Superbrothers: Sword & Sworcery - Special, Action-Adventure, iPad, PC, iPhone, Switch, Android
Wer in Melodien versinkt, wie sie von Hülsbeck, Whittaker oder Hubbard geschrieben wurden, kennt die nostalgische Wehmut der schrägen Oktaven und knarzigen Beats. Viel interessanter ist aber, dass diese Klänge selbst heute interessant sind, weil sie einen
Der Sound der 80er
"Ballad of the Space Babies" heißt der Titel, den er zum größten Teil auf einer alten Cassio-Klaviatur zusammenstellte . Ein undefinierter Ton wabert algorithmisch im Hintergrund, ein kurzes Sample singt sich immer wieder in den Vordergrund, gleichmäßige Klavieranschläge markieren den Takt - viel mehr braucht es nicht, um in den Nebel einer zauberhaft stillen Welt zu gleiten. Laut Guthrie war es dieses Stück, das nach vielen Experimenten endlich das Spieldesign für Sword & Sworcery definierte. Überhaupt war es übrigens Guthries Musik, die den Superbrothers als eine wichtige Quelle der Inspiration diente. Kein Wunder also, dass sich auf dem Album zahlreiche Stücke befinden, die der Komponist lange vorher geschrieben hatte.
Und die experimentelle Note merkt man seinem Werk an. Wer Sword & Sworcery laufen lässt, ohne hinzuhören, der verpasst die Musik. Denn ein bisschen ist der Soundtrack wie das Spiel: Wie die Suche nach dem großen Ganzen, nach der Lösung eines Rätsels. Was will dieser Song, der wie ein Lückenfüller in einem Gitarren-Riff festzuklemmen schein? Man muss aufmerksam dem Klavier folgen, das in "The Maelstrom" mit beinahe willkürlichen Akzenten eine Melodie erschafft, bevor es sich in einer einfachen synthetischen Klangfläche auflöst.
Der Soundtrack ist zwar auch bei iTunes verfügbar - bei Bandcamp darf man allerdings nicht nur das komplette Album in Ruhe probehören , sondern nach dem Kauf wahlweise als 320kbps-MP3, FLAC oder in einem anderen Format herunterladen. Dabei ist Sowrd & Sworcery mit weniger als sechs Euro auf Bandcamp umgerechnet mehr als zwei Euro günstiger als im deutschen iTunes Store.
Hörproben & Verfügbarkeit |
Wer hingegen dem unheimlichen Xylophon in "The Whirling Infinite" keine Beachtung schenkt, der verpasst das leise Klingeln des Telefons. Was passiert, wenn die Stimme am anderen Ende ungeordnete Zahlen aufsagt, bevor eine Explosion die unsägliche Spannung aufzuheben scheint?
Sammler können den Soundtrack übrigens für knapp 22 Euro als Schallplatte erwerben, auf der 14 Stücke enthalten sind. Die restlichen 13 erhalten sie als Download.
PC-Version: Die Songs findet ihr separat in diesem Ordner: Steam\steamapps\common\superbrothers sword & sworcery ep\soundtrack.
Guthrie errichtet plastische Bühnenbilder, die den Geist wandern lassen. Seine Musik ist ungemein vielsagend, ohne den Weg vorzuschreiben - jede Note spielt eine musikalische Geschichte, die im Kopf entsteht. Es beginnt mit dem magischen "Dark Flute", das nach langem Vorspiel endlich mit voller Band die Tore zu dem elektronischen Märchen aufstößt. Der vierte Titel, "The Prettiest Weed", führt den Rhythmus mit einer starken Hommage an längst vergessene Melodien fort. In "Doom Sock" knistern fremdartige Geräusche in einer Melodie zwischen "The Hole" und einem Carpenter-Film. In "The Cloud" weinen Flöte und Streicher hilflos zwischen den Takten.
Das Tor in eine neue Dimension
"Unknown Geometry" bildet schließlich einen kraftvollen Höhepunkt: Es beginnt wie eine unscheinbare chemische Reaktion im Reagenzglas - als einsame Klangfläche, die bald von einem gleichmäßigen Tropfen getragen wird. Immer mehr Elemente ergänzen die vorsichtige Genesis, bis sie sich zur mächtigen Explosion aufbläht. Mag sein, dass hier mehr steht, als im Spiel steckt. Doch die Musik bietet eine so enorme Projektionsfläche - man muss Guthries Tor durchschreiten! Ob Absicht oder Zufall: Hin und wieder zitiert Guthrie dabei andere Künstler. Es ist keine bittere Pille - es fällt aber auf, wenn man mal Vangelis, mal Mansell, mal Glass heraushört. Auch fällt auf, dass die zahlreichen Bonustitel im zweiten Teil nicht ganz so intensiv beeindrucken wie die Stücke im ersten Abschnitt. Doch spätestens, wenn er mit den Rufen spielender Kinder und splitterndem Glas endet, bevor eine einsame Gitarre den wehmütigen Abschied anstimmt, ist der Klang des Gewöhnlichen längst verhallt.
Einschätzung: ausgezeichnet