Pepper Grinder - Test, Plattformer, PC, Switch

Pepper Grinder
03.04.2024, Jonas Höger

Test: Pepper Grinder

Kräftig, deftig, würzig, gut

Obacht, ein Angriff auf eure Geschmacksnerven: Nein, es ist kein neues Cooking Mama erschienen, stattdessen will euch Pepper Grinder pfeffrige Plattform-Action mit einer erdigen Note im Abgang kredenzen. Der jüngst erschienene Indie-Titel konnte dank der besonderen Bohrmechanik bereits bei seiner ersten Ankündigung ordentlich Staub aufwirbeln und hat sich nun endlich auf den PC und die Nintendo Switch gegraben. Also gilt es jetzt: Mit Höchstgeschwindigkeit von links nach rechts buddeln, dabei jede Menge Edelsteine einsacken und lästige Gegner unter die Erde bringen. Wir haben für euch nachgebohrt und verraten im Test, ob es sich lohnt, sich die Hände dreckig zu machen – oder ihr den schmutzigen Geschäften lieber fernbleiben solltet.

Pepper Grinder: Ordentlich Pfeffer im Hintern

Ein paar Minuten müsst ihr euch möglicherweise eingrooven, dann funktioniert das Bohren ganz wie von selbst.
Eine Heldin braucht bekanntlich eine Motivation, um in Aktion zu treten, also werden der bislang sehr erfolgreichen Schatzräuberin Pepper zu Beginn von Pepper Grinder erst einmal alle ihre erbeuteten Reichtürmer abgenommen. Die Schuldigen? Eine Gruppe von notorisch-nervigen Narlingen, bei denen es sich aber ganz offensichtlich nur um die Handlanger einer maskierten Schurkin handelt. Bei dem Versuch, ihre Schätze zurückzuerlangen, stürzt Pepper in eine Schlucht, stolpert aber immerhin über ein praktisches Werkzeug: Den Bohrer namens Grinder (der Spieltitel ist also wörtlich zu nehmen), mit dem sie sich zu neuem Wohlstand buddeln kann.

Nach mehr Tiefsinn oder Komplexität müsst ihr hier gar nicht graben, denn der Star von Pepper Grinder ist eindeutig das Gameplay. Nach der in einer knappen Minute abgehandelten Introsequenz könnt ihr euch daher ganz und gar dem unglaublich befriedigenden Bohren hingeben: Per Schulter-(oder L-)Taste startet ihr euren neuen besten Freund und fangt an, euch gleich einem im Ozean schwimmenden Fisch durch den Dreck zu bewegen. Nicht durch alle Oberflächen kommt ihr durch, doch dank klarem Design lässt sich gut erkennen, wo ihr weiterkommt und welche Bereiche tabu sind.

Durch den Untergrund und an fiesen Zahnrädern vorbei: In Pepper Grinder erwarten euch viele Hindernisse. Gut, dass das Buddeln so herausragend funktioniert.
Es ist schwer, in Worte zu fassen, wie unfassbar geschmeidig sich das Bohren anfühlt, wie gering der Wendekreis von Pepper ist und wie schnell einem das Gameplay in Fleisch und Blut übergeht: Seine besten Momente serviert Pepper Grinder, wenn es euch einfach von Plattform zu Plattform graben lässt, ein nie endend wollender Sog aus dem Beiseitebuddeln von Dreck und dem Einsammeln von Edelsteinen. In dieser Hinsicht fühlt sich das Spiel ein bisschen an wie Sonic: Wenn es läuft, dann läuft es richtig – wenn nicht, nun… dann steuert sich Pepper immer noch genug, um sich nicht wie ein gestrandeter Wal anzufühlen. Trotzdem sind die Abschnitte außerhalb des Drecks eher Stolpersteine in der sonst so reibungslosen Erfahrung.

Obwohl das Bohren natürlich die treibende Kraft in Pepper Grinder ist, lässt das Spiel in seiner kurzen Dauer von rund vier Stunden ansonsten keinen Stein auf dem anderen: Immer wieder werden frische Mechaniken eingeführt, damit ihr nicht vor Eintönigkeit einen Drehwurm bekommt. Ob Eisplattformen, die nach dem Durchbohren zerbrechen und somit nicht erneut genutzt werden können; Sprinkler, die in Lava neuen Boden zum Buddeln entstehen lassen; oder Kanonen, die euch wie die Fässer in Donkey Kong Country blitzschnell durch die Level schießen.

Durch die Pfeffermühle gedreht

Wenn ihr euch mit Kanonen durch das Level schießt, muss das Timing stimmen, sonst landet ihr im gähnenden Abgrund.
Ab und an wird der Grinder dann aber auch mal völlig umfunktioniert: Setzt beispielsweise eine Gatling Gun darauf, um die Narlinge und weitere Feinde dahinzuschicken, wo der Pfeffer wächst, während ihr auf einem fahrenden Untergrundzug reitet; oder betreibt damit einen Riesenroboter, der etwaige Hindernisse in Schutt und Asche zerlegt, bei engeren Passagen aber auch mal kurz zurückgelassen werden muss, um an gut versteckte Schätze zu gelangen. Damit verfliegt die Spielzeit und bevor eines der Gimmicks oder die Hauptmechanik auch nur ansatzweise anfängt, langweilig zu werden, habt ihr längst die Credits erreicht.

Nicht nur spielerisch, auch optisch bekommt ihr eine Menge Abwechslung geboten: Angefangen bei der sonnigen Karibik geht es dank Lavaströmen bald in noch heißere Gefilde. Schneeschauer sorgen für Abkühlung und ein Giftsumpf mit Häuserruinen erweitern das Repertoire durch eine vierte, durchaus ungewöhnliche Weltenwahl. Die Kulisse wirkt sich, wie bei den verschiedenen Mechaniken bereits erwähnt, natürlich auch aufs Gameplay aus: ein Träumchen. An einigen Stellen hätten die spannenden Gimmicks aber noch einen Ticken mehr ausgereizt werden können – hier macht sich die begrenzte Levelanzahl dann doch bemerkbar.

Eine bunte (Gewürz-)Mischung

Richtig detailverliebt wird das Spiel optisch nur an Orten, wo ihr verweilen könnt. Beim stummen Shopkeeper zum Beispiel.
Dargestellt wird das Ganze in einem klassischen Pixel-Artstyle, der allerdings im Verhältnis zu anderen Indie-Titeln, auch jüngst veröffentlichten wie Dave the Diver oder Gunbrella, mitunter etwas minimalistisch wirken kann. Im Gegenzug hilft die simplere Darstellung bei der Wegfindung, außerdem steckt in den Animationen viel Liebe zum Detail, beispielsweise wenn Pepper aus dem Boden schnellt oder die Narlinge mal wieder irgendwelche Übeltaten begehen. Wenn ihr von alldem nicht genug bekommen könnt, ist der Speedrun-Modus was für euch: In jedem Level ist dann noch einmal das Bohren nach der Bestzeit angesagt, je nach Leistung werdet ihr mit einer entsprechenden Medaille belohnt, mit der ihr dann vor euren Freunden angeben könnt.

Für Bohrer und Sammler

Falls ihr euch vom Flow treiben lasst und schneller beim Levelende ankommt, als ihr „Pepper Grinder“ sagen könnt, habt ihr vielleicht eine der vielen Schädelmünzen übersehen: Fünf Stück davon sind in jedem Level versteckt und verlangen von euch, dass ihr am oberen Bildschirmrand schwebende Plattformen genauso im Blick behaltet wie Risse in den Grundmauern, hinter denen sich geheime Pfade befinden. Es lohnt sich also, auch mal innezuhalten oder beim Buddeln den Tunnelblick abzulegen, damit ihr keine Secrets überseht.

Allerdings: So richtig nützlich sind ein Großteil der Schädelmünzen nicht. In den insgesamt vier Welten könnt ihr mit zehn Exemplaren je ein Extra-Level freischalten, der Rest lässt sich in Hintergrundbilder investieren, die ihr dann mit, von euren einkassierten Edelsteinen gekauften, Stickern zukleistern könnt. So richtig zu dem geschwinden Gameplay will dieser eher an Cozy Games erinnernde Zeitvertreib nicht passen und wer sich für das entschleunigte Aufkleben nicht interessiert, der sucht nach den ersten vierzig Schädelmünzen nur noch aus Spaß und Sammelwut nach dem Rest.

Egal ob ihr die Schädelmünzen einsammelt oder ignoriert: Pepper Grinder rockt alles in allem einen angenehm knackigen Schwierigkeitsgrad. Mit vier Lebenspunkten kann Protagonistin Pepper zwar einiges einstecken, doch die sogenannten Invincibility Frames (also die Zeit, in der ihr nach einem Gegentreffer unverwundbar seid, um nicht direkt einen weiteren zu kassieren) sind knapp bemessen und die Feinde sowie Abgründe zahlreich. Sind die Speicherpunkte in Form von Laternen zunächst noch großzügig verteilt, gilt es im späteren Spielverlauf auch mal längere Passagen abzuschließen, bevor ihr das nächste rettende Licht erreicht.

Gepfeffert und gesalzen

Gelegentlich müsst ihr beim Bohren auch mal ein paar Rätsel lösen. Besonders bei den Schädelmünzen gilt es, die Augen offen zu halten.
Habt ihr euer letztes Leben verbraucht, werdet ihr allerdings nicht aus dem Level geschmissen, sondern nur zur jüngst passierten Laterne zurückgesetzt – Pepper Grinder ist also durchaus ein verzeihendes Spiel. Dazu kommt, dass eingesammelte Schädelmünzen gespeichert bleiben, selbst wenn ihr danach das Zeitliche segnet; Selbstmordkommandos sind also eine valide Strategie für das Vervollständigen eurer Sammlung – sehr praktisch! Wer trotzdem an seine Grenzen kommt, kann die Spielgeschwindigkeit in den Optionen manuell und prozentual anpassen und sie somit insgesamt bis um die Hälfte reduzieren.

Auch wenn ich diese Funktion nicht genutzt habe, bin ich zumindest bei den Bosskämpfen ab und an ein wenig in Versuchung geraten. Zwar kommen die Endgegner allesamt mit unterschiedlichen Mechaniken daher, wodurch kein Gefecht dem vorherigen gleicht, trotzdem kann bei der Ausführung etwas Frust aufkommen. Gegnerische Angriffe sind schnell und es passiert leicht, dass ihr beim Hochgeschwindigkeitsgraben mit einem plötzlich aufploppenden Projektil oder einer heruntersausenden Hand kollidiert, weil ihr einfach zu flott unterwegs wart und für eine Reaktion keine Zeit mehr blieb.

Ein echtes Buddelmuddel

Die Bosse sind durchaus eindrucksvoll, aber aus großer Geschwindigkeit kann eben auch großer Frust erfolgen.
So kreativ die Kämpfe auch sind, erreicht ihr mit dem Grinder zu hohe Geschwindigkeiten, um gekonnt allen Angriffen auszuweichen und präzise zu kontern. Das fantastische Bohr-Gameplay ist für die schnelle Bewegung von links nach rechts gedacht, auf engem Raum stößt sie jedoch mitunter an ihre Grenzen. Ohne aufgrund Spoilern ins Detail gehen zu wollen, verlangt vor allem der finale Boss hier wirklich, dass ihr euch auch in den kleinsten Dreckhaufen wie ein Maulwurf auf Speed verhaltet – und das kann ganz schön anstrengend werden.

Während ihr euch mit einem der abwechslungsreichen, aber fiesen Bosskämpfe quält oder das charmante Schaufeln genießt, erschallt aus euren Lautsprechern ein Drum'n'Bass-Soundtrack, der hervorragend zum hohen Spieltempo passt, ohne jedoch für kalte Schweißausbrüche und nervöse Zuckungen am Gamepad zu sorgen. Ein sanfter, aber stetig klopfender Bass schubst euch nach vorne und die elektronischen Klänge passen zum Underground-Gameplay.

Jetzt gibt's was auf die (B)Ohren

Kurz und knackig: In seiner Spieldauer führt Pepper Grinder immer wieder neue Mechaniken ein, wie zum Beispiel das schmerzhafte Eiswasser, in dem ihr nicht zu lange verweilen solltet.
Ab und an mischen sich dann noch ein paar analoge Instrumente, beispielsweise ein starkes Saxophon, dazu und bieten zusätzlichen musikalischen Drive. Wenn ihr euch vom Soundtrack oder, noch viel wichtiger, vom geschmeidigen Grabe-Gameplay selbst überzeugen wollt, könnt ihr das mit der kostenlosen Demo auf dem PC oder der Nintendo Switch tun. Auf den beiden Plattformen ist Pepper Grinder nämlich am 28. März erschienen und für die Vollversion müsst ihr lediglich 14,99 Euro und schlanke 250mb freischaufeln.

Fazit

Alles andere als bo(h)ring: Mit seinem wahnsinnig geschmeidigen Gameplay und neuen Ideen am laufenden Band sorgt Pepper Grinder dafür, dass euch in seiner Spielzeit von rund vier Stunden keine einzige Minute langweilig wird. Das Bohren von Plattform zu Plattform entfaltet eine grandiose Sogwirkung, die Level sind clever designt und an jeder Ecke überraschen frische Mechaniken. Die Erkundung wird dank versteckter Schädelmünzen belohnt, das Durchrasen beim Speedrun-Modus aber auch. Die einzigen nennenswerten Stolpersteine auf der sonst so geraden Straße Richtung Ziel sind die Bosskämpfe, bei denen trotz kreativer Umsetzung immer mal wieder Frust aufkommen kann, weil die Fortbewegungsgeschwindigkeit einfach viel zu hoch ist, um auf engem Raum jedes Hindernis zu vermeiden. Ein perfekt-pfeffriger Leckerbissen für einen langen oder zwei kürzere Abende, nach dessen Genuss ihr vermutlich vor allem eins wollt: Nachschlag.

 



Hinweis: Die getestete Nintendo Switch-Version von Pepper Grinder wurde uns vom Publisher zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung gab es nicht, es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

Pro

  • Sehr befriedigendes Gameplay-Gefühl beim Bohren
  • Abwechslungsreiche Mechaniken
  • Gelungener Soundtrack
  • Schädelmünzen werden nach einmaligem Einsammeln gespeichert
  • Klar erkennbares Leveldesign
  • Viele Geheimnisse laden zum Erkunden ein

Kontra

  • Bosskämpfe sorgen mitunter für Frust
  • Belohnungen für Schädelmünzen größtenteils witzlos
  • Speicherpunkte im späteren Spielverlauf eher spärlich

Wertung

Switch

Alles andere als bo(h)ring: Pepper Grinder begeistert mit wahnsinnig geschmeidigem Gameplay, clever designten Leveln und frischen Mechaniken an jeder Ecke. Einzig die Bosskämpfe versalzen ein wenig die Suppe.

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Kommentare
4P|Jonas

Haha ja, so ging es mir auch. Als ich beim Final Boss war, dachte ich noch "Hm, der fühlt sich so nach Ende an. Aber dann wäre es schon arg kurz" und schon liefen die Credits. Für den Preis aber auch absolut in Ordnung und angesichts der vielen aufgeblasenenen Spielzeitfresser eine angenehme Abwechslung.

vor einem Monat
aGamingDude

War ein richtig guter Snack zwischendurch. War am Ende tatsächlich etwas überrascht, wie schnell es vorbei war. Aber bis dahin wars geil.

vor einem Monat