Gangs of Sherwood - Test, Action-Adventure, PlayStation5, PC, XboxSeriesX

Gangs of Sherwood
10.12.2023, Anny Bader

Test: Gangs of Sherwood

Wirklich nur als Gang

Mit Gangs of Sherwood (ab 34,97€ bei kaufen) veröffentlichten Appael Studios und Nacon kürzlich ein actionreiches Abenteuer in der Welt des berüchtigten Robin Hood. Ihr schlüpft in seine Rolle oder wählt einen seiner Gefährten, um für Gerechtigkeit zu kämpfen und euch schließlich dem Sheriff von Nottingham gegenüberzustellen. Allein oder mit bis zu drei Mitspielern helft ihr den Menschen des alten Englands, die immer stärker von ihren Tyrannen beherrscht werden. Auch wir haben fleißig Goldstücke gesammelt und uns das Spiel im Test genauer angesehen.

Gangs of Sherwood: Unterwegs als Robin von Locksley

Auf dem Weg zu Major Oak geht es zunächst durch einen hübschen Wald.
Zu Beginn wähle ich aus vier Charakteren – Robin von Locksley, Maid Marian, Little John oder Bruder Tuck – und lande direkt im Tutorial. Ursprünglich wollte ich einen Controller nutzen, gebe nach kurzer Zeit aber auf, weil sich mein Wurfanker einfach nicht werfen lässt. So spiele ich mit Maus und Tastatur, das funktioniert zumindest und die Bewegungen fühlen sich flüssig an – in der Wildnis benutze ich teilweise besagten Anker, um meine Figur in die Luft zu schleudern, verwende eine Seilrutsche oder führe rasante Sprünge aus, um Platforming-Passagen zu meistern.

Gangs of Sherwood kommt nicht mit einer offenen Welt daher, sondern lässt mich alles von einem Ort namens Major Oak aus steuern. Dort starte ich meine Missionen, kaufe neue Combos und verbessere meine Fähigkeiten. Die Geschichte wird in drei Akten erzählt, die jeweils drei Aufträge beinhalten. Wenn ich nicht sterbe, habe ich einen davon in etwa 20 Minuten erledigt. Obendrauf kommen drei weitere Kapitel, die aber wenig mit der Story und mehr mit großen Kämpfen zu tun haben.

Die Geschichte wird durch Zwischensequenzen erzählt und die einzelnen Figuren kommen häufig zu Wort. Manchmal sprechen sie auch, während ich schon loslaufen darf. Besonders gut gefallen mir aber die kurzen Szenen zum Einstieg jeder Mission, da hier alle agierenden Charaktere im Puppentheater dargestellt sind und auf witzige Art und Weise das Erzählte in einer kurzen Szene spielen. Generell liegt für mich der Fokus aber im restlichen Spiel weniger auf der Geschichte als auf dem Gameplay, besonders den Kämpfen.

Mit jeder Figur führe ich im Kampf Combos aus, die aus Rechts- und Linksklicken bestehen. Teilweise kommen noch Sprünge oder Sprints hinzu, doch im Grunde ist das Kampfsystem sehr simpel gehalten. Dennoch muss ich mir erstmal merken, wie ich was ausführe und bin dankbar, dass es in Major Oak einen Raum zum Üben gibt. Verschiedene Tutorials zeigen mir, wie ich meine Waffe richtig einsetze und ich kann zudem zwischen den Charakteren wechseln, um herauszufinden, wer mir am besten gefällt.

Vier Kampfstile, doch keiner ist perfekt

Am Ende der Missionen erwarten euch coole Bosse, die immer etwas mit "Von Nottingham" heißen.
Als Robin von Locksley spiele ich eine Mischung aus Nah- und Fernkampf, da ich mehrmals mit der Faust zuschlage (drei Rechtsklicks), um dann besonders starke Pfeile abzuschießen (vier Linksklicks). Zielen muss ich nur grob, das genaue Aiming übernimmt das Spiel für mich. Lediglich für Kopftreffer, die doppelten Schaden anrichten, muss ich mich mehr anstrengen. Da die Gefechte schnell und hektisch ablaufen, ist es manchmal gar nicht so leicht, in Ruhe zu fokussieren, wohin mein Pfeil fliegt.

So wechsle ich von Robin zu Maid Marian, mit der ich allein aber nur schwer zurechtkomme, weil sie viel Schaden nimmt und zu wenig austeilt. Sie kämpft aus mittlerer Entfernung und hat für ein optimales Spielerlebnis definitiv einen Tank nötig, etwa Bruder Tuck oder Little John. John gefällt mir zuerst sehr gut, weil er hitzegeladene Attacken ausführt, eine hohe Verteidigung hat und sich seine Combos spannend anfühlen. Allerdings ist seine Reichweite miserabel, ich haue immer daneben und werde wütend, weshalb ich wieder zu Robin wechsle. Auch Bruder Tuck teste ich kurz an, doch er und sein Hammer sind mir viel zu langsam. Optimal ist das Erlebnis allein definitiv nicht, aber dennoch machbar. Am besten gefällt mir Gangs of Sherwood mit mindestens einem Mitspieler.

Koop ist nicht nur sinnvoll, sondern nahezu notwendig

Für den Koop-Modus wählt ihr beim Spielstart die Option „Online“ aus, um dann beim Start einer Mission mit einem vollständigen Team von bis zu vier Spielern losziehen zu können. Jeder der festen Charaktere kann dabei nur einmal gespielt werden, es können beispielsweise nicht zwei Robins dabei sein. So schließt ihr euch entweder mit euren Freunden zusammen oder sucht ingame nach einer Gruppe, der ihr euch anhängt.

Maid Marian, Robin von Locksley, Little John und Bruder Tuck im Puppentheater.
Man kann den Titel auch allein spielen, doch der Fokus liegt offensichtlich auf dem Multiplayer. Die einzelnen Charaktere weisen ihre Schwächen auf, die von den anderen ausgeglichen werden und, wenn ich allein unterwegs bin, bereitet mir das Spiel deutlich weniger Freude als gemeinsam mit anderen, weil ich solo immer einen Nachteil ziehe. Die schmaleren Figuren, also Robin und Marian, weisen nicht allzu viel Verteidigung auf, die breiteren sind viel zu langsam.

Außerdem könnt ihr während der Abschnitte manchmal Türen einschlagen oder euch durch Spalten quetschen, um dahinter eine Truhe mit Artefakten oder Gold zu finden. Little John und Bruder Tuck sind natürlich nicht in der Lage, sich durchzuschlängeln, Robin und Marian hingegen können keine Wände einreißen. Allein komme ich also nur an die Hälfte der Truhen und ärgere mich ein bisschen. Die Möglichkeit, Bots zu eurem Team hinzuzufügen, gibt es aktuell nicht. Das würde das Problem durchaus lösen, wenn sich mal keine Mitspieler finden.

Unterwegs gibt es jede Runde etwa drei bis vier Checkpoints, die wirken als würde man bei ihnen respawnen, wenn man draufgeht. Falsch gedacht. Zunächst frage ich mich, ob es sich um einen Bug handelt, weil ich mich einfach nicht dort wiederbeleben kann als ich alleine losziehe. Doch im Koop-Modus fällt mir dann auf, wozu die Punkte tatsächlich dienen: Wenn einer aus der Gruppe stirbt, andere aber überleben, dann wird die Person dort wiederbelebt und die Teammitglieder können ihn abholen. Die armen Solo-Spieler müssen hingegen die ganze Mission von vorne starten.

Little John auf einer schneebedeckten Karte, bevor der Kampf beginnt.
Grundlegend läuft das Spiel flüssig und besonders die Animationen beim Wurfanker und der Seilbahn funktionieren butterweich, wenn ich mit Maus und Tastatur spiele. Meinen Controller vermisse ich immer noch. Grafisch bietet es einiges fürs Auge, zumindest wenn ich die Anforderungen aufs Maximum stelle und besonders beim Level of Detail nicht spare. So sehe ich hübsche Landschaften, die besonders durch die gelungene Darstellung von Licht und Schatten glänzen. Auch Feuer und Explosionen sehen überraschend gut aus. Dreht man die Details herunter, wirken manche Dinge seltsam: Beispielsweise haben die Holzfiguren im Puppentheater keine Augen mehr, aber immerhin die Schnurrbärte sind noch vorhanden


Zwischen Holzpuppen und Ladescreens

Zwischendurch weist das Game immer wiederLadebildschirme auf, die mir teilweise viel zu lange dauern. Ob ich es in die gewünschte Mission schaffe, ist besonders beim Multiplayer manchmal unklar, weil Gangs of Sherwood häufig zu Beginn einer Session abstürzt. Bugs fallen mir nicht sonderlich viele auf, doch an manchen Stellen scheint der Titel dafür wenig durchdacht zu sein.

So rätsle ich im Kampf-Tutorial über den vorgestellten Rebelleninstinkt, den ich aktivieren soll, es aber noch nicht kann, weil meine Stufe zu niedrig ist. Diese kann ich übrigens nirgends einsehen, doch der Rang scheint wichtig zu sein, da man vieles dadurch freischaltet. Ich verlasse das Tutorial also nach ein paar Minuten relativ verwirrt und realisiere erst ein paar Level später, dass der Modus einfach noch nicht freigeschaltet war. Als ich ihn schließlich aktivieren kann, fallen mir sofort die Vorteile davon auf: Meine Figur wird automatisch geheilt, ich greife schneller an und verursache mehr Schaden. Nach ein paar Sekunden ist der Modus leider schon wieder vorbei und ich muss erneut drei Balken aufladen, um ihn mit der X-Taste auszulösen. Als Rebell fühlt sich das ganze Kampfsystem wunderbar an, weshalb ich mir Wünsche, permanent in der Form angreifen zu können.

Fazit

Appeal Studios‘ Idee, aus dem sagenumwobenen Robin Hood ein actionreiches Third-Person-Videospiel zu machen, ist grandios, doch die Umsetzung lässt an manchen Stellen zu wünschen übrig. Das Gameplay läuft zwar flüssig, fühlt sich teilweise aber noch nicht ausgereift an und die Combos werden schnell repetitiv. Mit einer Spielzeit von fünf bis sieben Stunden ist der Titel zudem sehr kurz. Auch wenn ihr zwischenzeitlich die Umgebung erkundet und Sammelgegenstände sucht, kommt ihr bei einem Durchlauf vermutlich nicht mal auf zehn Stunden. Wiederspielwert bietet es kaum, außer, ihr wollt alle drei Schwierigkeitsstufen meistern.

 

 

Wenn ihr ein kurzes Spielerlebnis sucht, das ihr gemeinsam mit euren Freunden genießen könnt und bereit seid, jeweils 40 Euro zu investieren, dann ist Gangs of Sherwood perfekt. Wer hingegen lieber allein und in Ruhe zockt und auch keine Fremden in seiner Gruppe haben will, muss einige Nachteile in Kauf nehmen.

 

 

Ein Pluspunkt bleibt die Grafik, wenn ihr auf den höchsten Einstellungen spielt – hier lohnt es sich gelegentlich stehenzubleiben, um die wunderschöne Landschaft mit all den Details, Lichteffekten und Kontrasten zu begutachten, bevor ihr euch in den nächsten Kampf stürzt. Allerdings ist fraglich, ob sich da nicht eher andere Action-Games wie Devil May Cry 5 anbieten.

Pro

  • Robin Hood als Thema
  • Tolle Grafik mit schönen Landschaften und Lichteffekten
  • Puppentheater vor den Missionen

Kontra

  • Allein macht es weniger Spaß
  • Stürzt manchmal beim Laden ab
  • Keine Übersicht über eigenen Charakter
  • Das Checkpoint-Syste

Wertung

PC

Ein sehr kurzes RPG, das im Koop deutlich mehr Spaß macht als allein.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
Kommentare
ray2077


Vier Kampfstile, doch keiner ist perfekt.


Ja gibts den überhaupt? Ich denke, zu groß wäre da die Wunschliste und zu vielseitig die Meinungen.
Was ist Perfektion? Man kann sie anstreben, aber wird sie nie erreichen. Das sollte einem schon bewusst sein, um auf dem Boden zu bleiben.

Würde man von den besten Gamern eine Liste des perfekten Kampfstiles erstellen, würden sich auch noch ziemlich viele daran Stoßen und das nicht so sehen - also was soll ein perfekter Kampfstil sein?
Für mich ist mal eine präzise Steuerung das A&O, daran scheitern schon viele Spiele. Unzählige Kombos die man sich kaum merken kann, machen auch keinen guten Kampfstil aus.
Ich denke mal, eine breite Masse zufriedenzustellen, ist auch eine Tatsache an dem so was scheitert. Also was wollen wir, oder wer hat das Rezept das alle zufriedenstellt.
Man kann auch darüber diskutieren ob man "zufriedenstellt" schreibt, oder "befriedigt", wenn man damit die eigene Zufriedenheit beschreiben will - ich würde das Erstere, als treffender bezeichnen...

vor 5 Monaten
Scourge

"Appeal Studios‘ Idee, aus dem sagenumwobenen Robin Hood ein actionreiches Third-Person-Videospiel zu machen, ist grandios"

Naja, so Neu ist die Idee jetzt auch wieder nicht, wenn ich da besonders an Hood: Outlaw and Legends von vor 2 Jahren denke... das hatte ich damals auch gespielt und fand es ganz spaßig. Aber das hier muss wohl nicht sein.

Zuletzt bearbeitet vor 5 Monaten

vor 5 Monaten
Grauer_Prophet

in 6 Monaten ist das ein PSN Plus Spiel

vor 5 Monaten
Solon25

Ja, dein Link funktioniert, Danke, konnte es nun lesen.

vor 5 Monaten
LeKwas

Hm ich sehe den Test ganz normal, wenn ich draufklick.
https://www.4players.de/4players.php/di ... rwood.html
/edit Also hier vom Forum aus geht es ganz normal, aber von der Startseite aus landet man bei einem News-Artikel ohne Text anscheinend.

Zuletzt bearbeitet vor 5 Monaten

vor 5 Monaten