The Last of Us Part 2 - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PlayStation5
The Last of Us Part 2: Immer noch ein Hingucker
Als The Last of Us Part 2 im Juni 2020 für die PlayStation 4 erscheint, ist es, neben seinen spielerischen und erzählerischen Stärken, ein visueller Brocken: Naughty Dog kitzelte aus der zu dem Zeitpunkt schon fast sieben Jahre alten Konsole noch einmal alles heraus, um eine der immersivsten und brutalsten postapokalypischen Szenarien auf den Fernseher zu zaubern. Dreieinhalb Jahre später hat sich daran nicht viel geändert,trotzdessen, dass es mit dem Remastered nun einen Wechsel auf die PlayStation 5 gibt. Allerdings liegt die Betonung auf Remastered – ein Remake im Stile eines Dead Space, Resident Evil 4 oder, um in der gleichen Spielereihe zu bleiben, The Last of Us Part 1 solltet ihr keinesfalls erwarten.Auf der optischen Ebene bietet die Neuauflage ein paar Detailverbesserungen, die sich unter anderem in höher aufgelösten Schatten, ein wenig schickeren Texturen und feinerer Umgebungsdarstellung äußern. Grundsätzlich sieht The Last of Us Part 2 auf der PS5 aber weitgehend vergleichbar zur PS4-Variante aus – nur jetzt optional auch in knackscharfer 4K-Auflösung. Oder mit 60 Bildern pro Sekunde, wobei das auch schon dank eines Patches mit der PS4-Version möglich war. Das klingt jetzt etwas negativer als es ist, denn grundsätzlich bietet The Last of Us Part 2 auch im Jahre 2024 immer noch eine fantastische Grafik und gehört weiterhin zu den schönsten Spielen, die ihr aktuell erleben könnt. Die verschiedenen Levelumgebungen strotzen nur so vor Details, die Mimik und Gestik der Charaktere wirken in den meisten Fälle nahezu lebensecht. Wenn ich mit Ellie einen Feind von hinten ermeuchel, kann ich in ihrem Gesicht die Anstrengung und die Wut, die in der 19-Jährigen schlummert, komplett ablesen.
Generell ist die Brutalität weiterhin auf einem Niveau, welches irgendwo zwischen technisch beeindruckend
und erschreckend unangenehm liegt. Gliedmaßen und Köpfe sind beispielsweise bei Schrotflinten keineswegs davor gefeit, vom restlichen Körper getrennt zu werden. Pfeile müssen manuell aus dem Körper gezogen werden, Schmerzensschreie inklusive. Als ich in einer Situation, einem Feind frontal eine Eisenstange mit Schmackes ins Gesicht drücke, geht die Geräuschkulisse bis ins Mark, während besagte Person mit einem letzten Röcheln vor mir zu Boden gleitet. Auch auf der PlayStation 5 ist The Last of Us Part 2 ein intensives, nervenzerreibendes Erlebnis, wie wir seinerzeit schon im Original-Test festgehalten haben. An der Story und am Gameplay der Kampagne hat sich im Remastered nämlich nichts geändert, der Inhalt ist identisch.Die große Neuerung: Ein Roguelike
Das Remastered ist allerdings nicht nur ein glorifiziertes, kostenpflichtiges Grafikupdate. Stattdessen gibt es tatsächlich auch einen neuen Modus, der zugleich das Highlight der PS5-Neuauflage ist. No Return, oder im deutschen Kein Zurück genannt, ist ein Roguelike, bei dem vor allem die kämpferische Seite von The Last of Us Part 2 in den Vordergrund rückt. Idealerweise solltet ihr das Kämpfen, Weglaufen und Verstecken aus dem Hauptspiel bereits beherrschen, ansonsten wird der neue Inhalt eine wohl frustierende Angelegenheit. Das liegt daran, dass die Entwickler kein Tutorial an die Hand geben, weshalb ein Quereinstieg nicht unbedingt ratsam ist.Grundsätzlich schlüpft ihr in No Return in einen von zehn verschiedenen spielbaren Charakteren und
durchlauft einen klassischen Roguelike-Run, der in verschiedene Levelabschnitte sowie einem finalen Bosskampf gegliedert ist. Abgedeckt werden dabei unterwegs verschiedene Architekturen des Hauptspiels, darunter die Jackson Community, ein Supermarkt oder das Theater. In jedem Level bekommt ihr es wiederum mit einem von vier verschiedenen Modi zu tun: In Hunted gilt es beispielweise eine gewisse Zeit lang zu überleben, während unzählige Gegner einem ans Leder wollen. Ansturm wiederum lässt euch zum Jäger werden, in dem ihr eine bestimmte Anzahl von Gegnerwellen erledigen müsst – ein absolutes Highlight, wenn ihr die Katz-und-Maus-Begegnungen aus dem Hauptspiel liebt. In Erobern heißt es wiederum einen gut bewachten Tresor zu knacken, während Durchhalten eine Art Horde-Modus-Light ist.Zusätzlich kann jedes Level noch bestimmte Modifikatoren erhalten, die sowohl zum Vor- als auch Nachteil sein können. So hatte ich zwischendurch einen Abschnitt, in der mich Nahkampfangriffe heilen, aber gleichzeitig Gegner nach dem Ableben explodieren – das macht es natürlich um einiges schwieriger, möglichst unentdeckt zu bleiben. An anderer Stelle war die Map voller Fallen, die man perfekt zum Ausschalten von Clickern nutzen kann, oder Gegner wurden unsichtbar. Die Mods sind ein entscheidender Faktor in No Return, denn sie sorgen für die zwingend notwendige spielerische Abwechslung, während ich mich an den vier grundlegenden Modi und den Szenarien schon nach kurzer Zeit sattgesehen habe. Schade nur, dass die Mods nicht noch abgedrehter werden, je erfolgreicher der Run verläuft.
Kein Modus für die Ewigkeit
Wie für ein Roguelike üblich sind übrigens sämtliche Upgrades und Ressourcen, die man sich während eines Runs erarbeitet, nach dem Ableben verloren. Es gibt also keinen Grund, Pillen oder Crafting-Materialien zusparen, sondern diese sollten für neue Skills, Waffenupgrades oder Zubehör wie Molotov-Cocktails investiert werden. Zudem lassen sich im Hauptquartier, welches zwischen einzelnen Leveln zur Verfügung steht, an einem Automaten noch zusätzliche Waffen oder temporäre Rezepte für Ingame-Währung kaufen. Insbesondere Letzteres ist nicht zu unterschätzen, da jeder Charakter mit unterschiedlichen Equipment startet und somit beispielsweise zu Beginn gar nicht die Fähigkeit besitzt, Sprengfallen herzustellen.Mit jedem Run sammelt man zu guter Letzt Fortschrittspunkte für verschiedene Herausforderungen, die wiederum neue Inhalte freischalten. Das gilt einerseits für den spielerischen Part, in dem zum Beispiel neue Charaktere wie Joel oder Lev spielbar werden, und andererseits für etwas mehr kosmetischen Flair. Letzteres bezieht sich auf neue Kostüme, die ihr anschließend auch in der Story-Kampagne tragen dürft.
Unter dem Strich ist No Return ein durchaus spaßiger, kurzweiliger Roguelike-Modus, bei dem vor allem das wuchtige Kampfsystem von The Last of Us Part 2 zu überzeugen weiß. Allerdings geht der Erweiterung auch schnell die Puste wieder aus, denn wirklich langfristige Motivation bietet er nicht. Er ist schlichtweg eine nette Ergänzung, die aber dem Multiplayer-Modus Factions aus dem ersten The Last of Us keineswegs das Wasser reichen kann.
Was bietet das Remastered sonst noch?
Neben dem No Return-Modus gibt es einen weiteren frischen Inhalt in The Last of Us Part 2 Remastered, der mir persönlich allerdings etwas zu kurz kommt: Die Lost Levels. Dabei handelt es sich um unfertige Missionen odereinzelne Abschnitte, die es aus verschiedenen Gründen nicht in das fertige Spiel geschafft haben. Man bekommt also einen kleinen Einblick in die Entwicklung von The Last of Us Part 2, bei dem einem der Ideenprozess der Entwickler, ob nun narrativ oder spielerisch getrieben, näher gebracht wird. Eine an und für sich super spannende Idee, welche allerdings gerade einmal drei Level umfasst. Die bestehen dann zudem fast nur aus Laufen, sprich es gibt kaum spielerische Interaktionen. Das ergibt zwar durchaus Sinn, bedenkt man, dass diese Level nie zu Ende entwickelt worden sind, allerdings ist der Inhalt somit nach rund dreißig Minuten bereits völlig erschöpft.Immerhin gibt es noch den Director's Commentary, bei dem Neil Druckmann, die Synchronsprecher Troy Baker, Ashley Johnson, Laura Bailey und Naughty Dogs Narrative Lead Halley Gross einzelne Zwischensequenzen des Spiels kommentieren. Ebenfalls durchaus spannend, aber ebenso schnell durchgehört. Wer will kann anschließend noch im Gitarren-Modus ein wenig an der Klampfe zupfen – eine nette Dreingabe. Hinzu kommen für das gesamte The Last of Us Part 2 neue, lobenswerte Accessibility-Optionen, unter anderem eine Einstellung für beschreibendes Audio.
Wer all die neuen Inhalte und grafischen Verbesserungen ausprobieren und zu Gesicht bekommen will, kann das ab dem 19. Januar 2024 in Angriff nehmen. Dann erscheint The Last of Us Part 2 Remastered vorerst exklusiv für die PlayStation 5 und kostet 49,99 Euro. Wer bereits die PS4-Version besitzt kann für schlanke 10 Euro auf die Remastered-Version upgraden.
Fazit
Beim Spielen von The Last of Us Part 2 Remastered sind mir zwei Dinge aufgefallen. Zum einen, dass das Naughty Dog-Spiel auch über dreieinhalb Jahre später immer noch ein fantastisches, wenn auch arg deprimierendes Abenteuer ist. Zudem ist es ein audiovisuelles Fest, welches auf der PlayStation 5 dank der Grafikverbesserungen eine Ecke hübscher aussieht. Ein solch großer Sprung fürs Auge ist das aber nicht, was aber auch angesichts der Vorlage kaum notwendig war. Das führt mich zum zweiten Punkt, dem eigentlichen Star der Neuauflage: No Return ist an und für sich ein unterhaltsamer Zeitvertreib, insbesondere wenn man wie meine Wenigkeit auf das wuchtige und brutale Kampfsystem von The Last of Us Part 2 steht. Ein paar Stunden Spielspaß bekommt man mit dem Roguelike-Experiment auf jeden Fall vor die Tür geliefert. Ist das aber den Preis für das Remastered wert? Noch vor Dezember hätte ich ziemlich sicher ein Ja gegeben, mittlerweile bin ich mir ein klein wenig unsicher geworden. Der Grund dafür liegt bei God of War Ragnarök, welches Ende des letzten Jahres ebenfalls einen Roguelike-Modus spendiert bekommen hat – und zwar komplett kostenlos und sogar mit Storyergänzungen. Das macht es nun schwieriger das Remastered fair zu beurteilen, denn abseits des Roguelike-Modus gibt es ein paar nette Ergänzungen und Einblicke, die aber nicht unbedingt einen Kaufgrund darstellen. Nach langer Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen: Zehn Euro ist das Upgrade für The Last of Us Part 2 eine Überlegung wert, wenn man Ellies Rachegeschichte noch einmal in 4K erleben möchte und den Roguelike-Modus spannend genug findet. Wer den Nachfolger von The Last of Us hingegen noch gar nicht gespielt hat, der bekommt nun für gut 50 Euro das komplette Paket von einem der besten Spiele der letzten Jahre.
Pro
- optische Verbesserungen, die ein ohnehin schon hübsches Spiel noch schicker machen
- spannende Lost Levels...
- kurzweiliger Roguelike-Modus...
- Gitarren-Modus
- bessere Optionen für Barrierefreiheit
Kontra
- keine inhaltlichen Erweiterungen für die Kampagne
- ... aber zu wenige davon
- ... dem es ein Stück weit an spielerischer Abwechslung mangelt
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