Midway Gamers' Day 2006 - Special, Events, 360, PSP, MMOG, NDS, PlayStation2, XBox, Wii, PlayStation3, PC, Spielkultur

Midway Gamers' Day 2006
12.03.2006, Mathias Oertel

Special: Midway Gamers' Day 2006

Los Angeles, Sunset Boulevard, House of Blues: Wo sich normalerweise Musik-Größen die Konzert-Klinke in die Hand geben, sind an einem unscheinbaren Märztag ganz andere die Stars: Ed Boon z.B. oder Alex Offermann. Und natürlich Bits und Bytes, wie sie in Spielen wie Stranglehold, NBA Ballers: Phenom oder Mortal Kombat Armageddon zu finden sind. Bühne frei für den Midway Gamers’ Day 2006!

Die Optik der neuen Unreal-Engine kann mit vielen kleinen Details und aufwändigen Lichteffekten überzeugen.
Der Erfolgsgarant: Unreal Tournament 2007

Leider gehörte UT 2007 zu den nicht spielbaren Versionen, aber immerhin gab es eine umfangreiche Präsentation des gegenwärtigen Entwicklungsstandes. Und bereits jetzt kann sich die Fortsetzung der erfolgreichen Mehrspieler-Balgereien sehen lassen. Die Engine schafft es mühelos, aufwändige Kulissen mit nahtlosen Übergängen von Innen- und Außenabschnitten darzustellen – so weit keine Überraschung.

Im Gegensatz zu den doch etwas zu sauberen, nahezu sterilen Räumlichkeiten der Vorgänger nutzt das Team die neue Grafikpower auch dazu, die Umgebung schmutziger und benutzt aussehen zu lassen. "Grungeyfication" nennt Epic diesen Effekt, der immens zu helfen scheint, die Illusion einer "benutzten" Kampfwelt zu erschaffen.

Aufwändige Lichteffekte, die auch bei den runderneuerten Waffen zum Einsatz kommen, Figuren, die aus fünf bis sechs Millionen Polygonen bestehen sollen, Animationen auf Basis von Motion Capturing und viele weitere Spielereien sollen die aktuelle UT-Engine zum Maß aller Dinge machen.

Spielerisch setzt man auf den bekannten Mix aus Altbewährtem und einigen neuen Features: Neben der Rückkehr des beliebten "Onslaught"-Modus sollt ihr in UT 2007 in bester Battlefield-Manier heiße Gefechte in luftiger Höhe genießen können. Richtig: Unreal Tournament geht in die Luft. Und auch hier scheint sich die Engine keine Blöße zu geben.

In Deutschland wird (bislang) nicht gedunkt: Midway hat keine Pläne, Phenom hierzulande zu veröffentlichen.
Hit-Kandidat nicht für Deutschland: NBA

Potenzial: 5/5

Eine der großen Überraschungen des Abends war zweifellos NBA Ballers Phenom. Das gelungene Spielprinzip des Vorgängers (4P-Wertung: 86%) wird gnadenlos erweitert. So findet man z.B. die Möglichkeit, wie zu guten alten NBA Jam-Zeiten spannende 2-gegen-2-Duelle (natürlich auch mit komplett menschlicher Besetzung) auszufechten. Und als ob das nicht reichen würde, wird der Karriere-Modus in eine offene Welt im Stile der letzten Tony Hawk-Spiele gepackt, die mit haufenweise Mini-Spielen und Herausforderungen abseits des Platzes lockt. Mit gleichzeitig aufpolierter Grafik, einer extrem gut funktionierenden Steuerung sowie einem umfangreicheren Figuren-Editor als je zuvor gibt es kaum einen Grund, für ambitionierte Straßen-Basketballer, an diesem Titel achtlos vorbei zu gehen.

Allerdings solltet ihr eine Import-Konsole besitzen, denn wie uns Midway mitteilte, wird NBA Ballers Phenom aller Voraussicht nach weder in Deutschland noch in Europa erscheinen. Die PAL-Umsetzung sei so kostenaufwändig und die prognostizierte Verkaufszahl so niedrig, dass die Entscheidung fiel, den Titel nicht in PAL-Territorien zu bringen… Angesichts zahlreicher anderer Gurken, die ihren Weg in deutsche Verkaufsregale finden, eine bedauernswerte Entscheidung – zumal derzeit weit und breit keine Konkurrenz auf Konsolen der gegenwärtigen Generation zu finden ist und Basketball dank Dirkules Nowitzki hierzulande einen wahren Höhenflug erlebt. Doch vielleicht ändert sich die Meinung bei den Entscheidungsträgern noch…

Günstiger Retro-Spaß in 3D - was kann da noch schief gehen?
Günstiges Monster-Revival: Rampage - Total Destruction

Potenzial: 5/5

George, Lizzie, Ralph und haufenweise Hochhäuser, die zerlegt werden können: Mehr brauchen Rampage-Spieler nicht zum Glücklichsein. Was in den Spielhallen und auf diversen Heimsystemen seinen zweidimensionalen Anfang nahm, wird demnächst in feinem 3D auf Konsolen der gegenwärtigen Generation für neue Zerstörungswut sorgen. Über 30 spielbare Monster und ein guter Koop-Modus sind als Anreiz schon ausreichend, doch nimmt man den Preis von knapp 20 Euro dazu, dürfte Retro-Fans das Herz jetzt schon im Hals schlagen.

Potenzial: 4/5

    

Zum Current-Gen-Abschied gibt die MK-Serie noch einmal richtig Gas!
Current-Gen-Abgesang: Mortal Kombat

Mortal Kombat: Seit über einem Dutzend Jahren sorgt die Prügelspielserie für glühende Pads einerseits und gespitzte Jugendschützer-Ohren andererseits. Und daran wird sich mit dem voraussichtlich letzten Teil auf den gegenwärtigen Konsolensystemen nichts ändern. Doch des einen Sorge wird des anderen spielerische Freude sein: Alle bisher in der Serie aufgetauchten Kämpfer sollen in Armageddon spielbar sein, womit die Anzahl an steuerbaren Recken auf gut 60 anwachsen wird.

Doch hier hört das Vorhaben von Ed Boon, das bislang mächtigste Mortal Kombat aller Zeiten zu produzieren, nicht auf: Wie wäre es z.B. mit einer umfangreichen "Kreate-a-Fighter"-Option, in der haufenweise optische Gestaltungsmöglichkeiten, eine immense Kampfstilauswahl und die Möglichkeit auf euch warten, eigene Kombos zu bauen und diese dann online gegeneinander antreten zu lassen?

Was hält Ed Boon, der kreative Kopf hinter der MK-Serie von Jugendschutz? Unser Gespräch mit dem Kultdesigner verrät es euch.
Reicht nicht? Na gut, dann nehmt das: Kreate-A-Fatality! Jawohl: vorbei sind die Zeiten der vorgegebenen Fatalities, an denen man sich auf Dauer satt sieht. Wer schnell genug ist, kann nach dem mittlerweile Kult gewordenen "Finish Him" mit schnellen Tasteneingaben bis zu zehn (!) Fatality-Versatzstücke aneinanderreihen.

Reicht immer noch nicht? Wie wäre es dann mit dem neuen, alten Fokus auf Luftattacken und Jonglieren? In alten Teilen der Serie beliebt, in MK Shaolin Monks zu neuem Leben erweckt und auch in Armageddon ein wesentlicher Spielbestandteil, könnt ihr die Gegner jetzt in die Luft schleudern und mit waghalsigen Kombos daran hindern, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Auch wenn Armageddon auf dem Gamers’ Day nicht spielbar war, lautet die Prognose…

Spy Hunter mal anders: Der neueste Teil bietet auch handfeste Third-Person-Action.
Spiel zum Film zum Spiel: Spy Hunter - Nowhere to Run

Potenzial: 5/5

Vielleicht ging es euch mit dem letzten Teil der Spy Hunter-Serie ähnlich wie mir: Die Luft schien raus, denn trotz aller Verbesserungen konnte Spy Hunter 2 anno 2003 nicht für die gleiche Begeisterung sorgen wie der erstmalig dreidimensional spielbare Vorgänger im Jahre 2001.

Mittlerweile hat die Serie es aber schon auf die große Leinwand geschafft: Spy Hunter Nowhere to Run heißt das gute Stück und das entsprechende Spiel zum Film zum Spiel bietet neben der bekannten Fahraction mit dem wandlungsfähigen Interceptor auch einen gehörigen Anteil an Third-Person-Action. Diese zeigte sich in der auf dem Event spielbaren Fassung zwar noch etwas störrisch im Hinblick auf optimale Kameraführung, deutet aber dennoch ihr Potenzial an. Was nicht nur daran liegt, dass der Filmhauptdarsteller Dwayne "The Rock" Johnson sich für die Stuntaufnahmen während der Motion Capturing-Sessions zur Verfügung gestellt hat. In jedem Fall sorgt der Schritt weg von der reinen Vehikelaction für genau die Abwechslung, die der Serie gut zu tun scheint.

Endlich wieder vereint: John Woo und Chow Yun Fat.
John Woo goes Next Gen: Stranglehold

Potenzial: 3,5/5

Mit Spannung erwartet habe ich Stranglehold. Dass der viel versprechende Titel aus der Feder von Hong Kongs Action-Meister John Woo unter der Progammier-Regie des Psi-Ops-Teams nicht spielbar sein würde, war klar. Doch dass die Präsentation ein dermaßen großes "Will ich haben – Jetzt!!!"-Gefühl auslösen würde, hätte ich nicht gedacht.

Stellt euch einen Mix aus Total Overdose, Max Payne und einer großen Prise Black vor und schon seid ihr mitten im vermutlich zerstörerischsten Titel, der in absehbarer Zeit über Next-Gen-Konsolen laufen wird. Sicher: im Wesentlichen sind die Elemente wie Tequila Time (eine Abwandlung der Max Payneschen Bullet Time) oder das Steuern von Fahrzeugen sowie Zerstörung der Umgebung nicht neu.

Im Interview mit Senior Producer Alex Offerman konnten wir u.a. klären, was sich hinter der mysteriösen 'Massive D' verbirgt.
Doch ich als Fan des Hong Kong-Action-Kinos kann die Vorfreude auf die interaktive Fortsetzung des 1992 entstandenen Hardboiled mit Chow Yun-Fat als Cop schwer unterdrücken. Zumal sich Midway die Zusammenarbeit mit dem charismatischen Star gesichert hat. Allerdings muss Stranglehold erst einmal beweisen, dass die Summe aller bekannten Einzelteile besser ist als die Vorbilder. Auch wenn alle Vorbilder irgendwo an John Woo-Filme erinnern. Daher…

Potenzial: 4/5

     

Auch ohne Rick Goodman auf einem guten Weg: die epischen Schlachten aus Rise & Fall.
Die Zeit nach Rick: Rise & Fall - Civilizations at War

Irgendwie scheint die Echtzeitstrategie Rise & Fall unter keinem guten Stern zu stehen: Erst eine Verschiebung nach der anderen und dann schließt Stainless Steel, das Designstudio unter Vorsitz von Rick Goodman (Empire Earth) die Pforten. Dem Midway-internen Studio in Chicago obliegt nun die Pflicht, das Projekt zu beenden und auf Hochglanz zu bringen. Dabei scheint Rise & Fall in die Karten zu spielen, dass die Strategie-Hoffnungen dieses Jahres, von Age of Empires 3 bis hin zu Schlacht um Mittelerde 2 zwar ambitioniert waren, aber letztlich nicht die spielerisch in sie gesetzten Erfahrungen erfüllen konnten.

Executive Producer Mark Caldwell verrät im Interview u.a. was sich seit Rick Goodmans Weggang geändert hat und was die Franchise in Zukunft bringen wird.
Bei Rise & Fall ist die Ausgangssituation etwas anders. Oder würdet ihr viel von einem Spiel erwarten, dessen Designer mitten in der Entwicklung die Segel streicht? Ehrlich gesagt: ich nicht! Dabei sah Rise & Fall auf den letzten Präsentationen durchaus interessant aus. Im Kern zwar herkömmliche Strategie verprach und verspricht der Titel spannende und in dieser Größenordnung noch nicht da gewesene Seeschlachten sowie die Möglichkeit jederzeit in seinen Haupthelden hinein zu schlüpfen und in bester Spartan – Total Warrior-Action-Manier das Schlachtfeld zu genießen. Klingt komisch? Dieser Eindruck sollte sich beim Probespielchen auch bestätigen: Während der Strategie-Teil einen guten, wenngleich nicht herausragenden Eindruck hinterließ, wirkte die "Action" etwas fehl am Platze, zumal sie optisch nicht so opulent dargestellt wird, wie in Segas Spartan. Der Erfolg dieses Features dürfte letztlich aber in erster Linie davon abhängen, inwieweit der Spieler gezwungen wird, in der Heldenansicht zu spielen und wie die Action in die Kampagne integriert wird.

Spiele wie Geometry Wars oder Midways Gauntlet haben es gezeigt: Die Xbox Live Arcade lebt! Angesichts der großen und langen Arcade-Geschichte von Midway ist es kein Wunder, dass der Publisher aus Chicago einige weitere Perlen aus dem Hut zaubert und im Laufe dieses Jahres zum Marktplatz-Download freigeben wird. In Deutschland nicht erscheinen wird Ultimate Mortal Kombat, doch auch mit den übrigen bislang angekündigten Titeln wie Root Beer Tapper, Cyberball und vor allem Defender und Paperboy dürfte der Retro-Spaß kein Ende nehmen.

Potenzial: 4/5

Spaß für kleines Geld: Xbox Live Arcade

Midway bleibt auch in Zukunft der PSP treu: Mit Mortal Kombat Unchained, NBA Ballers Rebound und Rush kommen Umsetzungen bekannter PS2-Titel. Dabei ist besonders erwähnenswert, dass NBA Ballers auch hierzulande erscheinen wird, während dem Nachfolger des großen Bruders diese Ehre nicht zuteil wird.

Midway unterwegs: Das Handheld-Programm

Lizenzen sind bei Midway stark im Kommen: Neben dem bereits angekündigten neuen Titel von Vin Diesels Tigon Studios, The Wheelman setzt man auf CGI-Filme, die dieses Jahr in den Kinos laufen werden. So plant man eine Umsetzung von Happy Feet sowie des Ameisen-Abenteuers The Ant Bully. Und wie uns Ed Boon in einem Gespräch sagte, wird die Mortal Kombat-Serie natürlich auch in die nächste Generation gehen.   

Die Zukunft: Was kommt sonst noch