Coral Island - Test, Simulation, PC, XboxSeriesX, Switch, PlayStation5
Liebevolle Gestaltung mit vielen Details
Die Story führt euch auf eine Koralleninsel, wo ihr der neue Farmer seid und einen Hof betreibt. Ähnlich wie bei Genre-Kollegen nimmt euch der Bürgermeister in Empfang und sorgt dafür, dass ihr euch erstmal den Nachbarn vorstellt. So dreht ihr zunächst eine Runde um die Insel und entdeckt die wunderschöne 3D-Grafik, die mit viel Liebe zum Detail daherkommt. Besonders bei der Inneneinrichtung scheinen sich die Entwickler viel Mühe gegeben zu haben, da man unzählige Kleinigkeiten entdecken kann. Drinnen ist nicht penibel aufgeräumt, sondern mit herumliegenden Gegenständen und kleinen Deko-Elementen ausgestattet.Nach wenigen Ingame-Tagen bekommt ihr dann die erste Gelegenheit, abzutauchen und einen Blick auf die Unterwasserwelt zu werfen. Hier erwartet euch ein starker Kontrast: Während an der Oberfläche alles so toll aussah, liegt im Meer nur Müll herum und dem Korallenriff geht es sehr schlecht. Grund dafür ist ein Öl-Problem.
Ihr seid der Held in der Geschichte und fungiert als Retter von Coral Island. In dem Städtchen wird nämlich schnell deutlich, dass die Bewohner ebenfalls darunter leiden, dass das viele Öl die Unterwasserwelt zerstört hat. Es gilt als ehemals beliebter Ort, doch wegen der Krise ist die Stadtbewertung stark gesunken, das örtliche Museum leer und die Nachbarn unglücklich. Ihr sollt die Wertung, die anfangs bei einem F, also einer glatten Sechs, liegt, wieder hochschieben. Das gelingt, indem ihr Items ans Museum spendet, Quests erfüllt und Aufgaben für die Nachbarn erledigt. Zu manchen davon kann man zudem eine romantische Beziehung aufbauen, später sogar heiraten und eine Familie gründen.
Helfen, wo ihr könnt
Doch das ist noch nicht alles. Das Spiel versucht sich auch in anderen Bereichen und verfolgt mehrere Handlungsstränge. Dabei ist mir teilweise kaum ersichtlich, wie die zusammenpassen sollen. Eine Mine darf natürlich, wie bei den Kollegen Stardew Valley oder Fae Farm, nicht fehlen. Hier müsst ihr vier unterschiedliche Riesen, die versteinert wurden, befreien, indem ihr den Grund der jeweiligen Mine erreicht. Dafür kämpft ihr euch durch 40 Ebenen und sammelt jeweils ein unterschiedliches Erz ein, dessen Wert sich steigert.
Abtauchen ins Meer voller Müll
Eine Forscherin möchte, dass die Korallenriffe untersucht werden und schickt euch auf Erkundungsreise durch die heftige Verschmutzung. Mithilfe eurer Sense kämpft ihr euch durch und findet hin und wieder gelb leuchtende Aktivierungspunkte auf dem Boden, die vorher unter dem ganzen Schutt verborgen waren. Das Anklicken setzt Energie frei, die nun herausläuft und einen Teil des Korallenriffs wieder zum Leben erweckt. Zudem bilden sich dadurch Dornen zurück, die zuvor den Weg in tiefere Gewässer versperrten.Ich gelange also immer tiefer ins Meer, prügle mit meiner Sense den Müll beiseite und suche nach gelben Hinweisen auf dem Boden. Da letztendlich ganz schön viele Punkte aktiviert werden wollen und sich mir unter Wasser wenig Abwechslung bietet, bin ich von dem Prinzip irgendwann sehr ermüdet. Zumal sich das Müllbeseitigen auch nicht sehr belohnend, sondern eher schwerfällig anfühlt, da meine Sense oft nicht die richtige Stelle trifft und ich den Schutt mehrmals hauen muss, bis er verschwindet.
Nach den ersten Abschnitten verwandelt sich das Meer in eine Art Labyrinth, da manchmal nicht eindeutig ist, welche Korallen man als Nächstes befreien muss. Eigentlich könnte das ein cooles Feature sein. Glücklicherweise funktioniert die Karte auch unter Wasser und als Spieler ist man nicht ganz verloren. Das Problem: Man ist sehr, sehr langsam unterwegs. Dashen und Sprinten könnt ihr an Land, aber nicht im Wasser – nachdem ich mich einige Male verschwommen habe und mir die Zeit davonläuft, bin ich ganz schön frustriert. Ein Dash oder ein schnelles Seepferdchen, das mich durch die Unterwasserwelt befördert, hätten mir das Gameplay deutlich erleichtert.
Der Rest verläuft ähnlich wie im Farmspiel-Klassiker Stardew Valley. Eingerahmt wird ein Ingame-Tag von Uhrzeit und eurer Ausdauer, ab Mitternacht sagt euch das Spiel, ihr solltet langsam zu Bett gehen. Das müsst ihr ebenfalls tun, wenn sich eure Ausdaueranzeige leert und ihr kein Essen parat habt, um sie wieder aufzufüllen. Wenn ihr eure Fähigkeiten erhöht, steigt auch eure Belastbarkeit an, doch sie bleibt immer eine Grenze für Aktivitäten.
Zuhause auf dem Bauernhof
Ein Tag beginnt für mich stets damit, die Tiere aus dem Stall zu lassen, Eier zu sammeln, Kühe zu melken und anfangs meine Feldfrüchte zu gießen, als ich noch keine Sprinkler besitze. Auch Obstbäume müssen mit der Gießkanne bewässert werden, was für das Genre eher untypisch ist.
Generell ist das User-Interface sehr übersichtlich. Hier sehe ich alles, was ich craften kann, auch unterwegs. Die Karte, Fähigkeiten samt verteilbaren Skillpunkten, Übersicht der Stadtbewertung und die Beziehungen zu Nachbarn kommen hinzu. Alles davon ist in einem separaten Reiter dargestellt und liefert nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Informationen.
Um Geld zu verdienen, legt ihr alle möglichen Items in die Versandkiste neben eurem Haus, die euch dann über Nacht die örtliche Währung einbringen. Und dafür braucht man ganz schön viel in Coral Island, denn alles kostet Geld. Neue Samen, Möbel, Tiere, jede Art von Verbesserung und sogar einzelne Kochutensilien. Ihr kocht nämlich nicht einfach alles am Herd, sondern braucht erstmal eine Haus-Verbesserung für die Küche. Als ich die habe, ärgere ich mich darüber, zusätzlich noch Gerätschaften wie zum Beispiel Pfannen und Töpfe kaufen zu müssen.
Cozy Kapitalismus
Neben den ganzen Rettungsaktionen seid ihr also damit beschäftigt, möglichst lohnenswertes Obst und Gemüse anzubauen, zu verarbeiten und zu verkaufen. Beim Schmied könnt ihr mithilfe von eingeschmolzenem Erz und etwas Holz eure Werkzeuge verbessern, braucht dafür aber auch große Summen Geld. Dadurch komme ich an mancher Stelle nicht so schnell voran, wie ich gern würde. Häufig wünsche ich mir, Steine und Müll schneller zu zerlegen, damit die Story weitergeht.
Grind mit etwas Abwechslung
Zwar gibt es in Coral Island viele unterschiedliche Dinge zu tun, doch letztendlich frage ich mich jeden Tag: Okay, grinde ich heute in der Mine oder im Meer? Zerschlage ich Steine oder Müll, um ein bisschen im Spielgeschehen voranzukommen? Natürlich kann ich mich davon auch lösen und stattdessen mit Bewohnern sprechen, meine Farm dekorieren oder angeln gehen, doch Meer und Mine scheinen stets im Vordergrund zu stehen, weil sie die Handlungsstränge vorantreiben.Dennoch bietet das Spiel zwischendurch Abwechslung: Zu jeder Jahreszeit findet mindestens ein Fest statt, manchmal sogar mehrere. So gibt es im Herbst beispielsweise Thanksgiving und das Gruselfest. Jedes der Events bietet besondere Items zum Kauf an sowie unterschiedliche Minispiele, bei denen ich Gold und Material, manchmal auch Essen gewinnen kann. Das lockert das Spielgeschehen zwar auf, reicht mir aber nicht ganz. Die kleinen Spiele bereiten mir Freude, ich finde es aber sehr schade, dass man sie nur einmal spielen kann und dann ein Ingame-Jahr bis zum nächsten Versuch warten muss. Zumal es auch keine Anleitung gibt, nur kurz aufgelistet wird, welche Knöpfe erforderlich sind und es dann direkt losgeht. Wenn ich ein Minispiel nicht gleich verstehe, verliere ich und kann es nicht nochmal probieren.
Um ein Jahr durchzuspielen braucht ihr etwa 30 bis 40 Spielstunden, je nachdem, wie früh ihr euch ins Bett legt. Doch damit endet das Spiel nicht, da ihr vermutlich noch lange nicht alles erreicht, freigeschaltet und verbessert habt. Wer alles erledigen will, kann in Coral Island sicherlich 100 Stunden verbringen, vielleicht noch mehr.
Bugs begegnen mir in meinem Durchlauf nicht oft, sind aber manchmal präsent. Meistens läuft das Spiel flüssig mit 60 FPS, doch zwischendurch ruckelt es, besonders zum Anfang einer Zwischensequenz. Auch mein Mauszeiger führt manchmal ein Eigenleben, was nach wenigen Sekunden vorbei ist. Die deutsche Übersetzung ist okay, allerdings wechseln die Dialoge hin und wieder für ein paar Zeilen ins Englische, was mich etwas irritiert, aber nicht allzu sehr stört.
Das Huhn oder das Ei
Nerviger sind die Bewegungen meines Charakters, die sich schwergängig anfühlen. Oft tut er einfach nicht, was ich gern möchte. Ein Ei im Hühnerstall aufheben, das Huhn streicheln, den Stall verlassen – alles davon scheint auf derselben Stelle zu liegen und, was bei einem Klick letztendlich passiert, wirkt zufällig. Zudem ist meine Figur auch an Land nicht gerade schnell unterwegs. Sprinten erfolgt automatisch und, damit ich zumindest ein bisschen schneller vorankomme, nutze ich alle zwei Sekunden einen Dash mithilfe der Leertaste. Dadurch bin ich flinker, doch das Spiel wird unruhig und ruckelig. Glücklicherweise gibt es auf der Karte verteilt einige Teleporter und, nachdem ich ein bisschen Gold verdient habe, kann ich mir ein Pferd leisten. Hier gestaltet sich das Aufsteigen allerdings wegen der Probleme, die wir schon aus dem Hühnerstall kennen, auch manchmal schwierig und ich muss das Tier teilweise fünfmal anklicken, bis meine Figur endlich darauf platznimmt.
Fazit
Letztendlich ist Coral Island ein tolles Spiel, das sich in meiner persönlichen Rangliste entspannter Farmsimulationen nicht an die Spitze, aber weit hochgekämpft hat. Wegen der hübschen Grafik und der innovativen Idee mit der Unterwasserwelt reiht es sich für mich zwar über Games wie Fae Farm und Disney Dreamlight Valley ein, übersteigt aber nicht grandiose Titel wie Stardew Valley oder Sun Haven.
Coral Island bietet viele Inhalte, die teilweise zusammenpassen, an anderer Stelle aber wirken, als wollten sie nur Standard-Mechaniken des Genres abdecken, ohne wirklich zum Spiel beizutragen. Beispielsweise den Schrein der Göttin hätten die Entwickler durch etwas Kreativeres ersetzen können. Die Feste zu jeder Jahreszeit sind erfrischend und niedlich aufbereitet, die Minigames machen Spaß, doch mehr als ein Versuch wäre wünschenswert.
Der Grind in Mine und besonders im Korallenriff müsste zudem nicht sein. Anstatt sich durch endlos viel Müll zu kämpfen, damit die Story vorangeht, hätte ich mir mehr Abwechslung im Meer gewünscht. Wer nicht verbissen mit der Sense im Schutt herumwühlen will, kann zwar andere Aktivitäten zum Zeitvertreib finden – davon sind sicherlich genug vorhanden – doch muss damit leben, dass die Story im Wasser nur langsam vorwärtsgeht.
Ein solides Cozy Game mit ein paar Fehlern, die durchaus verzeihbar sind und vom Entwickler durch einfache Patches ausgebessert werden können. Wer eine entspannte Zeit sucht, in der Mine nicht allzu starke Gegner treffen will und ein Herz für Details sowie hübsche Natur hat, ist bei Coral Island definitiv richtig. Zudem verdient es einen Pluspunkt durch die Thematik der Umweltverschmutzung, die auch im realen Leben ein großes Problem darstellt – besonders im Meer.
Pro
- Tolle Grafik
- Meer-Thema
- Sehr unterschiedliche Figuren
Kontra
- Eigene Figur bewegt sich langsam
- Mine und Meer werden schnell eintönig
- Schwergängige Interaktionen
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?