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4Sceners
19.04.2006, Bobic

Special: 4Sceners

Breakpoint 2006: Release-Übersicht

Nun ist sie also vorbei, die Breakpoint 2006 . Die größte Veranstaltung der Szene, die sich ausschließlich der Kreativität ihrer Anhänger widmet und die nicht zur typischen LAN-Party für Gamer verkommt. Wir haben uns durch den Release-Dschungel gekämpft und geben euch einen Überblick über die Tops und Flops, welche Überraschungen es gab und was man gesehen haben muss.

Gleich vorweg: Die hohen Erwartungen konnten nicht erfüllt werden. Zu durchschnittlich waren viele der dort gezeigten Demos und Intros. Zwar gibt es einige wirklich beeindruckende Schmankerln, doch das hohe Niveau des Vorjahres konnte nicht gehalten werden. Insbesondere die Beiträge der 4K-Intro-Competition enttäuschten, die doch im Vorjahr mit dem famosen Parsec noch so groß auftrumpfte. Auch in der Amiga-Ecke gab es zwar viel Gutes zu sehen, doch auch hier konnte der Qualitätsstandard nicht gehalten werden. Was vor allen Dingen wieder einmal auffiel ist die Tatsache, dass die Stimmenabgabe auf einer Demoparty nicht immer Aussagekräftig ist. Seltsam muten manche Platzierungen an. Große Gruppennamen schaffen es oftmals weit nach vorne, auch wenn die Qualität zweifelhaft anmutet, während andere, durchaus sehenswerte Releases fernab rangieren.

Deities von MFX: Ein würdiger Sieger des Demo-Wettbewerbs auf der Breakpoint 2006.

Im letzten Jahr mussten sich MFX mit ihrer Demo Aether noch mit dem undankbaren zweiten Platz zufrieden geben. Dieses Mal haben sie es endlich geschafft, die Königsdisziplin der Breakpoint für sich zu entscheiden. Deities haben sie ihr Werk getauft, das im unnachahmlichen Designstil der Finnen in eine Matrix-ähnliche Technologie-Welt entführt. Hier verbinden sie modernste Effekte mit dem abstrakten Design der Demoszene und bringen so ein bildgewaltiges, beeindruckendes Epos auf den Bildschirm.

Demos

Platz Zwei ging an Synesthetics, die mit sts-02: Electric Kool-Aid in jeder Disko gut ankommen würden. Treibende Beats, coole Visuals im Neon-Look und ein Blitzlichtgewitter an Effekten sind zwar nichts wirklich Neues, wurden aber schön umgesetzt.

Enttäuschend wirkt jedoch die neueste Demo von Andromeda Software Development, die sich überraschenderweise auf dem dritten Rang wieder fand. Irgendwie erinnert Captive an ein Senso-Spiel mit seinen leuchtenden Flächen, ist aber viel zu monoton gestaltet um an legendäre Meisterwerke wie Iconoclast heranzureichen.

Auf den folgenden Plätzen tummeln sich mit Monorail , Moonstone und Remembrance Produktionen, die allesamt eher einen Podestplatz verdient gehabt hätten. Ebenfalls zu überzeugen wissen unter anderem die Assembly 2006 Invitation Demo der Rebels, Dihalt 2006 , welche ebenfalls eine Einladung zu einer Demoparty darstellt, Interlude von Nuance, Tractions No Way Back , das von Kiki Prods stammende Wrong Heaven oder Guidelines Kukulkan , die weit abgeschlagen ins Ziel kamen.

Wenn man sich alle eingereichten 64k Intros näher ansieht, so war dort der Qualitätsstandard etwas höher angesiedelt als

Die völlig verrückte Affenbande von Fairlight musiziert in der 64k-Intro Meet the Family .
bei den Demos. Nur knapp konnten Fairlight diesen Wettbewerb für sich entscheiden. Mit Meet the Family setzten sie eine Affenbande technisch spektakulär in Szene, wobei die Musik in unglaublich guter Qualität für ein Werk dieser Größe aus den Boxen schallt. Doch ist großer Abwechslungsreichtum nicht unbedingt eine Stärke dieses Werks.

64k Intros

Grandioses Design bietet hingegen Memento , die 64k Intro der Ungarn von Conspiracy. Zwar ist es dem Fairlight-Produkt technisch unterlegen, bietet jedoch atmosphärisch wundervoll in Form von Portraits präsentierte Szenen und einen stimmungsvollen Soundtrack. Dafür gab’s immerhin den zweiten Platz.

Platz Drei ging an Traction , die mit ihrem unkonventionellen, spartanischen Stil die Herzen der Breakpoint-Besucher erobern konnten. Einen Rang dahinter landete Icemachine Revolution , die technisch beeindruckende, aber viel zu steril designte Produktion von Brain Control. Die anderen eingereichten Intros kamen über den Durchschnitt leider nicht hinaus.

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Ein fantastisches Stück Demokunst hatten Ephidrena mitgebracht. Lux Aetherna Lucia Eis läuft nur auf dem Amiga, holt das letzte aus dem alten System heraus und hätte eigentlich gewinnen müssen!
4k Intros

Origami , die japanische Kunst der Papierfiguren, wurde von Kakiarts in dieser kleinen Dateigröße vorgeführt und vom Publikum für gut befunden, wofür diese Gruppe die Goldmedaille einheimsen durfte. Eigentlich ist dieses 4k recht gut gemacht, doch optisch riss es uns nicht vom Hocker. Die Zweitplatzierte Intro Gaia machte technisch weitaus mehr her, doch auch hier müssten sowohl die für die Farbwahl zuständigen Personen, als auch der Designer des Werks dringen zum Nachhilfeunterricht. Seltsamerweise war es die nur auf den zehnten Rang gewählt Intro von Bauknecht namens Syltia , die uns am besten gefiel. Gut, die Effekte mögen Standardware sein, aber zusammen mit der guten Musik und den darauf abgestimmten Szenen verbreitete der Winzling mehr Demoflair, als alle anderen Beiträge zusammen!

Jedes Jahr aufs Neue sind die Amiga-Wettbewerbe ein besonderes Highlight der Breakpoint, denn die Amiga-Gruppen holen nach wie vor das letzte aus ihren betagten Maschinen heraus und verstehen sich auf außerordentlich gutes Demo-Design. Nachdem die letzten fünf Jahre die Schweden von The Black Lotus den Amiga-Demo-Wettbewerb grundsätzlich für sich entscheiden konnten, wurde diese Tradition im Jahr 2006 tatsächlich gebrochen. Nur der dritte Rang sprang dieses Mal mit Requiem für die hauptberuflichen Spielemacher bei Digital Illusions heraus. Obwohl der Soundtrack von Olof "Blaizer" Gustafsson wieder einmal grandios und die Texturqualität über alle Zweifel erhaben ist. Doch irgendwie hat man alles schon einmal gesehen.

Amiga-Corner

Völlig überraschend schnappten sich Iris mit Kilofix den Hauptpreis. Warum diese Demo höher als das TBL-Werk angesiedelt war, lässt sich vermutlich nur dadurch erklären, dass viele Besucher nicht erneut die schwedische Kulttruppe als Sieger sehen wollten. Eigentlich bietet Kilofix zwar sehr gute Demokost, aber eben nichts herausragendes, sieht schlechter aus als Requiem und auch der Sound kann nicht damit konkurrieren. Mit Abstand die beeindruckendste Produktion hatten Ephidrena zu verzeichnen. Ihr Lux Aetherna Lucia Eis sieht gigantisch gut aus, wirkt aber sehr expressionistisch aufgrund der nur aus wenigen Klängen bestehenden Soundkulisse. Was hier an bildgewaltigen, beeindruckenden Grafiken und Effekten aufgefahren wird ist jedoch über alle Zweifel erhaben und gewährt den Norwegern ein famoses Comeback im Demo-Sektor.

Mit einem Paukenschlag endete auch die 64k-Intro-Compo, denn gewonnen hat eigentlich eine 4k-Intro! Planet Loonies

Neue Plattform, bekanntes und erfolgreiches Design. The Black Lotus gewannen mit ihrer ersten PS2-Demo namens 4 Edges den Konsolen-Wettbewerb.
nahm nämlich an diesem Wettbewerb teil, weil die 4k-Compo wegen zu geringer Beteiligung nicht stattfand. Und hier zeigen die Gangland-Macher von Loonies ihr volles Können. Ihr Planetenwerk zeigt Szenen aus älteren Demos wie etwa Nexus 7 in bestechender Qualität. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass die anderen, nur durchschnittlichen Beiträge von RNO, Moods Plateau und Up Rough keine Chance gegen dieses Kleinod hatten. Videos aller hier genannten Amiga-Demos sind in Arbeit, werden aber erst in ein paar Tagen hier auf 4Sceners.de online zu finden sein.

Coole Computer-animierte Kurzfilme von Aenima (Surprise ) und Junk (Of Mice and Monsters ) dominierten die Kategorie Animation/Video. Bei den Konsolen-Demos setzten sich TBL durch, die zum ersten Mal eine PS2-Produktion (4 Edges ) zeigten und mit großem Abstand und unter tosendem Applaus verdient gewonnen haben. Wir warten sehnsüchtig auf eine Videoversion dieses Schätzchens. In der 96K-Game-Competition gab’s die fantastische C64-Umsetzung der legendären Flipper-Simulation Pinball Dreams zu sehen, die kleine Version von Pang für PC und viele mäßige Spielchen. Wer Interesse an diesen Titeln hat, findet sie natürlich auf der offiziellen Breakpoint-Website zum Download. Über die interessanten Beiträge der verschiedenen Grafik- und Musikwettbewerbe werden wir demnächst ausführlicher berichten.          

Was gab’s sonst noch?