Mortal Kombat: Armageddon - Special, Action-Adventure, Wii, XBox, PlayStation2
Ed Boon: Och, es war eigentlich ganz einfach - wir dachten uns »Warum machen wir es nicht für den Wii?«. Zugegebenermaßen waren wir anfangs schon besorgt, ganz besonders über die Kontrollmöglichkeiten, die am Wii nun mal anders als auf anderen Plattformen sind. Wir haben lange darüber nachgedacht und herumexperimentiert, wie man gerade die Ausführung von Special Moves einfach und intuitiv gestalten könnte, weitaus einfacher als auf anderen Plattformen. Das Resultat ist jetzt, dass du den Wiimote jetzt im Grunde deiner Mutter oder Großmutter in die Hand geben könntest, und sie wäre
4Players: Warum habt ihr für die Umsetzung von Mortal Kombat Armageddon ausgerechnet den Wii als Plattform gewählt? Technisch betrachtet erscheint er nicht als die logischste Wahl. |
Ed Boon: Exakt Null Prozent! (lacht) Aber immerhin besteht eine theoretische Chance, dass du es spielst, sie dazukommt und Interesse zeigt. Dann kannst du ihr den Controller in die Hand geben und könnte einfach so loslegen. Vielleicht fragt sie sich »Hm, wie mache ich wohl den Teleport-Move«, versucht es, und ist danach völlig gefesselt vom Spiel. Mit anderen Beat-em-Ups dürfte das nicht so einfach gehen.
»Mit dem Wiimote könnte auch deine Großmutter Mortal Kombat spielen!«
Ed Boon prognostiziert heitere Familienunterhaltung.nach kurzer Übungszeit problemlos in der Lage Scorpions Speer zu werfen!
4Players: Aber wie hoch würdest du die Chancen einschätzen, dass deine oder meine Mutter Mortal Kombat spielen würde?
Krawall: Wir leben ja mittlerweile in einer Zeit, in der selbst in den USA die Diskussion um Gewalt in Spielen durchaus hitzig geführt wird. Kannst du eigentlich noch aus dem Haus, ohne von einem mit Fackeln und Heugabeln bewaffneten Mob verfolgt zu werden?
Ed Boon: Ob du es glaubst oder nicht, ich finde, dass Mortal Kombat im Vergleich zu vielen Spielen, die heutzutage veröffentlicht werden, ziemlich harmlos ist. Ich möchte da jetzt keine Namen nennen, aber Mortal Kombat war halt eines der ersten Games, das so explizit auf Gewalt gesetzt hat. 1992 gab es noch kein Alterseinstufungs-System, es gab noch keine Grenzen wie M-Rated- oder T-Rated-Games (Spiele für Erwachsene bzw. für Teenager, Anm. d. Red.). Bei MK 2 war schon alles anders, es gab das neue System, das das Spiel deutlich als 18er Titel kennzeichnete, so dass jeder von Anfang an wusste, womit er zu rechnen hatte. Danach hatten wir mit diesem System eigentlich nie wieder Probleme.
Ed Boon: Oh ja, jedenfalls in der einen oder anderen Richtung. Ich denke, das ganze Konzept mit Prostituierten und Polizisten usw. sorgt für ziemlich viele Kontroversen, die auch in der Öffentlichkeit ziemlich viel Aufmerksamkeit bekommen - nichtsdestotrotz finde ich, dass es wirklich großartige Spiele sind!
Krawall: Nenn doch mal zwei Spiele, die du für extremer halten würdest.
Ed Boon: Oh Gott... tja, weißt du, es gibt viele Games da draußen, die wesentlich gewalttätiger sind. Großartige Spiele wie Gears of War, God of War, Quake oder die GTA-Serie.
4Players: Du würdest ernsthaft ein GTA vom Gewaltfaktor über einem Mortal Kombat einstufen?
Krawall: Einige der wichtigsten Merkmale jedes Mortal Kombats waren und sind die Fatalities. Erwartet uns da in der Wii-Fassung vielleicht etwas Neues, oder ist das Fatality-System dasselbe, das ihr schon auf Xbox und PS2 eingeführt habt?
Ed Boon: Es gibt exklusiv für den Wii ein paar neue Fatality-Animationen, aber im Grunde ist das Kreate-a-Fatality-System, mit dem man individuelle Fatalities zusammensetzen kann das gleiche geblieben, das ihr auch von den anderen Konsolen kennt. Allerdings werden sie nicht mehr mit Buttons und Richtungsangaben ausgelöst, sondern durch unterschiedliche Bewegungen des Wii-Controllers.
Krawall: Wenn ihr das Kreate-a-Fatality-System im Nachhinein betrachtet: War das ein Schritt in die richtige Richtung, den ihr auch zukünftig weiterführen werdet? Oder kehrt ihr mit dem nächsten Spiel wieder zum ursprünglichen System der individuellen Fatalities pro Figur zurück?
Ed Boon: Ich hoffe auf keines von beiden. Weißt du, für das nächste Mortal Kombat wollen wir alles Bewährte, all das Bekannte der Serie über Bord werfen. Im Laufe der Jahre hatten wir verschiedene Kampfstile pro Figur, wir hatten Waffen, wir hatten Background-Fatalities und noch viel mehr - all das fand seinen Höhepunkt in Armageddon, für das nächste Spiel fangen wir ganz von vorne an! Und um jetzt auf deine Frage zurückzukommen: Ich würde gern das Wesen des Fatality grundlegend ändern, ich würde daraus gerne etwas komplett anderes machen, als man bisher kennt. Ich denke wirklich, dass es aller paar Jahre an der Zeit ist, uns und unser Spiel von Grund auf neu zu erfinden - einfach, um nicht langweilig zu werden.
Ed Boon: Im Grunde schon. Es ist so, dass man eine bestimmte Spielmechanik nur ein paar Mal wiederholen kann, bevor sie langweilig wird. Nach Deadly Alliance kam Deception, das vieles verbessert hat, und dann Armageddon, das seinerseits wieder viele frische Ideen ins Spiel gebracht hat - aber danach musste einfach Schluss sein. Wir sagten uns, dass wir nicht
Krawall: Ist Deadly Alliance auf Basis dieser Überlegungen entstanden? Die Serie steckte zu der Zeit ja in einer Sackgasse, dann kam DA und machte alles neu und besser.
4Players: Ist Armageddon für den Wii damit ein Schritt in eine neue Richtung? Als ihr das Spiel vorhin präsentiert habt, fühlte ich mich ziemlich an den Easy-Mode in einem Street Fighter-Game erinnert, in dem ein einfacher Tastendruck zum Auslösen von Special Moves genügte.
Ed Boon: Ich erinnere mich an diesen Modus, aber wir gehen nicht ganz in dieselbe Richtung. Natürlich sind Special Moves und Fatalities jetzt einfacher auszulösen, aber es erfordert schon noch etwas mehr, als einfach nur den Controller anzuschauen, um einen Feuerball o.ä. auszulösen.
Ed Boon: Nun, rein spielerisch ändert sich natürlich nichts am Timing der Spezialmanöver, du kannst sie nicht schneller abfeuern als gewohnt. Ich denke, dass das neue System vor allem Leuten entgegen kommt, die bislang nicht mit der Reihe zurecht kamen, die jetzt die Chance haben, ein Mortal Kombat so zu spielen, wie es Profis tun.
4Players: Aber habt ihr nicht Angst, dass sich Armageddon durch diese Vereinfachung zum Special Move-Overkill entwickelt?
Ed Boon: Knifflig. Ich könnte nicht sagen, was besser ist, jede Variante spielt sich anders: Die Wiimote-Sache ist für Einsteiger besser, der Classic Controller hat den Vorteil, dass die Spieler den Aufbau und die Bedienung derartiger Pads seit ca. 15 Jahren kennen und auch mit Mortal Kombat in Verbindung bringen.
4Players: Gibt es alternativ auch eine Möglichkeit, mit Wiimote und Nunchuck quasi »klassisches« Mortal Kombat zu spielen, falls man auf das ganze Gefuchtele keine Lust hat?
Ed Boon: Oh ja! Neben Wiimote und Nunchuck unterstützen wir auch den Classic Controller sowie die GameCube-Pads. Man kann also wirklich mit allem spielen, was sich an den Wii anschließen lässt.
Krawall: Und was würdest du für die optimale Steuerungsmethode halten? Wiimote/Nunchuck-Kombination, Classic- oder GameCube-Controller?
4Players: Gehen wir mal davon aus, dass ein Spieler Wiimote und Nunchuck benutzt, während der andere mit dem Classic Controller antritt. Wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, dass der erste das Match gewinnt?
Ed Boon: Ääähm... 48,9 Prozent! (lacht) Nee, ich habe keine Ahnung. Es hängt natürlich von den Spielern ab.
Ed Boon: Ja, das ist genau der Grund, warum wir das Spiel hier noch nicht zeigen, sondern nur ein Video präsentieren - wir arbeiten nämlich mit Hochdruck an genau diesem Balancing. Auch mit der neuen Steuerung wirst du schnelle Special Moves machen können, den Speer werfen, danach einen Backflip und einen Teleport ausführen - einfach alle Kombos, die auch mit dem normalen Controller möglich sind!
4Players: Die Frage ist ja, ob man mit Wiimote und Nunchuck tatsächlich genauso flüssig spielen kann, wie mit einem klassischen Controller. Ansonsten wird's ja ein wenig unfair.
Ed Boon: Nun, es ist ja bei allen Kampfspielen so, dass egal wie gut der Computer gegen dich ist, du immer weißt, dass es sich dabei um einen künstlichen Gegner handelt. Es spielt keine Rolle, wie lange man spielt, wenn man allein zockt, setzt an irgendeinem Punkt immer eine gewisse Routine ein. Also dachten wir uns einfach, dass wir dem
Krawall: In den letzten Spielen habt ihr ziemlich viel Zeit und Mühe in Bonusgames wie den Konquest-Modus gesteckt. War das eine Art Versuchsreihe, die schlussendlich zu Shaolin Monks geführt hat? |
Für das nächste Mortal Kombat verspricht Ed viele Überraschungen.Spieler mehr bieten als nur das übliche Einzelspielergame - und dabei kam u.a. der Konquest-Modus raus. Der in Deadly Alliance sehr rudimentär anfing, in Deception an Tiefe gewann und in Armageddon dann schon fast ein eigenständiges Spiel wurde!
»Alle paar Jahre ist es an der Zeit, uns und unser Spiel von Grund auf neu zu erfinden!«
Ed Boon: Ich glaube fest daran, dass du einige hervorstechende Elemente brauchst, um ein wirklich gutes Beat-em-up machen zu können: Die Kampfmechanik genauso wie die sehr wichtige »Show«, die das Spiel umgibt - wenn ich meinen Gegner schlage, dann kann ich ihm etwas wirklich fieses antun, das ist etwas, das Mortal Kombat sehr einzigartig macht.
Krawall: Viele Mortal Kombat-Spieler sind speziell von den Fatalities sehr fasziniert. Gehörst du auch zu den Leuten, die darauf immer wieder Wert legen, oder verzichtest du nach einer Weile des Spielens darauf?
Ed Boon: Nein, es wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein eher klassischer Fighter. Aber sonst kann ich noch nicht viel dazu sagen: Wir nehmen nichts aus den alten Spielen mit, wir fangen ganz von vorn an. Unser neues Baby, für das wir übrigens die UT3-Engine nutzen, wird etwas völlig Unerwartetes sein, etwas, dass es im ganzen MK-Universum noch nicht gegeben hat! Manche Leute werden uns dafür lieben, andere vermutlich dafür hassen - das wird definitiv ein »anderes« Mortal Kombat. Aber warten wir mal ab. Bis November 2008 ist noch sehr viel Zeit.
Krawall: Würde Mortal Kombat auch ohne Fatalities funktionieren?
Ed Boon: Ich glaube nicht. Fatalities sind mittlerweile untrennbar mit dem Spiel verbunden, ich denke nicht, dass wir jemals ein Mortal Kombat ohne sie machen könnten.
Krawall: Aber würdest du, wenn du könntest?
Ed Boon: Nö.
4Players: Wo wir gerade beim Thema sind: Was hältst du von den deutschen Versionen deiner Spiele? Hast du sie mal gesehen?
Ed Boon: Das nicht, aber ich habe davon gehört. Ich sollte sie mir wirklich mal ansehen, denn ich habe schon von so vielen Leuten gehört, dass sie wirklich übel sein sollen.
4Players: Ja, Shaolin Monks ist da ein ganz gutes Beispiel: Wenn man z.B. einen Fatality startet, wird der Bildschirm schwarz! Man hört zwar noch die ganze Action, sieht sie aber nicht.
Ed Boon: Oh Gott. Ich denke, dass es eine Schande ist. Ist aber vielleicht immer noch besser, als ganz auf das Spiel verzichten zu müssen.
Krawall: Stimmt es, dass euer erstes Next-Gen-Mortal Kombat mehr in die Richtung von Shaolin Monks und weg vom klassischen Einer-gegen-Einen-Kampf gehen wird?