Tales of Arise: Beyond the Dawn - Test, Rollenspiel, PlayStation4, XboxSeriesX, PC, XboxOne, PlayStation5

Tales of Arise: Beyond the Dawn
21.11.2023, Jonas Höger

Test: Tales of Arise: Beyond the Dawn

Berührende Beschäftigungstherapie

Davon hätten Tales of Arise-Fans wohl kaum zu träumen gewagt: Über zwei Jahre nach Release bekommt das japanische Rollenspiel völlig überraschend eine kostenpflichtige Erweiterung verpasst, die direkt an das Ende der Story anschließt. Für knapp 30 Tacken bietet die natürlich das übliche DLC-Gedöns wie frische Outfits und Waffen, aber eben auch eine völlig neue Geschichte, in der das flammende Schwert Alphen mit seiner Bande an Außenseitern abermals Abenteuer bestreitet. Wir haben noch einmal die wunderschönen Weiten von Danah durchstreift und klären im Test, ob sich ein erneuter Ausflug in die Welt von Tales of Arise lohnt.

Tales of Arise: Beyond the Dawn – Auf ein Neues!

Zwei Jahre ist der Release von Tales of Arise her, im Universum des Spiels ist hingegen nur ein Jahr vergangen.
Weil der Einstieg von Tales of Arise: Beyond the Dawn direkt spoilert, wie die Geschichte von Alphen und Shionne endet, müssen wir es hier ebenfalls tun und falls ihr wegen der zwei Jahre Zwangspause an Erinnerungslücken leidet, holen wir euch damit auch gleich wieder ab: Nachdem es den Freunden gelungen ist, die Lords zu stürzen und die renäische Herrschaft zu beenden, die danäischen Sklaven zu befreien und schließlich auch den großen Astralgeist sowie Schurken Vholran zu besiegen, verschmelzen Dahna und Rena zu einem einzigen Planeten. Doch statt Einigkeit herrscht Spannung: Die Dahnäer hassen ihre ehemaligen Unterdrücker nach wie vor, während die Renäer auf ihre einstigen Sklaven herabsehen wie Menschen zweiter Klasse – und das, obwohl beide mittlerweile zusammen leben müssen.

Inmitten der anhaltenden Unruhen versuchen Alphen und Shionne, die nach der Verschmelzung aufgetauchten Mausoleen zu versiegeln, die ungeahnte Gefahren beherbergen, und treffen dabei auf Nazamil: Das junge Mädchen wird aufgrund ihrer Abstammung verfolgt und findet bei den beiden Weltenrettern einen Platz, nachdem sich mit Rinwell, Law, Kisara und Dohalim schon bald wieder die ganze Truppe vereint. Gemeinsam lassen sie die hart erkämpfte Ruhe erneut hinter sich, um die Differenzen zwischen Dahnäern und Renäern zu beseitigen und bekommen es mit einer ungeahnte Macht zu tun, die noch einmal alles von den Freunden abverlangt.

Endlich wieder vereint: Wer die Gruppendynamik von Alphen und seinen fünf Freunden im Hauptspiel genossen hat, kommt auch im DLC auf seine Kosten.
Auch das neue Kapitel in Tales of Arise verlässt sich auf die Stärken des Rollenspiels. Wieder einmal wird die Geschichte von den facettenreichen Figuren getragen, die vor allem in den Interaktionen miteinander glänzen und trotz des ein oder anderen Klischees deutlich vielschichtiger sind als seelenlose Pappkameraden. Die lauschigen Diskussionen von Alphen und seinen Freunden am Lagerfeuer sind erneut das Herzstück der Erzählung, die zwar unter Pacing-Problemen und zu viel Hin- und Hergelaufe leidet, am Ende aber zu einem befriedigen Abschluss kommt und vorher noch einmal gekonnt die emotionale Tonleiter bedient.

Held und Handlanger

Die Plaudereien zwischen den sechs Kämpfern sind immer noch unterhaltsam und herzerwärmend, egal ob es um die Rettung der Welt oder das Abendessen geht.
Wenn ihr zwischendurch eine Pause davon braucht, erneut die Welt zu retten, könnt ihr eine der 40 neuen Nebenaufgaben annehmen, die die Spielzeit von Tales of Arise: Beyond the Dawn bei Bedarf ordentlich in die verlängern. Folgt ihr streng der Geschichte, dürftet ihr die 10-Stunden-Grenze vermutlich nicht knacken, wer wirklich alles erledigen will, kommt auf gute 20 Stunden – das ist ganz schön ordentlich für einen DLC, der mit 30 Euro aber natürlich auch nicht günstig ist. Qualitativ können die Quests derweil an das Hauptspiel anschließen und bringen abermals die lebhaften Persönlichkeiten der Truppe zum Vorschein.

Am spannendsten sind eine Reihe von Aufträgen, die einen der sechs Charaktere in den Vordergrund rücken und bei Abschluss den jeweiligen Boost-Angriff verstärken. Hier darf Law seine Vergangenheit verarbeiten und Dohalim seine Leidenschaft fürs Töpfern entdecken – eine angenehme Abwechslung von dem Lastwagen an Melodramatik der Main-Story. Und dann wäre da noch eine sehr umfangreiche Quest, die sich rein um die Zukunftspläne von Alphen dreht, der sich langsam Gedanken um die Zeit nach der erneuten Weltrettung macht und dabei ganz unauffällig auf die sich irdgenwann nach Sesshaftigkeit sehnende Shionne schielt.

Bei der schieren Anzahl an Nebenquests ist auch der ein oder andere humorvolle Auftrag dabei, für den sich die sonst so ernsten Figuren Alphen und Shionne gerne mal zum Affen machen.
Leider ist, wie man es schon von Tales of Arise und fast jedem anderen großen Rollenspiel (aus dem Land der aufgehenden Sonne) kennt, auch wieder viel Beschäftigungstherapie dabei: Zutaten sammeln, eine bestimmte Anzahl Gegner besiegen, Botengänge erledigen und Katzen finden. Das sind Aufgaben, die eher eines Handlangers als eines Helden würdig sind und die Alphen, gute Seele, die er ist, natürlich trotzdem mit Kusshand erledigt – vorausgesetzt, ihr könnt euch dazu durchringen oder habt Spaß am Abhaken von Listen, während ihr durch die immer noch wunderschöne Welt lauft und den Charakteren bei gelegentlichem Geplauder zuhört.

Navigationsgerät? Nicht nötig

Die Welt von Tales of Arise ist immer noch eine echte Augenweide, aber in Beyond the Dawn mangelt es an neuen Orten.
Denn Dahna (jetzt inklusive Rena, weil die beiden Planeten ja zu einer Kugel verschmolzen sind) ist immer noch der optische Star des Spiels. Selten hat ein japanisches RPG so gestrahlt und sowohl optische Vielfalt als auch abwechslungsreichen Artstyle mit tatsächlich gelungener Grafik unterfüttert: Tales of Arise ist und bleibt einer der schönsten Genre-Vertreter, mit einer Fantasy-Welt, in dessen wogenden Wiesen, dichten Dschungeln und schicken Städten man sich spielend leicht fallen lassen kann.

Da ist es umso bedauerlicher, dass es der Beyond the Dawn-Erweiterung beinahe völlig an neuen Gebieten mangelt. Klar, ein erneuter Besuch der wimmelnden Metropole Pelegion oder des winterlichen Cysloden begeistert immer noch genauso wie vor zwei Jahren. Doch der Umstand, dass man nur durch bekannte Bereiche reist, die dank abgesperrter Straßen noch dazu extrem eingeschränkt sind, ist schon eine ziemliche Enttäuschung. Lediglich zwei kleine und ein etwas größerer Dungeon sind für Alphen und seine Freunde Neuland, bieten mit mal malerischen Kristallkulissen und mal öd-sterilen Korridoren aber eine durchwachsene Erfahrung.

Ähnlich sieht es auch an der Gegnerfront aus: Die Zeugel, die euch in den bekannten Gebieten um die Waden stromern, sind nämlich die gleichen wie im Hauptspiel und bieten damit, trotz des nach wie vor grandiosen Kampfsystems mit den knalligen Boost-Angriffen, keine Abwechslung. Es gibt eine Handvoll neue Bosskämpfe, die für frischen Wind sorgen, angesichts der vielen wie gewohnt ablaufenden Auseinandersetzungen aber kaum ins Gewicht fallen. Wer trotzdem nicht genug von den spaßigen Kämpfen bekommt, kann noch Jagd auf knapp zehn Elite-Monster machen, die mit ihren hohen Leveln ein bisschen mehr Herausforderung bereithalten. Insgesamt bleibt sich Beyond the Dawn bei den Kämpfen und der Erkundung aber treu und bietet mehr vom Gleichen, anstatt wirklich zu überraschen.

Keine Einstiegshürden

Wenn ihr in den neuen Dungeons nicht gerade durch langweilige Korridore schleicht, bekommt ihr zum Beispiel diese kunstvolle Kristallhöhle zu Gesicht.
Solltet ihr Tales of Arise noch nicht beendet haben, seid aktuell aber eher heiß auf den Beyond the Dawn-DLC, ist das übrigens kein Problem: Ihr könnt in die Erweiterung auch ohne Story-Abschluss starten und bekommt, unabhängig von eurem tatsächlichen Fortschritt, ein gewisses Level samt vorbestimmter Ausrüstung zugeteilt. Eine sinnige Entscheidung, um die Aufgaben in Beyond the Dawn auf eine vorgefertigte Erfahrung zuzuschneiden und so auch das Balancing der Kämpfe besser berücksichtigen zu können.

Wir empfehlen euch trotzdem, nach Möglichkeit vorher die Story des Hauptspiels zu beenden. Zum einen seid ihr dann im Bilde, was die Situation zu Beginn des DLCs angeht und werdet nicht von den Plaudereien zwischen den Charakteren (oder diesem Test) hinsichtlich des Endes gespoilert. Zum anderen winken für das Erreichen bestimmter Ziele verschiedene Boni in Sachen Gald (die Währung des Spiels), FP und HP, zum Beispiel durch den Abschluss der Hauptgeschichte, das Absolvieren aller Nebenquests sowie dafür, alle Charaktere auf Level 100 gebracht zu haben.

Je nachdem, was ihr im Hauptspiel geleistet habt, werdet ihr im DLC entlohnt. Da klingeln die Kassen.
Wer Lust auf ein Wiedersehen mit Alphen, Shionne und dem Rest der Chaotentruppe bekommen hat, der kann sich die Beyond the Dawn-Erweiterung für Tales of Arise ab sofort für 29,99 Euro auf dem PC, der PlayStation 4 und 5 sowie der Xbox One und Xbox Series X | S zulegen. Solltet ihr das Hauptspiel noch nicht besitzen, bietet sich die Beyond the Dawn Edition für 59,99 Euro an, die Tales of Arise samt DLC liefert. Wem die darin enthaltenen Kostüme noch nicht reichen, bekommt mit der Deluxe Edition für 79,99 Euro und der Ultimate Edition für 99,99 Euro dann noch zwei weitere, teurere Versionen zur Auswahl gestellt.

Fazit

Beyond the Dawn ist die Definition eines klassischen DLCs und bietet mehr von dem, was schon das Hauptspiel ausgemacht hat: Eine emotionale Geschichte mit facettenreichen Figuren, einen ganzen Haufen Nebenquests, ein fantastisches Kampfsystem mit sechs unterschiedlichen Charakteren sowie die Erkundung einer wirklich wunderschönen Welt. Bedauerlicherweise ist man trotz der zwei Jahre Zeit zwischen den Veröffentlichungen zu konservativ geblieben: Es gibt nahezu keine neuen Gebiete zu entdecken oder Gegner zu besiegen und auch bei den Nebenquests hat man, vermutlich um auf die enorme Anzahl von 40 Stück zu kommen, ziemlich viele belanglose Botengänge untergebracht. Wer das Tales of Arise-Universum vermisst hat und einen guten Vorwand braucht, um endlich zurückzukehren, wird mit Beyond the Dawn eine schöne Zeit haben. Für 30 Euro hätte ich bei dem vielen Inhalt aber mehr Neues erwartet, anstatt dass man sich vor allem auf den Lorbeeren des Hauptspiels auszuruhen scheint.

Pro

  • Berührende Geschichte
  • Einige Nebenquests geben den Charakteren noch mehr Raum
  • Neue Bosskämpfe
  • Ordentlich Umfang
  • Gleiche Stärken wie das Hauptspiel (grandioses Kampfsystem, fantastische Welt, starke Figuren)

Kontra

  • Viel zu wenig wirklich neue Inhalte
  • Viele der Nebenquests sind bloße Beschäftigung

Wertung

PlayStation5

Beyond the Dawn knüpft an die Stärken von Tales of Arise an und bietet für einen DLC jede Menge Umfang, aber leider wenig Neues.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Die für das Hauptspiel erwerbbaren Mikrotransaktionen wie Währung und Erfahrungspunkte lassen sich auch für den DLC nutzen.
  • Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
  • Man kann die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
Kommentare
NewRaven

Hast du natürlich nicht Unrecht mit und ich würde auch nicht sagen, dass sie aus ihren Persönlichkeiten besonders groß ausbrechen, aber ich fand tatsächlich schon, dass die Charaktere mehr als nur eine Eigenschaft haben und das bei den Interaktionen auch mal zur Geltung kommt. Die Entwicklung findet meines Erachtens zumindest insofern statt, dass sich die anfangs noch fremden Figuren langsam annähern und auftauen, was für eine sich verändernde Gruppendynamik sorgt. Jetzt ist Arise aber auch schon zwei Jahre her und ich möchte nicht ausschließen, dass ich da ein bisschen durch eine geschönte Brille schaue. Ein Vergleich zu den alten Tales-Spielen fehlt mir leider. Danke auf jeden Fall für den ausführlichen Beitrag, war eine interessante Perspektive.
Naja, sagen wir... sie haben so viele "Eigenschaften", dass man einen Bezug zu ihnen haben kann, klar. Aber das ist halt meiner Meinung nach für ein JRPG eine sehr niedrig angelegte Messlatte. Sie haben also "Facetten", wenn man es auf die einfachste Definition von "sie haben mehrere Persönlichkeitseigenschaften" herunterbricht, sie haben aber keine Facetten, wenn es um Veränderungen geht, wenn es um nicht direkt offensichtliche Persönlichkeitseigenschaften geht, wenn es um subtile oder situative Eigenschaften geht. Die Annäherung und die daraus folgenden Gruppendynamiken sind natürlich da - die hab ich auch als völlig okay, teilweise sogar gut empfunden - allerdings entstehen die eher situativ durch entweder den "Zusammenprall" der unterschiedlichen "Schablonen-Charaktere" oder eben durch die Storyevents begründet. Die meisten witzigen oder spannenden Interaktionen beziehen sich entweder auf die eben sehr plakativen Eigenheiten der Charaktere oder haben eben einen Storybezug. Abseits davon ist da nicht viel.
Ich vermute mal, dass man damit weiterhin zu einer einheitlichen Erfahrung beitragen wollte, was meiner Meinung aber nicht nötig gewesen wäre, da bin ich bei dir. Der Teil mit den Auswirkungen der Hauptstory ist auch durchaus gelungen, da kann die neue Geschichte punkten. Ein paar mehr neue Gegner und eine neue Area neben den Dungeons, die vielleicht durch die Verschmelzung der Planeten entstanden wäre, hätte ich aber auch genommen.
Ja, aber... ich mein, klar, man kann Beyond the Dawn auch spielen, ohne jemals das Hauptspiel auch nur angefasst zu haben - aber würde sowas wirklich jemand tun? Ich mein, man spielt solche Spiele ja durchaus genau deshalb, weil man sich im Verlauf der... keine Ahnung, ich glaub ich hab für Arise 90 Stunden oder so gebraucht... Spielzeit eben durchaus seine eigene Erfahrung schaffen will. Da ist es doch grundsätzlich sehr zweckdienlich, wenn diese Erfahrung, für die man "gearbeitet" hat, dann auch in einer Erweiterung, die nach dem Ende des eigentlichen Spiels ansetzt, weiter aufrecht erhalten wird. Für Leute, die kein altes "durchgespielt"-Savegame haben, hätte man ja die "Preset-Charaktere" wie jetzt dennoch anbieten können. Und ob alte Saves mit durchgespielten Spiel vorhanden sind, prüft die Erweiterung wegen der Startboni ja eh. Und allein die sorgen schon für eine nicht ganz einheitliche Erfahrung

Ansonsten ja... nach ein paar Stunden mehr muss ich dir da ein bisschen recht geben... das Gefühl von "kenn ich schon" wird tatsächlich ziemlich stark, je länger man spielt. Ich bin im Kern trotzdem noch zufrieden, aber es tatsächlich eher die Geschichte, die es am für mich am Laufen hält. Oder besser gesagt: die Neugier auf die Geschichte, denn so mittendrin hab ich durchaus den Eindruck, sie hängt da so ein bisschen durch - was aber für JRPGs ebenfalls nicht ganz untypisch ist.

Zuletzt bearbeitet vor 6 Monaten

vor 6 Monaten
4P|Jonas

Nein, das ist nicht - und war nie - eine Stärke von Arise, genau eben weil sie eben außergewöhnlich stark "sehr schablonig" sind.
Spoiler
Show
Du siehst die Charaktere zum ersten Mal und weißt - noch bevor sie die ersten 3 Sätze gesagt haben - ab diesem Moment, welche Rolle diese Charaktere spielerisch und auch erzählerisch für den Rest des Spiels einnehmen. Kein Charakter entwickelt sich auch nur einen Millimeter aus dieser engen Schablone heraus, sobald sie einmal liegt und bei allen Charakteren bis auf einen (der bedient dafür das Vom-Bösen-Zum-Guten-Klischee perfekt - und legt sich dannach die Schablone an) bleiben sie auch von der ersten Minute strikt da drin. Da sind keine Facetten, keine noch so kleinen Twists, kein gar nichts. Arise ist in dieser Hinsicht das "schlechteste" Tales of-Game der Reihe (und ja, "schlecht" schließt sogar das in allen anderen Belangen ziemlich miese Zestiria mit ein) und tatsächlich tu ich mich schwer damit, selbst im klischeeüberladenem JRPG-Genre allgemein ein Spiel zu finden, welches in dieser Hinsicht "flacher" ist. Arise ist hier der Inbegriff vom "what you see is what you get" - und dahingehend wendungs- und überraschungslos bis zum Abspann. Du siehst einen Charakter, du hast automatisch ein Klischee, ein Trope, dazu im Kopf - und dieser Charakter fühlt sich pudelwohl mitten in exakt jener Schublade bis der Abspann vor sich hinsingt. Die Moment-zu-Moment-Interaktionen zwischen den Charakteren, also primär die Skits und großen Storymomente, haben durchaus ihre wirklich guten Höhepunkte, die Charaktere sind auch durchaus mögenswert (die meisten, zumindest) und man kann sogar gefallen an der Hauptstory finden - das hat alles durchaus gute Qualität. Aber Facetten bei der Charakterzeichnung, Charakterentwicklung? Nein, einfach wirklich nein. So viel Arise die Serie auch in Punkto Technik, Kampf und Präsentation nach vor gebracht hat - gerade dieser Punkt war ein deutlicher und enttäuschender Rückschritt im Vergleich zur eigenen Serienvergangenheit - und das, obwohl Charakterentwicklung auch sonst keine so große Stärke der Serie ist.
Hast du natürlich nicht Unrecht mit und ich würde auch nicht sagen, dass sie aus ihren Persönlichkeiten besonders groß ausbrechen, aber ich fand tatsächlich schon, dass die Charaktere mehr als nur eine Eigenschaft haben und das bei den Interaktionen auch mal zur Geltung kommt. Die Entwicklung findet meines Erachtens zumindest insofern statt, dass sich die anfangs noch fremden Figuren langsam annähern und auftauen, was für eine sich verändernde Gruppendynamik sorgt. Jetzt ist Arise aber auch schon zwei Jahre her und ich möchte nicht ausschließen, dass ich da ein bisschen durch eine geschönte Brille schaue. Ein Vergleich zu den alten Tales-Spielen fehlt mir leider. Danke auf jeden Fall für den ausführlichen Beitrag, war eine interessante Perspektive.
Und mein Senf zum DLC?
Spoiler
Show
Ich hab bisher nur die ersten 2 Stunden gespielt. Zuerst fällt natürlich störend auf, dass man seine Charaktere nicht wirkich übernimmt. Inventar, Stats, Ausrüstung, Skills... alles weg und muss quasi ggf. "neu verteilt" werden, wenn sich das ganze einigermaßen nahtlos anfühlen soll. Der "Standard-Alphen" des DLC spielte sich schon ziemlich anders als der, mit dem ich kurz vorher das Hauptgame beendet hatte. Ansonsten stört mich aber das Recyling der Spielwelt nicht wirklich... ich mein, es ist nicht das erste Mal, dass Bandai-Namco das macht und solange sie es schaffen, in diesem Rahmen eine gute Geschichte zu erählen (und bisher klingt alles danach) ist das für mich okay. Man muss halt auch bedenken: ursprünglich sollte das Spiel keine Story-DLCs bekommen - das ganze DLC existiert nur auf Basis des unerwarteten Erfolgs des Hauptspiels. Und während sich andere Entwickler - und sogar Bandai-Namco in der Vergangenheit selbst, ich sag nur "Alisha's Story" - hier damit zufrieden gegeben hätten, möglichst schnell zu produzierenden Kram zu einem DLC zusammenzukloppen (10 Minuten Story, 80 Minuten Dungeon - done) liefert man hier tatsächlich einen vollwertigen DLC - quasi sogar eine Expansion. Inhaltlich mag das viel recyceltes "more of the same" sein, aber am Ende geht es darum halt auch ein bisschen: die Auswirkungen dessen, was man im Hauptspiel "erreicht" hat, mit seiner Heldentruppe sehen und dazu ein kleines neues Abenteuer erleben. Ob man da unbedingt nen 30 EUR Preissticker dranheften muss, mag jeder anders sehen, klar - aber die Preispolitik bei Bandai-Namco ist eh manchmal ziemlich außer Kontrolle und es ist somit sicher mit Abstand nicht der schlechteste Gegenwert.
Ich vermute mal, dass man damit weiterhin zu einer einheitlichen Erfahrung beitragen wollte, was meiner Meinung aber nicht nötig gewesen wäre, da bin ich bei dir. Der Teil mit den Auswirkungen der Hauptstory ist auch durchaus gelungen, da kann die neue Geschichte punkten. Ein paar mehr neue Gegner und eine neue Area neben den Dungeons, die vielleicht durch die Verschmelzung der Planeten entstanden wäre, hätte ich aber auch genommen.
Abseits von diesem kleinen Punkt mag ich das (unerwartete) Review aber. Enthält alles, was Wichtig ist und gibt einen guten Überblick, zumindest, wenn man das Hauptspiel kennt. Danke.
Das freut mich!

vor 6 Monaten
NewRaven

Ich werde immer wieder sehr irritiert sein, wenn ich in Texten zu Tales Of Arise - oder dem DLC - sowas hier lese:

Auch das neue Kapitel in Tales of Arise verlässt sich auf die Stärken des Rollenspiels. Wieder einmal wird die Geschichte von den facettenreichen Figuren getragen, die vor allem in den Interaktionen miteinander glänzen und trotz des ein oder anderen Klischees deutlich vielschichtiger sind als seelenlose Pappkameraden.
Nein, das ist nicht - und war nie - eine Stärke von Arise, genau eben weil sie eben außergewöhnlich stark "sehr schablonig" sind. Du siehst die Charaktere zum ersten Mal und weißt - noch bevor sie die ersten 3 Sätze gesagt haben - ab diesem Moment, welche Rolle diese Charaktere spielerisch und auch erzählerisch für den Rest des Spiels einnehmen. Kein Charakter entwickelt sich auch nur einen Millimeter aus dieser engen Schablone heraus, sobald sie einmal liegt und bei allen Charakteren bis auf einen (der bedient dafür das Vom-Bösen-Zum-Guten-Klischee perfekt - und legt sich dannach die Schablone an) bleiben sie auch von der ersten Minute strikt da drin. Da sind keine Facetten, keine noch so kleinen Twists, kein gar nichts. Arise ist in dieser Hinsicht das "schlechteste" Tales of-Game der Reihe (und ja, "schlecht" schließt sogar das in allen anderen Belangen ziemlich miese Zestiria mit ein) und tatsächlich tu ich mich schwer damit, selbst im klischeeüberladenem JRPG-Genre allgemein ein Spiel zu finden, welches in dieser Hinsicht "flacher" ist. Arise ist hier der Inbegriff vom "what you see is what you get" - und dahingehend wendungs- und überraschungslos bis zum Abspann. Du siehst einen Charakter, du hast automatisch ein Klischee, ein Trope, dazu im Kopf - und dieser Charakter fühlt sich pudelwohl mitten in exakt jener Schublade bis der Abspann vor sich hinsingt. Die Moment-zu-Moment-Interaktionen zwischen den Charakteren, also primär die Skits und großen Storymomente, haben durchaus ihre wirklich guten Höhepunkte, die Charaktere sind auch durchaus mögenswert (die meisten, zumindest) und man kann sogar gefallen an der Hauptstory finden - das hat alles durchaus gute Qualität. Aber Facetten bei der Charakterzeichnung, Charakterentwicklung? Nein, einfach wirklich nein. So viel Arise die Serie auch in Punkto Technik, Kampf und Präsentation nach vor gebracht hat - gerade dieser Punkt war ein deutlicher und enttäuschender Rückschritt im Vergleich zur eigenen Serienvergangenheit - und das, obwohl Charakterentwicklung auch sonst keine so große Stärke der Serie ist. Abseits von diesem kleinen Punkt mag ich das (unerwartete) Review aber. Enthält alles, was Wichtig ist und gibt einen guten Überblick, zumindest, wenn man das Hauptspiel kennt. Danke.

Und mein Senf zum DLC? Ich hab bisher nur die ersten 2 Stunden gespielt. Zuerst fällt natürlich störend auf, dass man seine Charaktere nicht wirkich übernimmt. Inventar, Stats, Ausrüstung, Skills... alles weg und muss quasi ggf. "neu verteilt" werden, wenn sich das ganze einigermaßen nahtlos anfühlen soll. Der "Standard-Alphen" des DLC spielte sich schon ziemlich anders als der, mit dem ich kurz vorher das Hauptgame beendet hatte. Ansonsten stört mich aber das Recyling der Spielwelt nicht wirklich... ich mein, es ist nicht das erste Mal, dass Bandai-Namco das macht und solange sie es schaffen, in diesem Rahmen eine gute Geschichte zu erählen (und bisher klingt alles danach) ist das für mich okay. Man muss halt auch bedenken: ursprünglich sollte das Spiel keine Story-DLCs bekommen - das ganze DLC existiert nur auf Basis des unerwarteten Erfolgs des Hauptspiels. Und während sich andere Entwickler - und sogar Bandai-Namco in der Vergangenheit selbst, ich sag nur "Alisha's Story" - hier damit zufrieden gegeben hätten, möglichst schnell zu produzierenden Kram zu einem DLC zusammenzukloppen (10 Minuten Story, 80 Minuten Dungeon - done) liefert man hier tatsächlich einen vollwertigen DLC - quasi sogar eine Expansion. Inhaltlich mag das viel recyceltes "more of the same" sein, aber am Ende geht es darum halt auch ein bisschen: die Auswirkungen dessen, was man im Hauptspiel "erreicht" hat, mit seiner Heldentruppe sehen und dazu ein kleines neues Abenteuer erleben. Ob man da unbedingt nen 30 EUR Preissticker dranheften muss, mag jeder anders sehen, klar - aber die Preispolitik bei Bandai-Namco ist eh manchmal ziemlich außer Kontrolle und es ist somit sicher mit Abstand nicht der schlechteste Gegenwert.

Zuletzt bearbeitet vor 6 Monaten

vor 6 Monaten