Frank Herbert's Dune - Test, Action-Adventure, PC

Frank Herbert's Dune
12.12.2001, Bodo Naser

Test: Frank Herbert's Dune

Der Science-Fiction-Roman Der Wüstenplanet von Frank Herbert ist wohl das Buch, welches am häufigsten für irgendwelche Computerspiele Pate stand. Ihr erinnert Euch sicher noch an tolle Strategiespiele wie Dune 2000, Emperor: Battle for Dune oder, quasi die Mutter aller Echtzeitspiele, Dune 2. Richtige Abenteuer-Spiele aber gab es bislang noch nicht. Der französische Publisher Cryo will das nun mit seinem Action-Adventure Frank Herbert`s Dune ändern. Ob das Spiel um die Gewürzdroge Spice spannend ist, erfahrt Ihr in unserem Test!

Das Adventure Frank Herbert`s Dune schließt an die werkgetreue Mini-Serie an, die in diesem Jahr auf ProSieben ausgestrahlt wurde. Die war wegen unpassender Darsteller (Uwe Ochsenknecht als Stilgar) und billiger Kulissen sehr umstritten. Die Handlung des Spiels und der Serie entsprechen dem Roman: In einer fernen Zukunft steht der Planet Arrakis (Dune) im Mittelpunkt des Interesses. Nur dort kommt die Droge Spice vor, die es den Navigatoren ermöglicht, allein mit der Kraft ihrer Gedanken Raumsprünge durchzuführen. Daher ist der Wüstenplanet zwischen den mächtigen Adels-Häusern Atreides und Harkonnen heftig umkämpft. Imperator Shaddam IV, der Herzog Leto Atreides Arrakis als Lehen gegeben hat, arbeitet heimlich mit dem bösen Baron Harkonnen zusammen, um den einflussreichen Leto loszuwerden. Als die Harkonnen Dune durch eine List besetzen, müssen Paul Atreides, der Sohn des Herzogs, und dessen Mutter Jessica fliehen. Nur in der Wüste bei den geheimnisvollen Ureinwohnern, den Fremen, sind sie sicher. Auf dem Flug dorthin stürzen sie jedoch ab. Nun müssen sie sich alleine durch die gefährliche Einöde schlagen...

Story

Zunächst müsst Ihr Haptdarsteller Paul mittels Tastatur - die Maus kommt nur beim Töten zum Einsatz - zu einem sicheren Sieg der Fremen führen. Und schon fangen die Probleme an: Das wird nämlich nicht nur durch das pulverige Spice, in das Ihr ständig einzusinken droht, und durch die tödlichen Sandwürmer erschwert. Sondern auch zusätzlich durch die schlecht gewählte 3rd-Person-Perspektive, die eigentlich fast nie den richtigen Blickwinkel bietet. Das führt leider dazu, dass Ihr den Weg finden müsst, ohne dass Ihr einmal in die entsprechende Richtung blicken durftet. Wie das gehen soll, solltet Ihr mal im Entwickler-Chat die Leute von Widescreen Games fragen. Der Perspektiv-Wechsel, der bei 3D-Spielen für die Übersicht naturgemäß unerlässlich ist, ging jedenfalls reichlich in die Hose!

Gameplay

Leider ist das nicht das Einzige, das bei Frank Herbert`s Dune daneben ging, wie die umständliche Steuerung beweist. Noch in der Einführung des Spiels wird stolz auf die halbautomatische Steuerung verwiesen, die z.B. dafür sorgt, dass Paul von alleine klettert, wenn ein Absatz seinen Weg versperrt. Das mag ja vielleicht recht komfortabel sein. Dennoch fragt Ihr Euch dann zu Recht, wieso etwa das Ziehen, Anvisieren und Schießen mit der Pistole derart umständlich von der Hand geht. Selbst die langsamen Soldaten der Harkonnen haben so regelmäßig den ersten Schuss frei.

Ansonsten führen Euch die gegnerischen Truppen aber vor Augen, warum Harkonnen-Spross Rabban die Schlacht um Arrakis schließlich trotz aller Brutalität doch verloren hat. Im Spiel reagieren seine Mannen nämlich bei Kämpfen bisweilen überhaupt nicht. Die künstliche Intelligenz des Actionspiels schläft fast regelmäßig. So könnt Ihr z.B. mit gezücktem Krys-Messer auf die Wachen zustürmen, und diese fangen erst im letzten Moment an zu feuern. Nur der miesen Steuerung ist es zu verdanken, dass sie trotzdem manchmal im Nahkampf den Sieg davontragen.

Frank Herbert`s Dune setzt beim Spielprinzip voll auf Action. Wer wie in anderen Cryo-Spielen knackige Rätsel erwartet, wird herb enttäuscht - die gibt es kaum. Vereinzelt müsst Ihr einen Hebel ziehen, Gegenstände suchen oder auch mit der richtigen Person sprechen. Die Dialoge laufen aber automatisch ab und sind auch nicht interaktiv. Überhaupt wird Interaktivität nicht groß geschrieben. Das Ganze lässt sich daher am ehesten als Actiongame wie etwa Tomb Raider mit sporadischen Adventure-Elementen charakterisieren. Als Ausrüstung dienen Euch dabei u.a. die lebensnotwenigen Destillieranzüge, Krys-Messer aus den Zähnen von Sandwürmern, Bumper und Projektil-Pistolen.

Grafisch hat Frank Herbert`s Dune mit seiner farbenfrohen 3D-Grafik wohl noch am ehesten was zu bieten. Recht wenige Texturfehler verunzieren dabei die gerenderten Grafiken. Das allein macht natürlich noch kein gutes Spiel aus. Dabei faszinieren eher die detailreich animierten Personen als die teils eintönigen Hintergründe. Warum aber bei verletzten Harkonnen-Soldaten hellblaues Blut zu sehen ist, bleibt wohl das Geheimnis der Designer von Widescreen Games. Diese Maßnahme sollte wohl auf jeden Fall verhindern, dass Frank Herbert`s Dune indiziert wird. Die Auflösung kann eingestellt werden. Die animierten Zwischensequenzen, die nahtlos ins Spielgeschehen übergehen, sind eigenartigerweise oft abrupt abgeschnitten. Insgesamt macht die Grafik aber einen zufriedenstellenden Eindruck.

Grafik

Musikalisch bietet Euch Frank Herbert`s Dune sogar ein wenig Abwechslung. Der Soundtrack stammt zum Teil aus der TV-Miniserie und reicht von spannungssteigernden Tönen bis hin zu Klängen wie aus dem fernen Orient. Geräusche sind hingegen leider Mangelware. Und die deutsche Sprachausgabe dient anscheinend nur dazu, die Figuren immer wieder dieselben monotonen Sätze wiederholen zu lassen.

Sound

Pro:

  • bisher einziges Dune-Adventure


  • nette 3D-Grafik


  • werkgetreue Umsetzung


  • passende Musik


  • Kontra:

  • umständliche Steuerung


  • unübersichtliche Perspektive


  • schlechte KI


  • automatisches Abspeichern


  • wenig interaktiv


  • wenig Rätsel


  • teils nervige Sprachausgabe


  • abgehackte Filmchen


  • Vergleichbar mit:

    Tomb-Raider-Reihe, Planet der Affen

    Fazit

    Frank Herbert`s Dune ist doch ein typisches Spiel aus dem Hause Cryo: Das Äußere - Design und Sound - ist ziemlich gelungen, nur am Inhalt hapert es mal wieder. Das liegt natürlich nicht an Frank Herbert`s wundervoller Erzählung, die es wohl als einziger fantastischer Roman an Komplexität mit Tolkien`s Saga aus Mittelerde aufnehmen kann. Vielmehr liegt es an der schluderigen Steuerung und den unglücklich gewählten Perspektiv-Wechseln. Vielleicht kapieren es die Leute von Cryo auch noch irgendwann: Wichtig ist auf lange Sicht nur das, was drin steckt! Nicht einmal für eingefleischte Fans des Wüstenplaneten ist Frank Herbert`s Dune daher, trotz des relativ günstigen Preises, wirklich zu empfehlen.

    Wertung

    PC