Evolution 2 - Far Off Promise - Test, Rollenspiel, Dreamcast

Evolution 2 - Far Off Promise
21.01.2002, Jens Bischoff

Test: Evolution 2 - Far Off Promise

Evolution - The World of Sacred Device war eines der ersten Dreamcast-Rollenspiele, das auch in Europa veröffentlicht wurde. Zwar war der Titel nicht unbedingt ein RPG-Highlight, aber vor Grandia II und Skies of Arcadia waren die Ansprüche der unterversorgten Fangemeinde auch noch nicht allzu hoch. Nun hat mit Evolution 2 - Far Off Promise überraschenderweise auch der Nachfolger seinen Weg in unsere Breitengrade gefunden. Ob dieser in Zeiten eines Grandia II oder Skies of Arcadia aber überhaupt noch konkurrenzfähig ist, erfahrt Ihr in unserem Test...

Seit den Geschehnissen aus dem Vorgänger und den Kämpfen gegen die Armee des Achten Imperiums ist ein halbes Jahr vergangen, als das Society-Büro in Pannam eine Anfrage vom Society-Museum in Museville erhält, indem sich der Museumspräsident Whitehead nach dem besten Abenteurer Pannams erkundigt. Damit kann natürlich nur Mag Launcher gemeint sein, der mit seinen Freunden Linear Cannon, Gre Nade und Chain Gun sofort den Transkontinental-Express Richtung Museville besteigt, um sich dort neuen Aufgaben zu stellen.

Auf zu neuen Abenteuern

Doch auch Mag und seine Freunde können nicht verhindern, dass der Zug von Banditen überfallen und ein antikes Artefakt gestohlen wird. In Museville angekommen, heißt es zunächst nur, dass weitere Artefakte geborgen werden sollen. Als sich Mag & Co für diese Aufgabe bereit erklären, nimmt das Abenteuer seinen Lauf und Ihr erfahrt erst nach und nach, welches Geheimnis sich hinter den antiken Kleinoden wirklich verbirgt.

Wie im ersten Teil wird die Story im weiteren Spielverlauf aber leider eher stiefmütterlich behandelt - gerade bei einem Rollenspiel ein gravierender Fauxpas. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, erledigt für die Society Auftrag für Auftrag und widmet sich voll und ganz dem Aufleveln seiner Party-Mitglieder. Da diese jedoch maximal aus drei Charakteren bestehen kann, müsst Ihr Euch stets überlegen, wen Ihr mit auf Schatzsuche nehmt.

Variables Trio

Mag und Linear sind aber immer mit von der Partie, nur der dritte freie Platz lässt sich nach Euren Vorlieben besetzen. Habt Ihr am Anfang nur die Wahl zwischen Butler Gre und Abenteurerin Chain, stehen Euch mit Bazooka-Braut Pepper und Banditenführer Carcano später auch noch weitere Mitstreiter zur Seite, die aufgelevelt und ausgerüstet werden wollen.

Die Zusammenstellung Eurer Party hat aber auch Einfluss auf das Spielgeschehen: So kann es durchaus sein, dass ein Charakter nach einem absolvierten Auftrag mit einem Teil der Belohnung verschwindet oder im Kampf gegen Monster Einfluss auf die Talente der Gruppe hat. Jeder Charakter verfügt neben individuellen bzw. ausrüstungsbedingten Spezialfähigkeiten in Evolution 2 nämlich auch über party-abhängige Talente, die sich durch wiederholten Einsatz sogar verbessern können.

Die aus Teil eins bekannten Cyframes stehen auch in Evolution 2 nicht jedem zur Verfügung. Während Besitzer dieser antiken Waffen, wie Mag, Chain oder Pepper besondere Aufsätze und Erweiterungen finden können, um neue Spezialfertigkeiten zu lernen und darüber hinaus in Dungeons hilfreiche Aktionen, wie Aufmerksamkeit erregen oder Wände zerstören in petto haben, verfügen Linear und Gre nur über angeborene Fertigkeiten, die mit erworbenen Talentpunkten freigeschaltet werden können.

Talente und Spezialfertigkeiten

Diese Talentpunkte erhält man wie auch Erfahrungspunkte durch gewonnene Kämpfe; welche Fertigkeiten Ihr damit erwerbt, bleibt aber Euch überlassen. Seid Ihr in einem der vorgefertigten oder zufallsgenerierten Dungeons unterwegs, könnt Ihr potentielle Gegner nicht nur sehen, sondern sie auch versuchen von hinten anzugreifen, was Euch einen Überraschungsbonus einbringt.

Im Kampf selbst habt Ihr die Wahl zwischen konventionellem Angriff, Verteidigung, Flucht, dem Einsatz von Talenten, Fertigkeiten oder Gegenständen sowie die Möglichkeit Eure Position zu ändern. Die Position hat dabei nicht nur Einfluss auf Eure Angriffs- und Verteidigungsstärke, sondern auch darauf, wer bei einem gegnerischen Flächenangriff Schaden erleidet. Das Kampfgeschehen läuft im Prinzip rundenbasiert ab, aber Charaktere mit hoher Agilität dürfen teils mehrmals agieren bis der Gegner oder ein anderer Verbündeter an der Reihe ist. Das richtige Stellungsspiel und kluges Taktieren verschafft Euch daher nicht nur schnellere Siege, sondern auch weniger Gegentreffer.

Die grafische Kulisse ist aber sowohl bei Kämpfen als auch bei den Erkundungstouren durch die langweiligen Dungeons an Schlichtheit kaum zu unterbieten. Lediglich die Besuche in Museville, der einzigen Stadt des Spiels, sind optisch halbwegs ansprechend in Szene gesetzt. Insgesamt bieten aber weder Grafik noch Gameplay Spektakuläres oder Innovatives. Manga-Fans kommen zwar wenigstens bei den typisch japanischen Charakteren auf ihre Kosten, aber das öde Gegner- und Level-Design wird wohl kaum Freunde finden. VGA-Modus und 60Hz-Option sind hingegen lobenswert.

Ernüchternde Präsentation

Eine Eindeutschung hat man sich wie beim ersten Teil abermals gespart. Dieses Mal hat man aber sogar die japanische Sprachausgabe beibehalten - Untertitel und Menütexte sind dafür erneut in gut verständlichem Englisch. Musikalisch wird Euer Abenteuer von einem orchestralen Soundtrack begleitet, der im Gegensatz zu den eher mäßigen Sound-FX eine ganz ordentliche Figur macht.

Weniger erfreulich ist hingegen, dass man nur in der Stadt und an speziellen, äußerst seltenen Speicherpunkten seinen Spielstand sichern darf. Auch das VMU-Spiel Linear Watch ist nicht mehr als eine interaktive Armbanduhr und dank des stark eingeschränkten Inventars und mittelloser Gegner leidet Ihr trotz kombinierbarer Items ständig unter akutem Platz- und Geldmangel. Da verliert selbst die ansonsten motivierende Suche nach Geheimräumen und den 200 Artefakten schnell ihren Reiz.

Pro:

  • einfache Handhabung


  • strategisches Kampfsystem


  • sichtbare Gegner (keine Zufallskämpfe)


  • ausbaubare Talente & Spezialfähigkeiten


  • Kontra:

  • nicht lokalisiert


  • keine Innovationen


  • kaum Story-Elemente


  • akuter Platz- & Geldmangel


  • dürftige Grafik & Magie-Effekte


  • teils wiederentstehende Gegner


  • eingeschränktes Speichersystem


  • langweiliges Level- & Monster-Design


  • Vergleichbar mit:

    Evolution - The World of Sacred Device, Grandia II, Skies of Arcadia, Time Stalkers

    Fazit

    Wie bereits der Vorgänger bietet auch Evolution 2 traditionelle japanische Rollenspielkost ohne wirkliche Höhepunkte. Eine packende Story und spielerische Innovationen sucht man hier ebenso vergebens wie abwechslungsreiche Dungeon-Besuche oder grafische Finesse. Dank einfacher Handhabung, motivierender Charakterpflege und taktischen Elementen macht das ansonsten eher triste Monsterkloppen zwar doch irgendwie Spaß, dieser hält sich aber dennoch in bescheidenen Grenzen. Im direkten Vergleich mit Referenztiteln wie Grandia II und Skies of Arcadia verschwindet Evolution 2 sogar in Unbedeutsamkeit, aber Freunde des Vorgängers werden bestimmt nicht enttäuscht sein und vergleichbare Neuerscheinungen wird es für den Dreamcast vielleicht überhaupt keine mehr geben - vom völlig anders ausgelegten Phantasy Star Online V. 2 einmal abgesehen.

    Wertung

    Dreamcast