Resident Evil: Degeneration - Special, Action-Adventure, Spielkultur, iPhone

Resident Evil: Degeneration
30.01.2009, Michael Krosta

Special: Resident Evil: Degeneration

Als Resident Evil den Sprung vom Videospiel auf die große Leinwand wagte, gingen die Meinungen über die Adaptionen weit auseinander: Für sich allein betrachtet mögen die mittlerweile drei Filme mit Milla Jovovich in der Hauptrolle zwar akzeptable Horror-/Actionstreifen sein, doch fehlte der Handlung meist ein direkter Bezug zu den Ereignissen, die man in den Spielen erlebt hat. Das soll sich jetzt ändern, denn mit Resident Evil: Degeneration hat Capcom einen computeranimierten Film in Zusammenarbeit mit Sony Pictures produziert, in dem sich nicht nur bekannte Charaktere dem Zombiekampf stellen, sondern auch die Story aus den Videospielen weiter erzählt wird...

Wir erinnern uns: Am Ende von Resident Evil 3: Nemesis, das teilweise parallel zu den Geschehnissen im zweiten Teil spielt, wird die Kleinstadt Raccoon City von einem verheerenden Atomschlag ausgelöscht, um die weitere Verbreitung des T-Virus / G-Virus zu verhindern. Die Handlungvon Degeneration setzt sieben Jahre später nach der Katastrophe ein, die nicht ohne Folgen blieb: Umbrella, der Konzern hinter der Entwicklung der gefährlichen Viren, wurde mittlerweile aufgelöst. Doch auch die damalige Regierung, die den Zwischenfall in Raccoon City vertuschen wollte und immer noch nicht alle Fragen beantwortet hat, musste auf den Druck der Öffentlichkeit ihren Hut nehmen. Ist die Gefahr damit endgültig gebannt? Nein! Denn die Erreger von damals sind mittlerweile Terroristen in die Hände gefallen, die keine Skrupel davor haben, sie als biologische Waffen einzusetzen und damit eine erneute Epidemie auszulösen. Um dieser allgegenwärtigen Bedrohung entgegen zu wirken, wird unterdessen fieberhaft an einem Impfstoff gearbeitet, der beim Unternehmen WilPharma entsteht. Allerdings scheint auch dieser Konzern keine weiße Weste zu haben und führt u.a. in Indien illegale Experimente durch, bei denen Menschen wissentlich dem T-Virus ausgesetzt werden. Das ruft die Menschenrechtsorganisation Terra Save auf den Plan, die gemeinsam mit anderen besorgten Bürgern gegen 

Claire kann ihren Augen nicht trauen: Der Horror beginnt erneut!
das Vorgehen von WilPharma vor deren neuer Forschungseinrichtung in Harvardville demonstrieren. Dabei ist eine der Terra Save-Aktivistinnen eine alte Bekannte: Claire Redfield!

Atomschlag gegen Raccoon City

Es kommt, wie es kommen muss: Kurz nachdem die Heldin aus Resident Evil 2 und Code Veronica am Flughafen von Harvardville eintrifft, bricht die Hölle los, denn nicht nur unter den Demonstranten findet sich ein bissiger Infizierter, sondern auch in einem Flugzeug aus Indien ist die Zombie-Seuche bereits ausgebrochen und so kracht die voll besetzte Maschine mit einem lauten Knall ins Terminal. Überall Schreie! Rauch! Panik! Chaos! Und für Claire sowie einige Überlebende, zu denen auch der umstrittene Senator und WilPharma-Anteilseigner Ron Davis gehört, beginnt der Survival-Horror im Trickfilmformat! Neben einigen weiteren neuen Figuren wie der Soldatin Angela Miller oder dem WilPharma-Forscher Frederic Downing, die sich gut ins Resident Evil-Universum einfügen, hat aber auch ein weiterer Veteran der Videospielvorlagen ein Comeback: Leon S. Kennedy, der sich nicht nur in Resident Evil 2 durch Raccoon City geschlagen hat, sondern auch den seltsamen Vorkommnissen in Resident Evil 4 auf den Grund gegangen ist und mittlerweile als Spezialagent für die US-Regierung arbeitet. In Degeneration feiert er jetzt ein Wiedersehen mit Claire, das wunderbar in Anlehnung an ihre erste Begegnung im Intro von Resident Evil 2 inszeniert wurde. Wer die Einführung des hierzulande indizierten Titels kennt und die Szene im Film sieht, wird sicher wissen, was ich meine... Schön auch, wenn Claire keine Waffe zu

Sind Leon und Angela das neue Traumpaar? Eine Liebesgeschichte deutet sich an...
Hand hat und notgedrungen zu einem Regenschirm greifen muss, der - wie es der Zufall will - mit den Farben der Umbrella Corporation daher kommt. Überhaupt schaffen es die Macher im Gegensatz zu den Realverfilmungen von Bernd Eichinger und Paul W.S. Anderson von Anfang an, diese gewohnte Vertrautheit und Atmosphäre aufzubauen, die man bei den bisherigen Resi-Verfilmungen so schmerzlich vermisst hat. Das liegt nicht nur an den bekannten Charakteren, sondern auch ihren Synchronsprechern, denn Capcom hat für den Film mit Alyson Court und Paul Mercier die gleichen Sprecher verpflichtet, die schon in den Spielen den beiden Protagonisten ihre Stimme geliehen haben. Selbst für Ingrid Hunnigan, die im Gegensatz zum vierten Teil hier nur eine sehr kleine Rolle spielt, hat man die Originalsprecherin an Bord geholt. Die deutschen Stimmen klingen dagegen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig - vielleicht auch deshalb, weil man sich für bekannte Sprecher aus Film & Fernsehen entschieden hat, die man zu sehr mit anderen Personen in Verbindung bringt. So schlüpft Julia Haacke in die Rolle von Claire Redfield, nachdem sie u.a. bei Bevery Hills 90210 (als Kelly Taylor) und in diversen Kinofilmen zu hören sowie selbst als Schauspielerin in Serien wie Verbotene Liebe oder TV-Produktionen zu sehen war. Daneben ist Oliver Mink, der Leon S. Kennedy spricht, als die deutsche Stimme von Mark Wahlberg sicherlich ebenfalls kein Unbekannter. Auch der Rest der Besetzung zeichnet sich durch professionelle Sprecher aus, die aber allesamt nicht an das englische Original heran kommen.    

Zombiealarm

Square und auch Pixar haben mit Filmen wie Final Fantasy, Final Fantasy VII: Advent Children oder auch WALL-E gezeigt, mit welcher Brillanz und Liebe zum Detail moderne computeranimierte Filme aufwarten können. Resident Evil: Degeneration ist jedoch weit davon entfernt, an diese Qualität anzuknüpfen oder sie vielleicht sogar zu übertreffen. Schuld daran

"Sind Sie John Connor?"
sind in erster Linie die mäßig animierten Gesichter der Akteure, die besonders in Nahaufnahmen Emotionalität vermissen lassen. Vor allem Leon kommt die meiste Zeit so kalt und unerschrocken rüber, als wolle er dem Terminator Konkurrenz machen. Selbst in der Grafikengine von Resident Evil 5 sehen die Figuren besser und lebendiger aus als hier. Einen besseren Eindruck hinterlassen die Kulissen, die im Prinzip alles bieten, was sich Resident Evil-Fans wünschen: Dunkle Gänge, markerschütternde Explosionen sowie einen finalen Showdown in einer Forschungsanlage gegen einen ekligen Supermutanten. Dazu gesellen sich ein atmosphärischer Soundtrack, rasante Kamerafahrten und dramaturgisch sinnvoll eingesetzte Zeitlupen-Effekte, wie man sie auch aus manchen Zwischensequenzen der Vorlagen kennt. Wäre Degeneration ein Videospiel, müsste man allerdings eine mangelnde Gegnervielfalt ankreiden, denn bis auf die Standard-Zombies und den finalen Endgegner wird nichts geboten, was eigentlich sonst noch so an mutierten Kreaturen in einem typischen Resident Evil zu finden ist. So trifft man hier weder auf die allseits bekannten Hunde noch Riesenspinnen oder Licker. Schade ist zudem, dass auch Kult-Bösewicht Albert Wesker nicht einmal mit einem kurzen Gastauftritt belohnt wurde - gerade auch deshalb, weil der Film als Übergang zwischen Teil vier
Hat Claire erst eine Waffe in der Hand, haben die Zombies nichts mehr zu lachen...
und dem im März erscheinenden Resident Evil 5 fungieren soll, in dem Wesker ersten Videos zufolge wieder eine größere Rolle spielen wird.

Die Kunst der Animation

Neben dem knapp 100-minütigen Hauptfilm, der sowohl die deutsche als auch die englische Original-Tonspur in Dolby Digital bietet, haben es auch ein paar Extras auf die DVD geschafft: So bekommt man zusammen mit ausgewählten Filmausschnitten und Bilder-Galerien eine knappe Übersicht zu allen wichtigen Charakteren, vier Clips mit lustigen Versprechern sowie ein herrliches Pseudo-Interview mit Leon. Außerdem findet sich Trailer zu Resident Evil: Degeneration, Resident Evil 5 sowie diversen anderen Filmen. Mit am interessantesten dürfte allerdings der Blick hinter die Kulissen im Making-Of "The Generation of Degeneration" sein. Es wäre allerdings schön gewesen, auch noch eine Zusammenfassung auf die DVD zu packen, in der die Handlung der bisherigen Spiele noch einmal aufbereitet werden würde, um auch Nicht-Kennern der Serie einen besseren Durchblick zu ermöglichen.

Extras

Im Gegensatz zu den drei Realverfilmungen der Videospiel-Reihe werden Fans von Resident Evil: Degeneration sicher nicht enttäuscht sein! Auch wenn der computeranimierte Film technisch anderen Genre-Vertretern wie Final Fantasy VII: Advent Children deutlich hinter hinkt, bekommt man dramaturgisch und atmosphärisch packend inszenierten Survival-Horror im Trickfilm-Format, bei dem die Geschichte der Spiele mit bekannten Charakteren glaubwürdig und vor allem in einem starken Bezug zu den Vorlagen weiter erzählt wird. Wer sich dagegen noch nie eingehender mit Resident Evil beschäftigt hat, wird manche Zusammenhänge vermutlich nicht verstehen und angesichts fehlender Vorkenntnisse stellenweise überfordert sein. Trotzdem liefert Capcom unter der Regie von Makoto Kamiya eine der besten Filmumsetzungen eines Videospiels ab, die darüber hinaus dem Namen Resident Evil würdig ist. Die ganz großen Begeisterungsstürme bleiben aufgrund der etwas antiquiert wirkenden Technik und manchen Schwächen in der Handlung allerdings aus.

Fazit:

Resident Evil: Degeneration erscheint am 5. Februar auf DVD und Blu-ray.