Der kritische Herbst - Special, Sonstiges, 360, Wii, PlayStation3, GameCube, PC, PlayStation2, Spielkultur

Der kritische Herbst
11.12.2006, 4P|Team

Special: Der kritische Herbst

Nach dem letzten Special, das die Aussagekraft des PR- & Marketingplanes untermauern soll, beenden wir den kritischen Herbst offiziell. Wir wollen noch mal zusammen fassen, worin die Zielsetzung lag und warum wir nicht konkreter werden wollten. Daher im Folgenden ein abschließendes FAQ.

Offensichtliche Leserverarschung in der Spielepresse, dreiste Drohanrufe in der Redaktion, Kooperationsabsagen nach kritischer Berichterstattung, Werbebannerstornierungen nach 80%-Tests, versuchte Beeinflussung von Redakteuren am Telefon, externe Manipulationsversuche, viele Berichte enttäuschter Redakteure, eine kaum etablierte Kultur der Kritik in der Branche, als normal empfundene Wertungsanhebungen bei Werbekampagnen, die lethargische Na-und-ist-doch-überall-so-Haltung einiger Kollegen. Die brisanten Informationen eines Ex-Publishers haben das Fass schließlich überlaufen lassen...

Was hat den kritischen Herbst ausgelöst?

Ja. Wir wollen aufmerksam machen, zu Diskussionen und Zweifel anregen. Wo Verunsicherung herrscht, fragt man sich vielleicht zweimal oder dreimal, wem man Glauben schenken kann, was hinter den Kulissen passiert. Das Misstrauen hat sich die Branche durch interne und externe Beeinflussungen selbst über Jahre erarbeitet. Die gesunde Skepsis ist angesichts der von uns erlebten und im Rahmen des kritischen Herbstes recherchierten Mechanismen durchaus angebracht.

Wollt ihr Leser mit dieser Aktion verunsichern?

Spielkulturthema: Der kritische Herbst

Er wurde von der Quelle, die ihn zugeschickt hat, nach telefonischer Rücksprache in allen Einzelheiten erklärt und erläutert. Wir haben den beschriebenen PR- & Marketingplan mit den veröffentlichten Magazininhalten verglichen und genug Gemeinsamkeiten gefunden.



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Interview: Martin Deppe über den Fall JoWooD

Anonymes Interview: Unterwanderung von ForenWarum nennen wir die Quellen nicht?

Weil sie ausnahmslos alle darum gebeten haben. Weil wir sie alle schützen wollen. Es geht schlichtweg um den Job oder um juristische Konsequenzen.

Wie glaubwürdig ist der eingescannte Vertrag?

Weil wir von Anfang an nur auf Mechanismen in der Branche aufmerksam machen und kein Tribunal veranstalten wollten. Natürlich auch, weil unsere Quellen darum gebeten haben, die Sache möglichst allgemein zu halten. Und weil wir uns im Vorfeld beraten haben und als 4Players.de keinen Teilnehmer der Branche gezielt mit juristischen Mitteln angreifen wollten.

Warum nennen wir den Verlag mit der Gewinnbeteiligung nicht?

Ja. Als Leser will man wissen, wer einem in welchem Fall Journalismus nur vorgegaukelt hat. Warum soll man unseren Angaben vertrauen? Diese Frage ist gerechtfertigt, aber wir könnten sie höchstens vor Gericht beantworten - das wollen wir nicht. Wir hatten nur zwei Möglichkeiten: Entweder alles brisante Material in der Schublade verschwinden lassen oder anhand des Materials auf die kritikwürdigen Mechanismen aufmerksam machen. Wir wissen, dass unser Material valide ist, dass die Vorgänge stattgefunden haben. Und das sollte auch der Leser wissen - selbst, wenn er danach verunsichert ist.

Könnt ihr die Enttäuschung der Leser nachvollziehen?

Nein. Manches war nicht aktuell genug, anderes einfach zu persönlich oder für eine Quelle aufgrund der Einzelheiten zu riskant. Wir wollten auch keine persönlichen Differenzen öffentlich über unsere Plattform austragen lassen. Wir haben Berichte der Mauschelei und Wertungsbeeinflussung nicht veröffentlicht, wenn es nur um einzelne Titel oder Personen ging.

Habt ihr alles veröffentlicht?

Der kritische Herbst ist hiermit offiziell beendet. Es gibt keinen kritischen Winter. Wir werden keine weiteren Berichte veröffentlichen. Wir wollten sensibilisieren, zur Diskussion anregen. Dass uns das innerhalb der Branche gelungen ist, freut uns - plötzlich wurden kleine und große Formen der Manipulation diskutiert und hinterfragt, die bisher aus Gewohnheit entweder kaum aufgefallen oder nicht für möglich gehalten worden sind. Unsere Reihe sollte einen Hallo-Wach-Effekt auslösen, der die Beteiligten und Interessierten daran erinnert, dass Presse und Marketing hier und da unheilige Allianzen eingehen. Wir wollten auf den wichtigen Stellenwert einer Kultur der Kritik aufmerksam machen.

Wie geht es weiter? Kommt ein kritischer Winter?