Tekken 8 - Test, Prügeln & Kämpfen, PlayStation5, PC, XboxSeriesX
Tekken 8 (ab 59,49€ bei kaufen): Get ready for the next battle
Tekken-Fans wissen, was sie erwarten können: Die Story um die familieninterne Fehde des Mishima- und des Kazama-Clans zieht sich seit dem ersten Teil durch den Hintergrund der Spiele und wird von Entwicklerstudio Bandai Namco gerne als „längste, fortlaufende Geschichte der Videospielwelt“ präsentiert. Dutzende Charaktere geben sich auch in Tekken 8 in Arcade- und Versus-Kämpfen die Klinke in die Hand beziehungsweise die Fäuste ins Gesicht; von Dauerbrennern wie Nina Williams, King oder Paul Phoenix, die bisher in jedem Spiel der Hauptserie auftraten, bis hin zu neuen Kämpfern, die das Tekken-Universum zu einem der umfangreichsten der Fighting-Game-Welt gemacht haben.Im Story-Modus werde ich relativ schnell überrascht: Durfte ich in der Preview-Version lediglich die ersten Kapitel spielen, die sich auf Jin Kazama als spielbaren Charakter konzentrieren, übernehme ich ab Kapitel 5 auch regelmäßig die Rollen vieler anderer Kämpfer. Jin bleibt die Hauptfigur, die sich im scheinbar nicht enden wollenden Familienkrieg gegen seinen Vater Kazuya Mishima stellt, die Story bekommt aber durch die facettenreichen weiteren Figuren ein bisschen mehr Abwechlung. Eingeführt werden nun auch die mysteriöse Reina, die eine geheimnisvolle Vergangenheit mit dem Mishima-Clan zu haben scheint, sowie der französische Spion Victor Chevalier, der in der Story sehr prominent als Leiter einer geheimen Task Force präsentiert wird. Nur Jin zu spielen, wie ich es nach der Preview befürchtete, hätte mich gelangweilt und ich bin erleichtert, dass es nicht so gekommen ist.
„Was machst du morgen, Kazuya?“ – „Dasselbe wie jeden Abend: Ich versuche, die Weltherrschaft an mich zu reißen.“
Das erste Kapitel beginnt mit einem Kampf zwischen Jin und Kazuya, an dessen Ende der Ältere obsiegt und seinem Sohn die Kräfte entzieht, mit denen dieser sich in Devil Jin verwandeln kann. Kazuya Mishima strebt die Weltherrschaft an und ruft ein neues Turnier aus. Nur wer sich im King of Iron Fist Tournament beweisen kann, ist es würdig, in einer von Kazuya befehligten Welt zu den Oberen zu gehören. Während Jin von seinen Freunden, unter anderem der Rebellentruppe Yggdrasil um Lars Alexandersson, Lee Chaolan und Alisa Bosconovitch, trainiert wird, um rechtzeitig zu den Ausscheidungskämpfen zu diesem Turnier fit zu werden, kommt er langsam hinter das Geheimnis, wie er seine Teufelskräfte wieder zurückerlangen und sogar kontrollieren kann.Zum Ende hin (kleine Spoiler-Warnung!) wird die Story, obgleich immer opulenter und überbordender, etwas eintönig. Während der Kämpfe habe ich mich teilweise gefühlt wie ein Anime-Charakter à la Son Goku oder Monkey D. Ruffy, die in nicht enden wollenden Duellen mit einer immer stärkeren Version ihres Kontrahenten konfrontiert werden. Dennoch endet sie meiner Meinung nach etwas abrupt – präsentiert aber auch zwei kleine Cliffhanger, die vielleicht einen Ausblick auf künftige Spielinhalte geben.
(Spoiler Ende)
An wen soll sich dieser Modus richten?
Der zweite Story-Modus ist für Tekken-Verhältnisse vor allem optisch sehr ungewöhnlich. In der Arcade Quest schlüpft ihr in einen selbst erstellten Avatar und ich könnte es nachvollziehen, wenn viele Spieler obgleich des Looks schon ein wenig abgeschreckt wären. Dass sich Tekken mit spielbaren Charakteren wie Panda, Roger oder Mokujin in der Vergangenheit schon manchmal nicht ganz so ernst genommen hat, ist eine Sache, die quietschbunten Chibi-Charaktere aus der Arcade Quest wirken jedoch sehr aus dem Rahmen gefallen. Hintergrund des Ganzen ist, dass sich dieser Storystrang an Tekken-Neulinge wenden soll. Ihr bekommt nach und nach Tutorials (die ihr allerdings auch skippen könnt) zu verschiedenen Aspekten des Kampfes präsentiert und müsst dann in Matches gegen Computergegner neu erlernte Techniken anwenden.Eingebettet ist dieser Modus in die Geschichte um eine Freundesgruppe aus absoluten Tekken-Fans, zu der auch ihr gehört. Während eine Enthusiastin gerne viel Zeit darauf verwendet, ihre Charaktere zu gestalten, übt ein anderer fleißig neue coole Moves. Die nicht eben unterschwellig mitschwingende Moral: Es ist egal, aus welchen Gründen ihr Tekken mögt; Hauptsache ist, ihr habt Spaß dabei. Daher habt ihr es euch auch zum Ziel gesetzt, den Gewinner eines örtlichen Tekken-Turniers zu besiegen, der der Meinung ist, beim Spielen gehe es nur ums Gewinnen.
Womit wir beim nächsten Thema wären… Schon nach kurzer Eingewöhnungszeit war ich wieder drin. Viele Charaktere wie Hwoarang, Paul oder Yoshimitsu, mit denen ich mich schon vor 20 Jahren auf der PlayStation 2 in den Ring gewagt habe, lassen sich mit den gleichen Tastenkombinationen zu den gewohnten Moves hinreißen; das bringt sofort echtes Nostalgie-Feeling: Wie früher, nur in schick. Aber auch die Neulinge spielen sich durchaus smooth: Victor könnte man ob des Einsatzes von Schusswaffen und einem Cyberschwert vielleicht Wettbewerbsverzerrung vorwerfen, aber so streng scheint man das im King of Iron Fist Tournament nicht zu nehmen. Auf Anhieb zu einer meiner Lieblingscharaktere ist Azucena geworden: die flippige und agile Mixed Martial Arts-Kämpferin bewegt sich schnell und in fließenden Bewegungen.
Neue Freunde, alte Rivalen
Viel Stoff für Einsteiger
Neben verschiedensten Kampfstilen und Kombos gibt es noch ein paar kleine Besonderheiten, die einem Duell noch ein bisschen mehr Pfeffer verleihen. Unter der Energieanzeige gibt es die blaue Heat-Leiste, die einmal pro Runde aktiviert werden kann. Danach habt ihr zehn Sekunden, in der eure Angriffe mehr Schaden verursachen und nicht geblockt werden können. Fällt eure Energie unter 25 Prozent, leuchtet sie feurig orange: Dann könnt ihr eine besonders power-geladene Spezialattacke ausführen, die dem Gegner einen gehörigen Anteil an seiner Energie kostet – oftmals ein letzter Ausweg und Schritt zum Sieg.Eine neue Einstellungsmöglichkeit, die besonders Neulingen zugutekommt, ist der Spezialstil, den ihr auf Knopfdruck aktivieren könnt. Nun ist es möglich, Attacken wie Würfe oder Air Combos mit einem Knopf auszuführen – so ist ein spektakulärer Kampfstil möglich, ohne im Vorfeld komplizierte Tastenkombinationen auswendig lernen zu müssen. Auf die Aktivierung dieses „Easy Mode“ sollten sich im Zweispielermodus die teilnehmenden Parteien jedoch einigen, weil es ansonsten doch einen sehr krassen Vorteil darstellen könnte.
Was übrigens den Schwierigkeitsgrad angeht, so scheinen mir die Computergegner deutlich schneller K.O. zu gehen als noch in früheren Spielen (weil Attacken mehr Schaden verursachen? So kommt es mit jedenfalls vor). Selbst auf dem vierten von fünf Schwierigkeitsstufen musste ich keine besonderen Kombo- oder Spezialattacken auf das Parkett bringen, um siegreich aus dem Duell hervorzugehen. Nicht selten gelang mit hier sogar ein "perfekter" Sieg, also ohne einen eigenen Treffen eingesteckt haben zu müssen.
Ausflug an den Strand
In einem besonderen Modus geht es an den Strand: Tekken-Veteranen werden sich erinnern, dass Tekken Ball bereits in einem früheren Teil einmal ein etwas unkonventioneller Ausbruch aus dem Prügelalltag war. Eure Schläge und Tritte konzentriert ihr hier nicht auf euren Gegner, sondern einen Strandball, der den Schaden konserviert und erst wieder abgibt, wenn einer der beiden Spieler ihn nicht mehr zurückspielen kann. Hierfür sind gut getimte Aktionen nötig, sonst kann es passieren, dass ihr mit einem Treffer ordentlich was einstecken müsst.Der Ball fliegt manchmal recht seltsame Kurven und nimmt trotz saftigem Konter-Kick nicht das Tempo auf, das man antizipiert hätte. Insgesamt ist der Modus eine nette Abwechslung, gerade im Couch-Koop, da hier einfach andere Dinge zu beachten sind, Kombos und Würfe einfach keine Rolle spielen. Insgesamt halte ich Tekken Ball allerdings für zu vernachlässigen; persönlich fand ich zum Beispiel den Bowling-Modus aus einigen früheren Teilen unterhaltsamer.
Tote Hose im Editor
Ihr habt lächerlich viele Optionen, die Erscheinung eures Spieler-Tags für den Online-Modus zu verändern. Umrandungen für die Energieleiste, Hintergrundplaketten für den Spielernamen, schier endlose Klamotten und Accessoires für den Avatar, der nicht nur eure Spielfigur im Arcade Quest sondern auch in der Online-Lobby ist. Ich hätte mir eher gewünscht, dass dieser Aufwand ein bisschen mehr in die Editierungsmöglichkeiten der Kämpfer gegangen wäre. Klar könnt ihr euren Lieblingscharakteren einen Hut aufsetzen, ein paar neue Hosen oder Hemden anziehen und die Haare färben. Insgesamt wirken die Optionen aber nicht so variationsreich, auch wenn ich mit ein paar neuen Design-Ideen für meine Kämpfer schon meinen Spaß hatte. Dennoch ist Luft nach oben: Kleidungsstücke lassen sich nicht mit den Original-Stilen kombinieren, Kopfbedeckungen nicht auf individuelle Frisuren setzen, für die weiblichen Charaktere gibt es etwa doppelt so viele Röckchen wie lange Hosen.Zudem müssen manche Stücke mit Ingame-Währung für jeden Charakter einzeln gekauft werden. In Geldnot solltet ihr bei meist 50.000 Münzen pro Item zwar nicht kommen – soviel bekommt ihr etwa bei einem Sieg in der Arcade Quest raus, für den Abschluss der Story gibt es gar 10 Millionen – dennoch ist es etwas lästig. Als Vergleich würde ich gerne das 2018 erschienene Soul Calibur 6 heranziehen, in dem ich im Charakter-Editor für jedes Kleidungsstück verschiedene Muster auswählen, die Kämpfer mit Tätowierungen ausstatten und sogar komplett neue Kämpfer erstellen konnte. Dahingehend hätte ich bei Tekken 8 etwas mehr Innovation erwartet.
Fazit
Den achten Streich aus der Tekken-Hauptserie einzuordnen, fällt mir nicht ganz leicht. Es gibt auffällig viele Dinge, die ich als unzureichend beziehungsweise nicht zeitgemäß bezeichnen würde, wie zum Beispiel den gerade im Vergleich zur Konkurrenz nicht so innovativen Charaktereditor oder die repetitive und uninspirierte Story. Die Arcade Quest finde ich obsolet: Ich kann mir weder vorstellen, dass viele Tekken-Kenner darin etwas sehen, noch, dass der Modus speziell Neulinge von dem Spiel überzeugt. Tekken Ball ist nett, vielleicht gerade für Retro-Liebhaber, bietet aber für das Spiel an sich keinen Mehrwert. Was sich negativ anhört, macht meiner Ansicht aber keinen großen Anteil am grundlegenden Spielerlebnis aus, da die Kämpfe an sich sehr viel Spaß machen und der richtige Fortschritt in der Tekken-Reihe sind. Neue wie alte Charaktere sehen in Unreal Engine 5 bombastisch aus, bringen ordentlich Power auf die Matte und machen den aktuellen Tekken-Roster nicht nur zum größten der einschlägigen Prügler-Reihen, sondern vielleicht auch zum vielfältigsten. Tekken 8 bietet für langjährige Freunde der Reihe ebenso viel, wie für Einsteiger und ist für mich das derzeit beste Prügelspiel auf dem Markt.
Pro
- Umfangreiches Line-up mit 32 Kämpfern
- die drei Neuzugänge machen viel Spaß
- fantastische Optik
- viele Einstiegshilfen für Neulinge
- freischaltbare Galerien und Videos
Kontra
- Arcade Quest wirkt unpassend
- Charakter-Editor könnte umfangreicher sein
- Story nicht originell
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
- Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.