & Kämpfen, XboxSeriesX, Switch, PC, PlayStation5
Mortal Kombat 1: Alles zurück auf Eins
Das für Spielefortsetzungen nicht unbedingt geläufige Zahlensuffix in Mortal Kombat 1 soll veranschaulichen, dass das Spiel von der Story her vor allen anderen Teilen angesiedelt ist. Das Universum wurde nämlich von Sonnengott Liu Kang quasi zurückgesetzt, weshalb der Name „Mortal Kombat 0“ daher wohl auch angebracht gewesen wäre. Damit erfährt das Spiel nach 2011 seinen zweiten Reboot, nachdem in dem damaligen Mortal Kombat die Story der ersten drei Spiele in einer alternativen Zeitlinie erzählt wurden.Es warten also eine Menge altbekannte Gesichter in neuem Look und mit teilweise veränderten Rollen und Backgrounds auf euch. Wer die Reihe schon längere Jahre verfolgt, bekommt nun einen frischen Anstrich der Charaktere und Geschichte; wer dagegen neu ins MK-Universum einsteigt, kommt gerade rechtzeitig und braucht keine Bedenken haben, dass ihm relevante Storylines fehlen.
Bevor ich in die Story gehe, will ich erst einmal ein paar Einzelkämpfe bestreiten, also zur Sicherheit ab in den Tutorial-Modus. Die Steuerung ist schnell verinnerlicht: Neben den üblichen Sprungkicks, tiefen Schlägen und Würfen wird mir im Training das Blocken nahegelegt, das im Spiel gut funktioniert und nicht unwichtig ist. Wer ein paar kleine Tastenkombinationen für Angriffe lernt, kommt schnell ins Spiel; aber auch mit unkoordiniertem Button Mashing können einige gute Attacken gelingen. Tatsächlich stellen Computergegner schon nach wenigen Matches auf der mittleren von fünf Schwierigkeitsstufe keine große Herausforderung mehr für mich dar, sodass ich einen Gang nach oben schalte.
Im Online-Modus sieht es allerdings anders aus: Da werde ich mit schöner Regelmäßigkeit von augenscheinlichen Mortal-Kombat-Veteranen zusammengefaltet und dabei auch noch verhöhnt. Das Matchmaking scheint zu diesem Zeitpunkt des Early Access nicht wirklich ausschlaggebend; als jedoch einer mit Rang 26 vor mir steht, verwundert es mich nicht, dass ich kaum Land gesehen habe und schon nach gefühlt 30 Sekunden die Segel streichen musste. Ich hoffe, dass ich mit der Zeit eher Gegnern meines Ranges zugelost werde.
Unterstützung aus dem Hintergrund
Die Besonderheit in den Duellen bei Mortal Kombat 1 ist, dass jeder Kampf mit einem zusätzlichen Kameo-Charakter ausgetragen wird. Ihr kämpft also Zwei-gegen-Zwei; anders bei einem Tag Team, in dem jederzeit zwischen beiden Charakteren gewechselt werden kann, wird der Kameo-Partner jedoch per Knopfdruck nur für einzelne Attacken herbeigerufen. Das kann eurem Hauptkämpfer die entscheidenden Sekundenbruchteile verschaffen, sich aus einer prekären Situation zu befreien.Und dann wären da noch die Fatalities: Jene Finisher-Animationen am Ende eines Kampfes, die sich durch äußerst explizite Splatter-Brutalität von morbider Fantasie auszeichnen und eines der Markenzeichen der Mortal-Kombat-Reihe ist. Wer noch nie ein Spiel dieser Reihe gespielt hat, sei nicht nur vor dem Gore-Ausmaß gewarnt. Auch die Ausführung ist nicht selbstverständlich: Habt ihr ein Duell gewonnen, kommt die Aufforderung „Finish him/her“. Dieser könnt ihr aber nur nachkommen, wenn ihr innerhalb einer bestimmten Zeitspanne im richtigen Abstand vom am Boden liegenden Gegner die korrekte Tastenkombination eingebt. Die ist natürlich für jeden Charakter unterschiedlich und wird nicht eingeblendet.
Fulminante Finisher für Fingerakrobaten
Wenn ihr also keine Inselbegabung für das Merken von über 40 Finisher-Moves (jeder Charakter hat zwei) habt, hilft euch hier nur der Zufall: Die Tastenkombination besteht immer aus drei Richtungstasten und einem Aktionsknopf, auf dem PlayStation-Controller also zum Beispiel unten, links, unten, Kreis. Habt ihr alles richtig gemacht, werdet ihr mit einer Szene "belohnt", in der Gliedmaßen abgetrennt, Haut abgezogen oder auch mal ein ganzer Schädel samt Wirbelsäule aus seiner Fleischhülle gekickt wird. Nichts für schwache Nerven!
Illustre Riege - aber recht dezimiert
Als Hauptkämpfer stehen euch zu Beginn 21 Charaktere zur Verfügung, dazu kommen die zehn Kameo-Kämpfer und zwei freispielbare Charaktere. Für ein Franchise dieses Umfangs ist das eher unterer Durchschnitt. Dass noch weniger geht, zeigt Street Fighter 6, wo zu Beginn 18 Charaktere auswählbar waren; beim 2014 erschienenen Tekken 7 hingegen waren von Anfang an über 30 Kämpfer verfügbar.Zwar wurde für Mortal Kombat 1 bereits ein DLC angekündigt – in dem neben Quan Chi und Ermac auch die Gastcharaktere Homelander („The Boys“), Omni-Man („Invincible“) und Peacemaker („DC“) Teil des Spiels werden –, dennoch hätte es für meinen Geschmack auch schon am Anfang ruhig etwas mehr sein können. Zumal die klassischen Mortal-Kombat-Charaktere in Design und Kampfrepertoire nicht so viel Abwechslung bieten, wie beispielsweise das Aufgebot von Spielen wie Tekken oder Soul Calibur.
Türme, Spielbretter und Münzen
Im Herausforderungsmodus „Turm“ kann ich mit einem Kämpferpaar einen Turm mit unterschiedlicher Anzahl an Ebenen erobern: sechs, acht, zehn, unendlich oder unendlich ohne Regeneration der Lebensenergie. Hab ich die Spitze des Turms erreicht, die Endgegner dort oben besiegt und in den gähnenden Schlund der Hölle geworfen, bekomme ich ein Charakter-Ende für meinen Hauptkämpfer gezeigt. Die sind einerseits interessant, weil sie mehr Einblicke in die Lore und Beziehungen der Charaktere untereinander gewähren. Leider handelt es sich aber nur um statische Bilder mit Off-Screen-Erzählungen, kleine Videos wären hier schöner gewesen.Inwiefern das für mich persönlich reizvoll ist, werde ich in der Zukunft sehen; für sich genommen fand ihn den Modus leider ziemlich schnell langweilig, weil ich unterm Strich auch nur dieselben Charaktere vermöbel. Die Kosmetika sehe ich als keinen großen Anreiz, denn ob ich als Kenshi nun mit einem dunkelroten oder dunkelgrauen Schwert meinen Gegner aufschlitze oder ob Geras eine rot-braune oder beige-schwarze Rüstung trägt, fällt mir im Kampfgeschehen ohnehin nicht auf.
Es prügelt sich schön in Johnnys Villa...
Von der grafischen Leistung her spielt Mortal Kombat 1 definitiv in der oberen Liga der Fighting Games. Das Spiel läuft flüssig und selbst im ärgsten Kampfgetümmel mit Feuer, magischen Schwertern und Säureattacken habe ich nie das Gefühl, die Übersicht zu verlieren. Allerdings bewegen wir uns hier auf einem Niveau, das von Kampfspielen gefühlt schon in der Vergangenheit erreicht wurde, selbst auf Last-Gen-Konsolen.Auch im Story-Modus, der bisweilen filmreif aussieht, lässt sich erkennen, dass die Charakterdesigner viel Wert daraufgelegt haben, langjährigen Fanlieblingen nicht nur eine neue Story zu geben, sondern auch einen realistischen Look. Johnny Cages erster Auftritt ist ein Filmset à la Indiana Jones, für Vampirin Nitara stand sogar Hollywood-Schauspielerin Megan Fox Patin (sowohl optisch als auch akustisch) und bei der Einführung von Baraka mit seinem Horror-Maul könnte man sich fast ein bisschen gruseln.
Zum Schluss möchte ich ein paar Worte über die Story verlieren, die kurzweilig und interessant ist und es auch gut in eine Netflix-Serie schaffen könnte. Sonnengott Liu Kang möchte es jedem Individuum ermöglichen, in Freiheit und Frieden zu leben. Inwiefern dieser Status im Universum Bestand haben wird, liegt nicht in seiner Hand, jedoch will er ein leuchtendes Auge darauf haben… Auf der Erde: Die einfachen Feldarbeiter Kung Lao und Raiden beschützen in ihrem Heimatort das Teehaus einer gewissen Madame Bo vor vermeintlichen Schutzgeldeitreibern. Diese erscheinen in Form von Smoke sowie dem Bruderpaar Bi-Han und Kuang Ling – besser bekannt als Scorpion und Sub-Zero.
Raiden: Origins
Der Kampf stellt sich als Test heraus: Liu Kang sucht nach neuen Mitgliedern für seine Kampftruppe, die das Erdenreich beschützen sollen. Demnächst stehe ein Kräftemessen mit anderen Reichen der Außenwelt an, für das Kang einen neuen Champion braucht. Es herrsche zwar noch Frieden, manche Reiche scharren jedoch mit den Hufen und bedrohen die Erde. Eine Machtdemonstration des Erdenreichs würde diese dämpfen. Zwar noch reichlich verwirrt, schließen sich Kung Lao und Raiden an.
Fazit
Mortal Kombat 1 ist ein solides Fighting Game, das besonders langjährigen Fans der Reihe gefallen wird: Eine interessante Neuauflage der Story, die Rückkehr nicht nur von Flagship-Charakteren sondern auch weniger beleuchteten Kämpfern, dazu provokant gore-lastige, verstörend kreative Fatality-Moves. Wer die Reihe noch nicht kennt, bekommt eine (vielleicht noch etwas kleine) Auswahl der Charaktere geliefert, die dieses Format seit 30 Jahren so erfolgreich machen und kriegt mit der bildschönen Kampagne auch gleich noch etwas Lore eingetrichtert. Der Kameo-Kampfmodus ist mal etwas Neues, dennoch denke ich, dass es noch den einen oder anderen DLC mit zusätzlichen Charakteren braucht, um mich langfristig für dieses Spiel zu motivieren. Für einen unterhaltsamen Abend im Couch-Koop reicht es allerdings auf jeden Fall, da die Steuerung auch für Kampfspiel-Beginner schnell erlernbar ist.
Pro
- Frischer Anstich einer über Jahrzehnte laufenden Spieleserie
- Spannende Story mit neuer Lore
- Filmreife und detaillierte Grafik besonders in Backgrounds und Zwischensequenzen
- Einsteigerfreundlich
- Kreative Fatalities
- Die etwas andere Kampferfahrung durch Kameo-Fighter
- Viele Möglichkeiten zur Charakteranpassung durch Kosmetika
Kontra
- Noch etwas kleiner Umfang an Charakteren
- Single-Player-Modi wirkt nicht langzeitmotivierend
- Charakter-Enden haben keine Videos
- Fatalities nicht so einfach auszuführen
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
- Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
- Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.