Symphonic Fantasies - Special, Sonstiges, 360, PC, PlayStation3, Spielkultur, NDS, PlayStation2, Wii, PSP

Symphonic Fantasies
02.04.2009, Michael Krosta

Special: Symphonic Fantasies

Als Purple Motion hat er bereits die Demoszene mit seinen famosen Synthie-Klängen aufgemischt. Beim letztjährigen Hülsbeck-Konzert "Symphonic Shades" war er für die meisten Arrangements verantwortlich und hat die Chip-Sounds von damals orchestertauglich gemacht. Auch bei "Symphonic Fantasies" jongliert Jonne Valtonen mit den Noten und hat sogar eine Eröffnungs-Fanfare komponiert. Wir waren bei der Aufnahme-Session in Köln dabei und haben dem sympathischen Finnen ein paar Fragen über sich, seine Arbeit und Musik gestellt...

Jonne Valtonen: Uff...[überlegt]. Ich kann mich dunkel an die erste Kassette erinnern, die ich mir gekauft habe. Das war das Album "Time" vom Electric Lights Orchestra. Da steckte schon sehr viel für mich drin. Ich habe mich also schon

Jonne Valtonen hat bereits für Symphonic Shades die meisten Arrangements geschrieben. Bei Symphonic Fantasies ist er ebenfalls für die Notationen verantwortlich.
recht früh für orchestrale Musik interessiert.

4Players: Hallo Jonne! Erinnerst du dich eigentlich noch an die erste Platte, die du dir zugelegt hast?

Jonne Valtonen: Ich höre eigentlich alles. Ich mag klassische Musik und ich höre mir sehr viele Film-Soundtracks an. Dann auch Pop-Musik. Alles. Wenn sich irgendwas toll anhört, bin ich zur Stelle. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob es sich dabei um einen modernen oder klassischen Komponisten oder eine bestimmte Gruppe handelt.

4Players: Und welcher Musik lauschst du heute so?

Jonne Valtonen: So lange ich mich erinnern kann. Als ich klein war, habe ich schon damit angefangen, auf dem Klavier zu spielen und meine eigenen Sachen zu komponieren. Ich habe mir dann nach einem eigenen System Notizen gemacht, die so etwas wie Noten für mich waren.

4Players: Wann und warum hast du dich dazu entschlossen, deine eigene Musik zu machen?

4Players: Bei Symphonic Shades hast du Orchester-Arrangements zu Melodien geschrieben, die ursprünglich aus Soundchips mit wenigen Stimmen oder Kanälen stammen. Die Musik von Final Fantasy wird dagegen schon seit geraumer Zeit von Orchestern aufgeführt und zumindest die Soundtracks der jüngsten Spiele aus dieser Serie werden gleich von Anfang an mit einem Orchester eingespielt. Macht das deine Arbeit für das anstehende Konzert leichter oder schwieriger?

4Players: Hattest du einen Lehrer?

Jonne Valtonen: Ja, ich hatte verschiedene Lehrer. Ich glaube, ich habe so mit acht oder neun Jahren am Klavier angefangen.

Jonne Valtonen: Beides. Es ist einfacher, weil ich bereits einen Eindruck davon bekomme, welche

Video: Die Eröffnungs-Fanfare zum kommenden Konzert hat Jonne Valtonen nicht nur arrangiert, sondern auch selbst komponiert.Besetzung und Notation dem Original-Komponisten vorschwebt. Ich muss also nicht so viel erraten. Schwierig wird es deshalb, weil wir ja auch etwas Neues machen wollen, ohne dabei das Original aus den Augen zu verlieren. Es ist also beides. Es ist nicht schwierig, etwas Neues einzufügen und trotzdem das Alte beizubehalten. Dahinter steckt die ganze Idee hinter dem Konzert, aber ich darf noch nicht mehr darüber verraten. Aber es geht unter anderem darum, die einzelnen Stücke und Teile von ihnen so miteinander zu verbinden, dass sich die Übergäng gut anhören.

Jonne Valtonen: Wenn die Melodie sehr stark bzw. gut ist und man von Anfang an weiß, wie man sie und das Thema in den Vordergrund rückt, macht das die Arbeit deutlich leichter. Das ist nicht bei allen Stücken der Fall, denn manchmal weiß man nicht so recht, worum es eigentlich geht. Da fragt man sich, ob es dieser Rhythmus, dieser Sound oder diese Melodie ist, die eigentlich gar keine richtige Melodie ist. Manchmal ist es schwierig zu erraten, was das Wesentliche in einem bestimmten Stück ausmacht. Ich versuche natürlich, mich mit den Leuten abzusprechen und frage sie, was sie mögen und als Haupt-Thema ansehen. Manchmal ist es aber schwierig.

4Players: Welcher Teil beim Arrangieren fällt dir denn am schwersten und welcher am leichtesten?

Jonne Valtonen: Meiner Meinung nach ist das Arrangieren deutlich schwieriger als eigene Musik zu komponieren, weil man dort nicht machen kann, was man will. Beim Arrangieren macht man natürlich auch das, was man mag, aber muss sich an die Ideen des ursprünglichen Komponisten halten. Man versucht, sich den Stil anzueignen, wofür man viel Zeit investieren muss. Komponieren fällt da sehr viel leichter, weil man sich an nichts orientieren muss. Beim Arrangieren von Symphonic Shades habe ich enorm viel gelernt und mich intensiv mit der Musik von Chris Hülsbeck befasst. Und jeder hat diese Eigenheit - also Dinge, die bei den Leuten gut ankommen und ihnen gefallen. Und die wollte ich finden. Das ist das Schwere daran, da man es natürlich möglichst gut machen will. Und wenn man etwas gut machen will, dann braucht man Zeit. Ist einem das Ergebnis egal, wird es schlecht. Das trifft nicht nur beim Arrangieren zu, sondern eigentlich auch in vielen anderen Berufen und Tätigkeiten.

4Players: Für "Symphonic Fantasies" hast du eigens eine Fanfare komponiert. Was macht dir mehr Spaß: Das Komponieren von eigenen Werken oder das Arrangieren von Stücken anderer Komponisten?

Jonne Valtonen: In Symphonic Fantasies wird es diesbezüglich einiges zu hören geben, aber viel darf ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht dazu sagen. Es ist ein recht moderner Ansatz und es werden insgesamt viele Solo-Instrumente zum Einsatz kommen, die auch etwas ungewöhnlich sind. Aber die Pläne sind noch nicht ganz abgeschlossen. Ich habe eine ziemlich aufregende Idee, aber die bleibt noch mein Geheimnis. Wir machen das natürlich nicht, um irgendwas Verrücktes zu machen, sondern wollen eine interessante Erfahrung für die Hörer liefern. Man darf die Perspektive nie aus den Augen verlieren, denn selbst wenn man etwas Ungewöhnliches versucht, muss man den Zweck dahinter erkennen können.

4Players: Film- und Spiele-Soundtracks gleichen sich heutzutage häufig, was die Orchestrierung angeht. Gibt es irgendwelche Klangexperimente, die du gerne mal versuchen würdest?

Jonne Valtonen: Das Wichtigste...[überlegt] ist eigentlich, wenn das Orchester gut ist. Ich glaube, das ist am wichtigsten. Denn wenn das Arrangement großartig ist, aber sich das Orchester keine Mühe gibt und ihm eigentlich alles egal ist, dann ist es auch egal, wie gut das Stück eigentlich ist. Das Wichtigste ist also, ein großartiges Orchester zu haben. Ebenfalls wichtig sind ein großartiger Dirigent und natürlich auch eine großartige Musik, die man arrangiert und ausgeprägte Melodien beinhaltet. 

4Players: Was ist das Wichtigste für dich, wenn du einen Soundtrack arrangierst?

         

Jonne Valtonen: Ja, da gibt es einige. Ich schaue mir viele Orchestrierungen verschiedener Künstler an - vor allem die von Filmkomponisten. Diese benutzen heute oft moderne Techniken, aber bleiben dabei der ursprünglichen Harmonie treu. Ich höre mir vor allem viele moderne Komponisten an. Von den Filmkomponisten halte ich sehr viel von Don Davis, der z.B. den Soundtrack zu "The Matrix" geschrieben hat. Natürlich gehört auch John Williams mit dazu, dessen Orchestrierungen immer außergewöhnlich und clever sind. Sie klingen immer recht simpel, aber es passieren so viele Dinge

Die Spiele von Square Enix hat Jonne Valtonen zwar nie selbst gespielt, aber er konzentriert sich auf das, worauf es für ihn ankommt: Die Musik! 
bezüglich der Harmonie. Von den klassischen Komponisten mag ich Richard Strauss sowie einige Vertreter des Impressionismus, die mit wenigen Elementen Unglaubliches leisten. Wenn man die Sachen auf dem Papier sieht, fragt man sich noch "Was soll das denn?", doch wenn man sie hört, ist es der Hammer. Manchmal beschäftigt man sich intensiver mit dem einen oder anderen Komponisten und ich versuche dann herauszufinden, wie er manche Passagen umgesetzt hat. Ich transkribiere das dann und versuche, dahinter zu kommen.

4Players: Hast du irgendwelche Vorbilder, was deinen Stil angeht?

Jonne Valtonen: Es ist eigentlich ganz einfach: Die Musik ist gut. Und das macht sie zu etwas Besonderem. Manchmal ist Musik das nicht: Es ist einfach, viele Töne zusammenzustellen und ein großes Tamm-Tamm zu veranstalten, aber die Musik von Final Fantasy besticht durch ihre große Variation und jeder Teil ist enorm gut durchdacht. Sie hat dieses gewisse Etwas, das sich nur schwer beschreiben lässt. Und das ist bei Spiele-Soundtracks nicht immer der Fall.

4Players: Was macht die Musik von Final Fantasy und Nobuo Uematsu so besonders für dich?

Jonne Valtonen: An Spielen hätte ich super gerne Fallout gemacht. Ich liebe dieses Spiel und es hat mich einiges an Zeit gekostet. Ich habe mir sogar extra eine PlayStation 3 dafür gekauft. Und bei den Filmen...das wird schwierig...ich hätte mich gerne als der Komponist von Space Odyssey 2001 gesehen. Und "The Matrix" wäre sicher auch ganz interessant gewesen. Zumindest der erste Teil. Es wäre sicherlich cool gewesen, die Musik dafür zu komponieren. Ich wäre sie vielleicht nicht so angegangen wie Don Davis, aber wer weiß? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten.

4Players: Welchen Film oder welches Videospiel aus der Vergangenheit hättest du gerne selbst vertont?

Jonne Valtonen: Die Sache ist die: Wenn ich z.B. ein Buch lese, dann lese ich es gleich in einem Rutsch durch. Am besten schon alles an einem Tag. Wenn ich einmal anfange, dann kann ich nicht mehr aufhören. Bei Spielen ist das auch so. Wenn ich ein Spiel habe, dann will ich es auch sofort durchspielen. Deshalb bin ich extrem vorsichtig mit dem, was

Thomas Böcker (links) organisiert nicht nur die Spielemusik-Konzerte, sondern fungiert auch als Manager für Jonne Valtonen.
ich spiele. Sie nehmen einfach zu viel Zeit in Anspruch. Ich habe früher immer gerne Rollenspiele gespielt, so z.B. Oblivion. Oder Civilization.

4Players: Welche anderen Spiele neben Fallout zockst du sonst noch privat?

Jonne Valtonen: Nein, tatsächlich nicht. Ich weiß selbst nicht so genau, wieso eigentlich nicht. Ich hab die Soundtracks. Und ich kenne die Musik. Aber die Spiele habe ich nicht gespielt. Allerdings schauen wir uns z.B. auf Youtube Videos von Spielern an und bekommen so eine ganz gute Vorstellung, worum es in den einzelnen Teilen geht. Wenn ich komponiere, benutze ich z.B. zwei Monitore, wo ich mir Spielszenen ansehe. Die ganzen Spiele selbst zu spielen, würde einfach zu viel Zeit in Anspruch nehmen, wobei das Recherchieren schon sehr viel Arbeit ist. Aber es geht ja hauptsächlich um die Musik. Deshalb konzentriere ich mich hauptsächlich auf den Komponisten anstatt auf das eigentliche Spiel. Denn der Komponist weiß bereits, was genau er mit seiner Musik bewirken will.

4Players: Hast du denn auch die Final Fantasy-Spiele gespielt? Sind ja ebenfalls Rollenspiele...

Jonne Valtonen: Manchmal habe ich noch Lust, Musik für Demos geschrieben, aber das ist heute nicht mehr das Gleiche wie früher, weil es keine Beschränkungen mehr gibt. Alles ist erlaubt. Es ist natürlich interessant, sich darüber keine Gedanken mehr machen zu müssen, aber früher ging es darum, mit einem minimalen Speicherplatz von wenigen Kilobytes Musik zu erschaffen und Samples unterzubringen. Und jeder war auf gleicher Höhe. Das war einfach Spaß. Eine spezielle Art von Kunst.

4Players: Deine Wurzeln liegen ja in der Demoszene. Denkst du manchmal darüber nach, auch noch mal Musik für eine Demo zu komponieren?

4Players: Du suchst also die Herausforderung...

Jonne Valtonen: Ja, ganz genau. Und das war die Herausforderung. Auch beim Arrangieren werde ich mit Grenzen konfrontiert, genau wie jeder andere auch. Das ist die neue Herausforderung...

4Players: Vielen Dank für das Gespräch!