Gangs of Sherwood - Test, Action-Adventure, PlayStation5, PC, XboxSeriesX
Gangs of Sherwood: Unterwegs als Robin von Locksley
Zu Beginn wähle ich aus vier Charakteren – Robin von Locksley, Maid Marian, Little John oder Bruder Tuck – und lande direkt im Tutorial. Ursprünglich wollte ich einen Controller nutzen, gebe nach kurzer Zeit aber auf, weil sich mein Wurfanker einfach nicht werfen lässt. So spiele ich mit Maus und Tastatur, das funktioniert zumindest und die Bewegungen fühlen sich flüssig an – in der Wildnis benutze ich teilweise besagten Anker, um meine Figur in die Luft zu schleudern, verwende eine Seilrutsche oder führe rasante Sprünge aus, um Platforming-Passagen zu meistern.Gangs of Sherwood kommt nicht mit einer offenen Welt daher, sondern lässt mich alles von einem Ort namens Major Oak aus steuern. Dort starte ich meine Missionen, kaufe neue Combos und verbessere meine Fähigkeiten. Die Geschichte wird in drei Akten erzählt, die jeweils drei Aufträge beinhalten. Wenn ich nicht sterbe, habe ich einen davon in etwa 20 Minuten erledigt. Obendrauf kommen drei weitere Kapitel, die aber wenig mit der Story und mehr mit großen Kämpfen zu tun haben.
Die Geschichte wird durch Zwischensequenzen erzählt und die einzelnen Figuren kommen häufig zu Wort. Manchmal sprechen sie auch, während ich schon loslaufen darf. Besonders gut gefallen mir aber die kurzen Szenen zum Einstieg jeder Mission, da hier alle agierenden Charaktere im Puppentheater dargestellt sind und auf witzige Art und Weise das Erzählte in einer kurzen Szene spielen. Generell liegt für mich der Fokus aber im restlichen Spiel weniger auf der Geschichte als auf dem Gameplay, besonders den Kämpfen.
Mit jeder Figur führe ich im Kampf Combos aus, die aus Rechts- und Linksklicken bestehen. Teilweise kommen noch Sprünge oder Sprints hinzu, doch im Grunde ist das Kampfsystem sehr simpel gehalten. Dennoch muss ich mir erstmal merken, wie ich was ausführe und bin dankbar, dass es in Major Oak einen Raum zum Üben gibt. Verschiedene Tutorials zeigen mir, wie ich meine Waffe richtig einsetze und ich kann zudem zwischen den Charakteren wechseln, um herauszufinden, wer mir am besten gefällt.
Vier Kampfstile, doch keiner ist perfekt
So wechsle ich von Robin zu Maid Marian, mit der ich allein aber nur schwer zurechtkomme, weil sie viel Schaden nimmt und zu wenig austeilt. Sie kämpft aus mittlerer Entfernung und hat für ein optimales Spielerlebnis definitiv einen Tank nötig, etwa Bruder Tuck oder Little John. John gefällt mir zuerst sehr gut, weil er hitzegeladene Attacken ausführt, eine hohe Verteidigung hat und sich seine Combos spannend anfühlen. Allerdings ist seine Reichweite miserabel, ich haue immer daneben und werde wütend, weshalb ich wieder zu Robin wechsle. Auch Bruder Tuck teste ich kurz an, doch er und sein Hammer sind mir viel zu langsam. Optimal ist das Erlebnis allein definitiv nicht, aber dennoch machbar. Am besten gefällt mir Gangs of Sherwood mit mindestens einem Mitspieler.
Koop ist nicht nur sinnvoll, sondern nahezu notwendig
Für den Koop-Modus wählt ihr beim Spielstart die Option „Online“ aus, um dann beim Start einer Mission mit einem vollständigen Team von bis zu vier Spielern losziehen zu können. Jeder der festen Charaktere kann dabei nur einmal gespielt werden, es können beispielsweise nicht zwei Robins dabei sein. So schließt ihr euch entweder mit euren Freunden zusammen oder sucht ingame nach einer Gruppe, der ihr euch anhängt.Außerdem könnt ihr während der Abschnitte manchmal Türen einschlagen oder euch durch Spalten quetschen, um dahinter eine Truhe mit Artefakten oder Gold zu finden. Little John und Bruder Tuck sind natürlich nicht in der Lage, sich durchzuschlängeln, Robin und Marian hingegen können keine Wände einreißen. Allein komme ich also nur an die Hälfte der Truhen und ärgere mich ein bisschen. Die Möglichkeit, Bots zu eurem Team hinzuzufügen, gibt es aktuell nicht. Das würde das Problem durchaus lösen, wenn sich mal keine Mitspieler finden.
Unterwegs gibt es jede Runde etwa drei bis vier Checkpoints, die wirken als würde man bei ihnen respawnen, wenn man draufgeht. Falsch gedacht. Zunächst frage ich mich, ob es sich um einen Bug handelt, weil ich mich einfach nicht dort wiederbeleben kann als ich alleine losziehe. Doch im Koop-Modus fällt mir dann auf, wozu die Punkte tatsächlich dienen: Wenn einer aus der Gruppe stirbt, andere aber überleben, dann wird die Person dort wiederbelebt und die Teammitglieder können ihn abholen. Die armen Solo-Spieler müssen hingegen die ganze Mission von vorne starten.
Zwischen Holzpuppen und Ladescreens
Zwischendurch weist das Game immer wiederLadebildschirme auf, die mir teilweise viel zu lange dauern. Ob ich es in die gewünschte Mission schaffe, ist besonders beim Multiplayer manchmal unklar, weil Gangs of Sherwood häufig zu Beginn einer Session abstürzt. Bugs fallen mir nicht sonderlich viele auf, doch an manchen Stellen scheint der Titel dafür wenig durchdacht zu sein.
So rätsle ich im Kampf-Tutorial über den vorgestellten Rebelleninstinkt, den ich aktivieren soll, es aber noch nicht kann, weil meine Stufe zu niedrig ist. Diese kann ich übrigens nirgends einsehen, doch der Rang scheint wichtig zu sein, da man vieles dadurch freischaltet. Ich verlasse das Tutorial also nach ein paar Minuten relativ verwirrt und realisiere erst ein paar Level später, dass der Modus einfach noch nicht freigeschaltet war. Als ich ihn schließlich aktivieren kann, fallen mir sofort die Vorteile davon auf: Meine Figur wird automatisch geheilt, ich greife schneller an und verursache mehr Schaden. Nach ein paar Sekunden ist der Modus leider schon wieder vorbei und ich muss erneut drei Balken aufladen, um ihn mit der X-Taste auszulösen. Als Rebell fühlt sich das ganze Kampfsystem wunderbar an, weshalb ich mir Wünsche, permanent in der Form angreifen zu können.
Fazit
Appeal Studios‘ Idee, aus dem sagenumwobenen Robin Hood ein actionreiches Third-Person-Videospiel zu machen, ist grandios, doch die Umsetzung lässt an manchen Stellen zu wünschen übrig. Das Gameplay läuft zwar flüssig, fühlt sich teilweise aber noch nicht ausgereift an und die Combos werden schnell repetitiv. Mit einer Spielzeit von fünf bis sieben Stunden ist der Titel zudem sehr kurz. Auch wenn ihr zwischenzeitlich die Umgebung erkundet und Sammelgegenstände sucht, kommt ihr bei einem Durchlauf vermutlich nicht mal auf zehn Stunden. Wiederspielwert bietet es kaum, außer, ihr wollt alle drei Schwierigkeitsstufen meistern.
Wenn ihr ein kurzes Spielerlebnis sucht, das ihr gemeinsam mit euren Freunden genießen könnt und bereit seid, jeweils 40 Euro zu investieren, dann ist Gangs of Sherwood perfekt. Wer hingegen lieber allein und in Ruhe zockt und auch keine Fremden in seiner Gruppe haben will, muss einige Nachteile in Kauf nehmen.
Ein Pluspunkt bleibt die Grafik, wenn ihr auf den höchsten Einstellungen spielt – hier lohnt es sich gelegentlich stehenzubleiben, um die wunderschöne Landschaft mit all den Details, Lichteffekten und Kontrasten zu begutachten, bevor ihr euch in den nächsten Kampf stürzt. Allerdings ist fraglich, ob sich da nicht eher andere Action-Games wie Devil May Cry 5 anbieten.
Pro
- Robin Hood als Thema
- Tolle Grafik mit schönen Landschaften und Lichteffekten
- Puppentheater vor den Missionen
Kontra
- Allein macht es weniger Spaß
- Stürzt manchmal beim Laden ab
- Keine Übersicht über eigenen Charakter
- Das Checkpoint-Syste
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.